NBA Preview, Northwest Division: Willkommen in der Todesgruppe!

Robert Arndt
15. Oktober 201811:43
Dennis Schröder spielt nun für die Oklahoma City Thunder.getty
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Die NBA-Saison steht vor der Tür - Zeit also für die alljährlichen Division Previews! Wir stellen sämtliche Teams vor, blicken auf den jeweiligen Best und Worst Case und wagen eine Prognose. Heute: Die Northwest Division.

Denver Nuggets

Der Kader

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Jamal MurrayGary HarrisWill BartonPaul MillsapNikola Jokic
Isaiah ThomasMalik BeasleyTorrey CraigTrey LylesMason Plumlee
Monte MorrisDevaughn Akoon-PurcellMichael Porter Jr.Juancho HernangomezThomas Welsh
Jarred VanderbiltTyler Lydon

Denver Nuggets: Best Case

Die Nuggets sind das unterhaltsamste Team der ganzen Liga. Mit einer freien und - dank Nikola Jokic und Isaiah Thomas - kreativen Offense schießt Denver seine Gegner reihenweise aus der Halle. Vor allem im heimischen Pepsi Center in der Mile High City ist das Team von Coach Mike Malone kaum zu schlagen.

Malone ist es auch, der seinen ehemaligen Schützling Thomas wieder in die Spur bringt. Zur MVP-Form bei den Celtics fehlt dann zwar doch ein gutes Stück, doch IT von der Bank zu bringen, ist für die Nuggets ein wahnsinniger Luxus, nachdem die Backups in der vergangenen Saison Emmanuel Mudiay und Devin Harris hießen. Mit einem verbesserten Jamal Murray stellt Denver eins der besten Spielmacher-Tandems der kompletten Liga.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass Paul Millsap diesmal die Saison durchspielen kann. Dabei bestätigt sich die verbesserte Chemie mit Jokic aus den letzten Saisonspielen. Gerade die defensiven Mängel des Serben können so gut kaschiert werden, weswegen Denver nach sechs Jahren wieder in die Playoffs kommt und dort sogar eine Runde gewinnen kann.

Die Offseason-Analyse der Denver Nuggets

Denver Nuggets: Worst Case

Es ist Tag der offenen Tür bei den Nuggets. Malone stellt fest, dass Thomas und Jokic vom Gegner immer wieder in Pick'n'Rolls gesteckt werden und dabei verdammt schlecht aussehen. Der Nuggets-Coach verzweifelt daran und stellt Vergleiche zur Atomphysik her. IT wirkt außerdem über die komplette Saison nicht fit und kann nicht mehr wie in alten Zeiten die Zone penetrieren. Lediglich Markelle Fultz wird häufiger als der kleine Derwisch unter dem Korb abgeräumt.

Allgemein sind die Nuggets defensiv sogar noch deutlich schwächer als im Vorjahr. Der Abgang von Wilson Chandler, dem besten Flügelverteidiger des Vorjahres, schmerzt, da Will Barton nur durch Torero-Defense auffällt. So lastet viel Verantwortung auf Millsap, der sich zwar am hinteren Ende des Courts aufreibt, dafür aber im Angriff völlig ausgelaugt ist.

Das frustriert den stolzen Big sichtlich, er gerät in einen verheerenden Slump und kaum ein Jumper will fallen. Von Spiel zu Spiel wächst der Druck auf die Nuggets, die wieder früh ins Hintertreffen geraten und im harten Westen wieder als Neunter die Playoffs verpassen. General Manager Tim Connelly zieht die Reißleine und entlässt darum Malone.

Prognose: 3. Platz in der Northwest Division.

