Die Trading Deadline am 24. Februar und die Frage: Wen werden die Mavericks holen? Kandidaten gibt es genug, kontroverse Meinungen aber auch. Gemeinsam mit Dre Voigt, Chefredakteur des Fachmagazins "FIVE" und Mitautor des kürzlich erschienen Buchs "Planet Basketball" diskutieren die SPOX-Redakteure Philipp Dornhegge, Haruka Gruber und Florian Regelmann außerdem über Jordans Comeback-Gerüchte, die MVP-Debatte, den Melo-Bynum-Trade sowie Utahs ungewisse Zukunft.
These: Rip Hamilton wäre die ideale Verstärkung für Dallas.
Florian Regelmann: Ich kann zur These nur sagen: Ja! Ja! Ja! Ein Superstar wie Melo wird nicht zu bekommen sein, von daher wäre Hamilton die ideale Lösung für Dallas. Er wird in den letzten Monaten von Detroit unwürdig behandelt und sitzt auf der Bank, dabei ist er mit seinen 33 Jahren noch immer ein sehr brauchbarer Spieler. Hamilton hat letzte Saison im Durchschnitt 18 Punkte erzielt und ist auch dieses Jahr ordentlich aufgetreten, wenn er die Chance dazu bekam. Seine Playoff-Erfahrung, seine Toughness, seine Uneigennützigkeit und seine Fähigkeiten als einer der besten Catch-and-Shoot-Spieler der Liga - all das kann Dallas gebrauchen. Hamilton selbst braucht um aufzublühen hingegen einen guten Point Guard und Mitspieler, die ihm Picks stellen. Das alles findet er in Dallas. Hamilton passt perfekt. Das einzige Problem: Ich traue es den Mavs nicht zu, so einen klugen Deal einzufädeln, weil sie es schon so oft vermasselt haben.
Dre Voigt: Ich bin total anderer Meinung: Hamilton erfüllt einfach nicht die Needs der Mavs. Im Grunde ist er wie Peja Stojakovic, nur einen Kopf kleiner. Warum sollten sie ihn daher benötigen? Um zu seinen Punkten zu kommen, braucht er die Hilfe seiner Mitspieler, die ihm andauernd Blocks stellen, doch das ist nicht der Stil der Mavs. Außerdem hat er einen Vertrag bis 2013, kostet jährlich fast 13 Millionen Dollar Gehalt und nimmt Dallas so die Flexibilität. Okay, er kann verteidigen, immerhin war er Teil der Pistons-Defense. Dennoch bringt Hamilton Dallas keinen Schritt weiter.
Haruka Gruber: Vor einigen Wochen fand ich es am wichtigsten, einen ordentlichen Stellvertreter für Nowitzki zu verpflichten. Ein interessanter Name war New Jerseys Troy Murphy: Außer massig Rebounds zu hamstern und den offenen Wurf zu treffen, trägt er zwar nicht viel bei, aber für Backup-Minuten wäre er optimal gewesen. Aber da Ian Mahinmi andeutet, dass er NBA-Qualität besitzt, muss Dallas versuchen, einen Scorer für die Flügel zu holen. Ob aber Hamilton der Richtige wäre, bezweifele ich. Er ist offensiv zu eindimensional und spielt wie Dirk Nowitzki fast ausschließlich in der Mitteldistanz, weswegen sie sich andauernd auf den Füßen stehen werden. Wichtiger wäre jemand, der sich selbst den Wurf kreieren kann und zum Korb zieht. Daher werfe ich den Namen Corey Maggette in die Runde: In Milwaukee ist er abkömmlich, dabei bringt er alles mit, wonach Dallas sucht: Athletik, Scoring und Rebounding. Und der Dreier ist auch nicht so schlecht, wie er immer gemacht wird. Bleibt nur die Frage nach der Mentalität.
Voigt: Nein, Maggette kann es auch nicht sein. Kenny Smith würde ihn wohl als Plünderer bezeichnen. Einer, der nur nach seinen eigenen Stats schaut und deswegen lieber bei schlechten Teams spielt, wo er die Offensive dominieren kann. Klar, er macht seine Punkte und zieht viele Fouls, aber mit seiner Art würde er bei Dallas zu viel kaputtmachen. Und die Frage stellt sich, warum er in Milwaukee abkömmlich ist, obwohl die Bucks keine tolle Saison spielen. Er ist vermutlich einer der Hauptgründe dafür.
