NBA - LeBron James holt seinen vierten Titel: Welches Championship-Team des Lakers-Stars war das beste?

Philipp Jakob
15. Oktober 202007:45
LeBron James ist der erste Spieler in der NBA-Historie, der mit drei verschiedenen Teams einen Titel gewinnt und als Finals-MVP ausgezeichnet wird.getty
Werbung
Werbung

Dicke Zigarre im Mund, fettes Grinsen im Gesicht und die Larry O'Brien Trophy in der rechten sowie den Bill Russell Award für den Finals-MVP in der linken Hand - LeBron James war nach dem Titelgewinn mit den Los Angeles Lakers am vergangenen Wochenende mal wieder der König der Basketball-Welt. Vier Championships und vier Finals-MVPs mit drei Franchises stehen nun in seiner Vita. Doch welches Titel-Team von LeBron war eigentlich das beste?

SPOX hat sich an ein - natürlich subjektives - Ranking der vier Championship-Teams von und mit LeBron gemacht. Dabei flossen nicht nur die Auftritte in den Finals und Playoffs mit in die Bewertung ein, sondern auch die Leistungen in der regulären Saison sowie die Bedeutung des Titels für LeBron und Co. abseits des Sportlichen. Welches Titel-Team des Kings gehört Eurer Meinung nach auf Platz 1?

Platz 4: Die Miami Heat in der Saison 2011/12

  • Bilanz in der regulären Saison: 46-20 (Platz 2 im Osten in einer durch den Lockout verkürzten Saison)
  • Net-Rating in der regulären Saison/Playoffs: 6,4 / 7,4
  • Bilanz in den Playoffs: 16-7
  • Ergebnis der NBA Finals: 4-1 gegen die Oklahoma City Thunder

"Es war verdammt nochmal an der Zeit", sagte LeBron auf dem Siegerpodium und brachte damit seine Gefühlswelt auf den Punkt. In seinem neunten Jahr in der Association, nach zahlreichen erfolglosen Anläufen und dem Debakel gegen die Dallas Mavericks im Vorjahr holte sich LeBron 2012 endlich seine erste Championship.

Wirklich perfekt lief aber auch diese Saison nicht, vor allem verglichen mit anderen Jahren der Dominanz des Kings. Zwar startete Miami nach dem Lockout mit 27-7, doch in der zweiten Saisonhälfte hatten die Heat so ihre Probleme (19-13). Auch im zweiten Jahr der Big Three stimmte hier und da die Chemie noch nicht hundertprozentig.

Auch die Postseason war kein Spaziergang. Nach einem 4-1 in der ersten Runde gegen die Knicks gerieten LeBron und Co. gegen die Pacers mit 1-2 in Rückstand, sie gewannen die nächsten drei Partien. Doch auch in den Conference Finals zeigte sich ein ähnliches Bild: Boston hatte den Rivalen vom South Beach am Rande des Playoff-Aus, was unter Umständen der Big-Three-Ära ein vorzeitiges Ende beschert hätte.

Was dann folgte, dürfte bekannt sein. In Spiel 6, mit 2-3 im Hintertreffen, zauberte LeBron eins seiner besten Playoff-Spiele überhaupt aufs Parkett. Dominante 45 Punkte später war die Serie ausgeglichen, in Spiel 7 machte Miami mit einem 101:88-Sieg den Einzug in die Finals zum zweiten Mal in Folge perfekt.

Dort ließ man den jungen Oklahoma City Thunder keine Chance (4-1), auch weil Chris Bosh den Wechsel auf die Center-Position akzeptierte. Mit dem Small-Ball bereitete Miami den Weg für die Dominanz des Folgejahres (dazu später mehr) - und LeBron feierte seinen ersten Titel.

LeBron James ist der erste Spieler in der NBA-Historie, der mit drei verschiedenen Teams einen Titel gewinnt und als Finals-MVP ausgezeichnet wird.getty

Platz 3: Die Los Angeles Lakers in der Saison 2019/20

  • Bilanz in der regulären Saison: 52-19 (Platz 1 im Westen)
  • Net-Rating in der regulären Saison/Playoffs: 5,6 / 6,9
  • Bilanz in den Playoffs: 16-5
  • Ergebnis der NBA Finals: 4-2 gegen die Miami Heat

Anthony Davis ist wahrscheinlich der beste Mitspieler, den LeBron in seiner Karriere hatte. Das Superstar-Duo spielte im ersten gemeinsamen Jahr eine hervorragende Saison, garantierte den Lakers die wohl beste Defense eines LeBron-Teams und trotzte allen Bubble-Widrigkeiten, um Purple-and-Gold zum geteilten Rekord-Champion zu machen.

