Knapp zwei Wochen sind seit der Trade Deadline vergangen. Auch wenn es keine Blockbuster gab, lohnt es sich, die wichtigsten Deals der letzten Zeit zu beleuchten. Wie schlagen sich die getradeten Spieler bei ihren neuen Teams? Welche Klubs haben am meisten von einem Deal profitiert? SPOX zieht ein Zwischenfazit.
Der Rudy Gay Trade
Zu den Raptors:G/F Rudy Gay, C Hamed Haddadi (inzwischen nach PHX getradet)
Zu den Pistons: G Jose Calderon
Zu den Grizzlies:F Tayshaun Prince, F Austin Daye, F Ed Davis
Das hat's den Raptors gebracht: Wie so oft gibt es zwei Seiten der Medaille. Einerseits hat Gay in Toronto voll eingeschlagen. Der Swingman liefert seit dem Trade im Schnitt 20,9 Punkte, 6,6 Rebounds und beeindruckende 2,5 Steals. Noch viel wichtiger: Er hat die Rolle als Go-to-Guy in der Crunchtime angenommen und innerhalb nur eines Monats gleich zwei Game-Winner für sein neues Team verwandelt (Indiana, Denver).
"Er ist ein Closer, das hat uns gefehlt", sagte beispielsweise Amir Johnson. Mit Gay hat Toronto jetzt jemanden, der sich jederzeit im One-on-One durchsetzen und finishen kann. Und: Zusammen mit DeMar DeRozan verfügen die Raptors über ein extrem aufregendes Duo an Flügelspielern, Excitement ist definitiv zurück im Air Canada Centre. Der zwischenzeitliche 6-1-Run hat angedeutet, wie viel in der Truppe steckt.
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Allerdings, und jetzt kommt die Kehrseite ins Spiel, gibt es die gleichen Fragezeichen bei Gay, die es auch in Memphis schon gab. Seine Wurfquote ist noch einmal herunter gegangen, 39,3 Prozent sind zweifellos indiskutabel, von der Dreierlinie stellt Gay überhaupt keine Gefahr dar (24 Prozent).
Es gibt sowohl für Gay-Fans als auch seine Kritiker (Pseudo-Superstar) genügend Argumente. Ein überragender Gay hat die Raptors zu beachtlichen Siegen gegen Top-Teams geführt, es gab aber auch die miserable Gay-Version, wie zum Beispiel bei einer Niederlage gegen Washington. Für eine definitive Antwort auf die Frage, ob Gay als Franchise-Player taugt, ist es noch zu früh.
Das hat's den Pistons gebracht: Vom Ansatz her war es ein extrem starker Move, Calderon zu holen. Obwohl der Spanier noch Zeit braucht, um sich vollends auf sein neues Team einzustellen und obwohl Schlüsselfiguren wie Brandon Knight und Andre Drummond phasenweise verletzt ausfielen bzw. immer noch verletzt sind, haben Pistons-Fans schon die Calderon'sche Playmaking-Kunst erleben dürfen.
Kaum da, ist er schon neben Legende Isiah Thomas der zweite Pistons-Spieler seit 1974, der in einem Spiel 18 Assists aufgelegt und sich nur 2 Turnover geleistet hat. Das kann man einfach mal so stehen und auf sich wirken lassen. Seine Zahlen in Detroit (12,1 Punkte, 7,1 Assists, über 50 Prozent aus dem Feld und von Downtown, 93 Prozent von der Linie) sind mehr als ansehnlich, es ist aber vor allem seine Fähigkeit, seine Mitspieler besser zu machen, die ihn für das aktuelle Detroit-Team so wertvoll macht.
Calderons Transition Game ist ein wichtiger Bestandteil der neuen offensiven Identität der Pistons. Außerdem hat seine Ankunft den Switch von Brandon Knight auf die Shooting-Guard-Position ermöglicht. Wie gut diese Combo klappen kann, war in einigen Spielen schon zu sehen. Detroit sollte alles versuchen, um Calderon zu halten.
Das hat's den Grizzlies gebracht: Was musste sich Memphis nicht alles anhören, nachdem man zuerst wichtige Rollenspieler (Marreese Speights, Wayne Ellington) und dann eben Rudy Gay abgab? Finanziell aufgrund eines drohenden Luxussteuer-Alptraums absolut verständlich, aber vielleicht damit eine Titelchance weggeschmissen. So dachten viele. Und jetzt? Jetzt hat Memphis 13 der letzten 18 Spiele gewonnen, darunter fiel der starke Winning Streak über acht Spiele. Wie kann das gehen, wenn man im Prinzip einfach Gay in der Starting Five durch Tayshaun Prince ersetzt? Prince ist weit davon entfernt, ein spektakulärer Spieler zu sein, aber dafür ist sein Einfluss auf die neue Grizzlies-Rotation spektakulär.
