Winkt den Dallas Mavericks eine Saison aus der Hölle - sollten Dirk Nowitzki und Co. vielleicht sogar tanken? Ist LeBron James noch der beste Spieler der Liga? Kann sich Tibor Pleiß in der Liga etablieren und ist Dennis Schröder ein Kandidat für den Sixth-Man-Award? Und: Schaffen die Golden State Warriors den Repeat? Die Redakteure diskutieren mit Bundesligaprofi und NBA-Fan Felix Kroos von Werder Bremen. In der Nacht auf Mittwoch zeigt SPOX das erste Saisonspiel zwischen den Cavaliers und Bulls im LIVESTREAM FOR FREE (ab 1 Uhr).
spoxPleiß setzt sich in der NBA durch
Florian Regelmann: Wenn sich Tibor in Utah nicht durchsetzt, dann nirgendwo. Es ist wirklich die perfekte Situation für ihn. Er kommt in ein ruhiges Umfeld, in eine junge, extrem talentierte und hungrige Mannschaft mit dem wahrscheinlich nettesten Franchise Player der NBA in Gordon Hayward. Dazu ein Coaching-Staff mit viel Europa-Erfahrung inklusive Alex Jensen als Assistant Coach, den Tibor im Sommer beim DBB schon kennenlernen konnte und der bei Rudy Gobert schon überragende Arbeit geleistet hat. Besser geht es nicht. Ich habe zwar immer noch so meine Zweifel, ob Tibor nicht einfach zu nett ist und ob er wirklich mal die nötige Aggressivität entwickelt, um sich in der NBA zu behaupten. Aber ich glaube, dass er im Laufe der Saison eine ordentliche Rolle spielen wird. Ich glaube nicht, dass er von Anfang an ein fester Bestandteil der Rotation sein wird, Derrick Favors kann die Fünf spielen, Trevor Booker kann vor allem die Fünf spielen, aber die Jazz werden Tibor die Zeit geben, die er braucht, um sich einzugrooven. Mittelfristig gibt es keinen Grund, warum Tibor in der Liga nicht eine ähnliche Rolle wie beispielsweise Tiago Splitter spielen kann. So 8 Punkte und 5 Rebounds im Schnitt, sehr wertvoll im Pick-and-Roll, das ist auf jeden Fall drin. Aber es wird ein bisschen dauern, Jensen hat mir vor ein paar Tagen erst erzählt, dass er sehr zufrieden ist mit Tibor, aber dass er sich eben erst noch an das NBA-Tempo gewöhnen und seine Rolle finden müsse. Der Jazz-Rookie, der sofort eine größere Rolle spielen wird, heißt nicht Pleiß, er heißt Raul Neto. Als starker Defender ist Neto eigentlich wie gemacht als Exum-Ersatz in der Starting-Five.
Tibor Pleiß: "Ich werde Zeit brauchen"
Felix Kroos: Grundsätzlich würde ich sagen, dass er alle Voraussetzungen für die NBA mitbringt. Er hat den Körper, natürlich seine Länge und auch ein sehr gutes Skill-Paket. Das Wichtigste ist aber meiner Meinung nach die Geduld, die sowohl er als auch die Jazz mitbringen. Man muss ihm Zeit geben, es wird wahrscheinlich schon zwei bis drei Jahre dauern, bis er sich wirklich etablieren kann. Aber wenn ihm sein Trainer vertraut, bin ich optimistisch, dass er es packt. Man sollte nur nicht schon im ersten Jahr zu viel erwarten!