Gruber: Wen würdest Du für Dallas verpflichten?
Voigt: Philadelphias Andre Iguodala oder die beiden aus Charlotte, Stephen Jackson und Gerald Wallace. Aber da es bei beiden Teams wieder läuft, werden sie wohl keinem Trade zustimmen. Aber diese drei, vor allem Iguodala, könnten die Rolle von Josh Howard beim Final-Einzug 2006 übernehmen und für das gewisse Etwas sorgen. Damals hat Howard mit seinem Drive für Dirk und die anderen Shooter die nötigen Löcher gerissen.
Philipp Dornhegge: Aber Iguodala, Jackson und Wallace sind vermutlich nicht zu haben, von daher bleibt die Frage, wer von den genannten Kandidaten eine Verstärkung wäre. Und da stimme ich Florian zu: Hamilton ist der Richtige. Die Mavericks müssen vor allem auf die Playoffs schauen und darauf, dass sie eine Mannschaft haben, die nicht unter dem Druck völlig zusammenklappt. Diese Toughness verkörpert Hamilton wie nur wenige. Er hätte nicht einmal Angst, Kobe ins Gesicht zu sagen, dass er ein Loser ist. Vielleicht ist es aber auch am besten, überhaupt keinen zu verpflichten, weil nicht klar ist, wie wertvoll Rodrigue Beaubois nach seinem Comeback sein kann und ob auch Caron Butler unerwartet zurückkehrt. Er hat zuletzt erneut betont, dass ein Einsatz in dieser Saison realistisch sei. Immerhin steckt Butler mitten in der Reha und trainiert sieben Tage die Woche. Wenn es wirklich klappen sollte, brauchen die Mavs keinen mehr.
Voigt: Ich glaube nie im Leben, dass Butler diese Saison spielen und etwas beitragen kann. Wenn er zurückkehrt, hat er fünf Monate Pause hinter sich. Wenn alles super läuft, wird er vor den Playoffs noch drei, vier Spiele haben. Und dann? Er macht einige Punkte, aber er wird niemals den Unterschied für die Mavs ausmachen. Genauso wenig wie Hamilton. Es liegt ja eben nicht nur an seinen Animositäten mit dem Coach, dass er in Detroit aktuell nicht mehr spielt. Er hat eben auch nicht mehr die Pferdelunge von früher. Und soll man deswegen Beaubois Spielminuten wegnehmen, obwohl er wenn überhaupt der Einzige ist, der sich zum X-Faktor bei den Mavs entwickeln könnte?
These 2: Ein Comeback von Michael Jordan würde der NBA gut tun.
These 3: Ein Trade Andrew Bynum/Carmelo Anthony würde die Lakers schwächen.
These 4: Dirk Nowitzki ist der MVP der bisherigen Saison.
These 5: Utah steht nach dem Sloan-Rücktritt vor dem Zerfall.
These: Ein Comeback von Michael Jordan würde der NBA gut tun.
Philipp Dornhegge: Selbstverständlich würde es der NBA gut tun, wenn auch nur ansatzweise etwas an den Gerüchten dran ist. Ich sehe keinen Grund, warum es schlecht sein sollte: Es gäbe mehr Zuschauer, mehr Trikotverkäufe und generell mehr Aufmerksamkeit. Selbst wenn Jordan mit seinen 48 Jahren nur 8 Punkte im Schnitt auflegt, hätte das positive Folgen. Das einzige Problem hat Michael Jordan selbst: Er würde sich zum kompletten Horst machen. Wenn er dreimal das Spielfeld hoch und runter läuft, ist er schon platt und kann vermutlich nicht einmal Dorrell Wright verteidigen. Das macht keinen Sinn. Deswegen denke ich auch eher, dass er als Team-Besitzer der Bobcats nur mit der Mannschaft mittrainiert, um seine Spieler heiß zumachen.
