NBA - DeShawn Stevenson: Beef mit LeBron James, späte Erfüllung mit den Dallas Mavericks und Dirk Nowitzki

Robert Arndt
03. April 202111:00
DeShawn Stevenson wurde 2011 mit den Dallas Mavericks Champion.imago images
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DeShawn Stevenson war ein wichtiger Bestandteil der Meistermannschaft der Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki im Jahr 2011. Es war Stevensons späte Revanche an LeBron James, mit dem er Jahre zuvor einen Kleinkrieg anzettelte. Sogar Rap-Ikone Jay-Z mischte damals mit. Heute wird Stevenson 40 Jahre alt.

Dieser Artikel erschien erstmals am 12. Juni 2020. Mehr Geschichten zu den größten Legenden der NBA-Historie findet Ihr hier.

Sogenannte Stopper von LeBron James gab es einige - zumindest auf dem Papier. Der damalige Pistons-Rookie Stanley Johnson sah sich als solcher an, Marcus Morris proklamierte diesen Titel 2018 für sich. Am nächsten kamen diesem Prädikat aber wohl Andre Iguodala und Kawhi Leonard, als diese es James 2014 und 2015 unglaublich schwer machten und jeweils die Finals-MVP-Trophäe abräumten.

Als einer der ersten LeBron-Stopper sah sich aber wohl DeShawn Stevenson, 2011 Champion mit den Mavs und vorher Defensiv-Spezialist bei den Washington Wizards. Zwischen 2006 und 2008 begegnete er James jedes Jahr in den Playoffs und dabei entstand eine kleine Privatfehde zwischen den beiden.

Die Cleveland Cavaliers entschieden dabei alle drei Serien für sich. 2006 brauchten die Cavs sechs Spiele, bei drei ihrer vier Siege entschied nur ein einziger Punkt, zwei davon gingen in die Verlängerung. 2007 fehlten Washington in Caron Butler und Gilbert Arenas die beiden besten Spieler, ein Sweep war die Folge.

DeShawn Stevenson wurde mit den Dallas Mavericks 2011 Champion.imago images

DeShawn Stevenson: Privatduelle mit LeBron James

Hitzig wurde es 2008, als Stevenson James nach einem verpassten Gamewinner in der Regular Season vor laufenden Kameras als "überbewertet" einstufte. Auch vor der Serie schüttete Stevenson noch einmal Öl ins Feuer. "Wenn ich schlafen gehe und die Lakers warten, weiß ich, dass es ein langer Abend wird. Das ist im Moment der Unterschied zwischen Kobe und LeBron", neckte Stevenson.

Und LeBron? Der sagte, dass er zu der Kritik nichts zu sagen hätte und sagte dennoch folgendes: "Warum soll ich darauf kontern? Jay-Z hat es doch auch nicht nötig, etwas zu Soulja Boy zu sagen."

James' Antwort kam vor allem auf dem Feld, in den ersten beiden Spielen der Serie legte der King mindestens 30 Punkte auf, in Spiel 2 siegten die Cavs mit satten 30 Zählern Differenz. Der Beef blieb aber weiterhin öffentlichkeitswirksam, auch Soulja Boy machte einen PR-Move und kam zu Spiel 3 nach Washington mit einem Stevenson-Jersey.

Stevenson vs. LeBron: Auch Jay-Z mischt mit

Die Wizards schnappten sich diese Partie dann tatsächlich (und zwar mit 36 Punkten), für Schlagzeilen sorgte aber wieder Stevenson, der James während des Spiels das Stirnband vom Kopf riss und dafür 25.000 Dollar blechen musste.

Nun schaltete sich aber auch Jay-Z, bekanntlich ein guter Freund von LeBron, ein und veröffentlichte einen Song, in welchem auch gegen Stevenson geschossen wurde ("Uh! Ask my nigga Lebron! We so big we ain't gotta respond").

James veranstaltete einen Tag später eine Party in einem D.C.-Klub, wo dieser Song dann auch tatsächlich lief. Mit Caron Butler war auch ein Wizards-Spieler anwesend, dieser verließ nach dem Song sofort die Party. "Er hatte das Gefühl, dass man dort respektlos mir gegenüber war."

Letztlich hatte James auf dem Feld erneut die passende Antwort, die Cavs setzten sich in sechs Spielen durch und LeBron beendete das Stevenson-Kapitel: "Wir haben die Serie mit 4-2 für uns entschieden. Wen interessiert es noch, was so ein Stevenson vor sich hinplappert?"

DeShawn Stevenson: High-School-Star ohne Vater

Es sollte drei Jahre dauern, bis sich ihre Wege wieder kreuzten, auch wenn der Shooting Guard in dieser Zeit merklich abgebaut hatte. Stevenson hatte dennoch einige Gemeinsamkeiten mit James. Auch er war an der High School (Drittbester Spieler 1999) ein Star, auch er wuchs ohne echten Vater auf.

