Der Traum vom WM-Finale ist geplatzt: Gina Lückenkemper verpasst bei den Weltmeisterschaften in Ungarn ihr großes Ziel.
Gina Lückenkemper stützte die Hände in die Hüften, sie atmete schwer und blickte immer wieder hoch zur Anzeigetafel. Doch schon bevor ihre Zielzeit von 11,18 Sekunden dort aufleuchtete, war klar: Der große Traum der Europameisterin vom WM-Finale war geplatzt.
"Ich habe es hier einfach nicht auf die Bahn bekommen", räumte Lückenkemper am ZDF-Mikrofon ein. "Mit der ersten Rennhälfte bin ich zufrieden. Aber hinten heraus, wo ich eigentlich meine Stärke habe, war es nicht gut." Es sei definitiv nicht die WM gewesen, "die ich mir vorgenommen habe".
Lückenkemper fehlten 17 Hundertstel, um bei der Leichtathletik-WM in Budapest als erste deutsche Athletin seit Melanie Paschke 1997 in Athen wieder in einem WM-Finale über 100 m zu stehen. Einen Tag nach dem Goldlauf ihres Kumpels und Trainingspartners Noah Lyles musste Lückenkemper damit eine Enttäuschung einstecken.
"Der Start war heute bedeutend besser, aber das mit dem Rückenproblem hat mich nicht in Ruhe gelassen, dann habe ich hintenraus die Hüfte verloren, das ist Bockmist", sagte die Berlinerin. Auch nach dem Vorlauf hatte sie über Beschwerden geklagt. Im Halbfinale habe sie zudem "irre lang" in der Fertig-Position ausharren müssen.
Bereits 2017, 2019 und 2022 war die deutsche Nummer eins jeweils im Halbfinale gescheitert. Den Einzug ins Finale hatte die 26-Jährige im Vorfeld der Titelkämpfe in Ungarn als ihr großes Ziel ausgegeben, schließlich sei sie in der besten Form ihrer Karriere und so konstant wie nie unterwegs.
Leichtathletik-WM: Lückenkemper wird nur Fünfte
Dies konnte Lückenkemper jedoch ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt an der Donau nicht unter Beweis stellen. Bereits im Vorlauf am Sonntag hatte die deutsche Meisterin keinen guten Eindruck gemacht und in 11,21 Sekunden ihre schwächste Zeit in diesem Jahr erzielt. Danach blieb sie zwar cool, konnte sich, als es darauf ankam, trotz eines guten Starts aber nicht wesentlich steigern.
Mit einem "Killerblick" hatte sie bei ihrer Vorstellung unmittelbar vor Rennstart in die Kamera fixiert. Im direkten Duell mit Serien-Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce aus Jamaika lief Lückenkemper auf Bahn zwei dann aber nur auf dem fünften Platz ins Ziel. Auch die Hoffnung, sich als eine von zwei Zeitschnellsten zu qualifizieren, zerschlug sich sofort. Lückenkemper lief in Budapest die zwei langsamsten Zeiten ihrer Freiluftsaison.
Vor der Reise nach Ungarn hatte Deutschlands Sportlerin des Jahres noch vor Optimismus gesprüht. Seit 2020 trainiert Lückenkemper bei Lance Brauman in den USA zusammen mit Topstars wie Lyles, der sich am Sonntag zum neuen Weltmeister krönte. Und ganz wichtig: Sie blieb anders als andere Hoffnungsträgerinnen und Hoffnungsträgern aus dem deutschen Team von größeren Verletzungen verschont.
Nicht zuletzt ihr emotionaler Goldlauf von München im Vorjahr hatte ihr noch einmal weiteres Selbstvertrauen gebracht. Regelmäßig sprintete sie in den vergangenen Wochen Zeiten nahe der 11-Sekunden-Marke, darunter blieb sie in dieser Saison aber nie.
Auch am Montagabend nicht - und so platzte der große Final-Traum.