Haruka Gruber: Mittrainieren, um die Spieler heiß zu machen? Könnte sein. Aber das würde nicht erklären, warum Coach Paul Silas erzählt, dass Jordan noch immer in der NBA 20 Punkte erzielen könnte. Oder warum Gerald Wallace sagt, dass Jordan so gut ist, dass er den Spielern im Training den Hintern versohlt. Das deutet schon darauf hin, dass die Gerüchte um ein Jordan-Comeback nicht komplett aus der Luft gegriffen sind. Dennoch hoffe ich, dass er es sein lässt. Denn im Falle einer Rückkehr kann er gar nicht so viele Trikots verkaufen, um die Peinlichkeit aufzuwiegen, der die NBA dann ausgesetzt ist. Was würde es über die Fußball-Bundesliga sagen, wenn Lothar Matthäus zurückkehrt? Jordan mag sicherlich besser in Form sein, auch wenn er nach jedem Training die Knie kühlen muss, dennoch würde er sich zu einer Witzfigur machen. Er traf in den letzten Jahren viele falsche Entscheidungen, ist eitel und selbstverliebt. Aber ich hoffe, dass er selbst weiß, dass ein Comeback keinen Sinn macht und er die NBA in eine Freakshow verwandeln würde.
Florian Regelmann: Wenn Jordan tatsächlich wieder spielen will, muss er wegen den NBA-Statuten erst einmal seinen Ownership-Anteil veräußern, was wohl nicht so einfach ist. Aber sollte das kein Hindernis sein, würde ich ein Comeback begrüßen. Jordan und Comeback in einem Satz ist prinzipiell eine Win-Win-Situation. Daran, dass er grundsätzlich interessiert ist, gibt es keine Zweifel. Das hat er bei seiner Hall-of-Fame-Rede angedeutet, auch einer seiner Ex-Teamkollegen sagt, dass er sich sicher ist, dass er wiederkommt. Er wird keine Saison durchspielen können, aber warum sollte er nicht von der Bank kommend entscheidende Würfe treffen? Sein Wurf ist mit 48 noch der gleiche wie mit 28 und mit seiner Basketball-Intelligenz kann er die fehlende Schnelligkeit kompensieren. Ich bin sicher, dass er sich nicht lächerlich machen würde. Wenn Silas so was sagt, dann mag das übertrieben sein, ja, aber Silas ist kein Dummschwätzer. Der weiß genau, was er sagt.
Dre Voigt: Man darf aber nicht vergessen, dass er damals in Washington nicht aufgehört hat, weil er wollte. Er musste aufhören, weil er wegen seinen kaputten Knien einfach nicht mehr stehen und laufen konnte. Das ist in den letzten zehn Jahren bestimmt nicht besser geworden. Von daher wäre ein Comeback unglaublich narzisstisch - und auch tragisch. Er wird nie wieder das Level erreichen, was ihm vorschwebt - aber außer Basketball hat er nichts in seinem Leben, das ihn auf Dauer befriedigt. Die Arbeit als General Manager, das ganze Golf und das Glücksspiel, all das hat ihn nicht erfüllt. Aber darauf kann die NBA keine Rücksicht nehmen. Sie ist in der besten Verfassung seit Jordans erstem Rücktritt 1993. Es gibt viele interessante Teams und viele interessante, sympathische Stars. Sei es Kevin Durant, sei es Derrick Rose, sie alle wollen nur Basketball spielen und werfen nicht das Geld aus dem Fenster wie Stephon Marbury oder Allen Iverson. Die Schlagzeilen sollten solchen Spielern und nicht einem 48-Jährigen gehören. Wenn Jordan wieder dabei ist, sorgt es in den USA vielleicht drei Wochen lang für Aufsehen, danach wird das Interesse abflauen. Womöglich wird international länger auf Jordan geschaut, aber die Berichte hätten alle wohl die falsche Tonalität. Das kann nicht im Interesse der NBA sein.
These 1: Rip Hamilton wäre die ideale Verstärkung für Dallas.
These 3: Ein Trade Andrew Bynum/Carmelo Anthony würde die Lakers schwächen.
These 4: Dirk Nowitzki ist der MVP der bisherigen Saison.
These 5: Utah steht nach dem Sloan-Rücktritt vor dem Zerfall.
These: Ein Trade Bynum/Anthony würde die Lakers schwächen.
Dre Voigt: Die Lakers stehen vor einer Grundsatzentscheidung. Was sie derzeit so einzigartig macht, ist die Verbindung Bynum/Gasol/Odom im Frontcourt. Sie sind so groß, dass sie gegen jeden Gegner das Brett beherrschen. Wenn die Lakers also Melo holen, würden sie sich der eigenen Stärke berauben und einen neuen Stil einleiten mit einem größeren Fokus auf das Scoring - was irgendwo Sinn macht, weil Kobe nicht jünger wird. Dennoch bin ich gegen einen Trade. Bynum ist andauernd verletzt und ist unbeständig, andererseits sind 23 Jahre kein Alter für einen Big Man. Wenn er geht, ist der Froncourt der Lakers nur einer von vielen und die große Last würde auf Gasol liegen, der aber kein Vollzeit-Center ist. Entsprechend schwer wird es in einer Finalsserie gegen die Celtics. Von daher würde ich abwarten: Wie entwickelt sich Bynum? Macht er den nächsten Schritt? Wenn nicht, bleibt die Option, um Dwight Howard mitzupokern, wenn er 2012 Free Agent wird.
