Eine Finalserie für die Ewigkeit

Philipp Dornhegge
25. Januar 201415:52
Mit seinem Dreier in Spiel 6 sorgte Ray Allen wohl für DAS Highlight der Finals-Geschichtegetty
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Mit den Miami Heat und den San Antonio Spurs treffen am Sonntag die beiden Vorjahresfinalisten aufeinander (ab 19 Uhr im LIVE-STREAM). Zur Einstimmung auf das Wiedersehen blickt SPOX auf eine der packendsten Finalserien aller Zeiten zurück und erinnert an die besten Szenen.

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Tony Parkers Bankshot: Nach neun Tagen Pause waren in Spiel eins der Finals rostige Spurs erwartet worden, mit nur 4 Ballverlusten zeigte der Gast in Miami aber eine echte Sahnevorstellung in Sachen Ballkontrolle und Teamspiel.

Und doch konnte sich San Antonio der Heat nicht lockerleicht entledigen, sondern fand sich in der Crunchtime in einem echten Thriller wieder. 31 Sekunden vor Schluss verkürzte LeBron James mit zwei Freiwürfen auf 88:90, die Spurs hatten eine knappe Führung und den Ball. Mit einem weiteren Korberfolg wollten die Texaner für den Gnadenstoß sorgen.

Doch von Anfang an war der Angriff unsauber. Die Heat-Defense stand bombensicher, nahm dem Gegner die erste, zweite und dritte Option. In den letzten Sekunden der Shot Clock schien Tony Parker nur noch ziellos über den Court zu irren, stolperte kurzzeitig sogar und dribbelte kniend weiter.

Und genau in diesem Augenblick spekulierte James zu stark auf einen Ballgewinn, wurde beim Spin Move des Franzosen kalt erwischt und fiel dann auf die Wurffinte rein.

Parker tauchte unter dem Blockversuch des MVP durch und versenkte den Jumper eine Millisekunde vor Ablauf der Wurfuhr. Die Spurs gewannen, es war ein überragender Startschuss in eine historische Serie.

LeBron James' Monsterblock: In Spiel zwei hatten die Heat alles im Griff, mit 19 Punkten Rückstand und achteinhalb Minuten auf der Uhr wollten die Spurs einen letzten Anlauf starten. Ein sauber ausgespieltes Pick'N'Roll zwischen Parker und Tiago Splitter schien ein guter Anfang zu sein.

Der Brasilianer tauchte in die Zone ab, bekam den Ball und war bereit für einen Slam Dunk. Doch er hatte die Rechnung ohne LeBron James gemacht. Von der Weak Side tauchte James plötzlich auf, stieg mit perfektem Timing praktisch synchron mit Splitter hoch und begegnete dem Dunkingversuch in der Luft.

Rohe Power traf hier auf rohe Power - und der Heat-Megastar triumphierte. Das Publikum tobte, der Wille der Spurs war gebrochen. James' Block war nicht so wichtig wie zum Beispiel der von Roy Hibbert in Spiel 5 der zweiten Playoff-Runde gegen Carmelo Anthony, dennoch war es eine überragende Aktion. Und sie trug zu Splitters inzwischen angeschlagenem Ruf bei. Der Brasilianer erlebte insgesamt eine Finalserie zum Vergessen.

LeBron James im Fokus: Geschichte schreiben reicht nicht mehr

Spurs-Dreierrekord: In den Finals ging es hin und her. Nach dem spannenden Start in Spiel eins schlugen die Heat massiv zurück, in Spiel drei waren die Spurs wieder an der Reihe. Diesmal waren nicht die Stars die Protagonisten, sondern die Rollenspieler.

Danny Green, Gary Neal und Co. brannten ein wahres Feuerwerk von außen ab, trafen satte 16 Dreier (Green: 7; Neal: 6) und fügten dem amtierenden Meister eine herbe 113:77-Pleite zu.

Die 16 Treffer von Downtown waren ein Finals-Rekord, gleichzeitig begannen mit diesem Spiel die Spekulationen, ob bei einem Finals-Sieg der Spurs nicht ein anderer Spieler als Tony Parker oder Tim Duncan der MVP der Serie werden könnte.

