Schröder ist ein 6th-Man-Award-Kandidat
Ole Frerks: Kurz gesagt: Nein! Mir geht das alles ein bisschen zu schnell mit dem Hype, der ja nicht einmal nur aus Deutschland kommt - selbst bei Yahoo! Sports wird er ja als möglicher Kandidat gehandelt. Für mich ist er aber einfach noch nicht so weit, mit gestandenen Bank-Scorern wie Isaiah Thomas oder dem ewigen Jamal Crawford mitzuhalten. Obwohl das eigentlich die optimale Rolle für ihn sein könnte: Ich sehe Schröder mehr als Instant Offense denn als Playmaker, zumindest zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere. Die Situation in Atlanta hinter beziehungsweise neben Jeff Teague ist meiner Meinung nach ideal für ihn, er hat nicht den ultimativen Druck, aber genug Möglichkeiten, um (vor allem) als Scorer zu glänzen. Von daher hat es mir nicht gut gefallen, dass Schröder öffentlich darüber gesprochen hat, so bald wie möglich starten zu wollen - ich kann ihn zwar verstehen, aber Stand jetzt wäre das bei keinem einzigen Team mit irgendwelchen ernsthaften Ambitionen realistisch, dafür ist die Eins ligaweit viel zu gut besetzt. Er sollte sich glücklich schätzen, bei einem so guten und hochprofessionellen Team wie den Hawks Erfahrungen auf richtig hohem Niveau zu machen. Er ist mir in der Hinsicht, genau wie diese These, ein bisschen voreilig.
Dennis Schröder: Zurück in der Heimat
Florian Regelmann: Also mir fallen ja ein Haufen Kandidaten ein: Mein 6th-Man-Pick Ryan Anderson, Thomas, Josh Smith, Taj Gibson, Andre Iguodala - aber Schröder zählt da für mich einfach nicht dazu. Es wäre beim Thema Schröder auch aus meiner Sicht wirklich angebracht, mal die Kirche im Dorf zu lassen. Schröder ist ein mega-talentierter, leider auch mega-unreifer, aber eben in erster Linie mal mega-talentierter junger Point Guard, der nach einem sehr schwierigen Rookie-Jahr in seiner Sophomore-Saison eine richtig gute Entwicklung genommen hat und jetzt in sein drittes NBA-Jahr geht. Er ist ein Point Guard, der was seine Drives zum Korb angeht in gewisser Weise sogar einzigartig ist in der NBA. Der unbestritten hart an sich arbeitet und versucht, seine Shooting-Schwächen in den Griff zu kriegen und der ein großes Selbstvertrauen besitzt, was alles erstmal absolut positiv ist. Aber er ist eben noch lange kein Teague, kein All-Star, kein Franchise-Point-Guard und nicht mal im Ansatz ein Leader. Die Hawks wären wahnsinnig, wenn sie Teague in naher Zukunft durch Schröder ersetzen würden. Das aber nur am Rande. Entscheidend ist, dass Schröder zweifellos das Potenzial hat, aber erstmal noch unglaublich viel lernen und beweisen muss, auf und neben dem Court, bevor man ihn als Kandidaten für einen NBA-Award ins Spiel bringt.
Felix Kroos: Richtig, Flo. Es kann schon sein, dass er mal in der Konversation auftauchen könnte, aber es gibt ja immer etliche Kandidaten. Es sollte für ihn generell nicht darum gehen, in seiner dritten Saison irgendwelche Awards einzusacken, vielmehr muss er seine Entwicklung vorantreiben. Vielleicht wird es nicht wieder so ein Sprung zwischen der ersten und zweiten Saison, aber es gibt ja genug Verbesserungspotenzial: Er kann noch konstanter werden, sich vielleicht noch mehr Minuten erarbeiten und auch regelmäßiger in der Crunchtime auf dem Court stehen. Wenn er da den nächsten Schritt macht und sich ähnlich rasant weiterentwickelt, kommen die individuellen Auszeichnungen schon von allein. Ich habe keinen Zweifel daran, dass sein Potenzial dafür ausreicht, aber er muss wie jeder andere auch einen Schritt nach dem anderen machen. Das gilt auch für die Starter-Position: Ich finde wie Ole, dass die Bank-Rolle in Atlanta für ihn momentan noch ideal ist. Auch wenn ich natürlich verstehe, dass sein Anspruch auf Dauer ein anderer ist.
Marc-Oliver Robbers: Ich weiß nicht, ob er seine Situation selbst mit der von Reggie Jackson vergleicht, aber dessen Geschichte war schon ähnlich. Jackson wollte sich irgendwann nicht mehr mit der Backup-Rolle hinter Russell Westbrook zufrieden geben und hat immer vehementer auf einen Trade gedrängt. Auf den ersten Blick hat er sein Ziel erreicht, aber ob es mittelfristig das Beste für seine Entwicklung sein wird, muss sich erst mal noch zeigen. Weiter von Westbrook zu lernen, wäre sicher nicht das Schlechteste gewesen. Jetzt ist er in Detroit und muss erst mal beweisen, dass er in der Lage ist, ein Team als Starter zu führen. Ich hoffe, Schröder ist geduldiger, aber ich habe da so meine Zweifel. Für mich ist er übrigens nicht mal ein Kandidat für den Award, um mal auf die eigentliche These zurückzukommen. Ich sehe irgendwie nicht, dass sich seine Rolle bei den Hawks großartig verändern wird. Teague bleibt weiter der Starter, Sefolosha ist zurück und mit Hardaway Jr. ist ein zusätzlicher Shooter da, der auch genügend Backcourt-Minuten sehen will. Und ohne mehr Minuten wird es schwer werden, seine Stats so zu frisieren, dass er überhaupt in die Diskussion kommt.
Seite 1: Pleiß setzt sich in der NBA durch
Seite 2: Die Mavs erreichen die Playoffs
Seite 3: Schröder ist ein 6th-Man-Award-Kandidat