Haruka Gruber: Sehe ich genauso. Rein nach dem statistischen Output ist Melo natürlich Bynum überlegen. Bynum wird wohl niemals 82 Spiele in der Regular Season und eine Postseason durchstehen und jeden Abend 35 Minuten zum Einsatz kommen, dafür war er bereits in seinen ersten Jahren zu anfällig. Dennoch ist Bynum wertvoller als Melo. Entwicklungsfähige Center, die jetzt schon in 25 bis 30 Minuten 15 Punkte und 8 Rebounds liefern, sind eine absolute Seltenheit. Wohingegen es sehr viel mehr Flügelspieler gibt, die sich wie Melo über das Scoring definieren. Die meisten sind vielleicht nicht so gut wie Melo, aber es gibt eine Vielzahl deren, die nur wenig schlechter sind und wesentlich günstiger zu bekommen sind. Von daher: Ein Trade wäre fahrlässig.
Florian Regelmann: Für diese Saison könnte ein Bynum-Weggang sicher eine Schwächung für die Lakers sein, weil in einer möglichen Serie gegen die Celtics die Größe fehlt. Aus langfristiger Sicht jedoch muss L.A. dem Deal zustimmen, da gibt es keine zwei Meinungen. Man wartet seit Jahren auf Bynums Durchbruch, Melo hingegen gehört schon jetzt zu den Superstars der Liga. Das Trio Kobe/Melo/Gasol wäre für mich sogar noch besser als die Kasper in Miami. Mit Melo gehören die Lakers über Jahre hinweg zu den Titelkandidaten, selbst wenn Phil Jackson aufhört. Ein brauchbarer Big Man findet sich dann schon. Das darf kein Hinderungsgrund sein, wenn man die Chance hat, Melo zu bekommen. Das Einzige, was gegen den Trade spricht: Wenn Melo tatsächlich kommt, wird L.A. 2012 keine Chance auf Dwight Howard haben.
Philipp Dornhegge: Ich bin absolut gegen den Trade: Die von Jackson bevorzugte Taktik (Triangle Offense) wäre ohne Bynum begraben. Kobe macht in der Triangle Offense ohnehin immer nur das, was er will. Wie soll es funktionieren, wenn Melo dazukommt, der 20 Würfe nimmt? Außerdem habe ich generell große Zweifel daran, dass Melo überhaupt in der Lage ist, eine Mannschaft zu einer Meisterschaft zu führen. In den Playoffs ist ein guter Big Man wie Bynum viel wichtiger. In den letztjährigen Finals gegen die Celtics hat jeder gesehen, was Bynum selbst auf einem Bein stehend in der Zone bewirken kann. Ob Melo gegen die Celtics ähnlich gut aussieht, wage ich zu bezweifeln.
These 1: Rip Hamilton wäre die ideale Verstärkung für Dallas.
These 2: Ein Comeback von Michael Jordan würde der NBA gut tun.
These 4: Dirk Nowitzki ist der MVP der bisherigen Saison.
These 5: Utah steht nach dem Sloan-Rücktritt vor dem Zerfall.
These: Dirk Nowitzki ist der MVP der bisherigen Saison.
Haruka Gruber: Ja. Bei der MVP-Vergabe gibt es zwar keine wissenschaftliche Definition über die Kriterien, aber auf drei Grundvoraussetzungen kann sich jeder einigen. Erstens: Der MVP sollte überragende oder zumindest sehr gute Individual-Statistiken auflegen. Zweitens: Sein Team muss zu den besten der NBA gehören. Und drittens: Bei Abwesendheit des MVP verschlechtert sich das Team deutlich. Auf keinen Spieler passt das Anforderungsprofil so gut wie auf Nowitzki. Erstens: Seine Wurfquote von 52,2 Prozent ist grandios. 22,4 Punkte und 6,7 Rebounds stechen zwar nicht heraus, aber man sollte nicht vergessen, dass er mit 34,2 Minuten so wenig spielt wie seit der Rookie-Saison nicht mehr. Zweitens: Dallas hat die viertbeste Bilanz der NBA. Drittens: Während seiner Verletzungspause wurde jedem deutlich bewusst, dass kein anderes Spitzenteam derart abhängig ist von einem Spieler wie Nowitzki. Auch wenn ihn nach dem Erstrunden-Aus 2007 kein US-Journalist mehr wählen wird: Dirk for MVP!