Danny Greens Treffsicherheit: Die Spurs stellten in Spiel drei nicht nur einen Teamrekord für die NBA Finals auf, Danny Greens sieben Dreier waren auch ein entscheidender Schritt für den NBA-Dreierrekord eines einzelnen Spielers in einer Finals-Serie.

In Spiel fünf in San Antonio traf Green zunächst seinen 22. Dreier gegen Miami und stellte Ray Allens Rekord ein, im gleichen Spiel brach er ihn. Nach der Partie führten die Spurs mit 3-2, Green war zu diesem Zeitpunkt für viele Beobachter der MVP der Finals. Weil er nicht nur scorte, sondern auch reboundete und exzellent verteidigte.

Und obwohl der Shooting Guard in Spiel sechs und sieben deutlich abkühlte (2/19 Field Goals), legte er wenigstens zwei weitere Dreier drauf und die Messlatte mit insgesamt 27 Dreiern in den NBA Finals für die nachfolgenden Generationen enorm hoch.

Tim Duncans Dominanz: Was wären die NBA Finals mit Spurs-Beteiligung ohne eine Tim-Duncan-Show? Lange Zeit überließ der Routinier das Rampenlicht den Youngstern, den Rollenspieler oder wahlweise Tony Parker.

Doch in Spiel sechs war es an der Zeit für den Big Fundamental, ein Statement abzugeben. Mit 30 Punkten legte er so viele Zähler in einer Finals-Partie auf wie seit 2003 nicht mehr, dazu trug er satte 17 Rebounds bei.

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Insbesondere die erste Hälfte war eine Demonstration seiner nach wie vor enormen Klasse.

Chris Bosh, Chris Andersen oder wer auch immer es versuchte: Duncan ließ sich nicht stoppen, traf seine ersten acht Field Goals und trug sein Team, das ansonsten in der ersten Hälfte mit den Nerven zu kämpfen hatte.

San Antonio konnte in Spiel sechs den Sack zumachen, doch letztlich sollte es nach einem historischen Finish nicht sein. An Tim Duncan, so viel steht fest, lag es in dieser Partie nicht.

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Mike Millers Ein-Schuh-Schuss: Spiel sechs war gespickt mit herausragenden Leistungen und historischen Treffern, geprägt von enormer Intensität und Spannung. Doch es gab auch Kurioses.

Im vierten Viertel arbeiteten die Heat an einem Comeback, nachdem sie nach der Halbzeit schon zwölf Punkte in Rückstand geraten waren. Tiago Splitter jedoch erhöhte mit einem Layup auf 77:70 für die Spurs, beim Gedränge unterm Korb verlor Mike Miller zu allem Überfluss seinen linken Schuh.

Dem Shooter blieb keine Zeit, seinen Sneaker wieder anzuziehen und warf ihn im kommenden Angriff Richtung Heat-Bank, der Gastgeber schien gehandicapt.

Denkste: LeBron James vertraute seinem Kollegen nach einem Zug zum Korb trotzdem, kickte raus zu Miller an die Dreierlinie und wurde Zeuge, wie der Routinier eiskalt einen Distanzwurf versenkte. Eine kleine, aber passende Anekdote in diesen famosen Finals.

Das No-Headband Game: LeBron James nannte Spiel sechs später das "mit Abstand beste Spiel, an dem ich je teilgenommen habe". Mit einem Triple-Double aus 32 Punkten, 10 Rebounds und 11 Assists hatte der amtierende MVP außerdem entscheidenden Anteil am Ausgang.

Dabei hatte er drei Viertel lang kaum ein Bein auf den Boden gebracht, lediglich 3 von 12 Würfen getroffen. James wirkte konsterniert und zaghaft, den Heat drohte der Verlust des Spiels und der gesamten Final-Serie.

Doch plötzlich machte es Klick: James legte einen Zahn zu, stemmte sich gegen die Niederlage und war auch in der Crunchtime zur Stelle. Weil er rund sieben Minuten vor dem Ende sein Stirnband verloren hatte und fortan noch stärker war, ging diese Partie als das No-Headband Game in die Annalen ein.