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Ole Frerks: Ich tue mich bei Pleiß immer ein bisschen schwer mit Voraussagen. Wenn wir nur nach dem Talent gehen, sehe ich ihn auf jeden Fall vor Jeff Withey und den anderen Backup-Optionen für Gobert (ausgenommen natürlich Favors). Ruft er dieses ab, gehört er für mich klar in die NBA. Nur weiß ich nicht, wie er mental in die Liga passt, da ihm schon der Konkurrenzkampf beim FC Barcelona nicht wirklich bekommen ist und er negativ darauf reagiert hat, dass sich sein Platz in der Rotation so häufig verändert hat. In Utah regiert Gobert, aber Withey, Favors und auch die nominellen Power Forwards Booker und Rookie Trey Lyles können Minuten auf der Fünf sehen. Es stimmt, was Felix sagt: Bringen der Verein UND Tibor die nötige Geduld mit, kann es mit ihm langfristig klappen. Es hängt aber viel davon ab, wie er auf die kurzfristigen Enttäuschungen reagiert, die es zweifellos geben wird. Er hat nun mal nicht dieses unerschütterliche Selbstbewusstsein wie zum Beispiel Dennis Schröder. Ich würde es ihm sehr gönnen, bin aber ehrlich gesagt ziemlich skeptisch, dass er sich langfristig in der NBA etablieren wird.
Marc-Oliver Robbers: Ich bin da bei euch und traue ihm das auch zu, aber Zeit und Geduld werden entscheidend sein. Es würde mich auch nicht wundern, wenn er sich erst einmal in Idaho wiederfinden wird und im Jazz-Farmteam D-League-Erfahrung sammeln muss. Natürlich ist er talentierter als Withey, aber der kennt das NBA-Geschäft schon und dürfte daher anfangs im Vorteil sein. Pleiß hingegen hat mit Jensen einen wichtigen Fürsprecher. Zumindest am Anfang, denn die Jazz sind vielleicht schon eine Spur zu ambitioniert, um Pleiß im Daily Business lernen zu lassen. Auch wenn er kein klassischer Rookie ist, muss er das NBA-Spiel verinnerlichen. Dazu ist es unabdingbar, dass er an seiner Foul-Anfälligkeit arbeitet. Das hatten wir ja bereits in der EM-Triangle thematisiert, aber es bleibt ein leidiges Thema bei ihm. Ich würde mich freuen, wenn er es packt, sich dabei nicht verbiegen lässt und seine sympathische Art beibehält. Der Weg ist aber durchaus lang.
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spoxDie Mavs erreichen die Playoffs
Marc-Oliver Robbers: Ich kann mir das nicht vorstellen. Der Kader ist so verletzungsanfällig und ist wieder einmal komplett neu zusammengestellt. Bis Wes Matthews und Chandler Parsons nach ihren Verletzungen in Form sind und die Mavs sich eingespielt haben, ist der Zug im brutalen Westen wahrscheinlich schon abgefahren. Vor der Defensive mit Nowitzki und Pachulia graut es mir jetzt schon. Felix, was sagst du dazu?
Felix Kroos: Als großer Mavs-Fan kann ich hier ja schlecht Nein sagen! Im Ernst: Ich denke schon, dass die Playoffs realistisch sind, wenn die Starting Five mal komplett gesund ist. Für mich sind im Westen die ersten sechs Plätze mehr oder weniger reserviert, aber dahinter können die Mavs schon landen. Dafür müssen sie jedes Spiel am Limit angehen und auch ein paar Siege holen, die man eben nicht so erwartet. Dann können Sie es meiner Meinung nach schaffen.
Power-Ranking: Die Lichter gehen aus
Ole Frerks: Kurze Zwischenfrage: Baust Du da auf den "Magier" Rick Carlisle, der aus der Truppe irgendwie eine funktionale Defense rausholen kann? Die Verteidigung war ja schon mit Tyson Chandler alles andere als gut, jetzt wurde mit Matthews nur ein richtig guter Verteidiger geholt. JaVale McGee überzeugt mich jetzt nicht gerade...
Felix Kroos: Es ist schon richtig, dass die Defense zur Achillesferse werden könnte, aber im Teamverbund kann man das auffangen. Die Flügelspieler müssen den Ball irgendwie vom Korb weghalten, um gerade Dirk nicht so ins Eins-gegen-Eins zu zwingen, denn da gibt es natürlich Schwächen. Ich vertraue da aber wirklich Carlisle, der schon mehrfach das Maximum aus eher limitierten Teams rausholen konnte. Das Wichtigste ist und bleibt aber natürlich die Gesundheit. Und natürlich hoffe ich auch darauf, dass Deron Williams noch einmal zu alter Form zurückfindet.
