Die neue NBA-Saison beginnt in der kommenden Woche! Zuvor gehen wir der Reihe nach alle Divisions durch - heute ist die Central Division dran. Hier wird sich auch in 20/21 viel um Giannis Antetokounmpo drehen - allerdings hat sich auch bei den Chicago Bulls, den Detroit Pistons, den Indiana Pacers und den Cleveland Cavaliers einiges getan.
Die Chicago Bulls haben nach jahrelangem Warten endlich die Reißleine gezogen und das Personal rund um das Team grundlegend verändert. Was kann der neue Head Coach Billy Donovan nun mit dem alten Spielermaterial anstellen?
Chicago Bulls: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Patrick Williams (Nr. 4), Marko Simonovic (44), Devon Dotson (ungedraftet)
- Free Agency: Garrett Temple (Brooklyn Nets), Noah Vonleh (Denver Nuggets), Zach Norvell (Santa Cruz Warriors, G-League)
Abgänge
- Free Agency: Kris Dunn (Atlanta Hawks), Shaquille Harrison, Adam Mokoka, Max Strus
Chicago Bulls: Die wichtigsten Statistiken 2019/20
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
22-43 (Platz 11 im Osten) | 105,8 (29.) | 108,9 (9.) | -3,1 (22.) |
Chicago Bulls: Die Strategie
Blickt man nur auf das Spielermaterial, hat sich bei kaum einem Team in der Offseason so wenig getan wie bei den Bulls. Ein solider Veteran in Garrett Temple wurde geholt, dazu überraschte man an Position 4 mit dem Patrick Williams-Pick, ansonsten blieb der Kader nahezu identisch mit der Vorsaison. Von Stagnation kann dennoch nicht die Rede sein.
Denn: Im Front Office weht nach Jahren des GarPax-Ärgers ein frischer Wind, Arturas Karnisovas kam aus Denver und ist nun der starke Mann in der Windy City. Ihm unterstellt ist mit Marc Eversley ein ebenfalls renommierter Executive, der zuvor in Miami arbeitete und nun als General Manager fungiert - und dazu gibt es auch einen neuen Coach. Der (freundlich ausgedrückt) glücklose Jim Boylen musste gehen, dafür steht mit Billy Donovan nun ein Vorjahresfinalist um den Coach of the Year-Award an der Seitenlinie.
Das neue Regime hat sich nun dazu entschieden, dem existenten Kern eine Chance zu geben - Donovan soll die äußerst altbackene Offense modernisieren und versuchen, das durchaus vorhandene Talent besser zur Geltung zu bringen. Unter Boylen rebellierte die Mannschaft teilweise recht offen, die Entwicklung von Hoffnungsträgern wie Lauri Markkanen stagnierte oder verlief sogar negativ. Donovan soll mehr Ballbewegung installieren, damit auch die großen Jungs im Kader nicht verhungern.
Chicago Bulls: Die Schwachstellen
Defensiv agierten die Bulls schon unter Boylen durchaus achtbar, massive Probleme gab es hingegen in der Offensive. Dabei können diverse Einzelspieler durchaus scoren; es fehlt jedoch seit Jahren an einer ordnenden Hand, die Struktur in die Offensive bringt. Dieses Problem wurde nicht adressiert, zumindest nicht personell - die Bulls hoffen eher, dass das System Donovans mit mehr Bewegung und mehr Ball-Movement Abhilfe schafft.
Das ist optimistisch. Mit Zach LaVine und Coby White werden voraussichtlich zwei Guards starten, die das eigene Scoring beide deutlich vor dem Assist priorisieren. Generell haben die Bulls offensiv viele Spieler, die den Ball in der Hand brauchen, um effektiv zu sein, der Kader ist nicht ideal balanciert. Unter Boylen erarbeitete sich abgesehen von LaVine niemand konstant Freiwürfe.
