Ephedrin-Spuren von 1966 kein Doping

SPOX
09. August 201320:46
Die veröffentlichte Studie über regelmäßiges Doping in Westdeutschland sorgte für Aufsehengetty
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Die Bewertung der Ephedrin-Spuren von drei Nationalspielern bei der WM-Endrunde 1966 sorgt für Differenzen unter den für die diskutierte Doping-Studie verantwortlichen Forschern.

Ein Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Autoren-Teams von der Universität Münster widersprach gegenüber dem "SID" dem im Abschlussbericht der Studie suggerierten Doping-Verdacht gegen das damalige WM-Team des DFB.

"Eine konspirative Verschleierung durch Sportler und Verbände ist nicht ersichtlich", sagte Nils Niemeyer und verwies auf die Erwähnung der positiven Proben in wissenschaftlichen Veröffentlichungen englischer und deutscher Experten schon in den 60er und 70er Jahren.

Kein Doping-Verstoß

"Aus den vorhandenen Quellen" ließe sich schließen, sagte der Rechtsanwalt weiter, "dass man vor dem Hintergrund der Behandlung einer Schnupfenerkrankung mit einem ephedrinhaltigen Präparat keinen Verstoß gegen die geltenden Doping-Regularien sah". Demnach hätte sich damals beim noch laufenden WM-Turnier während der regelkonform erfolgten Untersuchung des Weltverbandes FIFA inklusive der Ermittlung von Ernährungsgewohnheiten und Erkrankungen denn auch eine "Schnupfenbehandlung durch ein ephedrinhaltiges Spray" als Ursache herausgestellt. SPOX

Solche Konstellationen könnten auch trotz des schon 1966 geltenden Ephedrin-Verbots wegen des damaligen Reglements nicht als Dopingfälle angesehen werden. Denn neben einer positiven Probe setzte die FIFA seinerzeit für einen Doping-Verstoß auch "ein vom Verband zu beweisendes, vorsätzliches Handeln voraus. Der Gebrauch einer verbotenen Substanz musste gerade mit dem Ziel einer künstlichen und unfairen Leistungssteigerung erfolgen. Dies ist im Falle einer der Gesundung dienenden Erkältungsbehandlung fraglich".

"Feine Spuren von Ephedrin"

Niemeyer fügte hinzu: "Hinweise darauf, dass eine Erkrankung lediglich vorgeschoben wurde, bestehen aufgrund der Quellenlage nicht. Zudem sprachen auch die lediglich nur sehr fein vorhandenen Ephedrinspuren gegen eine Dopingabsicht."

In der am Montag veröffentlichten Doping-Studie legen Autoren einen Doping-Fall im deutschen Vizeweltmeister-Team von 1966 nahe. Die Forscher beziehen sich dabei auf einen Brief, in dem ein früherer FIFA-Funktionär auf "feine Spuren von Ephedrin" in den Dopingkontrollen von drei DFB-Spielern hinwies.

Bereits am vergangenen Donnerstag hatte die Transparenz-Expertertin Sylvia Schenk vor einer Gleichsetzung der Kontrollergebnisse mit Dopingfällen gewarnt. "'Feine Spuren von Ephedrin' könnte auch heißen, dass keine Anzeichen für eine leistungssteigernde Verwendung vorgelegen haben", sagte Schenk dem SID. Die frühere Leichtathletin und ehemalige Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) monierte in diesem Zusammenhang einen Mangel an weiterführenden Recherchen der Wissenschaftler.