NBA - Saisonvorschau L.A. Clippers, Denver Nuggets und OKC Thunder: Klotzen für Kawhi

Robert Arndt
20. September 202208:38
Nikola Jokic wurde zuletzt zweimal in Folge zum MVP gewählt.getty
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In nicht einmal einem Monat ist es soweit, dann startet die NBA in die neue Saison! Bevor es losgeht, beleuchten wir in unserer Preview-Serie die Stärken und Schwächen aller 30 Teams und wagen einen Ausblick. Los geht es mit zwei waschechten Contendern und einer Wundertüte.

In unserer zehnteiligen Serie werfen wir nach und nach einen detaillierten Blick auf jeweils drei Teams aus den beiden Conferences. Los geht es mit den L.A. Clippers, Denver Nuggets und den Oklahoma City Thunder.

NBA-Saisonvorschau L.A. CLIPPERS

L.A. Clippers: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Moussa Diabaté (Nr. 43)
  • Free Agency: John Wall (Rockets)

Abgänge

  • Free Agency: Isaiah Hartenstein (Knicks), Rodney Hood

L.A. Clippers: Die wichtigsten Statistiken 2021/22

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
42-40 (Platz 8 im Westen)109,5 (25.)109,5 (8.)0,0 (18.)

L.A. Clippers: Die Strategie der Offseason

In L.A. wähnt man einen waschechten Contender, auch wenn das Team von Coach Ty Lue in der Vorsaison im Play-In-Tournament an den New Orleans Pelicans scheiterte. Den Unterschied soll Kawhi Leonard ausmachen, der die komplette Vorsaison mit einem Kreuzbandriss verpasste. Trotz allem sind die Erinnerungen noch recht frisch, vor allem in der Serie mit Dallas sah Kawhi einmal mehr wie der beste Playoff-Spieler auf diesem Planeten aus.

Während Kawhi sich der Reha widmete, pimpten die Clippers ihren Kader weiter mit Rollenspielern auf. Norman Powell und Robert Covington kamen bereits zur Trade-Deadline aus Portland und sollen wichtige Rollen einnehmen. "RoCo" ist nach dem Abgang von Isaiah Hartenstein wohl der neue Backup-Center, in Houston stellte er bereits unter Beweis, dass er das trotz fehlender Größe sehr gut kann.

Powell steht dagegen für mehr Explosivität vom Perimeter und soll mehr Druck auf den Korb erzeugen. Gleiches gilt für John Wall, der der einzige echte Neuzugang im Team ist. Nach zwei Jahren am Ende der Bank in Houston will sich der ehemalige All-Star beweisen und noch einmal zeigen, dass er trotz schwerer Knieverletzungen mit 32 Jahren auch einem Contender helfen kann.

Wall soll das letzte Puzzleteil der Clippers-Rotation sein. Im Vorjahr fehlte vor allem eine Alternative zu Reggie Jackson, meist gab Hartenstein den Spielmacher der Second Unit. Mit Wall hat L.A. nun mehr Tempo und einen gestandenen Point Guard, der durch seine Zeit bei den Washington Wizards äußerst Playoff-erprobt ist.

L.A. Clippers: Die Schwachstellen

Wenn es in diesem Luxus-Kader eine Lücke gibt, dann womöglich auf Center. Ivica Zubac ist zwar ein Eisenmann, zum obersten Regal der Bigs gehört er aber nicht. Nicht selten war es Hartenstein, der Spiele beendete. Die Clippers konnten den Deutschen jedoch nicht bezahlen, stattdessen wurde die Lücke auf Point Guard mit Wall geschlossen.

Auch das ist ein Risiko, wenn man sich die Krankenakte des 32-Jährigen anschaut. Hinzu kommen Fragen in Sachen Teamchemie auf. Wird er oder Jackson starten? Wie werden die Minuten verteilt? Das ist eine Frage, die es auf vielen Positionen zu beantworten gilt. Gerade auf dem Flügel herrscht ein Überangebot, es gibt zu viele Rotationsspieler und zu wenige verfügbare Minuten. Es ist nicht auszuschließen, dass dies noch während der Saison für einen Trade sorgt.

NBA-Preview: Der Kader der L.A. Clippers

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Reggie JacksonNorman PowellPaul GeorgeKawhi LeonardIvica Zubac
John WallTerance MannNicolas BatumMarcus MorrisRobert Covington
Jason PrestonLuke KennardAmir Coffey--
-Brandon Boston Jr.---

L.A. Clippers: Der Hoffnungsträger

Es ist die große Frage bei den Clippers? Wie gut ist Kawhi Leonard nach seiner neuerlichen Knieverletzung? In den Playoffs 2021 war der Forward vermutlich der beste Two-Way-Spieler der Welt, bevor er sich in der Serie mit den Utah Jazz so folgenschwer verletzte. Die Kombination aus Kraft, einem sicheren Wurf, Playmaking sowie teils erstickender Defense (wenn er es will) ist im Moment einzigartig.