Steht Prince auf dem Court, sind die Grizzlies sowohl offensiv als auch defensiv deutlich besser als ohne ihn. Prince liefert zwar nur 8,9 Punkte pro Spiel (so wenige wie seit 2003/04 nicht), aber mehr muss er gar nicht machen. Und wenn ihn die gegnerische Mannschaft an der Dreierlinie offen stehen lässt, bestraft er sie meistens. Die beiden anderen Spieler (Ed Davis, Austin Daye), die Bestandteil des Trades waren, spielen nur sehr untergeordnete Rollen bei den Grizzlies. Was im Fall von Davis irgendwie ein Rätsel ist.
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Der 23-jährige Power Forward hatte sich bei den Raptors zu einem richtig guten Spieler gemausert (14 Punkte, 8 Rebounds im Februar), eigentlich hätte er der Steal des Trades sein können. Aber bislang schenkt ihm Coach Lionel Hollins so gut wie keine Beachtung und Davis bekommt kaum Spielzeit.
Über allem steht aber die phänomenale Leistung der Grizzlies in der Post-Gay-Ära. Wenn man sich Detroit, Toronto und Memphis so anschaut, kann man nur von einer Win-Win-Win-Situation sprechen. Alle drei Teams können aus diesem Trade als Gewinner herausgehen.
Der Coup der Rockets
Zu den Kings: F Patrick Patterson, C Cole Aldrich, G Toney Douglas
Zu den Rockets: F Thomas Robinson, G/F Francisco Garcia, F Tyler Honeycutt
Das hat's den Kings gebracht: Wenn es einen Trade gab an der Deadline, den man so gar nicht verstehen kann, dann war es dieser. Thomas Robinson sollte der Frontcourt-Partner für DeMarcus Cousins werden, dann gaben ihn die Kings plötzlich her. Warum? Verstehen kann man Sacramento noch insofern, weil momentan Patrick Patterson noch der produktivere Spieler als Robinson ist.
Wenn man ihn denn spielen lässt. Denn bis jetzt ist Patterson, der für Houston abgesehen von seiner Reboundschwäche gute Zahlen (11,6 Punkte, 52 Prozent FG) vorweisen konnte, noch gar nicht in Sacramento angekommen (nur 5,2 Punkte in 16,2 Minuten, 46 Prozent FG). Bei den Kings ist er auch nicht Starter, dieser heißt auf der Vier momentan Jason Thompson. Wenn man dann noch bedenkt, dass auch Toney Douglas (4 Punkte, 30 Prozent FG, angesichts der Guard-Fülle für SAC wertlos) und Cole Aldrich (erst 7 Minuten auf dem Feld) wenig überraschend Sacramento nicht weiterbringen, macht es den Trade noch mieser für die Kings. Warum hat Sacramento Robinson bloß überhaupt gedraftet?
Das hat's den Rockets gebracht: Houston-Fans können wirklich nur "Hurra!" schreien. Ein absolut sensationeller Trade für die Rockets. Im Moment ist zwar erst mal noch Geduld gefragt, weil Houston Thomas Robinson langsam aufbaut. Und weil es zu einer Hektik auch keinen Anlass gibt, seitdem sich Donatas Motiejunas als neuer Starter auf der Vier so beachtlich schlägt. Aber eins ist klar: Der Starting-Power-Forward der Zukunft heißt nicht D-Mo, er heißt Thomas Robinson.
Robinson, der 2011-12 am College 17,7 Punkte und 11,9 Rebounds für Kansas auflegte und sein Team ins Championship Game führte, ist wie gemacht für die High-Powered-Rockets-Offense. Ein unfassbar athletischer Big Man, der im Break mit James Harden, Jeremy Lin und Co. mitrennen und abschließen kann. Es wird einmal Monster-Dunks hageln im Toyota Center. Robinsons Einstellung und Charakter sind ohnehin über jeden Zweifel erhaben.
Beim Sieg gegen Dallas bekam er jetzt das erste Mal einigermaßen Spielzeit, und in 18 Minuten kam er sofort auf 10 Punkte, 8 Rebounds und 3 Steals. Robinson ist ein Spieler, der sich früher oder später zu einer Double-Double-Maschine entwickeln wird. Er kann schon in dieser Saison ein wichtiger Mann für Houston werden. Die anderen Spieler sind für die Rockets dagegen wie erwartet nur Beiwerk. Francisco Garcia kann ein ordentlicher Rollenspieler mit Dreiergefahr sein, Tyler Honeycutt wurde in die D-League abgeschoben.
