Werner Rank schaffte, was noch keinem deutschen Fußballer vor ihm gelungen war. Er stand in den vergangenen 20 Jahren in elf Spielklassen auf dem Platz. Nur die 3. Liga gab es zu seinen Profizeiten noch nicht. Für jeden seiner Vereine traf der Stürmer in einem Pflichtspiel, doch für die Bundesliga reichte es nicht dauerhaft. Im Gespräch mit SPOX erzählt er von seinen WG-Zeiten mit Olaf Marschall, Mark Schwarzers Trunkenheitsfahrt und was das Fernsehen aus Rolf Schafstall macht.
SPOX: Mit dem Kreisligisten FC DJK Weißenburg wurden Sie zweimal Meister und haben sich in die Geschichtsbücher eingetragen. Ihr Wechsel war also ein Erfolg. Gab es in Ihrer Karriere auch mal einen richtigen Reinfall?
Werner Rank: Mein Transfer 1995 von Dynamo Dresden zu Rot-Weiß Erfurt. Damals hatte ich fünf oder sechs Anfragen vorliegen, habe mich aber für einen Dreijahresvertrag in Erfurt entschieden, weil das finanziell am reizvollsten war. Doch der Klub bekam schon nach dem ersten Monat Geldprobleme und ich musste mir durch Gerichtsverhandlungen und Pfändungen mein Gehalt erkämpfen.
SPOX: Und damit war Ihre Pechsträhne noch nicht vorbei.
Rank: Rot-Weiß Erfurt schickte mich dann zum Probetraining zu Bayer Uerdingen (damals 2. Bundesliga, Anm. d. R.). Dort konnte ich voll überzeugen und schon am Mittag stand fest, dass Uerdingen den Vertrag übernehmen wird. Weil mein Zug aber erst am Abend zurück fuhr, habe ich nachmittags nochmal mittrainiert. Fünf Minuten vor Trainingsende reißt mir dann bei einem Zweikampf das Kreuzband und der Deal platzt.
SPOX: War Ihr Verletzungspech auch ein Grund, warum Sie sich in der Bundesliga nicht durchsetzen konnten?
Rank: Nein, für mich war es schon ein Erfolg, überhaupt dort gespielt zu haben. Ich war nicht der talentierteste Spieler und musste die mangelnde Technik mit Kampf und Einsatz wettmachen, aber das geht eben nur bis zu einer gewissen Liga. Die Bundesliga war für mich im Nachhinein eine Nummer zu groß, obwohl ich bei Horst Hrubesch zwischenzeitlich Stammspieler in Dresden war.
SPOX: Sie kommen aus dem fränkischen Herrieden und spielten unter anderem in Nürnberg.
Rank: 1990 habe ich beim 1. FC Nürnberg gespielt. Aber zwei Wochen nach meiner Unterschrift hat der Club Dieter Eckstein, Hans Dorfner, Andre Golke und Sergio Zarate für die Offensive verpflichtet. Damit lagen meine Chancen in der Bundesligamannschaft schon vor dem ersten Training praktisch bei null.
SPOX: Wer war denn der Konkurrent, von dem Sie sich am meisten abschauen konnten?
Rank: Olaf Marschall war der beste Fußballer und auch ein guter Freund. Eine Zeit lang haben wir sogar zusammengewohnt. Denn ich musste zu Beginn meiner Dresdner Zeit im Hotel leben und Marschall hatte vom Verein ein Haus gestellt bekommen, aber keine eigenen Möbel. Also bin ich kurzentschlossen mit meinen Möbeln bei ihm eingezogen.
SPOX: Ihre Mitspieler vom FC DJK Weißenburg bezeichnen Sie als "geilen Typen". Wie war Ihr Stand bei der Mannschaft zu Beginn? Man hätte ja meinen können, der Verein wäre für Sie nur ein Mittel, um den Elf-Ligen-Rekord zu schaffen.
Rank: Klar hatte ich zu Beginn ein komisches Gefühl und wusste nicht, was auf mich zukommen würde. Aber ich wurde super aufgenommen. Es ging mir auch nicht nur um meine Ziele, ich wollte mich auch integrieren und den Weißenburgern sportlich weiterhelfen.
SPOX: Der Plan ging also auf.
Rank: Ja, ich konnte allen drei Mannschaften helfen und somit ein kleines Stück dazu beitragen, die Ziele zu erreichen. Außerdem war die erste Mannschaft des FC/DJK für die Kreisklasse sehr gut besetzt, so konnten sich die Gegner nicht zu sehr auf mich konzentrieren, sonst hätten eben die anderen die Tore geschossen.