Das Problem in Leonards Karriere bleibt seine Gesundheit, nur zweimal knackte er in einer Saison die Schallmauer von 70 Spielen, letztmals für die Spurs 2016/17. In jener Saison trat er auch so folgenschwer auf den Fuß von Zaza Pachulia. Load Management wird auch 2022/23 ein Thema bei den Clippers sein, mit diesem Kader kann sich das Team das aber erlauben und Leonard für die Postseason frisch halten. Um nichts anderes geht es in diesem Jahr.

Kawhi Leonard und Paul George spielen seit 2019 zusammen für die L.A. Clippers.getty

L.A. Clippers: Fazit

Die Clippers sind das mit Abstand tiefste Team der Liga und verfügen mit Leonard und Paul George auch über die nötige Starpower. Man muss schon weit zurückschauen, um eine solch hochkarätige Truppe zu finden, wo selbst an den Positionen 12, 13 oder 14 jede Menge Talent vorhanden ist. Die Schwachstellen Ballhandling und Guard-Play wurden adressiert, mit Leonard kehrt ein Top-5-Spieler in den Kader zurück.

Der Clippers-Kader ist wie gemacht für die Playoffs, nun müssen die Kalifornier die vorhandenen PS endlich auch auf die Straße bringen. Eine Teilnahme an den Conference Finals in drei Jahren Kawhi/PG-13 ist noch zu wenig. Besser austariert war der Kader bislang aber noch nie.

NBA-Saisonvorschau: DENVER NUGGETS

Denver Nuggets: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Christian Braun (Nr. 21), Peyton Watson (Nr. 30)
  • Trade: Kentavious Caldwell-Pope, Ish Smith (beide Wizards)
  • Free Agency: Bruce Brown (Nets), DeAndre Jordan (Sixers)

Abgänge

  • Trade: Will Barton, Monte Morris (beide Wizards), JaMychal Green (Thunder)
  • Free Agency: Bryn Forbes, Austin Rivers (beide Timberwolves), Facundo Campazzo, DeMarcus Cousins

Denver Nuggets: Die wichtigsten Statistiken 2021/22

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
48-34 (Platz 6 im Westen)113,8 (6.)111,5 (15.)2,3 (11.)

Denver Nuggets: Die Strategie der Offseason

Die Nuggets sind weiter auf der Suche nach der richtigen Mischung um Doppel-MVP Nikola Jokic. Der Serbe hat in diesem Sommer seinen Vertrag bis 2027 für läppische 272 Millionen Dollar verlängert, das war die wichtigste "Transaktion" des Sommers. Sie gibt Planungssicherheit, auch wenn der Joker stets betonte, dass er Denver niemals verlassen wolle. Der Center ist loyal und glücklich in der Mile High City, was den Nuggets die Chance gibt, erstmals in der Franchise-Historie von den Finals zu träumen.

Schon 2020 war Denver nahe dran, bevor man in den Conference Finals den Los Angeles Lakers in fünf teils knappen Spielen unterlag. Die Verletzungen von Jamal Murray und Michael Porter Jr. sorgten jedoch im Vorjahr dafür, dass Denver kein Titel-Kandidat war. Dennoch führte Jokic ein mittelmäßiges Team zu fast 50 Siegen und bereitete Golden State in den Spielen 3, 4 und 5 in den Playoffs durchaus Probleme.

Was unter anderem fehlte, waren flexible Defensivspieler, hier setzte das Management um GM Calvin Booth an. Vor allem Bruce Brown ist hier hervorzuheben. Für die Mini-MLE ist der frühere Nets-Guard ein Steal. Der Wurf ist zwar sehr wackelig, doch mit seinen Cuts passt er perfekt zu Jokic und kann auf dem Flügel alles verteidigen. Auch KCP sollte mit seiner Länge in der Defense helfen, sein Wurf muss zumindest respektiert werden.

Offensive Waffen haben die Nuggets ohnehin genügend, erst recht, wenn Murray und MPJ wieder zurückkehren. Gerade bei Porter Jr. bleibt aber die Frage, wie viel Last er nach einer weiteren Rücken-OP schultern kann.

Und dann ist da noch der Abgang von Präsident Tim Connelly in Richtung Minnesota, der gerne geblieben wäre, aber das lukrative Angebot letztlich nicht ablehnen konnte. Zwar ist GM Calvin Booth weiter angestellt, dennoch gilt Connelly als Architekt der Jokic-Nuggets. Die Zeit wird zeigen, ob Denver dies kompensieren kann.