Minnesota Timberwolves

Der Kader

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Jeff Teague(Jimmy Butler)Andrew WigginsTaj GibsonKarl-Anthony Towns
Tyus JonesJosh OkogieLuol DengAnthony TolliverGorgui Dieng
Derrick RoseC.J. WilliamsJames NunnallyKeita Bates-DiopJustin Patton

Minnesota Timberwolves: Best Case

Kehrtwende in der Causa Jimmy Butler. Coach Tom Thibodeau lässt Kevin Garnett bei den Wolves vorsprechen, der vor versammelter Mannschaft eine Rede voller Pathos über Loyalität und Ehre hält. Butler ist beeindruckt und rückt von seiner Trade-Forderung sofort ab. Der All-Star spielt stattdessen eine Fabelsaison und kann sich plötzlich auch eine Rückkehr nach Minnesota vorstellen.

Gleichzeitig nimmt Butler Andrew Wiggins endgültig unter seine Fittiche und treibt den Forward endlich zu Höchstleistungen. Dabei geht es weniger um Stats, sondern viel mehr um die Einstellung und die Bereitschaft zu hustlen. Das riesige Potenzial in der Defense blitzt nun viel häufiger auf.

Auch Karl Towns wächst endlich in seine Rolle als Anker der Verteidigung herein. Das hat zur Folge, dass die Wolves die Regular Season auf Platz drei beenden und endlich mal wieder eine Playoff-Serie gewinnen. Im Anschluss kehrt Butler tatsächlich zurück und die Zukunft der Wolves sieht wieder deutlich besser aus. Wer hätte das im September 2018 für möglich gehalten?

Die Offseason-Analyse der Minnesota Timberwolves

Minnesota Timberwolves: Worst Case

Gleich mehrere Trades für Butler scheitern, der All-Star bleibt bis zum Ende der Saison im hohen Norden und das bringt jede Menge Probleme mit sich. Mehrfach nehmen die Wolves den Wechselwilligen aus dem Kader, damit dieser sich nicht verletzt. Für die Medien ist dies ein gefundenes Fressen, der sportliche Aspekt gerät mehr oder weniger in den Hintergrund.

Doch genau das ist das Verheerende: Die Wolves laufen ihren Erwartungen meilenweit hinterher und verlieren im gnadenlosen Playoff-Rennen im Westen früh den Anschluss. Verbesserungen gibt es nämlich keine. Wiggins frustriert mit blutleeren Auftritten die Fans, während Towns erneut nicht ausreichend eingebunden wird und mehrfach entnervt an der Dreierlinie in der Ecke herumlungert.

Thibodeau kritisiert den Center für dessen Passivität mehrfach öffentlich und holt als Mentor auch noch Joakim Noah in den Kader. Der fällt jedoch nur damit auf, dass er bei -15 Grad nackt vor dem Target Center gegen Pelze protestiert. Nach der Saison wird Thibs entlassen, Butler verlässt das Team und KAT fordert einen Trade. Lediglich Wiggins hält dem Team die Treue.

Prognose: 5. Platz in der Northwest Division.

Oklahoma City Thunder

Der Kader

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Russell WestbrookAndre RobersonPaul GeorgeJerami GrantSteven Adams
Dennis SchröderAlex AbrinesTerrance FergusonPatrick PattersonNerlens Noel
Raymond FeltonTimothe Luwawu-CabarrotAbdel Nader
Hamidou Diallo

Oklahoma City Thunder: Best Case

Carmelo Anthony ist zwar Geschichte, aber dieses Thunder-Team ist ungleich tiefer als in der Vorsaison. Jede Position ist doppelt beendet, dazu hat Coach Billy Donovan jede Menge Flexibilität, er kann je nach Spielsituation klein oder groß spielen. Die Hierarchie ist zumindest klar - Russell Westbrook und Paul George bekommen den Löwenanteil der Würfe, während Dennis Schröder sich mit der Second Unit austoben darf.

Dies macht der Braunschweiger gut, weswegen Schröder in der Crunchtime zumeist auf dem Court steht. Erfreulich ist vor allem, dass er die offenen Würfe versenken kann und ein ernstzunehmender Spotup-Shooter wird. Allgemein ist das Spacing viel besser, da Rollenspieler wie Patrick Patterson oder Alex Abrines mehr Selbstvertrauen haben und ihre Minuten sehr gut nutzen.