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Seite 2: Der absolute Deadline-Steal
Seite 3: Der am meisten unterschätzte Trade
Bucks schnappen sich Scharfschütze Redick
Zu den Bucks:G J.J. Redick, C Gustavo Ayon, G Ish Smith
Zu den Magic: F Tobias Harris, G Doron Lamb
Das hat's den Bucks gebracht: Milwaukee wollte eigentlich unbedingt Josh Smith, gab sich dann aber mit J.J. Redick zufrieden. Aber was heißt hier zufrieden geben, Redick ist der absolute Steal der Deadline. Man kann zwar anführen, dass die Bucks viel Talent abgegeben haben und dass sie entweder Brandon Jennings oder Monta Ellis hätten traden müssen, weil mindestens einer von beiden im Sommer ja wohl weg sein wird.
Aber zumindest für diese Saison macht Redick Milwaukee deutlich stärker. Redick hat in dieser Saison seinen Punkteschnitt eklatant von 11,6 auf 15,1 verbessert, dazu ist er ein guter Playmaker (4,2 Assists) geworden. In seinen ersten Spielen für die Bucks (15,4 Punkte, 50 Prozent FG) hat der Scharfschütze auch schon gezeigt, was Milwaukee an ihm hat. Und wie er ein Spiel in der entscheidenden Phase beeinflussen kann.
Eine viel bessere Dreier-Guard-Rotation als Jennings-Ellis-Redick wird man in der NBA nicht finden. Allein die Präsenz von Redick gibt auch Ellis und Jennings wieder mehr Freiräume. Die Bucks sind so wieder ein klares Playoff-Team, nach vier Siegen in Serie geht der Blick nach oben. Dass Ayon und Smith für Milwaukee noch keine Minute gespielt haben, interessiert nicht. Der Deal drehte sich einzig und allein um Redick.
Das hat's den Magic gebracht: Redick wird im Sommer Free Agent, er wird sicher einen langfristigen Kontrakt anstreben und ihn auch bekommen. Orlando entschied sich gegen eine Hängepartie mit Redick und holte sich dafür lieber weitere Talente für den Rebuild. Und schlecht war es nicht, was die Magic ergatterten.
Beno Udrih ist ein mehr als passabler Backup-PG, die Schlüsselspieler sind aber Doron Lamb und Tobias Harris, die beide zwar roh sind, aber eine immense Upside haben. Harris hat das in Orlando mit überragenden Auftritten (u.a. 27 Punkte, 10 Rebounds gegen Houston) schon mehr als nur angedeutet.
In den letzten sechs Spielen liefert Harris im Schnitt 16,8 Punkte, fast 12 mehr als in Milwaukee. Und abgesehen von einem schlechten Tag gegen Memphis ist seine Quote dabei herausragend (38/55, 69 Prozent). Rookie Lamb ist noch lange nicht soweit, er muss sich erst noch einen Platz in der Rotation von Coach Jacque Vaughn erkämpfen.
Die Morris-Zwillinge sind wieder vereint
Zu den Suns: F Marcus Morris
Zu de Rockets: 2013 Second-Round-Pick
Das hat's den Suns gebracht: "Mit meinem Bruder zusammenzuspielen, bringt das Beste aus uns beiden heraus. Ich fühle mich einfach wohl, wenn ich zusammen mit ihm auf dem Feld stehe", sagte Marcus Morris nach dem Suns-Sieg gegen Atlanta, bei dem sowohl er (16 Punkte, 5 Rebounds) als auch Bruder Markieff (11 Punkte, 6 Rebounds) stark spielten. Es ist nur ein Spiel und beiden Morris-Brüdern fehlt insgesamt die Konstanz, aber wenn sie ähnlich gut harmonieren wie am College in Kansas, kann das eine gute Sache werden für Phoenix. Im Moment bringen sie den Suns gemeinsam mit Wesley Johnson auf jeden Fall viel Energie von der Bank.
Das hat's den Rockets gebracht: Die Rockets verschafften sich dadurch nur noch mehr finanzielle Flexibilität, um im Sommer auf die Jagd nach Top-Free-Agents zu gehen.
Celtics hoffen auf Crawford-Explosion
Zu den Celtics:G Jordan Crawford
Zu den Wizards: G Leandro Barbosa, C Jason Collins
Das hat's den Celtics gebracht: Nach den Saisonausfällen von Rajon Rondo und Leandro Barbosa war ein Trade für einen Guard ein Muss für Boston, aber ob Jordan Crawford die erhoffte Verstärkung wird, muss man noch abwarten. Aktuell ist der Shooter nur Guard Nummer vier hinter den Startern Avery Bradley und Courtney Lee sowie Jason Terry.