Denver Nuggets: Die Schwachstellen

Wie auch bei den Clippers sieht die Frontcourt-Rotation in Denver sehr dünn aus. Vermutlich werden die Nuggets mit kleineren Lineups (Green oder Nnaji) experimentieren, wenn Jokic auf der Bank Platz nimmt. Dennoch bleibt es ein Rätsel, warum Denver in der ersten Stunde der Free Agency den kaum mehr spielbaren DeAndre Jordan holte, der nun als Backup eingeplant ist.

Interessant ist auch die Situation auf Guard. Kann Bones Hyland nach einer guten Rookie-Saison den nächsten Schritt machen? In Denver scheint man überzeugt davon, sonst hätte man nicht den sehr soliden Monté Morris nach Washington abgegeben. Immerhin ist Hyland ein guter Schütze, das war im Vorjahr ein Problem der Nuggets. KCP kann ebenfalls werfen, dennoch hätte dem Team ein weiterer Two-Way-Wing sicher gut zu Gesicht gestanden.

NBA-Preview: Der Kader der Denver Nuggets

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Jamal MurrayKentavious Caldwell-PopeMichael Porter Jr.Aaron GordonNikola Jokic
Bones HylandBruce BrownDavon ReedJeff GreenDeAndre Jordan
Ish SmithChristian BraunVlatko CancarZeke Nnaji-
--Peyton Watson--

Denver Nuggets: Der Hoffnungsträger

Das ist natürlich Jamal Murray, der nach fast 1,5 Jahren Leidenszeit wieder auf den Court zurückkehren wird. Mit ihm wären die Nuggets in den vergangenen beiden Spielzeiten ein Contender gewesen, ohne ihn hatte Denver die schlechteste Playoff-Guard-Rotation aller NBA-Teams. Hier mal die Liste von Guards, die Denver in der Postseason von der Leine ließ: Facundo Campazzo, Austin Rivers, Markus Howard, Shaq Harrison, Bryn Forbes, Bones Hyland.

Dass die Nuggets mit diesem Cast trotzdem jeweils rund 50 Siege holten, spricht für die Brillanz von Jokic. Der Serbe bekommt nun mit Murray seinen kongenialen Partner zurück, das Pick'n'Roll der beiden war stets eine Augenweide und kaum zu verteidigen. Murray wird mit Sicherheit etwas Anlaufzeit brauchen, so richtig los sollte die Saison für Denver aber eh erst im April gehen.

Jamal Murray verpasste die vergangenen beiden Postseasons wegen einer Kreuzbandverletzung.getty

Denver Nuggets: Fazit

Sind Murray und Porter Jr. wieder fit, dann sind die Nuggets ein ernstzunehmender Titelanwärter. Die Starting Five muss sich vor keinem anderen Team verstecken und die Bank sieht zumindest etwas besser als in den Vorjahren aus, bleibt aber dünn.

In der Regular Season werden die Nuggets aber so oder so wieder jede Menge Siege einfahren. Jokic kann hier eine Offense im Alleingang schultern, das haben die vergangenen beiden Jahre bestens demonstriert. Und danach? Hier wird es vor allem auf Matchups und Gesundheit ankommen. Die Nuggets bewegen sich aber im Dunstkreis der besten Teams der Liga.

NBA-Saisonvorschau: OKLAHOMA CITY THUNDER

Oklahoma City Thunder: Die Transaktionen

Neuzugänge

Draft: Chet Holmgren (Nr. 2), Ousmane Dieng (Nr. 11), Jalen Williams (Nr. 12), Jaylin Williams (Nr. 34)

Abgänge

  • Free Agency: Isaiah Roby (Spurs), JaMychal Green (Warriors)

Oklahoma City Thunder: Die wichtigsten Statistiken 2021/22

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
24-58 (Platz 14 im Westen)103,8 (30.)111,7 (17.)-8,0 (27.)

Oklahoma City Thunder: Die Strategie in der Offseason

In OKC herrscht weiter das Prinzip "Wir werfen viel an die Wand und schauen dann, was kleben bleibt". Jahr drei eines der radikalsten Rebuilds der NBA-Geschichte steht an und die Thunder werden wohl noch ein weiteres Jahr in der Lottery verbringen. Das Team ist weiter sehr jung, mit Shai Gilgeous-Alexander, Josh Giddey und Chet Holmgren wurde zumindest einmal jede Menge Talent angehäuft.