SPOX: Wer war denn der beste Verteidiger, an dem Sie sich die Zähne ausgebissen hatten?
Rank: Matthias Sammer, Jürgen Kohler und Julio Cesar. Das war mein erstes Bundesligaspiel von Beginn an: Es war 1993, mit Dresden ausgerechnet in Dortmund, wir verlieren 0:4. Ich bin seit meiner Jugend Dortmund-Fan. Im Westfalenstadion war ein unglaublicher Lärm und dann laufe ich gegen diese Weltklassemannschaft auf. Ich kann mich heute nicht daran erinnern, dass ich auch nur einen Ballkontakt hatte. Es ist mir ein Rätsel, warum ich überhaupt 75 Minuten auf dem Platz stehen durfte.
SPOX: Kann sich jemand, der schon vor solchen Kulissen gespielt hat, überhaupt noch richtig motivieren, wenn er gegen den SC Stirn aufläuft?
Rank: Wenn ich auf dem Platz stehe, will ich immer gewinnen. Außerdem hat der eine oder andere Zuschauer mich sicherlich genauer beobachtet, denn mein Wechsel wurde von den regionalen Medien ziemlich aufgebauscht. Ich wollte dem Verein auch etwas zurückgeben, denn der FC /DJK hat mir schließlich die Möglichkeit gegeben, diesen Rekord aufzustellen.
SPOX: War es denn schon immer Ihr Plan, wenn ich als Bundesliga-Fußballer nicht berühmt werde, dann über diesen Rekord?
Rank: Nein, auf keinen Fall. Dadurch, dass ich 16 Jahre vom Fußball gelebt habe, hat sich das im Laufe der Zeit so entwickelt. Und als ich dann wieder bei meinem Heimatverein im Abstiegskampf ausgeholfen hatte, reifte dann im letzten Jahr die Idee. Denn es fehlten nur noch die untersten drei Ligen.
SPOX: Zukünftig wollen Sie als Trainer arbeiten. Ihre Mannschaftskollegen wünschen sich aber, dass sie noch eine Saison dranhängen.
Rank: Es war eine herrliche Zeit mit dem Aufstieg der 1. und 3. Mannschaft in Weißenburg. Deshalb ist es nun wahrscheinlich auch der beste Zeitpunkt aufzuhören. Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Als Trainer würde ich nur wieder arbeiten, wenn der richtige Verein kommt und bisher war das nicht der Fall. Vielleicht trainiere ich ja die E-Jugend von meinen Sohn Niklas beim TuS Feuchtwangen.
SPOX: Welcher Ihrer Trainer hat sie denn persönlich begeistert?
Rank: Bei Dynamo Dresden war Siggi Held unglaublich korrekt und ehrlich. Der hat seine Linie ganz ruhig und sachlich durchgezogen und alle Spieler gleich behandelt. Es gab aber auch andere.
SPOX: Zum Beispiel?
Rank: Rolf Schafstall war ein Verrückter. Mit Stahl Brandenburg haben wir im DFB-Pokal gegen 1. FC Kaiserslautern gespielt. Am Vorabend kam das Fernsehen vorbei. Und als uns dann die Kameras beobachteten, hat uns Schafstall nochmal richtig reingelassen. Wir mussten mit voller Power trainieren. Bis wir platt waren. Am nächsten Tag konnten wir natürlich nicht mehr laufen und haben das Spiel verloren.
SPOX: Fühlen Sie sich eigentlich nicht zu jung für die Trainerbank? Ihr ehemaliger Dynamo-Teamkollege Mark Schwarzer spielt immerhin noch Premier League.
Rank: Mark ist fünf Jahre jünger als ich, aber es freut mich riesig, das er eine so tolle Karriere hingelegt hat. Ich wusste bereits vor 15 Jahren, dass er ein richtig guter Torhüter wird. Er interpretierte das Spiel damals schon sehr modern, leitete schnelle Gegenangriffe mit weiten Abwürfen ein und stand viel weiter vor dem Tor als unser Stammkeeper Tschertschessow. Mit Schwarzer habe ich bei Dynamo Dresden viel unternommen. Ein klasse Typ! Wir hatten damals als Ersatzspieler das gleiche Leid und waren deshalb viel gemeinsam unterwegs. Gleich zu Beginn unserer Zeit in Dresden waren wir mal zu lange weg. Auf dem Heimweg hat er dann sein Auto zu Schrott gefahren, daran kann ich mich noch ganz gut erinnern. (lacht)
Der Steckbrief von Werner Rank
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