Der Kader der Chicago Bulls
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Coby White | Zach LaVine | Otto Porter Jr. | Lauri Markkanen | Wendell Carter Jr. |
Tomas Satoransky | Denzel Valentine | Patrick Williams | Thaddeus Young | Luke Kornet |
Ryan Arcidiacono | Garrett Temple | Chandler Hutchison | Cristiano Felicio | Daniel Gafford |
Chicago Bulls: Der Hoffnungsträger
Donovan und Karnisovas dürften bei vielen Fans wohl weit oben stehen, aber auch unter den Spielern gibt es Hoffnungsträger. Allen voran ist hier Coby White zu nennen. Der Combo-Guard kam als Rookie mit der Zeit immer besser in Fahrt, in den Monaten Februar und März legte er jeweils über 20 Punkte im Schnitt auf - fast ausschließlich von der Bank kommend.
Unter Donovan wird dem 20-Jährigen wohl die Rolle des Starting Point Guards winken. Das ist aufgrund der Überschneidung mit LaVine interessant, White muss neben dem Passen definitiv auch noch seine Effizienz verbessern (nur 39,4 Prozent FG als Rookie). White soll im Training Camp große Fortschritte gezeigt haben; er wäre auch nicht der erste Point Guard, der sich im Vergleich von Jahr eins zu Jahr zwei signifikant beim Spielverständnis steigert.
Chicago Bulls: Das Fazit
Das Jahr der Bulls dürfte eins des Übergangs werden: In gewisser Hinsicht spielt der gesamte Kader vor, sowohl für den Coach als auch für das Front Office. Der eine oder andere Move während der Saison ist dennoch nicht auszuschließen. Gerade Veteranen wie Thaddeus Young oder Otto Porter könnten gegebenenfalls abgegeben werden, um Platz für die Youngster zu machen.
In der Zwischenzeit haben die Bulls Talent, dass dies jedoch für die Playoffs reicht, ist eher unwahrscheinlich. Zumindest einen der hinteren Plätze im Play-In-Turnier könnte Chicago bei positiverem Verlauf als in der Vorsaison aber erreichen.
Prognose: Platz 3 in der Central Division.
Die Cleveland Cavaliers hatten in der Offseason wenig Spielraum und gehörten folgerichtig nicht zu den aktivsten Teams - am Lake Eerie wartet man auf das Auflaufen gewisser Altlasten. Was geschieht in der Zwischenzeit?
Cleveland Cavaliers: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Isaac Okoro (Nr. 5)
- Trade: JaVale McGee (Los Angeles Lakers)
- Free Agency: Damyean Dotson (New York Knicks)
Abgänge
- Free Agency: Tristan Thompson (Boston Celtics), Matt Mooney, Ante Zizic
- Trade: Jordan Bell, Alfonzo McKinnie (beide Los Angeles Lakers)
Cleveland Cavaliers: Die wichtigsten Statistiken 2019/20
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
19-46 (Platz 15 im Osten) | 106,9 (26.) | 114,8 (30.) | -7,9 (29.) |
Cleveland Cavaliers: Die Strategie
Die Cavaliers befinden sich weiter in einer kniffligen Situation: Eigentlich soll komplett neu aufgebaut werden, der Handlungsspielraum ist aufgrund einiger sehr lukrativer Verträge für Veteranen aber sehr eingeschränkt. Kevin Loves Vertrag läuft noch satte drei Jahre, Andre Drummond zog erwartungsgemäß seine Spieler-Option über fast 29 Mio. Dollar. Beide würden bekanntermaßen gerne woanders spielen, Gerüchte um Trade-Gespräche machen auch die Runde, passiert ist bisher jedoch wenig.
In der Zwischenzeit blieben die Cavs ihrer Strategie treu, im Draft aus den (aus ihrer Sicht) "Best Player Available" zu setzen und durch kleinere Moves an der Flexibilität für die Zukunft zu arbeiten. Nr.5-Pick Isaac Okoro war der wichtigste Neuzugang der Offseason - der Swingman gilt als starker Verteidiger und hat in seinem Preseason-Debüt direkt mal einen Game-Winner versenkt.
Einen Trade gab es ebenfalls: Als die Lakers Platz für Marc Gasol schaffen mussten, nahm Cleveland ihnen für den Preis eines zukünftigen Zweitrundenpicks (der an Cleveland ging) JaVale McGee ab. Der Center wird die Saison aber auch nicht zwingend in Cleveland beenden. Es geht (eigentlich) um die Jugend, deshalb wurde auch Franchise-Ikone Tristan Thompson nicht gehalten.