Crawfords enormer Scoring-Punch (13,2 Punkte für die Wizards) kann eine Waffe sein, aber bis jetzt ist davon in Boston noch nichts zu sehen (4 Punkte in knapp 13 Minuten, 33 Prozent FG). Schlechte Würfe nehmen und davon viel zu wenige treffen - so lautet seit Jahren die Kritik an Crawford. Noch predigt Doc Rivers, Geduld zu haben mit Crawford, aber wenn er nicht in die Gänge kommt, läuft er Gefahr, in der Rotation vom athletischeren Terrence Williams überholt zu werden.
Das hat's den Wizards gebracht: Für Washington war es ein reiner Money Move. Durch die Akquise der auslaufenden Verträge von Barbosa und Collins wird im Sommer Salary Cap Space frei.
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Ein No-Move
Zu den Mavericks:G Anthony Morrow
Zu den Hawks: G Dahntay Jones
Das hat's den Mavericks/Hawks gebracht: Ein Trade aber mal wirklich ohne jeden Belang. Morrow, der immerhin in den letzten vier Jahren immer mehr als 10 Punkte im Schnitt gemacht und sich als ein herausragender Distanzschütze etabliert hat, stand bislang genau 4 Minuten als Maverick auf dem Feld und wartet noch auf seinen ersten Punkt. Dreimal wurde er bislang eingesetzt, zweimal davon nur für eine einzige Possession als Dreier-Bedrohung.
Zuletzt machte ihm auch eine Hüftverletzung zu schaffen. Morrow hatte wegen seiner gesundheitlichen Probleme vor dem Trade schon eine schwierige Saison bei den Hawks erlebt (nur 5,2 Punkte in nur 12,5 Minuten). Morrow spielt also noch keine Rolle in Dallas. Und Jones spielt absolut keine Rolle in Atlanta. In den ersten fünf Spielen durfte er nur 33 Minuten ran, und nur wegen Personalproblemen stand er beim Spiel in Denver jetzt in der ersten Fünf. Sein Vertrag läuft aus, das ist eher der entscheidende Punkt für Atlanta gewesen.
Mehr Tiefe für OKC
Zu den Thunder:F Ronnie Brewer
Zu den Knicks: 2014 Second-Round-Pick, Cash
Das hat's den Thunder gebracht: Eigentlich kein schlechter Trade für die Thunder. Brewer begann die Saison immerhin als Starting-Small-Forward der Knicks. Einen vielseitigen Verteidiger, der Playoff-Erfahrung mitbringt, kann man immer gebrauchen. Bislang hat sich Brewer aber noch nicht in die Thunder-Rotation spielen können, mehr als 12 Garbage-Minuten gab es noch nicht.
Das hat's den Knicks gebracht: Nachdem Iman Shumpert von seiner Verletzungspause zurückkehrte, war für Brewer bei den Knicks keine Verwendung mehr. NY musste ihn loswerden, um einen Kaderplatz für einen benötigten Big Man (Kenyon Martin) freizumachen.
Der am meisten unterschätzte Trade
Zu den Trail Blazers: G Eric Maynor
Zu den Thunder: F Georgios Printezis
Das hat's den Trail Blazers gebracht: Potenziell ein super Move der Blazers. Endlich hat Portland auf der Bank etwas, was nach NBA aussieht. Maynors Effekt auf die Second Unit war zuletzt schon merklich zu spüren (z. Bsp. 7 Punkte, 12 Assists in 31 Minuten gegen Minnesota).
Stand er gemeinsam mit Rookie-Sensation Damian Lillard auf dem Parkett, funktionierte es auch gut. Man darf nicht vergessen: Bevor sich Maynor das Kreuzband riss und in OKC nicht mehr Fuß fassen konnte, war er ein sehr wertvoller Rollenspieler der Thunder. Es gab Zeiten in den Playoffs, in denen Maynor in der Crunchtime auf dem Feld stand, und nicht Russell Westbrook. Eric Maynor in Bestform hat viel drauf. Und er ist immer noch erst 25.
Das hat's den Thunder gebracht: Im Endeffekt waren für den Trade nur finanzielle Gründe ausschlaggebend. Maynor hatte seinen Backup-PG-Job an Reggie Jackson verloren und war entbehrlich.
Printezis ist ein interessanter Name, der Grieche traf im letzten Jahr immerhin den Game-Winner zum Euroleague-Sieg von Olympiakos über Andrei Kirilenko hinweg, aber ob er jemals für OKC auflaufen wird, ist mehr als fraglich. Die Thunder sind das fünfte Team, das die Rechte an Printezis besitzt.
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