Stevensons Vater litt bereits früh in seinem Leben an Lungenkrebs, mit 36 Jahren verstarb er in einer Gefängniszelle. Stevenson sollte seinen Vater Darryl niemals kennenlernen, weil dieser seine eigene Mutter (also DeShawns Oma) ermordete, wohl eine Folge seiner Schizophrenie.

2000 wechselte Stevenson direkt aus der High School in die NBA, nachdem er zuvor eine Zusage an Kansas gegeben hatte. Beim Aufnahmetest kam es zu Unregelmäßigkeiten, sodass er sich direkt für den Draft anmeldete, Utah schlug an Position 23 zu. Wirklich durchsetzen konnte sich der Guard erst, als John Stockton und Karl Malone das Team 2003 verließen, neben dem Feld sorgte Stevenson dagegen für negative Schlagzeilen.

Im Juni 2001 wurde der damals 20-Jährige wegen sexuellem Missbrauch festgenommen, weil er mit einer 14-Jährigen (einverständlich) Geschlechtsverkehr hatte. Stevenson entkam aber einer Gefängnisstrafe und musste nur einige Sozialstunden leisten.

DeShawn Stevenson: Champion mit Dirk Nowitzki

Auch 2007 gab es Wirbel, als in Stevensons Haus ein 31-jähriger Mann erschossen wurde, als der Hausherr selbst nicht zugegen war. Der Fall wurde niemals aufgeklärt. Sportlich lief es nach dem Duell mit LeBron auch nur noch mäßig. Kleinere Verletzungen warfen ihn zurück, die Mavs ertradeten ihn dann 2010 als Anhängsel mit Butler.

Und Stevenson biss sich fest, auch weil Veteranen wie Nowitzki oder Jason Kidd zu großen Befürwortern des Kettenhunds wurden. In der Meistersaison startete Stevenson in der Regular Season 54 Spiele, in den Playoffs war er in allen Partien außer drei von Beginn an dabei. Erst in den Finals verlor er seinen Job an J.J. Barea, einen Einfluss auf die Finals hatte er dennoch.

Über die sechs Spiele gegen Miami versenkte Stevenson satte 56 Prozent (13/23) von Downtown, darunter auch drei sehr wichtige Dreier in der entscheidenden sechsten Partie, als zwei Stevenson-Triples den Mavs im zweiten Viertel ein Polster verschafften. Von diesem zehrten die Mavs bis zum Ende, der Rest ist Geschichte.

Die Stadt Dallas verfiel in einen Freudentaumel für mehrere Tage und von den Mavs-Spielern feierte Stevenson so hart wie kein anderer. Unter anderem trug Stevenson bei der Parade ein Shirt mit der Aufschrift: "Hey LeBron! How's my Dirk taste?", ein letzter kleiner Seitenhieb gegen James.

In den folgenden Tagen feierte Stevenson munter weiter, übertrieb es jedoch ein wenig. So wurde er wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet, wenig später verlängerten die Mavs den Vertrag mit dem Shooting Guard nicht. In New Jersey und Atlanta ließ er dann noch seine Karriere ausklingen.

Schlagzeilen machte Stevenson nun aber vor allem neben dem Feld, unter anderem mit einem Bild, welches einen Geldautomaten in dessen Küche zeigte. Laut Stevenson waren dort bis zu 20.000 Dollar drin, jedoch musste er als Besitzer für jedes Mal Abheben eine Gebühr von 4,50 Dollar berappen.

Wer dies als ein schlechtes Geschäftsmodell ansieht, wird wenig überrascht sein, dass Stevenson in den vergangenen Jahren in Geldprobleme geraten ist. 2016 beendete er offiziell seine Karriere, inzwischen betreibt er einen Friseursalon namens Playoffs Barber Shop in Orlando. Es ist ruhig um den einstigen Bad Boy geworden. Zuletzt war Stevenson wieder in der Big3, der Liga von Ice Cube, unterwegs, um ein wenig Geld zu verdienen. Ob sich LeBron überhaupt noch an ihn erinnert?

DeShawn Stevenson: Seine Statistiken in der NBA

SaisonTeamSpieleMinutenPunkteFG%3P%
00/01Jazz407,32,234,18,3
01/02Jazz6716,94,938,58,0
02/03Jazz6112,54,640,133,3
03/04Jazz/Magic8030,611,443,226,8
04/05Magic5519,87,840,837,3
05/06Magic8232,311,046,013,3
06/07Wizards8229,511,246,140,4
07/08Wizards8231,311,238,638,3
08/09Wizards3227,76,631,227,1
09/10Wizards/Mavs6413,82,128,221,8
10/11Mavs7216,15,338,837,8
11/12Nets5118,82,928,528,3
12/13Hawks5620,75,137,436,4