Cleveland Cavaliers: Die Schwachstellen
Die Cavaliers haben zwar einiges an Talent, von einem guten Team sind sie aber weiterhin weit entfernt. Kein Team war vergangene Saison defensiv schlechter, das werden Okoro und Drummond nicht entscheidend verändern. Gerade auf den Guard-Positionen fehlt es schlichtweg auch an Länge, Love fiel dazu in den letzten Jahren auch nicht zwingend durch überbordende Motivation am defensiven Ende auf.
Das hatte allerdings wohl auch ein Stück weit mit der Offense zu tun: Die beiden blutjungen Guards Collin Sexton und Darius Garland müssen die Fähigkeit "Playmaking" beide noch meistern, immer wieder versauerten vergangene Saison offene Bigs beim Warten auf den Ball, während ein Guard sich selbst Knoten in die Beine dribbelte. Beide machten im Saisonverlauf gewisse Fortschritte, trotzdem haben beide noch immer viel zu lernen.
Der Kader der Cleveland Cavaliers
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Collin Sexton | Darius Garland | Isaac Okoro | Kevin Love | Andre Drummond |
Dante Exum | Kevin Porter Jr. | Cedi Osman | Larry Nance Jr. | JaVale McGee |
Matthew Dellavedova | Dylan Windler | Dean Wade | Thon Maker |
Cleveland Cavaliers: Der Hoffnungsträger
Die Statistiken von Collin Sexton nach der All-Star Break (11 Spiele): 25,5 Punkte, 4,2 Assists, 43,1 Prozent Dreierquote und ein 113er Offensiv-Rating. Das war ein exzellenter Stretch für den 21-Jährigen - und für die Cavs lautet die Frage, ob diese Form irgendwie konservierbar ist. Gerade ein Dreier auf diesem Niveau würde Sexton dauerhaft zu einem richtig dynamischen Scorer machen.
Fehlerlos wäre er auch dann (natürlich) nicht; die Defense Sextons war bisher nicht der (positiven) Rede wert, die oben genannten Playmaking-Probleme bleiben. Doch Cleveland benötigt händeringend Star-Talent, ein junges Aushängeschild der Franchise, die eine etwas rosigere Zukunft verspricht. Sexton sieht bisher wie der beste Kandidat dafür aus.
Cleveland Cavaliers: Das Fazit
Man muss sich nichts vormachen: Die Cavs haben das Zeug dazu, etwas mehr Spiele zu gewinnen als in der Vorsaison, mit dem Playoff-Rennen dürfte dieses Team aber nichts zu tun haben. Dafür klaffen noch zu viele Lücken und die Timelines von Love oder Drummond passen nicht zum Rest des Teams.
Trades scheinen weiterhin gut möglich, auch wenn die Laufzeit bei Love weiterhin viele Teams abschrecken wird. Noch wahrscheinlicher: 2021 gibt es zum vierten Mal in Folge einen ziemlich hohen Draft-Pick.
Prognose: Platz 5 in der Central Division.
Die Detroit Pistons haben in der Offseason für viel Aufsehen gesorgt - vor allem durch das Horten von Big Men. Welchen Plan verfolgt der neue General Manager Troy Weaver?
Detroit Pistons: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Killian Hayes (Nr. 7), Isaiah Stewart (16), Saddiq Bey (19), Saben Lee (38)
- Trade: Delon Wright (Dallas Mavericks), Dzanan Musa (Brooklyn Nets), Rodney McGruder (L.A. Clippers)
- Free Agency: Jerami Grant (Denver Nuggets), Mason Plumlee (Denver Nuggets), Jahlil Okafor (New Orleans Pelicans), Josh Jackson (Memphis Grizzlies), Wayne Ellington (New York Knicks), Derrick Walton Jr.
