NBA Trade: Der Sabonis-Haliburton-Deal zwischen den Sacramento Kings und den Indiana Pacers in der Kurz-Analyse

Robert Arndt
09. Februar 202212:31
Tyrese Haliburton galt als der Hoffnungsträger der Sacramento Kings.getty
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Die Sacramento Kings und die Indiana Pacers haben die NBA-Welt mit einem Blockbuster-Trade geschockt. Die Kings rüsten mit Domantas Sabonis auf, opfern dafür aber in Tyrese Haliburton ihren besten jungen Spieler. Was genau waren die Intentionen hinter diesem Trade?

Der Trade aus der Sicht der Sacramento Kings

15 Jahre keine Playoffs (Einstellung NBA-Rekord), eine Bilanz von 20-35 und teils blutleere Vorstellungen in den vergangenen Wochen - es war klar, dass in Sacramento zur Deadline etwas passieren musste. Mit einem völlig überraschenden Move trennten sich die Kings von Tyrese Haliburton, Buddy Hield sowie Tristan Thompson und bekamen im Gegenzug All-Star Domantas Sabonis sowie die Flügelspieler Jeremy Lamb und Justin Holiday. Statt Rebuild ist das Motto in Kaliforniens Hauptstadt Win Now.

Von den sechs Spielern, die involviert sind, haben sich die Kings den besten Akteur gesichert. Der Litauer ist zweifacher All-Star und spielt erneut eine konstant gute Saison, trotz all der Probleme in Indiana. Sein Vertrag läuft noch bis 2024, für rund 19 Millionen Dollar jährlich ist der Big Man so etwas wie ein Schnäppchen. Er wird Sacramento helfen, mehr Spiele zu gewinnen.

Hier enden aber die Vorzüge dieses Trades bereits. Mit Tyrese Haliburton gaben die Kings ihr Kronjuwel ab, ihren größten Draft-Erfolg (12. Pick 2020) seit - ja, seit wann eigentlich? Noch vor einigen Tagen wurde Haliburton stets als "unantastbar" von den Kings betitelt, nun ist der womöglich flexibelste Offensivspieler der Kings nach nur 15 Monaten bereits wieder weg.

Der Trade zwischen Sacramento und Indiana in der Übersicht

Kings erhaltenPacers erhalten
Domantas SabonisTyrese Haliburton
Jeremy LambBuddy Hield
Justin HolidayTristan Thompson
Zweitrundenpick 2027

Nun muss man gleichzeitig vorsichtig sein. Wir reden bei Haliburton nicht von einem zukünftigen Abo-All-Star, sondern von einem guten, jungen Spieler, der mit 21 Jahren noch viel Luft nach oben hat. "Untradedable" sind in der NBA nur die absoluten Superstars, davon ist Haliburton weit entfernt - und doch hinterlässt es die NBA-Welt ratlos, was sich Sacramento bei diesem Move nur gedacht hat.

Haliburton wollte in Sacramento sein, das lässt sich nicht von allen Spielern der Kings behaupten - Gegenwart oder Vergangenheit. Er stand für die Zukunft der Kings, mehr noch als De'Aaron Fox, der wohl ebenfalls zu haben war, aber wegen seines Vertrags (und einer schwachen Saison) keinen Abnehmer fand. Stattdessen trennten sich die Kings von Haliburton, um in dieser Saison den zehnten Platz zu jagen und sich weiterhin dem (unteren) Mittelmaß zu verschreiben.

Und dann ist da auch noch der Fit mit Sabonis. Spielt der Litauer wie in Indiana die Vier oder muss Richaun Holmes auf die Bank weichen? Im Gegensatz zu Myles Turner hat dieser den Dreier nicht im Repertoire, was für Spacing-Probleme sorgen wird, Fox fehlender Wurf dürfte auch ein Faktor werden. Bleibt Sabonis auf der Vier, versperrt das gleichzeitig die ideale Position von Harrison Barnes, der nach dem Neuzugang der zweitbeste Akteur der Kings ist.

Der Kader der Sacramento Kings

PGSGSFPFC
De'Aaron FoxTerence DavisHarrison BarnesDomantas SabonisRichaun Holmes
Davion MitchellJeremy LambJustin HolidayMarvin Bagley IIIAlex Len
Jahmi'us RamseyMoe HarklessChimezie MetuDamian Jones
Robert Woodard II

Dazu bleibt die Frage, ob Sabonis überhaupt in Sacramento sein möchte? Bis 2024 hat der Sohn der litauischen Legende Arvydas noch Vertrag, dann ist Sabonis gerade einmal 27 Jahre alt. Der Big Man erreicht erst dann seine Prime, aus Kings-Sicht ist das immerhin positiv, allerdings auch hier mit dem Hintergedanken, dass man dafür sieben Jahre mit Haliburton opferte.

