Die Heimstärke der Celtics hält weiter an! Im Playoff-Duell Nummer 101 - Boston gegen Philadelphia konnten die Celtics, trotz Ausfalls ihres bisherigen Topscorers, das Auftaktduell gegen die 76ers dank einer starken Offensivleistung mit 117:101 gewinnen.
Kurz vor Spielbeginn bekam die Playoff-Euphorie der Celtics-Fans einen Dämpfer: Topscorer Jaylen Brown, dessen Status für seinen Einsatz vorher noch als "fraglich" galt, konnte seine Oberschenkelverletzung nicht ausreichend abschütteln und musste für das Auftaktspiel passen. Celtics-Coach Brad Stevens beorderte somit Marcus Smart in die Startaufstellung.
Nach sechs Tagen Pause brachte die Sixers-Offensive eine gute Portion Rost mit in das erste Viertel. Auf frühe Treffer von Joel Embiid und Dario Saric folgte ein eiskalter Stretch, in dem die 76ers nur 2 ihrer 15 Wurfversuche aus dem Feld trafen. Auf der anderen Seite trug die Offense einen Namen: Terry Rozier! Der Irving-Ersatz agierte wie aufgedreht, traf früh seinen Dreier und öffnete sich damit Wege zum Korb, die er mehrfach aggressiv attackierte. Ein 7:0-Run der Sixers zum Ende des ersten Viertels sorgte dann aber für Schadensbegrenzung - 25:23 Celtics.
Philly blieb vor allem von draußen weiter glücklos und suchte dementsprechend häufig die Präsenz von Joel Embiid in der Zone. Aron Baynes hielt aber stabil dagegen und Embiid benötigte neun Würfe für seine 8 Punkte im zweiten Viertel. Die Celtics-Offensive zeigte sich wesentlich flüssiger und profitierte dabei von einem sensationellen Viertel von Al Horford. Der technisch hochbegabte Big Man erzielte 10 Punkte und legte 3 Assists auf. Allgemein fand Boston immer wieder einen offenen Mann unter dem Korb oder spielte einen Schützen in der Ecke frei und baute dabei die Führung auf 56:45 aus.
Embiid dominierte nach der Halbzeit die Offensive der 76ers und fand immer mehr seinen Rhythmus. Auch Ben Simmons konnte erstmalig unter dem Korb Akzente setzten - all das reichte aber nicht, um den Abstand zu verringen, da die Celtics im Gegenzug ein absolutes Feuerwerk von draußen zündeten. Zwar trafen sie nur 6 ihrer insgesamt 14 Dreierversuche - legten damit aber das Fundament für ein offensiv erneut gelungenes Viertel. Besonders Marcus Smart trumpfte mit starker Defense, 9 Punkten und einer Reihe von Dimes auf. 87:75 Celtics.
Auch in den letzten 12 Minuten kam die Offense von Celtics-Coach Stevens kaum ins Stocken und spätestens Rozier wehrte mit 13 Punkten im Viertel jeden Ansatz eines 76ers-Comebacks ab. Mit noch 2:50 Minuten zu spielen zog 76ers-Trainer Brett Brown dann die Reißleine und schickte seine Starter verfrüht in den Feierabend. Endstand: 117:101 Celtics.
Mit 48 Prozent aus dem Feld, 47 Przent von draußen und 95 Prozent von der Linie zeigten die Celtics eine unerwartet überragende Offensivleistung. Horford (26 Punkte, 10/12 FG, 7 Rebounds, 4 Assists) glänzte an beiden Enden des Courts, Rozier verzeichnete mit 29 Zählern (11/18 FG) ein neues Playoff-Career-High und Jayson Tatum (28, 8/16 FG) zeigte ebenfalls seine bisher beste Leistung in seiner noch sehr jungen Playoff-Karriere.
Auf der anderen Seite warfen die 76ers mit Backsteinen um sich und konnten lediglich auf einen dominanten Embiid (31, 12/21 FG, 13 Rebounds) und eine gute Offensivleistung von J.J. Redick (20 Punkte, 7/13 FG) zählen. Simmons füllte wie gewohnt den Statistikbogen (18 Punkte, 7 Rebounds, 6 Assists), leistete sich aber auch 7 Turnover und wirkte gegen die starke Celtics-Defense insgesamt ein wenig gehemmt.