Abgänge
- Trade: Bruce Brown (Brooklyn Nets), Luke Kennard (L.A. Clippers), Khyri Thomas (Atlanta Hawks), Tony Snell (Atlanta Hawks)
- Free Agency: Christian Wood (Houston Rockets), Langston Galloway (Phoenix Suns), John Henson, Brandon Knight, Thon Maker, Jordan McRae, Derrick Walton Jr., Jordan Bone, Louis King
Detroit Pistons: Die wichtigsten Statistiken 2019/20
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
20-46 (Platz 13 im Osten) | 108,8 (20.) | 112,3 (23.) | -3,5 (23.) |
Detroit Pistons: Die Strategie
Schon in der vergangenen Saison stellten die Pistons die Weichen (noch mehr) auf Rebuild, als sie den einstigen Franchise-Player Andre Drummond für nichts nach Cleveland tradeten. Blake Griffin schien dann der nächste zu sein, mit dieser Erwartung ging es zumindest in die Offseason. Stattdessen ist Blake nun immer noch da - und das Team um ihn herum schreit gar nicht zwingend "Rebuild".
Klar, da ist Rookie-Guard Kilian Hayes, der an Position 7 gedraftet wurde und direkt Starting Point Guard sein wird, da ist außerdem Rookie-Big Isaiah Stewart. Ansonsten holten die Pistons aber Veteranen - ziemlich große noch dazu. 60 Millionen über drei Jahre wurden in Jerami Grant von den Denver Nuggets investiert, sein Teamkollege Mason Plumlee erhielt ebenfalls einen Dreijahresvertrag. Durch zusätzliche Trades hat sich das Team gegenüber der Vorsaison fast komplett verändert.
Das bezieht sich auch auf den einstigen Hoffnungsträger - Christian Wood wurde nicht gehalten, dafür gab es eben jede Menge weitere Bigs. Die Frage ist nun, wie Head Coach Dwane Casey dieses Team spielen lassen wird; Grant spielte in Denver oft auf der Vier, die in Detroit ja eigentlich Griffin gehört. Zusammengerechnet würden beide kommende Saison fast 60 Mio. Dollar verdienen. Die letzte Transaktion ist in Mo-Town wohl noch nicht erfolgt.
Detroit Pistons: Die Schwachstellen
Aufgrund der vielen Veränderungen ist das Team nicht wirklich an den Problemen der Vorsaison zu messen. Sowohl defensiv als auch offensiv waren die Pistons ziemlich schlecht, beides könnte sich in der Theorie verändern; insbesondere Griffin ist dabei aber eine Wundertüte. Vergangene Saison stand er nahezu gar nicht zur Verfügung, in der Preseason sah er nun bisher ordentlich aus und würde den Kader grundsätzlich stark aufwerten. Griffin stand 2019 zuletzt im All-NBA Team, es ist aber eben völlig unklar, ob er an diese Form wieder herankommen wird (und ob er die Saison in Detroit bleiben wird).
Von ihm abgesehen fallen offensiv vor allem zwei Dinge auf: Detroit hat jede Menge Non-Shooter im Kader, abgesehen von Svi Mykhailiuk verließen neun der zehn besten Dreierschützen (!) der Vorsaison das Team. Plumlee soll ein Pick'n'Roll-Partner für Hayes sein, werfen kann er jedoch überhaupt nicht, dazu blockiert er potenziell jüngere Spieler wie Stewart. Auch auf Grant warten in Detroit wohl völlig andere Abschlüsse als zuvor als dritte bis fünfte Option Denvers an der Seite von Nikola Jokic und Jamal Murray - fraglich, ob er seine guten Werte aus der Vorsaison halten wird.
Der Kader der Detroit Pistons
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Kilian Hayes | Delon Wright | Jerami Grant | Blake Griffin | Mason Plumlee |
Derrick Rose | Svi Mykhailiuk | Sekou Doumbouya | Isaiah Stewart | Jahlil Okafor |
Saben Lee | Rodney McGruder | Josh Jackson | Saddiq Bey | |
Wayne Ellington | Deividas Sirvydis |
Detroit Pistons: Der Hoffnungsträger
Die Tatsache, dass Kilian Hayes die Saison als Starter auf der Eins eröffnen wird, spricht dann doch für den Rebuild: Der Ex-Ulmer wird Fehler machen und viel Hilfe brauchen, gerade im Abschluss hat Hayes noch jede Menge Lernbedarf. Rookie-PGs brauchen grundsätzlich ihre Zeit in der NBA, das ist in einer solchen Situation, in der aufgrund der Corona-Pandemie viele Youngster seit beinahe einem Kalenderjahr nicht mehr gespielt haben, naturgemäß noch extremer der Fall.