Die Thunder gewinnen souverän ihre Division und laufen im Westen etwas überraschend auf dem zweiten Platz ein. In den Conference Finals sind erst die Warriors eine Nummer zu groß, doch die Saison wird völlig zurecht als großer Erfolg gewertet.

Die Offseason-Analyse der Oklahoma City Thunder

Oklahoma City Thunder: Worst Case

Die Thunder erleben ein Deja-Vu, erneut ist bereits nach einer Playoff-Runde Endstation. Die Veränderungen des Kaders haben wenig Einfluss auf die Spielweise. OKC hat weiter zu wenig Shooting im Kader und die Sets von Donovan wirken erneut ideenlos und zu leicht ausrechenbar. ESPN-Reporter Royce Young nennt den Coach zu Beginn eines Interviews aus Versehen Scott Brooks.

Zu häufig ist es wieder die Westbrook-Show, der zu oft mit dem Kopf durch die Wand will. Vor allem das Experiment mit Russ und Schröder zusammen in einem Backcourt geht krachend in die Hose. Beide Guards sind sich zu ähnlich, zu balldominant und bewegen sich abseits des Spaldings zu wenig. Der Verlierer ist dabei Schröder, der fast ausschließlich in den Minuten zum Einsatz kommt, wenn Westbrook eine Pause braucht.

Harmonie ist deswegen der falsche Begriff, wenn es um die Stimmung in Loud City geht. Auch die Big Man-Rotation bereitet Sorgen. Nerlens Noel kann sich auch in OKC nicht beweisen und so stehen Donovan mit Steven Adams, Patterson und Jerami Grant gerade einmal drei fähige Bigs zur Verfügung. Nach dem erneuten Erstrundenaus wird dann auch Westbrook infrage gestellt. Erste Fans sind einem Trade des Franchisespielers nicht mehr abgeneigt.

Prognose: 2. Platz in der Northwest Division.

Portland Trail Blazers

Der Kader

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Damian LillardC.J. McCollumMaurice HarklessAl-Farouq AminuJusuf Nurkic
Wade Baldwin IVSeth CurryEvan TurnerCaleb SwaniganZach Collins
Anfernee SimonsNik StauskasJake Layman Meyers Leonard
Gary Trent Jr.

Portland Trail Blazers: Best Case

Damian Lillard ist endgültig in seiner Prime angelangt und lässt es die Gegner Abend für Abend spüren. 30 Punkte und 7 Assists sind keine Seltenheit, davon profitiert auch sein Backcourt-Kollege C.J. McCollum. Noch wichtiger ist aber die Entwicklung von Jusuf Nurkic, der so gut spielt, dass sein neuer Vertrag (4 Jahre, 48 Millionen Dollar) wie das Schnäppchen der Offseason daherkommt.

Der Bosnier beweist vor allem eindrucksvolle Qualitäten am hinteren Ende des Courts. Er ist zwar nicht der Schnellste, versteht es aber stets, eine gute Position einzunehmen. Die Blazers rangieren so am Ende der Saison unter den Top 5 der Liga im Defensiv-Rating. Doch Nurkic verlor in der Sommerpause nicht nur Gewicht, sondern eignete sich auch noch einen Dreier an. Für die Spielzeit versenkt das Bosnian Beast satte 50 Triples und löst so einen Teil der Spacing-Probleme in Oregon.

So landen die Blazers wieder auf Platz drei im Westen, um aber diesmal nicht in der ersten Runde gesweept zu werden. In den Semifinals liefert Portland um den späteren MVP Lillard einen heißen Fight, muss aber letztlich die Segel streichen. Der Kern bleibt zusammen und Dame äußert großen Optimismus, was die Zukunft angeht.

Die Offseason-Analyse der Portland Trail Blazers

Portland Trail Blazers: Worst Case

Natürlich wurde die Blazers-Saison mit dem Sweep gegen die New Orleans Pelicans zu negativ bewertet, doch Portland bestätigt den Trend und ist mehr Mittelfeld-Team denn Borderline-Contender. Zu abhängig sind die Blazers von ihrem kongenialen Guard-Duo, während die Schwächen aus der Vorsaison die gleichen bleiben.