Und doch reicht es hier nur zu Platz 3? Letztlich entscheiden Nuancen, und beim Blick auf den Supporting Cast der Lakers - über die volle Saison wohlgemerkt - bleiben beim 2019/20er Lakers-Team doch ein paar Fragezeichen. Die Antwort auf die Frage nach dem drittbesten Spieler im Kader fiel in den anderen Championship-Jahren von LeBron eindeutig aus, nicht so in L.A.

Klar, Playoff-Rondo hatte seine Momente, auch Kentavious Caldwell-Pope lieferte in der Postseason gute Leistungen ab. Doch im Großen und Ganzen fehlte diesem Lakers-Team die breite Dominanz, die bei den Heat oder Cavs teilweise gefürchtet war.

Dafür hatten die Lakers natürlich AD und LeBron. "Der 35-jährige LeBron würde dem 27-jährigen LeBron sagen, dass du keine Ahnung hast, wozu du in der Lage bist. Du kratzt gerade einmal an der Oberfläche", sagte James, als er bei SportsCenter sein heutiges Ich mit dem von seinem ersten Titelgewinn 2012 vergleichen sollte. "Der 35-Jährige LeBron würde den 27-jährigen dominieren."

Auch wenn seine frühere Athletik mit zunehmendem Alter abgenommen hat, so überragt James selbst im fortgeschrittenen Sportler-Alter dank seiner Spielintelligenz. Im Vergleich zu den Playoffs 2012 ist sein Scoring in diesem Jahr leicht zurückgegangen (in weniger Minuten), dafür agiert die Nummer 23 deutlich effizienter und bezieht seine Teamkollegen (noch) mehr ein.

Gleich drei 4-1-Erfolge in den ersten drei Playoff-Runden sprechen eine deutliche Sprache, zu was das Duo LeBron und Davis in der Lage ist. Teilweise ließ L.A. allerdings auch die Intensität etwas vermissen und nahm den Fuß vom Gas. Deshalb landet das Team hier nur auf Platz 3 - aber die LeBron-Lakers können in den kommenden Jahren ja noch besser werden!

LeBron James: Seine Playoff-Statistiken von 2012 und 2020 im Vergleich

PlayoffsSpiele / MinutenPunkteReboundsAssistsTurnoverFG%3FG%
201223 / 42,730,39,75,63,550,025,9
202021 / 36,327,610,88,84,056,037,0

Platz 2: Die Cleveland Cavaliers in der Saison 2015/16

  • Bilanz in der regulären Saison: 57-25 (Platz 1 im Osten)
  • Net-Rating in der regulären Saison/Playoffs: 6,3 / 9,5
  • Bilanz in den Playoffs: 16-5
  • Ergebnis der NBA Finals: 4-3 gegen die Golden State Warriors

Ginge es allein nach der Signifikanz des Titelgewinns für LeBron, so stünde das 2016er Cavs-Team an der Spitze dieses Rankings. Im Rahmen seiner Rückkehr nach Ohio zwei Jahre zuvor versprach LBJ dem "Mistake by the Lake", so ein Spitzname Clevelands, Ruhm und Ehre zu bringen.

Schon im Jahr zuvor hatte er die Cavs in die Finals geführt, allerdings fehlten mit Kyrie Irving und Kevin Love die beiden wichtigsten Helfer verletzt. Ein Jahr später war das Trio fit, Cleveland walzte durch den Osten (zwei Sweeps gegen Detroit und Atlanta und ein 4-2 gegen Toronto) - doch dann warteten die 73-Siege-Warriors, eins der besten Teams der NBA-Historie. Und ein 1-3-Rückstand in den Finals.