Hayes soll dennoch die Zukunft gehören, gemeinsam beispielsweise mit seinem Landsmann Doumbouya, der vergangene Saison schon gute Ansätze zeigte. Hayes gehört zu den besten Passern seines Jahrgangs, ist sehr lang und wurde bei The Ringer sogar als größtes Talent des Jahrgangs gehandelt. Er wird jedoch Zeit brauchen, bis sich sein Potenzial in Siege übersetzt.
Detroit Pistons: Das Fazit
Aufgrund ihres Zickzack-Kurses und der ungewissen Griffin-Situation sind die Pistons nicht leicht einzuschätzen. Gut sein werden sie definitiv nicht, allerdings gibt es Unterschiede zwischen "schlechtestes Team der Conference" und "konkurrenzfähig". Zum jetzigen Zeitpunkt deutet mehr auf Letzteres hin. Welche Vision die Pistons langfristig verfolgen, muss sich aber erst noch herauskristallisieren.
Prognose: Platz 4 in der Central Division.
Mit einem neuen Head Coach werden die Pacers in der kommenden Saison erneut versuchen, zum Favoritenschreck zu werden - dabei war der eigentliche Plan wohl ein anderer.
Indiana Pacers: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Cassius Stanley (Nr. 54)
- Free Agency: Kelan Martin (Minnesota Timberwolves)
Abgänge
- Free Agency: Brian Bowen II, Alize Johnson, Naz Mitrou-Long
- Trade: TJ Leaf (Oklahoma City Thunder)
Indiana Pacers: Die wichtigsten Statistiken 2019/20
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
45-28 (Platz 4 im Osten) | 109,5 (19.) | 107,5 (6.) | 1,9 (13.) |
Indiana Pacers: Die Strategie
Anhand der Gerüchte rund um Indiana lässt sich einigermaßen gut nachvollziehen, wie Plan A für die Offseason aussah: Einen neuen Head Coach holen, der das Team etwas modernisiert (Check - Nate Bjorkgren ersetzte Nate McMillan), und dann auch gleich den Kader per Trade modernisieren. Gordon Hayward sollte aus Boston kommen, dafür waren die Pacers bereit, ihren Big Man Myles Turner sowie Doug McDermott abzugeben. Das hätte eine Abkehr vom "Zwei-Big-System" bedeutet und die Pacers gleichzeitig für einen eventuellen Abschied von Victor Oladipo, der jede Woche seine Meinung ändert, ob er weg will, gerüstet. Hätte.
Hayward landete bekanntlich in Charlotte und so hat sich in Indiana personell fast nichts verändert, zumal mit Justin Holiday verlängert werden konnte. Nun hat man einen neuen Coach und einen Kader, der vergangene Saison trotz etlicher Verletzungen schon gut genug für Platz vier im Osten war, aber auch mindestens zwei potenziell unzufriedene Leistungsträger. Prinzipiell kann sich die Spielzeit also in alle möglichen Richtungen entwickeln.
Indiana Pacers: Die Schwachstellen
Defensiv ließ Indiana vergangene Saison wenige Wünsche offen, obwohl ihr großes Lineup insbesondere in Person von Domantas Sabonis durchaus attackiert werden konnte. Sorgen bereitete die Offense: Kein Team nahm anteilig weniger Freiwürfe oder Dreier. Das war der Hauptgrund für McMillans Entlassung; die Wurfauswahl seines Teams war schlichtweg nicht zeitgemäß.
Bjorkgren, der zuletzt unter Nick Nurse in Toronto arbeitete, dürfte eine neue Idee mitbringen. T.J. Warren zeigte schon beim Restart, dass er sich von der Mitteldistanz mehr nach draußen verlagern kann, Turner, Oladipo, Malcolm Brogdon und Co. bringen allesamt Range mit. Das Dreiervolumen dürfte viel darüber aussagen, ob der neue Head Coach bei seinem Team durchdringt.