Holmgren, der bisherige Hauptpreis des Tankings (Nr.2-Pick 2022) wird aber nicht ins Geschehen eingreifen können. Der Center brach sich bei einem ProAm-Spiel den Fuß und wurde von den Thunder schon jetzt für das komplette Jahr aus dem Verkehr gezogen. Das ist ärgerlich, gibt OKC aber noch eine weitere Saison, um einen hohen Pick in einem sehr starken Draft abzugreifen.

So wird dieses Jahr noch einmal dafür da sein, um junge Spieler zu finden, die in den kommenden Spielzeiten eine Rolle spielen könnten, wenn OKC mit jungen Stars oben angreifen möchte. Stand jetzt stehen satte 19 Spieler im Kader, nur zwei haben nicht-garantierte Verträge. Durch die vielen gehorteten Picks hat OKC gar nicht genug Kaderplätze, um all die Spieler zu halten und diesen dann auch Minuten zu geben.

Am Ende des Tages dreht sich aber alles um Gilgeous-Alexander - der den Start des Training Camps jedoch aufgrund einer Knieverletzung verpassen wird -, Giddey, Lu Dort und mit Abstrichen den weiteren Lottery Picks Ousmane Dieng und Jalen Williams. Sie stehen für die neuen Thunder, sie werden die Spielzeit erhalten, um sich für höhere Aufgaben in den kommenden Jahren zu empfehlen.

Oklahoma City Thunder: Die Schwachstellen

Davon gibt es für den Moment natürlich jede Menge, das nimmt GM Sam Presti sicherlich gerne in Kauf. OKC ist auf fast allen Positionen unglaublich lang, doch gerade in Sachen Shooting gibt der Kader recht wenig her. Mit Holmgren hätte man deutlich besseres Spacing gehabt, so dürfte OKC fast mit jedem Lineup zwei Non-Shooter auf dem Feld stehen haben. Das ist gerade für die Drives der Guards ein Problem und könnte offensiv teilweise sehr zäh aussehen.

Darüber hinaus fehlt es auf fast allen Positionen außerhalb des vielversprechenden Backcourts um SGA und Giddey an Qualität. Auf dem Flügel gibt es keinen echten Two-Way-Spieler, auf Center klafft ein riesiges Loch, auch wenn die Thunder im Vorjahr mit ihren athletischen Flügelspielern hier einiges auffangen konnten.

Nr.2-Pick Chet Holmgren fällt die komplette Saison aus.getty

NBA-Preview: Der Kader der Oklahoma City Thunder

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Josh GiddeyShai Gilgeous-AlexanderLuguentz DortDarius BazleyDerrick Favors
Tre MannJalen WilliamsOusmane DiengKenrich WilliamsJeremiah Robinson-Earl
Theo MaledonTy JeromeAaron WigginsAleksej PokusevskiMike Muscala
-Vit Krejci-Jaylin WilliamsChet Holmgren*

* verpasst Saison wegen eines Fußbruchs

Oklahoma City Thunder: Der Hoffnungsträger

Ohne Chet Holmgren richtet sich unser Blick auf Josh Giddey, der eine interessante Rookie-Saison spielte und in Las Vegas schlichtweg zu gut für die Summer League war. Sein Passspiel und seine Übersicht sind schon jetzt elitär, in Sachen Abschluss hatte der Australier auch auf diesem Niveau gewisse Probleme bei der Effizienz.

Kann er das kurz- oder langfristig beheben, spricht nichts dagegen, dass in Giddey ein All-Star und einer der besseren Point Guards der NBA schlummert. Selbst ohne Wurf sollte er seine Nische im Team finden, allerdings erschwert dies das Teambuilding. Trotzdem machte die Rookie-Saison in dieser Hinsicht Mut, als Giddey auch in einem Team glänzen konnte, das nur über sehr wenig Shooting verfügte.

Oklahoma City Thunder: Fazit

Die Thunder sind noch einmal eine Ecke jünger, dafür ist aber der Talentpool deutlich größer geworden - auch ohne Holmgren. Dieses Team wird Fehler machen, aber auch für die eine oder andere Überraschung (vor allem zu Saisonbeginn) sorgen. Schon in den vergangenen beiden Jahren war man gerade am Anfang einer Spielzeit sehr respektabel.

Gleichzeitig ist nicht auszuschließen, dass OKC im weiteren Saisonverlauf einige Spieler "schonen" wird, wenn ein hoher Lottery Pick weiter im Bereich des Möglichen ist. Ein Playoff-Platz dürfte erst einmal eine Utopie bleiben und GM Sam Presti wird sich die Chance auf Jahrhunderttalent Victor Wembanyama sicherlich nicht entgehen lassen wollen.