Dre Voigt: Da muss ich einhaken. Für die erste Saisonhälfte stimme ich Haruka zu, in der Zeit war Dirk tatsächlich der MVP. Dirk kam topfit in die Saison und spielte ungemein effizient. Er braucht nur wenig Ballbesitz, um ein Spiel zu dominieren. Dennoch geht meine Stimme an LeBron James. So einen Pick will natürlich keiner machen, aber die Art und Weise, wie er Miami trotz Dwyane Wade zu seinem Team gemacht hat und sich dennoch ins Mannschaftsgefüge integriert hat, finde ich erstaunlich. Ich dachte, er wäre nicht der Typ, der sich zurücknehmen kann. Hinzu kommt natürlich sein Talent: Er punktet, er reboundet, er verteidigt anders als Nowitzki auf einem überragenden Niveau, er schmeißt das Spiel der Heat. Kurz: Er ist der beste Spieler der Liga.
Philipp Dornhegge: So eklig ich LeBron finde: Dre hat recht. Wobei ich einschränken muss: Ich finde gar nicht, dass er sich so sehr als Basketballer verändert hat. In den ersten Wochen wollte er auf Teufel komm raus einen auf Magic Johnson machen, was in die Hose ging. Seitdem spielt er so wie in Cleveland. Wade ist die klare zweite Option, Bosh die Nummer drei, Mike Miller und James Jones bekommen ihre Dreier. Jetzt funktioniert es auch. Tatsache ist: Nach seinem Weggang ist Cleveland die schlechteste Mannschaft seit Menschengedenken. Das beweist LeBrons Wichtigkeit für ein Team. Ich würde mir wünschen, dass er den Award nicht bekommt, aber er hat ihn sich verdient.
Florian Regelmann: LeBron ist vor Nowitzki, mein MVP-Favorit heißt aber Derrick Rose. Bevor jemand einwendet, Rose könne nicht werfen: Mittlerweile hat er sich einen sehr anständigen Wurf angeeignet. Aus der Mitteldistanz sowieso, aber auch von der Dreierlinie ist es mittlerweile okay. Insgesamt gesehen gibt es für mich derzeit keinen Spieler, der auf höherem Niveau Basketball spielt und wichtiger für sein Team ist. Punkt. Es geht derzeit fast unter, dass Chicago fast gleichauf mit Miami und Boston ist, obwohl Joakim Noah verletzt fehlt. Umso sensationeller sind die Leistungen von Rose. Alleine wie der Junge beim West-Coast-Trip Chris Paul und Deron Williams hergespielt hat, war zum Zunge schnalzen. Rose hat offensiv und defensiv einen Schritt nach vorne gemacht und sich auch als echt tougher Leader bewährt. Und die Bulls-Offense funktioniert wirklich nur wegen ihm. Rose ist der klare MVP.
Voigt: Ich unterschreibe alles, was Florian sagt. Deswegen gehört Rose mit LeBron und Nowitzki zu den Top 3. Dennoch bekommt LeBron den Zuschlag: Rose hat nämlich anders als LeBron noch nicht bewiesen, dass er mit dem Druck klarkommt, wenn es in den Playoffs zur Sache geht. Hin und wieder waren herausragende Leistungen dabei, aber noch bin ich nicht überzeugt. Was aber nichts an meiner Wertschätzung ändert: Rose hat es innerhalb eines Sommers geschafft, sich von einem reinen Athleten zu ein einem echten Point Guard zu entwickeln. Das ist eine Leistung, die nicht hoch genug einzuschätzen ist.
These 1: Rip Hamilton wäre die ideale Verstärkung für Dallas.
These 2: Ein Comeback von Michael Jordan würde der NBA gut tun.
These 3: Ein Trade Andrew Bynum/Carmelo Anthony würde die Lakers schwächen.
These 5: Utah steht nach dem Sloan-Rücktritt vor dem Zerfall.
These: Utah steht nach dem Sloan-Rücktritt vor dem Zerfall.
