Dänen lügen nicht

Stefan Rommel
15. Februar 200921:43
Michael Gravgaard (2. v. l.) wechselte im Winter von Nantes zum HSVImago
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Leverkusen hat einen neuen Lieblingsgegner. Wolfsburg hat ein neues Juwel. Bochum hat einen neuen König. Dortmund hat einen neuen Borussen-Bubi. Aber haben die Bayern eigentlich noch ihren Prinzen? Und wie hat sich der "Transfer-Flop des Jahres" am 20. Spieltag eigentlich geschlagen. Das Zapping.

Hamburger SV - Arminia Bielefeld 2:0

Das war ja mal ein Einstand für Michael Gravgaard am vergangenen Wochenende. Bei seinem Debüt für den HSV war der Neuzugang aus Nantes bei der Pleite in Karlsruhe an allen drei Gegentoren beteiligt. Von Trainer Martin Jol gab's dafür gleich mal eine Abreibung vor laufender Kamera. Beim Boulevard war Gravgaard sogleich die "Dänen-Träne" und "der Transfer-Flop des Jahres".

Der 30-Jährige schien ob seiner Missgeschicke doch recht konsterniert, versprach unter der Woche aber: "Die Partie ist abgehakt. Gegen Bielefeld bin ich locker und nehme den Kopf wieder hoch."

Gegen die Arminia durfte Gravgaard nun von Beginn an beweisen, ob er seinen verkorksten Auftritt tatsächlich schon weggesteckt hat. Und? Dieses Mal verschuldete er kein Gegentor, leistete sich keinen groben Schnitzer und fiel auch sonst nicht negativ auf. Gravgaard hielt also, was er versprochen hatte. Dänen lügen eben nicht. zur SPOX-Analyse

Borussia Dortmund - Energie Cottbus 1:1

Uwe Hünemeier, 23, geboren in Gütersloh hat bisher drei Bundesliga-Spiele für Borussia Dortmund gemacht, das letzte allerdings vor rund zweieinhalb Jahren. Dafür hat er in 15 Saisonspielen in der Regionalliga West bereits zwei Treffer erzielt. Wen das interessiert? Eigentlich - pardon - keine Sau.

Sollte es aber. Denn der Junge ist nach dem Abgang von Robert Kovac und dem Saisonaus von Mats Hummels Dortmunds Innenverteidiger Nummer drei und wird wohl bald schon zu seinem vierten Bundesliga-Einsatz kommen.

Denn auf Dauer dürfen sich die zweifellos talentierten Neven Subotic (20) und Felipe Santana (22) Vorstellungen wie gegen Cottbus wohl nicht ungestraft erlauben. Und als Ersatz für den "Kinderriegel" bliebe Klopp dann nur the next Borussen-Bubi: Uwe Hünemeier, 23, geboren in Gütersloh. zur SPOX-Analyse

VfL Bochum - Schalke 04 2:1

"The king is dead, long live the king." Früher wurde mit der so genannten Heroldsformel das Abdanken des alten und die Ernennung des neuen Königs ausgerufen. Was früher schon ein Symbol der Kontinuität war, gilt auch heute noch. Zumindest im Fußball und zumindest manchmal.

Eine jener seltenen Begebenheiten trug sich beim VfL Bochum zu. Vor zwei Wochen trauerten Fans noch unverhohlen ihrem (Ex-)Kapitän und Liebling Thomas Zdebel hinterher, der in der Winterpause nach Leverkusen weggelobt wurde.

Beim Derbysieg über Schalke schwang sich Christoph Dabrowski zum neuen Herrscher über das Ruhrstadion auf.

Dabrowski hat nicht nur Zdebels Kapitänsamt übernommen, sondern gleichzeitig auch dessen Machtfülle im defensiven Mittelfeld. Da der 30-Jährige praktischerweise gleich auch noch den Siegtreffer zum 2:1 erzielte, wurde seine Inthronisierung zum Triumphzug. Und Zdebel dürfte bald vergessen sein. zur SPOX-Analyse

Hertha BSC - Bayern München 2:1

Man mag es ja kaum glauben, aber im Spitzenspiel bei der Hertha offenbarte der Kader der Bayern eine merkwürdige Lücke. Trainer Jürgen Klinsmann hatte nämlich nur drei Stürmer dabei. Luca Toni musste bereits nach einer guten halben Stunde vom Feld, für ihn kam Landon Donovan.

In der Schlussphase, als die Bayern zurück lagen und eine weitere Offensivoption gut gebraucht hätten, hatte der Rekordmeister keine Alternative mehr auf der Bank. Das wirft zwei Fragen auf: Kann Donovan an die beiden Granden Toni und Miroslav Klose ranschnuppern? Und: Wo war Lukas Podolski?

Der Amerikaner Donovan hatte wenig bis gar keine Bindung zum Spiel und vergab zwei dicke Möglichkeiten leichtfertig. Die erhoffte Verstärkung ist Donovan bis jetzt noch nicht. Der Kölner Podolski war gar nicht erst im Kader. Obwohl er schon seit längerem wieder im Training ist.