Mit Buddy Hield gaben die Kings zudem einen recht faulen Vertrag (je 20 Mio. bis 2024) ab, gleichzeitig aber auch den besten Schützen. Gelöst wurde so das Überangebot an Guards, mit Fox, Rookie Davion Mitchell, Terence Davis und Lamb gibt es davon weiter genug. Gute Schützen sind sie im Gegensatz zu Hield und Haliburton aber nicht, dies soll vermutlich Holiday kompensieren, der trotz seiner fehlenden Impfung in Sacramento spielen darf, weil es in der Hauptstadt keine ähnliche Regelung wie in San Francisco gibt. Das wäre dann auch noch das i-Tüpfelchen für die Kings und diesen bizarren Trade gewesen.

Der Trade aus der Sicht der Indiana Pacers

Während die Kings also ihre Eier in den Sabonis-Korb legen, basteln die Pacers eher auf lange Sicht an ihrem Team. Nach dem Trade von Caris LeVert ist der Move des Litauers die zweite große Umbaumaßnahme des Rosters von GM Kevin Pritchard. Indiana beschreitet dabei wieder den Weg, dass man nicht klassisch tankt, sondern das Team so aufstellt, dass es schnellstmöglich wieder konkurrenzfähig ist.

Wie schon im Paul-George-Trade von 2018, als man mit Victor Oladipo und Sabonis zwei gute Youngster erhielt, schnappten sich die Pacers diesmal mit Haliburton einen der besten jungen Guards der Liga. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass dies nicht der letzte Move Indianas gewesen sein muss, mit Malcolm Brogdon, Haliburton, Buddy Hield sowie Rookie Chris Duarte sind die Guard-Positionen mehr als üppig bestückt, auf dem Flügel sieht es dagegen dünn aus. Eine weitere Option wäre auch, bis zum Sommer zu warten, dann könnte theoretisch auch Brogdon getradet werden.

Viel wichtiger ist jedoch, dass die Pacers endlich Fakten geschaffen und das stets etwas eigenwillige Frontcourt-Duo aus Sabonis und Myles Turner aufgelöst haben. Um Turner gab es ebenfalls zahlreiche Gerüchte, die Tendenz geht nun eher dahin, dass der beste Shotblocker der NBA ein Pacer bleibt. Und das ergibt auch Sinn, da Turner als einziger echter Big endlich die gewünschte wichtigere Rolle einnehmen kann.

Coach Rick Carlisle steht für modernen Offensiv-Basketball, durch den Trade passt nun auch der Roster besser zu diesem Stil. Die große Wildcard könnte darüber hinaus T.J. Warren (wird Free Agent) sein, vorausgesetzt der Forward erreicht nach nun über einem Jahr Pause wegen einer Fußverletzung wieder annähernd sein altes Niveau. Warren blühte in der Bubble von Orlando aus, als er auf Power Forward eingesetzt wurde, weil Sabonis verletzt fehlte.

Der aktuelle Kader der Indiana Pacers

PGSGSFPFC
Malcolm BrogdonTyrese HaliburtonTorrey CraigOshae BrissettMyles Turner
Keifer SykesChris DuarteBuddy HieldIsaiah JacksonGoga Bitadze
(Ricky Rubio)Lance Stephenson (T.J. Warren)Tristan Thompson
(T.J. McConnell)

Ein Spitzenteam werden die Pacers deswegen im kommenden Jahr nicht sein (diese Spielzeit werden sie abschenken, auch wegen der vielen Verletzungen), doch nach zuletzt zwei sehr deprimierenden Jahren besteht wieder etwas Hoffnung im Hoosier State. Indiana hat jede Menge Schützen, aber auch viele Trade-Chips und Flexibilität.

Für den Sommer könnten die Pacers rund 19 Millionen Dollar Cap Space haben, das ist ein weiteres Faustpfand. Indianapolis mag vielleicht kein attraktiver Markt sein, aber die meisten Teams werden Free Agents nicht viel mehr als die Midlevel Exception über 10 Millionen bieten können.