Die wichtigsten Statistiken
Boston Celtics vs. Philadelphia 76ers 117:101, Serie 1:0 (BOXSCORE)
- Aron Baynes wirft Dreier? Ja, das macht er seit dieser Saison und vor allem im Matchup gegen Joel Embiid, bekam er das grüne Licht von draußen. Die Celtics wollen Embiid so oft wie möglich aus der Zone rausziehen - so verbrachte Baynes offensiv verhältnismäßig viel Zeit am Perimeter und stellte mit drei Dreierversuchen ein neues Career-High auf. Mit seinen zwei Treffern (ebenfalls Career-High) schraubte er sein Dreier-Karrierekonto auf 8 hoch.
- Die eigentlich so potenten Dreierschützen der 76ers erlebten einen absoluten Horror-Abend - nur 5 ihrer 26 Würfe von draußen fanden das Innere des Nylons. Erst zum vierten Mal in der laufenden Saison nahm Philly mehr als 20 Dreier und traf weniger als 20 Prozent.
- Die gemeinsame Scoring-Leistung von Horford (26), Tatum (28) und Rozier (29) stellte eine echte Rarität für die bisherige Celtics-Saison dar. Erst zum vierten Mal besaß Boston in einer Partie drei Spieler mit 20+ Punkten und keine große Überraschung: Jedes dieser vier Spiele endete in einem Celtics-Sieg.
- Mit 11:5 gewannen die 76ers das Duell am offensiven Brett deutlich und deckten dabei eine alte Schwäche der Celtics auf. Viele dieser zweiten Chancen endeten aber in einem erneuten Philly-Fehlwurf und so konnten die Sixers viel zu wenig Kapital aus diesem Vorteil schlagen.
- An mangelnder Aggressivität hat es auf Seiten der 76ers sicher nicht gescheitert - mit satten 35 Freiwurfversuchen belohnten sie sich für die größtenteils harte Arbeit unter dem Korb, ließen dabei aber auch 9 Punkte liegen und vor allem Simmons (6/11) zeigte erneut einen wackligen Wurf von der Linie.
Boston Celtics vs. Philadelphia 76ers: Die Stimmen zum Spiel
Terry Rozier (Celtics): "Selbstbewusstsein ist das Allerwichtigste. Ich merke, dass meine Mitspieler an mich glauben, meine Trainer an mich glauben - und ich will einfach nur einen Weg finden, dass es genauso weitergeht."
Brett Brown (76ers-Coach): "Defensiv, offensiv - diese Leistung hat nicht dem entsprochen, was wir als Team darstellen. Das war ein sehr schwaches Spiel von uns."
Der Star des Spiels:
Al Horford. Diese Leistung könnte direkt in das Basketball-Lehrbuch kopiert werden. Wie so oft war Horford nicht unglaublich spektakulär, aber in allen Bereichen wahnsinnig effizient. Defense, Scoring, Playmaking - eine absolut überragende Leistung, die Horford trotz starker Konkurrenz von Rozier und Tatum zum Mann des Abends machte.
Der Flop des Spiels:
Robert Covington. Das Prädikat "streaky" klebt schon länger an Covington und heute zeigte er mal wieder, wie hässlich es werden kann, wenn er einen kalten Wurfabend durchlebt. Der eigentliche 3-and-D-Elite-Rollenspieler verwarf jeden seiner 6 Field-Goal-Versuche und leistete sich dazu auch noch defensiv einige Aussetzer.
Coaching Move des Spiels:
Brett Brown entschied sich über weite Phasen dafür, seine Scharfschützen defensiv ein wenig zu entlasten. Redick verteidigte so nicht einen der Backcourt-Spieler der Celtics, sondern wurde von Brown in der Ecke versteckt und verteidigte meist den deutlich größeren Tatum. Ähnliches galt für Belinelli von der Bank und Brown versuchte damit natürlich nicht nur Kräfte zu schonen, sondern versuchte bewusst, seine schwächeren Verteidiger aus Pick-and-Roll-Situationen zu nehmen. Tatum bedankte sich für dankbare Scoring-Optionen und Ben Simmons, der einen der Ballhandler verteidige, konnte dadurch nicht wie gewohnt die Rolle als "Free-Safety" ausüben, in der er in den Passwegen des Gegners lauert.