Florian Regelmann: Sorry, Felix, aber die Illusion muss ich dir nehmen: Die Chancen der Mavs, die Playoffs zu erreichen, liegen für mich bei exakt 0 Prozent. Ich habe in meinem Power-Ranking unter den Top 10 acht Teams aus dem Westen. Warriors, Spurs, Rockets, Clippers, Thunder, Grizzlies, Pelicans, Jazz. Danach klafft für mich im Westen eine Lücke. Es gibt noch ein paar Teams mit Überraschungspotenzial wie die Suns oder sogar die Nuggets, aber selbst davon sind die Mavs ein Stück entfernt. 1999/2000 war die letzte Saison der Mavs mit einer negativen Bilanz. Es war die Saison, als Mark Cuban das Team kaufte und ein gewisser Dennis Rodman mal kurz in Dallas spielte. Jetzt steht Cuban wahrscheinlich vor der miesesten Saison seiner Mavs-Zeit. Wie soll diese Mannschaft, die so viele Verletzungsprobleme hat, die defensiv so ein Desaster ist und so mies reboundet, überhaupt 40 Spiele gewinnen? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Und auch wenn es für Dirk unheimlich bitter ist, muss man sich schon ernsthaft die Frage stellen, ob tanken nicht der sinnvollste Plan ist, gerade wenn man einen schlechten Start erwischen sollte. Dann lieber abschenken, sich den Top-7-Pick sichern und in der nächsten Saison mit einem wieder komplett fitten Matthews, einem wieder komplett fitten Parsons und einem aufregenden neuen Rookie einen richtigen Anlauf unternehmen in Dirks dann vielleicht letztem Jahr. Oder was meint Ihr?
Felix Kroos: Ich bin überhaupt kein Fan dieser Strategie. Und ganz abgesehen davon denke ich auch, dass die Mavs so etwas nie machen würden, solange Dirk noch dort ist. Das wäre ihm gegenüber auch einfach nicht richtig. Von daher von meiner Seite ein ganz klares Nein.
Ole Frerks: Interessante Frage, Flo. Die Mavs sind in einer ziemlich schwierigen Lage. Ich bin mir auch sicher, dass sie die Playoffs verpassen werden, dazu könnten sie auch noch ihren Pick an Boston verlieren - eine Spätfolge des für Dallas absolut desaströsen Rajon-Rondo-Trades. Ganz rational gedacht wäre Tanken daher die offensichtliche Lösung, um dann nächstes Jahr wie von dir beschrieben wieder voll anzugreifen. Damit würde man aber erstens Dirk Nowitzki in den Rücken schießen, der wieder und wieder auf Geld verzichtet hat, um exakt diese Situation zu vermeiden. Und andererseits passt das auch kein bisschen zu Carlisle, mit dem die Mavs ja offenbar bald verlängern werden. Sein niedrigstes Win-Total als Head Coach waren 35 Siege, der Mann versteht sein Handwerk und wird auch diese Truppe irgendwie konkurrenzfähig machen, auch wenn das Talent nicht so wahnsinnig viel hergibt. Meine (für die Mavs eher deprimierende) Prognose: Dallas tankt nicht, verpasst aber als Zehnter im Westen die Postseason - und der Pick geht an die Celtics. Dann versucht man es wie üblich über die Free Agency.
Marc-Oliver Robbers: Tanken wird keine Option sein. Dafür ist Cuban einfach nicht der Typ. Das Dirk-Argument habt ihr bereits angesprochen. Vielleicht können sie während der Saison noch irgendeinen Deal einfädeln, der sie nach vorne bringt, aber ob das dann für die Playoffs reicht? Eher nicht. Klingt zwar bitter und eigentlich will das keiner, aber vielleicht sollte Dirk einfach nach der Saison aufhören.
