Mike Millers Ein-Schuh-Schuss: Spiel sechs war gespickt mit herausragenden Leistungen und historischen Treffern, geprägt von enormer Intensität und Spannung. Doch es gab auch Kurioses.
Im vierten Viertel arbeiteten die Heat an einem Comeback, nachdem sie nach der Halbzeit schon zwölf Punkte in Rückstand geraten waren. Tiago Splitter jedoch erhöhte mit einem Layup auf 77:70 für die Spurs, beim Gedränge unterm Korb verlor Mike Miller zu allem Überfluss seinen linken Schuh.
Dem Shooter blieb keine Zeit, seinen Sneaker wieder anzuziehen und warf ihn im kommenden Angriff Richtung Heat-Bank, der Gastgeber schien gehandicapt.
Denkste: LeBron James vertraute seinem Kollegen nach einem Zug zum Korb trotzdem, kickte raus zu Miller an die Dreierlinie und wurde Zeuge, wie der Routinier eiskalt einen Distanzwurf versenkte. Eine kleine, aber passende Anekdote in diesen famosen Finals.
Das No-Headband Game: LeBron James nannte Spiel sechs später das "mit Abstand beste Spiel, an dem ich je teilgenommen habe". Mit einem Triple-Double aus 32 Punkten, 10 Rebounds und 11 Assists hatte der amtierende MVP außerdem entscheidenden Anteil am Ausgang.
Dabei hatte er drei Viertel lang kaum ein Bein auf den Boden gebracht, lediglich 3 von 12 Würfen getroffen. James wirkte konsterniert und zaghaft, den Heat drohte der Verlust des Spiels und der gesamten Final-Serie.
Doch plötzlich machte es Klick: James legte einen Zahn zu, stemmte sich gegen die Niederlage und war auch in der Crunchtime zur Stelle. Weil er rund sieben Minuten vor dem Ende sein Stirnband verloren hatte und fortan noch stärker war, ging diese Partie als das No-Headband Game in die Annalen ein.
Ray Allens Dreier: Aber das No-Headband Game wäre nur eine schnöde Niederlage gewesen und ein tiefe Kerbe im Lebenslauf von LeBron James, hätte er nicht Ray Allen an seiner Seite gehabt.
"Darum wollte wir ihn unbedingt haben", kommentierte der MVP nach dem Spiel, als Allen, der vielleicht beste Shooter der NBA-Historie, den "Clutch Shot of his Life" (Originalkommentar Mike Breen) versenkt und eine bereits verloren geglaubte Partie in die Overtime geschickt hatte - wo Miami schließlich mit 103:100 triumphierte und Spiel sieben erzwang.
Wie tot die Heat schienen, zeigen die Tatsachen, dass hunderte Fans bereits die Arena verlassen und die Ordner gelbes Absperrband für die Meisterfeier der Spurs entlang der Seitenlinie gespannt hatten, als Manu Ginobili 28 Sekunden vor Schluss und mit einer 94:89-Führung im Rücken an die Freiwurflinie trat.
Doch dann folgte für die Heat Glücksmoment auf Glücksmoment: Der Argentinier versenkte nur einen Versuch, anschließend traf James einen unerklärlich offenen Dreier. Im folgenden Angriff der Spurs ging Kawhi Leonard an die Linie, doch auch er traf nur einen Freiwurf. Es stand 92:95 aus Sicht der Heat, die im folgenden Angriff erneut James suchten.
Dessen Dreier fiel nicht, doch Chris Bosh griff sich den Offensivrebound, spielte in die rechte Ecke auf Allen und der stieg hoch. Wer sehen will, wie man unter größtmöglichem Druck und ohne nennenswerte Balance den wichtigsten Wurf seiner Karriere versenken kann, der möge sich Allens Dreier anschauen. Wieder und immer wieder.
Shane Battiers Dreiershow: Apropos Dreier: Die sollten - neben großer Abgezocktheit und solider Defense - das Steckenpferd Shane Battiers sein. Doch nachdem der Flügelspieler über die gesamte Saison als Power Forward viel größere und kräftigere Spieler hatte verteidigen müssen, wirkte Battier ausgerechnet in den Playoffs ausgepowert.
In den letzten drei Spielen der Conference Finals und den ersten vier Spielen der Finals stand der inzwischen 35-Jährige nie mehr als 9 Minuten auf dem Court. Sein Einsatz war unter sportlichen Gesichtspunkten einfach nicht vertretbar, so mies präsentierte sich Battier.
In Spiel fünf und sechs gegen die Spurs schien er seine Kraft dann langsam wiederzufinden - und ausgerechnet in Spiel sieben explodierte er: Battier traf aus dem Nichts sechs Dreier (acht Versuche) und hatten dann doch noch einen großen Anteil an der erfolgreichen Titelverteidigung der Heat.
LeBrons monströses 7. Spiel: Hat es für LeBron James wirklich noch einer weiteren Meisterleistung bedurft, um seinen Platz unter den besten Spieler aller Zeiten zu rechtfertigen? Viele Kritiker mögen das so gesehen haben, doch nach Spiel sieben der NBA Finals 2013 weiß auch der letzte Nörgler, dass der amtierende MVP der beste Spieler seiner Generation ist.
Nach dem emotionalen Overtime-Sieg in Spiel sechs war James im alles entscheidenden Spiel hellwach und gewillt, sich seinen Traum vom Repeat zu verwirklichen - komme, was wolle. Und vor allem stellte er sein gesamtes Arsenal zur Schau.
In der Defense bremste er Tony Parker aus, in der Offense traf er fünf Dreier, zog mit Dampf zum Korb und brachte den Sieg letztlich mit einem Mitteldistanzwurf aus dem Dribbling nach Hause.
"Ich arbeite so viel an meinem Spiel, und dass ich jetzt in dieser Partie die Früchte der Arbeit ernten konnte, ist das ultimative Glücksgefühl. Mir fehlen die Worte", so James, als er - selbstverständlich mit der Finals-MVP-Trophäe geehrt wurde.
Seite 1: Spurs-Dreier und ein Monsterblock