Der Kader der Indiana Pacers
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Malcolm Brogdon | Victor Oladipo | T.J. Warren | Myles Turner | Domantas Sabonis |
Aaron Holiday | Jeremy Lamb | Justin Holiday | Doug McDermott | Goga Bitadze |
T.J. McConnell | Edmond Sumner | Kelan Martin | ||
Jalen Lecque | JaKarr Sampson |
Indiana Pacers: Der Hoffnungsträger
So komisch es angesichts der Gerüchte klingt: Der Hoffnungsträger ist Victor Oladipo. Fast zwei Jahre lang plagte sich der Guard mit Verletzungen rum, doch wenn er noch einmal die All-NBA-Form von 2018 erreicht, ist er genau der Spieler, den Indiana braucht. Denn: Die Pacers sind absolut solide, ungemütlich zu spielen, wie gemacht für die Regular Season. Doch in den Playoffs fehlt ihnen etwas.
Weder Sabonis noch Brogdon oder Warren ist dieser Superstar, der es in einer Serie mit den LeBrons oder Durants dieser Welt aufnehmen kann - Oladipo tat dies im Jahr 2018 schon einmal ziemlich glaubwürdig. Das macht ihn zum X-Faktor für ein Team, das in den letzten fünf Jahren fünfmal in der ersten Runde ausschied - und mit Ausnahme dieser besagten 18er Saison stets gesweept wurde.
Indiana Pacers: Das Fazit
Die Pacers haben jede Menge Kontinuität, selbst wenn das nicht ihr Plan A war. Das wird dafür sorgen, dass sie auch in der kommenden Saison in Ermangelung irgendwelcher Trades wieder eine gute Rolle im Osten spielen werden.
Modernisiert Bjorkgren die Offense erfolgreich, könnte sogar erneut der Heimvorteil in Runde eins möglich sein. Für viel mehr wird es aber trotz allem nicht reichen - Indiana bleibt für den Moment die Definition von "gut, nicht großartig".
Prognose: Platz 2 in der Central Division.
Die Milwaukee Bucks haben ihr Team in der Offseason verstärkt, um Giannis Antetokounmpo zufriedenzustellen. Bisher lässt der Greek Freak aber noch auf sich warten.
Milwaukee Bucks
Neuzugänge
- Draft: Jordan Nwora (Nr. 45), Sam Merrill (60), Rayjon Tucker (ungedraftet, Exhibit 10)
- Trade: Jrue Holiday (New Orleans Pelicans)
- Free Agency: D.J. Augustin (Orlando Magic), Torrey Craig (Denver Nuggets), Bobby Portis (New York Knicks), Bryn Forbes (San Antonio Spurs), Nik Stauskas (Baskonia)
Abgänge
- Trade: Eric Bledsoe (New Orleans Pelicans), George Hill (Oklahoma City Thunder)
- Free Agency: Wesley Matthews (Los Angeles Lakers), Sterling Brown (Houston Rockets), Robin Lopez (Washington Wizards), Kyle Korver, Frank Mason, Cameron Reynolds
- Entlassen: Ersan Ilyasova
- Ruhestand: Marvin Williams
Milwaukee Bucks: Die wichtigsten Statistiken 2019/20
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
56-17 (Platz 1 im Osten) | 111,9 (8.) | 102,5 (1.) | 9,4 (1.) |
Milwaukee Bucks: Die Strategie
Nach dem Kollaps in Runde zwei gegen die Miami Heat gab es keinen Zweifel: Die Bucks mussten sich verstärken, zumal 2021 die Free Agency und damit der Abschied von Giannis Antetokounmpo droht. Um den Superstar zufriedenzustellen (und zum Unterschreiben einer Vertragsverlängerung zu bewegen), lotsten die Bucks für zwei Leistungsträger und viel Draft-Kapital Jrue Holiday in die Bierstadt, ein weiterer Deal für Bogdan Bogdanovic war auch schon vereinbart, scheiterte aber kurios.