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spoxSchröder ist ein 6th-Man-Award-Kandidat
Ole Frerks: Kurz gesagt: Nein! Mir geht das alles ein bisschen zu schnell mit dem Hype, der ja nicht einmal nur aus Deutschland kommt - selbst bei Yahoo! Sports wird er ja als möglicher Kandidat gehandelt. Für mich ist er aber einfach noch nicht so weit, mit gestandenen Bank-Scorern wie Isaiah Thomas oder dem ewigen Jamal Crawford mitzuhalten. Obwohl das eigentlich die optimale Rolle für ihn sein könnte: Ich sehe Schröder mehr als Instant Offense denn als Playmaker, zumindest zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere. Die Situation in Atlanta hinter beziehungsweise neben Jeff Teague ist meiner Meinung nach ideal für ihn, er hat nicht den ultimativen Druck, aber genug Möglichkeiten, um (vor allem) als Scorer zu glänzen. Von daher hat es mir nicht gut gefallen, dass Schröder öffentlich darüber gesprochen hat, so bald wie möglich starten zu wollen - ich kann ihn zwar verstehen, aber Stand jetzt wäre das bei keinem einzigen Team mit irgendwelchen ernsthaften Ambitionen realistisch, dafür ist die Eins ligaweit viel zu gut besetzt. Er sollte sich glücklich schätzen, bei einem so guten und hochprofessionellen Team wie den Hawks Erfahrungen auf richtig hohem Niveau zu machen. Er ist mir in der Hinsicht, genau wie diese These, ein bisschen voreilig.
Dennis Schröder: Zurück in der Heimat
Florian Regelmann: Also mir fallen ja ein Haufen Kandidaten ein: Mein 6th-Man-Pick Ryan Anderson, Thomas, Josh Smith, Taj Gibson, Andre Iguodala - aber Schröder zählt da für mich einfach nicht dazu. Es wäre beim Thema Schröder auch aus meiner Sicht wirklich angebracht, mal die Kirche im Dorf zu lassen. Schröder ist ein mega-talentierter, leider auch mega-unreifer, aber eben in erster Linie mal mega-talentierter junger Point Guard, der nach einem sehr schwierigen Rookie-Jahr in seiner Sophomore-Saison eine richtig gute Entwicklung genommen hat und jetzt in sein drittes NBA-Jahr geht. Er ist ein Point Guard, der was seine Drives zum Korb angeht in gewisser Weise sogar einzigartig ist in der NBA. Der unbestritten hart an sich arbeitet und versucht, seine Shooting-Schwächen in den Griff zu kriegen und der ein großes Selbstvertrauen besitzt, was alles erstmal absolut positiv ist. Aber er ist eben noch lange kein Teague, kein All-Star, kein Franchise-Point-Guard und nicht mal im Ansatz ein Leader. Die Hawks wären wahnsinnig, wenn sie Teague in naher Zukunft durch Schröder ersetzen würden. Das aber nur am Rande. Entscheidend ist, dass Schröder zweifellos das Potenzial hat, aber erstmal noch unglaublich viel lernen und beweisen muss, auf und neben dem Court, bevor man ihn als Kandidaten für einen NBA-Award ins Spiel bringt.
Felix Kroos: Richtig, Flo. Es kann schon sein, dass er mal in der Konversation auftauchen könnte, aber es gibt ja immer etliche Kandidaten. Es sollte für ihn generell nicht darum gehen, in seiner dritten Saison irgendwelche Awards einzusacken, vielmehr muss er seine Entwicklung vorantreiben. Vielleicht wird es nicht wieder so ein Sprung zwischen der ersten und zweiten Saison, aber es gibt ja genug Verbesserungspotenzial: Er kann noch konstanter werden, sich vielleicht noch mehr Minuten erarbeiten und auch regelmäßiger in der Crunchtime auf dem Court stehen. Wenn er da den nächsten Schritt macht und sich ähnlich rasant weiterentwickelt, kommen die individuellen Auszeichnungen schon von allein. Ich habe keinen Zweifel daran, dass sein Potenzial dafür ausreicht, aber er muss wie jeder andere auch einen Schritt nach dem anderen machen. Das gilt auch für die Starter-Position: Ich finde wie Ole, dass die Bank-Rolle in Atlanta für ihn momentan noch ideal ist. Auch wenn ich natürlich verstehe, dass sein Anspruch auf Dauer ein anderer ist.