Florian Regelmann: Ich bin noch immer geschockt, dass Sloan nicht mehr die Jazz trainiert. Das alles ist sehr seltsam, vor allem weil Sloan noch vor einem Jahr von Deron Williams geschwärmt hat. Und dann muss sich das Verhältnis so verschlechtert haben, dass es ja in dieser Saison mehrere Konfrontationen gegeben hat - was Zweifel an Williams' Integrität hervorruft. Ganz ehrlich: Dass Williams auf dem Feld was anderes macht, als Sloan von draußen ansagt, geht gar nicht. Selbst ein Franchise Player darf sich nicht so unfassbar respektlos gegenüber einem Hall-of-Fame-Coach verhalten und andauernd rumheulen. Williams müsste doch wissen, was Sloan alles geleistet hat. In 23 Jahren bei Utah hatte Sloan nur eine Losing Season. Eine! Die Spieler kamen und gingen, zusammengehalten hat alles Sloan. Entsprechend gravierend werden die Auswirkungen sein. Zerfall ist ein hartes Wort, aber auch wenn die Jazz eine stabile Franchise sind, stehen ihnen harte Zeiten bevor. Utah wird Sloan noch nachweinen, ganz sicher.
Dre Voigt: So drastisch sehe ich es nicht. Es ist wie im Fußball: Als Otto Rehhagel Bremen verlassen hat, dachte man auch, dass es nicht weitergeht. In einer ähnlichen Situation ist nun Utah. Der Weggang schmerzt, aber vielleicht birgt sie auch eine neue Chance. Das Management steht für Kontinuität und ein Trainerwechsel bringt neue Impulse für die Mannschaft. Sollte Williams seinen 2012 auslaufenden Vertrag verlängern, geht es auch ohne Sloan nahtlos weiter.
Haruka Gruber: Mit Sloan verliert Utah die Symbolfigur schlechthin, dennoch glaube ich nicht daran, dass die Jazz abstürzen. Der Kern der Mannschaft passt einigermaßen, das Management wirtschaftet verantwortungsvoll und die Besitzerfamilie Miller wird keine voreilig überhasteten Entscheidungen treffen, sondern weiterhin mit Bedacht vorgehen. Sloan hat die Entwicklung der Jazz sicherlich nicht blockiert, unter seiner strengen Übervater-Attitüde litten jedoch viele Rookies oder der eine oder andere Europäer, die nun befreiter aufspielen können. Und: Wenn Sloan geblieben wäre, hätte Williams' Weggang spätestens 2012 festgestanden. So bleibt zumindest eine realistische Chance, dass Williams in Utah verlängert. Sollte das eintreffen, spricht nichts dagegen, dass die Jazz auch in den nächsten Jahren ein sicherer Playoff-Kandidat sein werden.
Philpp Dornhegge: Dass Williams in Utah bleibt, wage ich stark zu bezweifeln. Er weiß genau, dass die Besitzer kein Geld raushauen wollen, um eine Mannschaft aufzubauen, die um den Titel kämpfen kann. Deswegen wird er so schnell es geht wechseln wollen - was erst einmal eine große Schwächung für die Jazz wäre, langfristig der Franchise zugute kommen sollte. Es kann nicht sein, dass Williams vor allem deswegen sauer auf Sloan war, weil er einen angeblich altmodischen Basketball spielen lässt. Sloans Motion Offense ist aber Team-Basketball pur - und in keiner Liga der Welt kann Team-Basketball altmodisch sein. Umso unsinniger ist das, was Williams die letzte Zeit offenbar verzapft.
Voigt: Ganz so einfach ist das auch nicht. Die Motion Offense macht am College und im europäischen Basktetball großen Sinn. Aber in der NBA wird sehr viel schneller gespielt, Sloan hingegen hat jeden Versuch eines Fastbreak-Basketballs im Keim erstickt. Sloans Philosophie ist aus der Sicht eines Basketball-Puristen klasse, aber er hat doch viele Dinge verkompliziert, so dass es vor allem Neuzugängen erschwert wurde, sich in das System einzufügen.
These 1: Rip Hamilton wäre die ideale Verstärkung für Dallas.
These 2: Ein Comeback von Michael Jordan würde der NBA gut tun.
These 3: Ein Trade Andrew Bynum/Carmelo Anthony würde die Lakers schwächen.
These 4: Dirk Nowitzki ist der MVP der bisherigen Saison.
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