Ray Allens Dreier: Aber das No-Headband Game wäre nur eine schnöde Niederlage gewesen und ein tiefe Kerbe im Lebenslauf von LeBron James, hätte er nicht Ray Allen an seiner Seite gehabt.

"Darum wollte wir ihn unbedingt haben", kommentierte der MVP nach dem Spiel, als Allen, der vielleicht beste Shooter der NBA-Historie, den "Clutch Shot of his Life" (Originalkommentar Mike Breen) versenkt und eine bereits verloren geglaubte Partie in die Overtime geschickt hatte - wo Miami schließlich mit 103:100 triumphierte und Spiel sieben erzwang.

Wie tot die Heat schienen, zeigen die Tatsachen, dass hunderte Fans bereits die Arena verlassen und die Ordner gelbes Absperrband für die Meisterfeier der Spurs entlang der Seitenlinie gespannt hatten, als Manu Ginobili 28 Sekunden vor Schluss und mit einer 94:89-Führung im Rücken an die Freiwurflinie trat.

Doch dann folgte für die Heat Glücksmoment auf Glücksmoment: Der Argentinier versenkte nur einen Versuch, anschließend traf James einen unerklärlich offenen Dreier. Im folgenden Angriff der Spurs ging Kawhi Leonard an die Linie, doch auch er traf nur einen Freiwurf. Es stand 92:95 aus Sicht der Heat, die im folgenden Angriff erneut James suchten.

Dessen Dreier fiel nicht, doch Chris Bosh griff sich den Offensivrebound, spielte in die rechte Ecke auf Allen und der stieg hoch. Wer sehen will, wie man unter größtmöglichem Druck und ohne nennenswerte Balance den wichtigsten Wurf seiner Karriere versenken kann, der möge sich Allens Dreier anschauen. Wieder und immer wieder.

Shane Battiers Dreiershow: Apropos Dreier: Die sollten - neben großer Abgezocktheit und solider Defense - das Steckenpferd Shane Battiers sein. Doch nachdem der Flügelspieler über die gesamte Saison als Power Forward viel größere und kräftigere Spieler hatte verteidigen müssen, wirkte Battier ausgerechnet in den Playoffs ausgepowert.

In den letzten drei Spielen der Conference Finals und den ersten vier Spielen der Finals stand der inzwischen 35-Jährige nie mehr als 9 Minuten auf dem Court. Sein Einsatz war unter sportlichen Gesichtspunkten einfach nicht vertretbar, so mies präsentierte sich Battier.

In Spiel fünf und sechs gegen die Spurs schien er seine Kraft dann langsam wiederzufinden - und ausgerechnet in Spiel sieben explodierte er: Battier traf aus dem Nichts sechs Dreier (acht Versuche) und hatten dann doch noch einen großen Anteil an der erfolgreichen Titelverteidigung der Heat.

LeBrons monströses 7. Spiel: Hat es für LeBron James wirklich noch einer weiteren Meisterleistung bedurft, um seinen Platz unter den besten Spieler aller Zeiten zu rechtfertigen? Viele Kritiker mögen das so gesehen haben, doch nach Spiel sieben der NBA Finals 2013 weiß auch der letzte Nörgler, dass der amtierende MVP der beste Spieler seiner Generation ist.

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Nach dem emotionalen Overtime-Sieg in Spiel sechs war James im alles entscheidenden Spiel hellwach und gewillt, sich seinen Traum vom Repeat zu verwirklichen - komme, was wolle. Und vor allem stellte er sein gesamtes Arsenal zur Schau.

In der Defense bremste er Tony Parker aus, in der Offense traf er fünf Dreier, zog mit Dampf zum Korb und brachte den Sieg letztlich mit einem Mitteldistanzwurf aus dem Dribbling nach Hause.

"Ich arbeite so viel an meinem Spiel, und dass ich jetzt in dieser Partie die Früchte der Arbeit ernten konnte, ist das ultimative Glücksgefühl. Mir fehlen die Worte", so James, als er - selbstverständlich mit der Finals-MVP-Trophäe geehrt wurde.

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