Marc-Oliver Robbers: Ich weiß nicht, ob er seine Situation selbst mit der von Reggie Jackson vergleicht, aber dessen Geschichte war schon ähnlich. Jackson wollte sich irgendwann nicht mehr mit der Backup-Rolle hinter Russell Westbrook zufrieden geben und hat immer vehementer auf einen Trade gedrängt. Auf den ersten Blick hat er sein Ziel erreicht, aber ob es mittelfristig das Beste für seine Entwicklung sein wird, muss sich erst mal noch zeigen. Weiter von Westbrook zu lernen, wäre sicher nicht das Schlechteste gewesen. Jetzt ist er in Detroit und muss erst mal beweisen, dass er in der Lage ist, ein Team als Starter zu führen. Ich hoffe, Schröder ist geduldiger, aber ich habe da so meine Zweifel. Für mich ist er übrigens nicht mal ein Kandidat für den Award, um mal auf die eigentliche These zurückzukommen. Ich sehe irgendwie nicht, dass sich seine Rolle bei den Hawks großartig verändern wird. Teague bleibt weiter der Starter, Sefolosha ist zurück und mit Hardaway Jr. ist ein zusätzlicher Shooter da, der auch genügend Backcourt-Minuten sehen will. Und ohne mehr Minuten wird es schwer werden, seine Stats so zu frisieren, dass er überhaupt in die Diskussion kommt.
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spoxLeBron ist nicht mehr der beste Spieler der Liga
Florian Regelmann: Man kann ja von LeBron als Persönlichkeit so viel oder so wenig halten wie man will, aber anzuzweifeln, dass er der beste Spieler auf dem Planeten ist, finde selbst ich im Moment nicht nachvollziehbar. Gut möglich, dass sich das in den nächsten Jahren dank Anthony Davis ändert, aber Stand jetzt steht LeBron immer noch ganz oben und über Davis, Steph Curry, Kevin Durant und James Harden. Eigentlich reicht es, wenn wir uns kurz an die Finals erinnern. Was LeBron da gespielt hat, welche abartigen Zahlen er aufgelegt hat, war so außerirdisch, das man ihm ja leider nicht widersprechen konnte, als er sich selbst als besten Spieler der Welt bezeichnet hat. Er hat nunmal Recht. LeBron ist eine Maschine. Er kann alle fünf Positionen verteidigen, er ist ein genialer Passer und scort im Endeffekt nach Lust und Laune - dieses Paket ist immer noch einzigartig. Wenn ich träume und mir als GM ein Team für die Zukunft aufbaue, dann tue ich das inzwischen um den viel jüngeren Davis und nicht mehr um James. Völlig logisch. Aber wenn ich jetzt gewinnen will, dann nehme ich den besten Spieler der Welt und der heißt immer noch LeBron James.
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Marc-Oliver Robbers: Ich bin da ganz bei dir. Dass es so ist, liegt natürlich auch seiner körperlichen Konstitution. Curry oder Harden können halt nicht alle fünf Positionen spielen und sich mit jedem Spieler der Liga auf Augenhöhe messen. Nur aufgrund dieser Allrounder-Fähigkeiten konnte er Cleveland in den Playoffs so tragen. Ich bin gespannt, wie sich Durant nach seiner Verletzung präsentieren wird. KD hat vielleicht nicht diese körperliche Dominanz, aber ähnliche Allrounder-Fähigkeiten gepaart mit brutalem Talent. Aber damit LeBron seinen Status als bester Spieler der Liga behält, muss er halt auch Titel gewinnen. Mit diesen Fähigkeiten ist er quasi zum Siegen verdammt. Natürlich hat er schon zwei Titel, aber vier Finals-Pleiten sind eigentlich schon zu viel und kratzen an diesem Image. Da spielen einfach so viele Dinge mit rein.
