Kevin Durant wird den Brooklyn Nets mindestens bis zum All-Star Game fehlen. Wie lange fiel KD nach einer ähnlichen Verletzung aus, was bedeutet das Fehlen für die Nets und was sind die Auswirkungen im MVP-Rennen?
Wie lange fiel Durant mit einer ähnlichen Verletzung aus?
Es war ein kleines Deja-Vu für Durant, als der eigene Mitspieler Bruce Brown im Spiel gegen die New Orleans Pelicans in das Knie des zweifachen Finals-MVPs krachte und so unfreiwillig für dessen Zwangspause sorgte. Vor knapp fünf Jahren passierte ähnliches, als Durant noch das Jersey der Golden State Warriors trug.
Bei einem Auswärtsspiel in Washington war es damals Zaza Pachulia, der Durant (unabsichtlich) verletzte. Damals wurde eine Innenbandstauchung zweiten Grades festgestellt, in der Folge fehlte Durant gute fünf Wochen, bevor er kurz vor den Playoffs wieder ins Geschehen einsteigen konnte. Anzumerken war Durant in der heißesten Saisonphase nichts mehr, die Warriors gewannen ihre ersten 15 Playoff-Spiele. Der Playoff-Run 2017 zählt zu den besten der NBA-Geschichte.
Durant fehlte damals nur bei zwei der 17 Spiele (beide in Runde eins) und legte durchschnittlich 28,5 Punkte und 8 Rebounds bei Wurfquoten von 55,6 Prozent aus dem Feld und 44 Prozent von der Dreierlinie auf.
Nun ist Durant aber nicht mehr 28, sondern 33 Jahre alt. Adrian Wojnarowski (ESPN) meldete, dass man innerhalb der Nets ebenfalls von einer Ausfalldauer von vier bis sechs Wochen ausgehe. Wie damals handelt es sich um eine Stauchung des Innenbands, offiziell gibt es jedoch keinen Zeitplan für die Reha des MVP-Anwärters.
Das verwundert kaum, kennt man doch die Kommunikation der Nets in solchen Dingen. Brooklyn ist bekannt dafür, so wenig wie möglich mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Mit Durants Verletzung ist es nichts anderes.
Fakt ist, dass Durant zumindest bis zum All-Star-Break nicht mehr spielen wird. Realistisch erscheint, dass KD frühestens im März wieder auf dem Court stehen kann. Brooklyn wird mit aller Vorsicht agieren, wohlwissend, dass Durant inzwischen als verletzungsanfällig gelten muss. Von 202 möglichen Spielen (inklusive Playoffs) hat der Forward für Brooklyn bisher lediglich 83 absolvieren können.
Kevin Durant: Die Krankenakte
Saison | Verletzung | Verpasste Spiele |
2014/15 | Jones Fracture im Fuß (zweite OP nötig) | 45 |
2015/16 | Oberschenkelzerrung | 6 |
2016/17 | Innenbandstauchung | 19 |
2017/18 | Rippenfraktur | 6 |
2019/20 | Achillessehnenriss | 72 |
2020/21 | Oberschenkelzerrung | 23 |
2021/22 | Innenbandstauchung | ? |
Was bedeutet der KD-Ausfall für die Saison der Nets?
Es ist schon beinahe eine Gewohnheit, dass Brooklyn Teile seiner Big Three nicht zur Verfügung hat. In nur 16 von 113 möglichen Partien standen Kyrie Irving, James Harden und Durant gemeinsam auf dem Feld und an dieser Zahl wird sich so schnell nichts ändern.
Unabhängig von der Absenz von Durant fehlen in Joe Harris (Knöchel-OP) und Nic Claxton (Oberschenkelprobleme) derzeit auch andere Schlüsselspieler, doch Head Coach Steve Nash experimentierte zuletzt viel und integrierte Rookies wir Kessler Edwards, David Duke Jr., Day'Ron Sharpe oder Cam Thomas in die Rotation. Das hinderte Nash allerdings auch nicht daran, KD im Dezember durchschnittlich 40 Minuten spielte und auch in den vergangenen Wochen stets die 40-Minuten-Marke kratzte oder gar toppte.
Ersetzen lässt sich Durant natürlich nicht, zu oft war er vor allem im vierten Viertel der entscheidende Spieler. Insbesondere KD war es zu verdanken, dass Brooklyn mit einer Bilanz von 27-15 auf Platz zwei im Osten steht, nachdem Harden zunächst eher schwerfällig in die Saison kam.