52 Jahre der sportlichen Tristesse in Cleveland ohne einen einzigen Titel in den vier wichtigen US-Sport-Ligen schienen ihr nächstes Kapitel zu bekommen. Doch dann kam LeBron (und eine Suspendierung von Draymond Green). Der King legte in Spiel 5 und 6 zwei 41-Punkte-Partien auf, im entscheidenden Spiel 7 folgte ein Triple-Double, "The Block", Kyries Dreier und das berühmte "Cleveland, this is for you", das der emotional aufgewühlte LeBron in die Kamera brüllte.

Die Championship wird sicherlich für immer einen besonderen Platz in James' Herzen einnehmen. Nicht nur wegen des historischen 1-3-Comebacks, sondern in erster Linie, weil das Kind aus Akron, Ohio, endlich den Glanz von Larry O-B in seine Heimat brachte.

Bleibt nur die Frage: Warum ist dieses Team nicht weiter oben gerankt? Auch wenn LeBron und die Cavs in den Playoffs ablieferten - Irving in seiner Rolle als zweiter Scorer, Love mit dem Rebounding und seinen Dreiern, Tristan Thompson mit seiner Defense -, in der regulären Saison waren einige Schönheitsfehler dabei.

So musste Head Coach David Blatt im Januar seinen Hut nehmen, Kyrie durchlebte seine schwächste Regular Season in der NBA mit Ausnahme seines Rookie-Jahres und weder er noch Love schafften es zum All-Star. Am Ende avancierte das alles aber zur Randnotiz.

Platz 1: Die Miami Heat in der Saison 2012/13

  • Bilanz in der regulären Saison: 66-16 (Platz 1 im Osten)
  • Net-Rating in der regulären Saison/Playoffs: 8,2 / 6,8
  • Bilanz in den Playoffs: 16-7
  • Ergebnis der NBA Finals: 4-3 gegen die San Antonio Spurs

Das Heat-Team aus dem Vorjahr (die 2012er Champions) hatte ligaweit nur die viertbeste Bilanz in der regulären Saison, doch in der Saison 2012/13 schien sich der Hype um die Big Three am South Beach endlich in Realität zu verwandeln. In Sachen Dominanz kommt kein anderes LeBron-Titel-Team an diese Version der Heatles heran.

Zum einen wären da die schnöden Statistiken von LeBron höchstpersönlich. Angeführt vom bis dato mit Abstand effizientesten King seiner Laufbahn rollte Miami nur so durch die Liga. LeBron generierte seine 26,8 Punkte pro Spiel aus überragenden Wurfquoten von 56,5 Prozent aus dem Feld und 40,6 Prozent von Downtown. Nur seine Bilanz an der Freiwurflinie passte da nicht ganz ins Bild (75,3 Prozent - damit immerhin besser als sein Karriereschnitt).

Der Small-Ball der Heat hievte LeBron, Dwyane Wade und Bosh nah an den Gipfel der Big-Three-Leistungsfähigkeit. Zusätzlich fügten die Heat mit der Verpflichtung von Ray Allen eine weitere Offensiv-Gefahr zum ohnehin gut besetzten Supporting Cast um Shane Battier, Mario Chalmers und Co. hinzu.

Diese Kombination mündete in einer 27 Spiele andauernden Siegesserie - nach den 1971/72er Lakers (33 Siege) ist dies die längste Erfolgsserie innerhalb von einer Spielzeit in der Geschichte der Liga. LeBron erhielt am Ende der Saison seinen vierten und bisher letzten MVP-Award.

In den Playoffs setzte sich die Heat-Dominanz zunächst mit einem Sweep gegen die Bucks, gefolgt von einem 4-1 gegen die Bulls fort. Dann wurde es aber eng, erneut stellten die Pacers LeBron und Co. vor Probleme (Stichwort: Verticality), die sich in Spiel 7 aber doch durchsetzten. Die Finals waren in Spiel 6 eigentlich schon zugunsten der Spurs entschieden, bevor sich Bosh den wichtigsten Offensiv-Rebound der Franchise-Historie schnappte und Allen seinen legendären Dreier verwandelte.

Miami gewann Spiel 6 doch noch in Overtime, in Spiel 7 führte LeBron sein Team mit 37 Zählern zum Titel. Auch wenn es am Ende knapp war, die 12/13er Heat gehören nicht zu Unrecht zum erweiterten Kreis der besten Teams aller Zeiten - und waren das beste Championship-Team des Kings.