Felix Kroos: Ich sehe das anders als Ihr. Für mich gibt es derzeit keinen universell besten Spieler in der Liga. Es gibt so unfassbar viele gute Leute: Curry, Harden, Davis, Westbrook, Durant, natürlich auch James - sie spielen fast alle unterschiedliche Positionen und sind daher nur schwer zu vergleichen, ich sehe sie aber alle ungefähr auf einem Level. Vor ein paar Jahren stach James vielleicht noch aus dieser Spitzengruppe hervor, aber das ist für mich jetzt nicht mehr wirklich zeitgemäß. Es heißt doch quasi jede Woche, dass jetzt ein anderer der beste Spieler der Liga ist. Ich will LeBron jetzt sicher nicht schlecht reden, er ist immer noch unfassbar gut, auch wenn sein Spiel nicht unbedingt immer mein Fall ist. Aktuell sticht er für mich aber nicht mehr soweit heraus - ich kann mir eher vorstellen, dass dies binnen kurzer Zeit Anthony Davis tun wird.
Ole Frerks: Grundsätzlich stimme ich Dir zu, dass LeBrons Vorsprung geringer geworden ist, Felix. Ich bin beispielsweise auch der Meinung, dass er in dieser Saison auf keinen Fall MVP werden wird; im Westen kann sich die Konkurrenz kaum Ausrutscher erlauben, während er in der Leastern Conference auf Cruise-Control in die Playoffs einziehen wird. Die Cavs sind dem restlichen Osten meilenweit voraus, daher kann der MVP für mich auch auf keinen Fall aus dem Osten kommen und Anthony Davis sowie Durant sind für mich die Favoriten auf den Award. Trotzdem: Ich habe immer noch diese vergangenen Playoffs im Sinn. Während das halbe Cavs-Team wegbrach, wurden seine Leistungen immer unmenschlicher und es hat sogar bis zur Führung gegen Golden State gereicht - ein viel, viel besseres Team! Was er dort gespielt hat, traue ich aktuell (noch) keinem anderen Spieler in der NBA zu. Niemand in der Geschichte der Liga hat diese Power mit so einem Speed und so einem Spielverständnis kombiniert, ich halte es da mit Bill Simmons: LeBron in Topform ist sozusagen die Königin auf dem Schachbrett, der eine Spieler, der auf dem Court alles machen kann und das Spielgeschehen auf einzigartige Weise kontrolliert. Das kann sich aber zugegebenermaßen auch relativ bald ändern, vielleicht schon in dieser Saison. Denn so weit weg sind die Braue und vor allem ein (hoffentlich!) fitter Durant nicht.
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spoxDie Warriors schaffen den Repeat
Felix Kroos: Sie gehören auf jeden Fall wieder zu den ganz heißen Favoriten, sie haben ja fast ihr komplettes Team zusammengehalten und sind sogar immer noch recht jung, Curry und Co. haben also sogar noch Steigerungspotenzial. Ich glaube, dass sie auf jeden Fall wieder in die Conference Finals einziehen werden. Mein Tipp lautet aber trotzdem Cavaliers gegen Thunder in den Finals.
Ole Frerks: Meiner auch.
Marc-Oliver Robbers: Meiner auch. Und trotzdem finde ich es total albern, wie die Warriors gerade in den USA momentan unter dem Radar laufen. Gerade die Aussagen der Clippers fand ich ziemlich unüberlegt und sie werden die Warriors in jedem Fall auch kitzeln. Von den vier Saisonspielen gehen sicher wieder drei an die Warriors, da gehe ich jede Wette ein. Es reicht ja, die Aussagen an die Kabinentür zu nageln. Mehr Motivation geht nicht.