Auf dem Flügel ist Portland mal wieder verdammt dünn besetzt, dazu fällt der Wurf von Al-Farouq Aminu und Co. nicht konstant. Weh tut auch der Abgang von Backup-Spielmacher Shabazz Napier, den die Blazers überhaupt nicht kompensieren konnten. Wie sich herausstellt, sind Seth Curry und Nik Stauskas in der heutigen NBA kaum spielbar, vor allem defensiv.

Die zweite Unit sollte als Point Forward eigentlich Evan Turner anführen, doch auch er spielt ein weiteres blasses Jahr. Die Playoffs werden verpasst und es ziehen dunkle Wolken über das ohnehin schon stets verregnete Portland. Wegen des chronischen Scheiterns und der verzwickten Cap-Situation bereitet Lillard hinter den Kullissen seine Trade-Forderung vor.

Prognose: 4. Platz in der Northwest Division.

Utah Jazz

Der Kader

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Ricky RubioDonovan MitchellJoe InglesDerrick FavorsRudy Gobert
Dante ExumAlec BurksRoyce O'NealeJae CrowderEkpe Udoh
Raul NetoGrayson AllenThabo SefoloshaGeorges NiangTony Bradley

Utah Jazz: Best Case

Die Erfolgsstory in Salt Lake City wird munter weitergesponnen. Die Kombination aus Donovan Mitchell und Rudy Gobert funktioniert ähnlich gut wie im Vorjahr, das Team ist eingespielt und selbstlos und besitzt in Quin Snyder einen exzellenten Coach, der zudem Brad Stevens den Titel als Trainer des Jahres wegschnappt.

Der unumstrittene Star ist aber natürlich Mitchell, der in der Offseason an seinem Wurf gearbeitet hat und so noch einmal um ein vielfaches schwerer zu verteidigen ist. Doch auch eine Off-Night des Sophomores ist kein Problem - die Jazz stellen die beste Defense der Liga und können diesmal 80 Spiele aus dem topfitten Gobert herauspressen.

Hinter Golden State steigen die Jazz zur zweiten Macht im Westen auf und nehmen in den Playoffs Revanche an den Houston Rockets. Erst in den Conference Finals ist Schluss gegen die Dubs, was aber am Salzsee niemanden stört. Euphorisch feiern die Fans ihr Team und stellen Mitchell und Gobert auf eine Stufe mit den legendären John Stockton und Karl Malone.

Die Offseason-Analyse der Utah Jazz

Utah Jazz: Worst Case

Keine Frage, Utah wird weiterhin ein elitäres Defensiv-Team sein, allerdings auch nur solange, wie die Knochen des Stifle Towers halten. Der Franzose verpasst jedoch wieder knapp 30 Spiele und bringt die Jazz so in arge Bedrängnis. Die Euphorie rund um das Team ebbt so wieder ein wenig ab, weil die Spiele teils sehr harte Kost sind und offensiv nur wenig zusammenläuft.

Die Achillesferse bleibt das Spacing, weswegen die Gegner die Zone zustellen und so das bekannte Drive-and-Kick-Spiel der Jazz effektiv eindämmen. Auch auf Mitchell stellen sich die Verteidiger nun viel besser ein, wodurch dieser häufiger zum Jumper greifen muss - das ist bekanntlich (noch) keine Stärke des Shooting Guards.

Die Playoffs werden nicht verpasst, dafür ist die Truppe zu ausgeglichen und gut besetzt. In der Postseason zeigen sich aber auch die Limitationen dieser Mannschaft. So gut Gobert ist - gegen Teams ohne traditionellen Center verpufft der Einfluss von Gobert. Die Jazz gehen bereits in Runde eins sang- und klanglos baden.

Prognose: 1. Platz in der Northwest Division.