Der Bundesliga-Ballast wog schwer auf dem Weg zum Bosporus. Von Vorfreude auf einen Festtag in der Champions League war bei Borussia Dortmund vor dem Start des Fluges TK 3321 am Dienstag nach Istanbul nur wenig zu spüren, obwohl es für den deutschen Fußball-Vizemeister zuletzt ausschließlich auf der europäischen Bühne Grund zum Feiern gab.
Die Liga-Krise mit dem indiskutablen Tabellenplatz 14 und rätselhaften Auftritten kreist vor dem dritten Gruppenspiel am Mittwoch bei Galatasaray Istanbul in den Köpfen der BVB-Profis, auch wenn Nationalspieler Marco Reus anmahnt: "Aber jetzt müssen wir die Konzentration erst einmal auf das Spiel in Istanbul legen."
Zwei Spiele, sechs Punkte, 5:0 Tore - so die bisher makellose Bilanz der Westfalen vor dem Duell mit dem türkischen Rekordtitelträger. Ein weiterer Sieg würde die Tür zum Achtelfinale bereits weit öffnen, wäre da nicht die allgemeine Verunsicherung um den mentalen Zustand der Borussen.
"Hauptsache wir gewinnen"
"Abschalten dürfen wir jetzt nicht", wird Weltmeister Kevin Großkreutz im "Kicker" zitiert, "wenn wir alle Spiel verlieren, sind wir raus." Dazu wird es nicht kommen, ist sich Torhüter Roman Weidenfeller sicher, denn in zwei Wochen im Heimspiel gegen Galatasaray könne man bereits alles klarmachen fürs Überwintern in der Beletage - und sich danach verstärkt auf die Aufholjagd in der Bundesliga konzentrieren.
Weidenfeller selbst möchte saisonübergreifend das vierte Mal in Folge in der Königsklasse ohne Gegentor bleiben, das wäre ein Novum in der Klubgeschichte und vielleicht ein Fingerzeig für die kommenden Wochen. Doch das ist derzeit alles sekundär. "Hauptsache wir gewinnen", so der Weltmeister.
Die abweichenden Vorstellungen in der Liga und Königsklasse kann sich in Dortmund niemand erklären. Eine Gala gegen den FC Arsenal (2:0) folgte ein ungefährdetes 3:0 beim RSC Anderlecht. Die logischen Fragen nach der unterschiedlichen Einstellung der Spieler blieben ohne eindeutige Antworten.
Gala mit Derbysieg im Rücken
Wie auch immer: Die Borussen lieferten in den vergangenen Wochen nur wenige Gründe zur Zuversicht. Die türkischen "Spione" dürften die Schwachstellen längst ausgemacht haben und ihrerseits auf eine Wende in der Königsklasse hoffen. Denn Galatasaray steht mit nur einem Punkt (1:1 gegen Anderlecht und 1:4 bei Arsenal) bereits unter Zugzwang.
Im Europapokal trafen die Dortmunder bisher viermal auf den aktuellen Tabellen-Zweiten der Süper Lig und landete zwei Siege. Galatasaray konnte bisher nur zwei von bisher zwölf Heimspielen gegen einen deutschen Klub gewinnen, tritt aber mit der Motivation eines 2:1-Erfolges im Lokalderby gegen Fenerbahce Istanbul an.
Fraglich ist, mit welchem Personal Klopp die Hürde im Hexenkessel der 52.650 Zuschauer fassenden Arena nehmen will. Für den türkischstämmigen Ilkay Gündogan, der nach 14 Monaten in Köln sein Comeback feierte, dürfte ein zweiter kraftraubender Einsatz innerhalb von fünf Tagen zu früh kommen.
Die Gruppe D im Überblick