Ole Frerks: Richtig, Olli. Die Zitate vor allem von Doc Rivers fand ich sogar ziemlich peinlich. Auch die Tatsache, dass die Warriors bei den Buchmachern nur an dritter Stelle hinter Cleveland und den Spurs geführt werden, ist merkwürdig. Die Mannschaft hat eine der besten Saisons in der Geschichte gespielt und ist nicht schlechter geworden - also müssen sie für mich auch jetzt der Topfavorit sein. Der einzige Grund, warum sie nicht mein Meisterpick sind: Der Westen wird ein absolutes Blutbad, mir fallen auf die Schnelle fünf Teams ein, für die ich Argumente als Champions finden könnte: Houston, San Antonio, OKC, die Warriors und die Clippers (dank meinem persönlichen Helden Paul Pierce). Da ist es einfach schwer zu glauben, dass eins dieser Teams zwei Saisons in Folge komplett gesund bleibt. Ich kann mir zudem vorstellen, dass einem angefressenen Kevin Durant im Rampage-Modus Flammen aus dem Hintern schießen, deswegen ist OKC mein Tipp. Es würde mich aber auch nicht wundern, wenn die Dubs einfach noch eine Monster-Saison hinlegen und die ganzen Zweifler Lügen strafen. Wann beginnen nochmal die Playoffs?
Golden State Warriors: Ihr dürft den Ring küssen
Felix Kroos: Eine Weile dauert es leider noch. Ich freue mich aber auch schon jetzt sehr auf die Matchups, es wird im Westen wohl schon in der ersten Runde richtig spannend. Am Ende geht es wie immer darum, wer zum richtigen Zeitpunkt fit und in guter Form ist - das können die Warriors sein, aber wie gesagt auch die Rockets, Spurs oder Thunder. Die Clippers habe ich in den letzten Jahren zu oft getippt, das mache ich jetzt nicht mehr - klar sind sie auf dem Papier stark, das waren sie in den letzten Jahren aber auch.
Marc-Oliver Robbers: Die Bank ist aber schon das Beste, was die Liga zu bieten hat. Wenn Rivers es schafft, alle unter einen Hut zu bekommen und genug Minuten für seine tiefe Bank findet, muss man die Clippers auf dem Zettel haben. Es gibt sicher Teams, für die ich mehr Sympathien hege, aber die sind schon richtig stark. Ich denke aber, dass es am Ende die Thunder machen werden. Westbrook und Durant hatten nie einen besseren Supporting Cast und Billy Donovan wird frischen Wind bringen. Und ich hätte richtig Bock auf eine epische Serie mit Durant vs. LeBron und Westbrook vs. Kyrie. Also von mir gibt es auch ein Nein zur These.
Florian Regelmann: Meine Antwort lautet ebenfalls nein. Nein, weil die Warriors in den West Finals an den Spurs scheitern werden. Ich gebe zu, ich habe eine gewisse Vorliebe für die Spurs und bin ja praktisch jedes Jahr auf ihrem Bandwagon und weigere mich, gegen Popovich und Co. zu tippen, aber nach dieser Offseason bin ich extrem davon überzeugt, dass es San Antonio nochmal packt. Parker, Green, Leonard, LaMarcus Aldridge und Duncan ist die beste Starting-Five in der Pop-Ära - das ist einfach Wahnsinn. Ich kann ehrlich gesagt auch nicht verstehen, wie manche anzweifeln können, ob LMA bei den Spurs überhaupt reinpasst. Wenn jemand gezeigt hat, wie er sein Team immer wieder neu erfinden kann, dann ist es Pop. Zumal Aldridge sich San Antonio bewusst ausgesucht hat und genau weiß, dass es ein bisschen anders laufen wird als bei den Blazers und er beispielsweise nicht so lang den Ball halten wird. Nein, Aldridge und die Spurs, das wird herausragend funktionieren. Die Spurs hatten bei der Verpflichtung genau ein Team und eine Frage im Kopf: Wie können wir gegen den Small Ball der Warriors bestehen? Und da ist die beste Lösung immer noch eine große Aufstellung, die defensiv gegen die Small-Ball-Taktik aufgrund ihrer Beweglichkeit nicht schlecht aussieht und offensiv den Gegner überpowern kann. Aldridge ist perfekt für die Spurs. Dank ihm und auch dank der unterschätzten Neuverpflichtung David West sind die Spurs für mich das Team to beat im Westen. In den Finals gegen die Cavs sehe ich dann auch San Antonio vorne. Warum? Verkürzt dargestellt, weil LeBron nichts mehr hasst, als gegen Kawhi Leonard zu spielen...
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