Aktiv blieb Milwaukee trotzdem: Mit D.J. Augustin kam ein weiterer Playmaker, Bobby Portis soll den abgewanderten Robin Lopez ersetzen. Die Hoffnung lautet, dass mit diesen Verstärkungen das mit Abstand beste Regular Season-Team der letzten beiden Jahre auch in den Playoffs den nächsten Schritt machen wird.
Noch wichtiger als der Titel 2021 ist für Milwaukee indes die Unterschrift - sobald Giannis diese abliefert, war die Offseason ein hundertprozentiger Erfolg. Bisher ist dies allerdings noch nicht passiert (die Frist läuft bis zum 21. Dezember); entsprechend tickt die Uhr für die Bucks vorerst unaufhaltsam weiter.
Milwaukee Bucks: Die Schwachstellen
Die Regular Season haben die Bucks gewissermaßen "durchgespielt" - doch in den Playoffs fehlte das letzte Etwas. Insbesondere von den Guard-Positionen ging mit Eric Bledsoe und George Hill zu wenig Kreativität und Gefahr aus, weshalb gegnerische Teams wie Miami teilweise zu leicht eine Mauer vor Giannis aufbauen konnten.
Holiday soll hier Abhilfe schaffen, Augustin ebenfalls - wobei letzterer aufgrund seiner geringen Größe in den Playoffs bisher noch nie wirklich effektiv agierte.
Eine weitere Schwachstelle liegt beim Head Coach; Mike Budenholzer vertraute in den letzten Jahren zu starr seinem Stil und veränderte teilweise fast überhaupt nichts, weshalb sich Teams mit entsprechend viel Zeit gut auf die Bucks-Spielweise einstellen konnten. Es wird eine seiner großen Aufgaben der Offseason gewesen sein, den Bucks mehr taktische Flexibilität zu verschaffen.
Der Kader der Milwaukee Bucks
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Jrue Holiday | Donte DiVincenzo | Khris Middleton | Giannis Antetokounmpo | Brook Lopez |
D.J. Augustin | Pat Connaughton | Torrey Craig | D.J. Wilson | Bobby Portis |
Bryn Forbes | Thanasis Antetokounmpo | Jordan Nwora | ||
Sam Merrill |
Milwaukee Bucks: Der Hoffnungsträger
Ist Jrue Holiday die Lösung für alle Probleme der Bucks? In jedem Fall war der Point Guard ihnen mehrere Picks sowie Hill und Bledsoe wert. An Tiefe hat Milwaukee so verloren, die Hoffnung ist, dass Holiday sie in der Spitze so viel besser macht, dass dies nicht weiter ins Gewicht fällt. Seit Jahren gehört der einmalige All-Star zu den besten Two-Way-Guards der Liga, die Hoffnung ist also wohl berechtigt.
Speziell Bledsoe hatte in den Playoffs immer wieder massive Probleme und haderte mit dem Selbstvertrauen. Holiday matcht Bledsoes beste Eigenschaft (die starke Defense) und kann auch offensiv jemand sein, der vorangeht. Ein richtig guter Shooter ist wiederum auch er nicht (35 Prozent Dreierquote über die Karriere), allerdings dürfte er in Milwaukee bessere Abschlüsse bekommen als zuvor in New Orleans.
Milwaukee Bucks: Das Fazit
Ein Homerun war die Offseason der Bucks (noch) nicht. Sie sind besser geworden, haben aber auch einiges an Tiefe verloren. Und viele der Neuzugänge werden eher in der Regular Season ihren Wert haben, in den Playoffs dürften Spieler wie Augustin oder Portis kaum eine Rolle spielen. Es wird also vor allem an den Stars liegen.
Die gute Nachricht: Diese sind immer noch da und um einen Leitwolf reicher geworden. Giannis ist noch nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen. Milwaukee dürfte auch in dieser Spielzeit die beste Bilanz der Eastern Conference auflegen - und auch für die Finals sollten sie als erster Favorit gelten. Dass dies noch nichts garantiert, ist allerdings auch klar. Nicht zuletzt steht Budenholzer im Fokus.
Prognose: Platz 1 in der Central Division.
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