Klinsmann verzichtete freiwillig, was nicht nur Armin Veh bei Premiere überraschte. "Normalerweise hat man schon zwei Stürmer auf der Bank sitzen." Bisher galt Poldi bis zu seinem wechsel im Sommer als Stürmer Nummer vier. Dass er jetzt aber gar keine Nummer mehr sein soll bei den Bayern, ist neu. zur SPOX-Analyse

1899 Hoffenheim - Bayer Leverkusen 1:4

Nur eins der letzten sechs Spiele hatte Bayer Leverkusen gewonnen, zuletzt gab es zu Hause ein vernichtendes 2:4 gegen den VfB Stuttgart. Das Selbstvertrauen der Werkself vor der Aufgabe beim Tabellenführer war sicher nicht das größte.

Und trotzdem feuerte Bruno Labbadias Truppe eine Leistung raus, die Bayer wieder zu den engen Anwärtern auf zumindest einen Champions-League-Platz macht. Mit einer unheimlichen Effektivität zog Leverkusen dem Aufsteiger den Zahn und fügte Hoffenheim die erste Heimniederlage seiner (noch jungen) Bundesliga-Geschichte zu.

Rechnet man das 5:2 aus dem Hinspiel noch dazu, bleibt unterm Strich nur zu sagen: Leverkusen hat einen neuen Lieblingsgegner. Sechs Punkte und 9:3 Tore können nicht lügen. zur SPOX-Analyse

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Eintracht Frankfurt - VfL Wolfsburg 0:2

Mit ein bisschen Glück (Schiedsrichterentscheidungen), einer couragierten Leistung und natürlich dank Edin Dzeko hat Wolfsburg seinen bösen Auswärtsfluch endlich beendet. Nach zehn erfolglosen Anläufen diese Saison hat es in Frankfurt endlich mit dem ersten Dreier der Spielzeit geklappt.

Fast schon beängstigend gut ist Dzeko zur Zeit drauf. Das 0:1 war bereits der 25. Treffer der Wolfsburger in dieser Saison, an dem der Bosnier entweder als Vorlagengeber oder als Torschütze beteiligt war. Neudeutsch heißt das dann Scorerpunkt.

Das ist auf der einen Seite schön für den VfL und Trainer Felix Magath, der Dzeko vor 18 Monaten bei FK Teplice in der tschechischen Liga entdeckte. Auf der anderen Seite sind nun auch allerhand europäische Topklubs am 21-Jährigen dran, unter anderem der FC Arsenal. zum Spielbericht

Hannover 96 - VfB Stuttgart 3:3

Nach einer halben Stunde sah es richtig düster aus für Hannovers Trainer Dieter Hecking. Der VfB überrannte seine Mannschaft und führte schon 2:0. Dann aber hatte Hecking offenbar eine Eingebung, nahm den bis dahin völlig indisponierten Mario Eggimann vom Feld und beorderte Christian Schulz in die Innenverteidigung. SPOXGetty

Schulz wurde auf neuer Position zum besten Mann auf dem Platz und Hannover drehte ein fast schon verlorenes Spiel. Dass sich am Ende aber keins von beiden Teams als moralischer Sieger in einem tollen Spiel fühlen durfte, war der bizarren Schlussphase geschuldet.

Nach Mikael Forssells Tor zum 3:2 (85.) kam der VfB, der ja bereits 2:0 führte, nochmal zurück und durch Thomas Hitzlsperger noch zum Ausgleich (87.). Mario Gomez: "Es war einfach ein verrücktes Spiel." Kann man so sagen. zum Spielbericht

Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach 1:1

Hans Meyer musste in den letzten Wochen ja ganz schön einstecken. Selbst die eigenen Spieler stünden dem Trainer misstrauisch gegenüber, wie der Boulevard erfahren haben will.

Dabei scheint der Trainer-Fuchs in der Winterpause nicht so viel verkehrt gemacht zu haben. Meyer krempelte die Mannschaft personell um und holte unter anderem Tomas Galasek und Logan Bailly. Seinen alten Weggefährten Galasek funktionierte Meyer zum Libero um, verpasste der Mannschaft in Auswärtsspielen ein ultra-defensives 3-6-1 und hat damit (Teil-)Erfolg.

Schon in Stuttgart schnupperte die Borussia am Punkt, in Bremen klappte es tatsächlich. Allerdings fast nur dank Torhüter Bailly. Was der Belgier hielt, war fast schon sensationell. zur SPOX-Analyse

1.FC Köln - Karlsruher SC 0:0

Eigentlich wollte Sebastian Freis noch eben seine Visitenkarte abgeben bei seinem Wunschverein. Der FC ist dran am Karlsruher Stürmer und wird den 23-Jährigen ab der kommenden Saison wohl unter Vertrag nehmen.

Sein Noch-Trainer Ede Becker fand Freis' Auftritt in Köln aber wohl weniger durfte und ließ seinen besten Stürmer beim Stand von 0:0 zur Halbzeit in der Kabine. Angeblich war Freis angeschlagen oder aber es war ein kleiner Seitenhieb. Nach dem Spiel wurde nämlich bekannt, dass Freis sich mit den Kölnern einig sei. mehr

Da Köln mit 25 Punkten im gesicherten Mittelfeld der Tabelle steht, können die FC-Verantwortlichen endlich auch schon frühzeitig mit den Planungen für die kommende Saison beginnen. Und so ist Freis nach Lukas Podolski schon der zweite Zugang für den Sommer. zum Spielbericht

Der 20. Spieltag im Überblick