Vermutlich werden die Nets etwas abrutschen, Miami und Milwaukee lauern bereits, eine Situation wie mit den Los Angeles Lakers im Vorjahr dürfte es aber eher nicht geben. Damals fehlten Anthony Davis und LeBron James beide mehrere Wochen, sodass die Kalifornier bis auf Rang sieben abrutschten und ins Play-In-Tournament mussten.
Brooklyn Nets: Die Rückkehr von Kyrie Irving hilft
Brooklyns Vorsprung auf Charlotte (Platz sieben) beträgt dagegen bereits 4,5 Partien - das ist eine Menge Holz. Und so blöd es vielleicht klingen mag - der Spielplan kommt den Nets entgegen. Bis zur All-Star-Pause sind es genau 17 Spiele, zwölf davon auswärts. Das bedeutet also, dass in zwölf Fällen Irving de facto den Durant-Ersatz geben kann. Der Point Guard darf aufgrund seiner fehlenden Impfung bekanntlich nur in Spielen außerhalb von New York City mitwirken.
Der Auswärtsfaktor könnte auch für die Playoffs interessant werden. Rutscht Brooklyn in der Tabelle ab, wäre es möglich, dass die Nets in jeder Serie keinen Heimvorteil, dafür aber den "Kyrie-Irving-Vorteil" genießen könnten. Das klingt absurd, das ist auch absurd, doch seit der Ankunft von Nash als Head Coach spielt die Regular Season ohnehin nur eine untergeordnete Rolle.
All die Experimente mit den Rotationen sind darauf ausgelegt, die besten Lineups für die Playoffs zu finden. Ob die Nets nun als Erster, Dritter oder gar Sechster in die Postseason gehen, war von vornherein nebensächlich. Die Erfahrungen aus dem Vorjahr bestätigten das, damals half den Nets auch der Heimvorteil in Spiel 7 gegen den späteren Champion aus Milwaukee wenig.
Eastern Conference: Die Tabelle
Platz | Team | Bilanz | Rückstand |
1 | Chicago Bulls | 27-14 | - |
2 | Brooklyn Nets | 27-15 | 0,5 |
3 | Miami Heat | 27-16 | 1,0 |
4 | Milwaukee Bucks | 27-18 | 2,0 |
5 | Philadelphia 76ers | 25-17 | 2,5 |
6 | Cleveland Cavaliers | 26-18 | 2,5 |
7 | Charlotte Hornets | 23-20 | 5,0 |
8 | Toronto Raptors | 21-19 | 5,5 |
Welchen Einfluss hat der KD-Ausfall auf das MVP-Rennen?
Es dürfte dabei bleiben, dass Durant in seiner illustren Karriere nur einen MVP-Award (2014) in seinem Trophäenschrank stehen hat. In dieser Saison absolvierte KD bisher 36 Partien, mit Wohlwollen wird er wohl maximal auf 55 Partien kommen. Das dürfte zu wenig sein, wenn man bedenkt, dass es mit Stephen Curry (Warriors), Giannis Antetokounmpo (Bucks) oder Nikola Jokic (Nuggets) auch in dieser Saison hochkarätige Konkurrenz gibt.
Karl Malone gewann 1999 mit 49 Partien, damals wurden aufgrund des Lockouts aber auch nur 50 Spiele absolviert. Der MVP mit den anteilig wenigsten Spielen ist bis heute Bill Walton, dem 1978 58 Partien reichten. Der Center führte die Portland Trail Blazers aber auch zur mit Abstand besten Bilanz der NBA zu diesem Zeitpunkt (50-10), nach dessen Verletzung gewannen die Blazers nur noch acht von 22 Spielen.
Durant wird dies vermutlich egal sein, der 33-Jährige machte nicht den Anschein, dass ihm viel an der individuellen Auszeichnung liegen würde. Trotzdem wird KD es verpassen, Geschichte zu schreiben. Noch nie lagen so viele Jahre zwischen zwei MVP-Awards, im Falle von Durant wären es acht gewesen.
gettyDa Curry zuletzt etwas schwächelte und die Warriors nicht mehr in der überragenden Frühform der ersten Wochen waren, hätte Durant mit einer dominanten zweiten Saisonhälfte vermutlich gute Chancen auf den Award gehabt, durch die Verletzung dürften diese Träume geplatzt sein.
Stattdessen dürfte nun Curry der heißeste Anwärter auf seinen ersten MVP seit 2016 sein, es sei denn die Bucks starten noch einmal einen großen Run, der Antetokounmpo in eine bessere Position befördert.