Die Preseason beginnt in der Nacht zum Freitag, doch worauf sollte man so früh in der Vorbereitung achten? Ob QB-Battles, neue Offenses oder die Top-Rookie-Edge-Rusher - die Vorbereitung der NFL hat einiges zu bieten.
NFL Preseason: 10 Dinge, auf die Ihr achten müsst
Das Receiving Corps der Green Bay Packers
Davante Adams und Marquez Valdes-Scantling sind weg und es stellt sich die Frage, wer sie in der internen Hackordnung ersetzen soll. Kandidaten für die Startformation gibt es genügend, doch sind hier gleich zwei Aspekte zu beachten - erstens: wird sich der Spielstil der Packers verändern, weil die neuen potenziellen Starter gänzlich andere Skillsets mitbringen als die bisherigen? Und zweitens: wer wird Aaron Rodgers' neuer Go-to-Receiver, wenn es eng wird?
Was den generellen Stil der Offense angeht, wird wohl was die Basics angeht vieles beim Alten bleiben. Die Packers spielen viele RPOs und setzen auch häufig auf Rollouts von Rodgers, um ihm einen besseren Überblick zu verschaffen und nebenbei die zuletzt wacklige Offensive Line etwas zu entlasten. Dazu hilft dies dabei, Shot-Plays zu kreieren.
Klar ist, dass wir in der Preseason sicherlich nicht allzu viel von Rodgers und der tatsächlichen Offense sehen werden, aber was wir erwarten können, ist eine generelle Richtung. Und eben On-Field-Eindrücke der neuen Receiver.
Vermutlich wird Allen Lazard eine größere Rolle einnehmen, zumal er das System und Rodgers schon kennt. Ihm gegenüber allerdings wird es spannend. Wird sich Sammy Watkins mit seiner Erfahrung durchsetzen oder spielt sich einer der Rookies in den Vordergrund? Romeo Doubs im Speziellen machte im Camp schon auf sich aufmerksam und könnte die Rolle von MVS als Deep Threat einnehmen. Das noch spannendere Projekt ist natürlich Christian Watson, doch der steht zunächst mal auf der PUP-List.
Insofern liegt der Fokus erstmal auf Doubs und darauf, wo genau er aufgestellt und wie er eingesetzt wird. Das dürfte erste Rückschlüsse auf seine tatsächliche Rolle später erlauben.
Trey Lance bei den San Francisco 49ers
"Wir sind zu Trey Lance übergegangen", sagte Head Coach Kyle Shanahan zum Start des Training Camps und bestätigte damit das, was wir alle lange vermutet hatten. Trey Lance ist der neue Starting Quarterback der San Francsco 49ers, während man bei Jimmy Garoppolo weiter geduldig auf einen Trade wartet.
Da Lance kein Veteran ist, der schon seit Jahren dabei ist, wird er sicherlich Einsatzzeit in der Preseason sehen - mehr als man von einem sonstigen Starter erwarten darf. Lance war bislang nur sporadisch unter Wettkampfbedingungen auf dem Feld, und das bereits in seiner finalen College-Saison, sodass er schlicht Spielpraxis benötigt.
Auch hier muss man betonen, dass wir in der Preseason natürlich nicht das Endprodukt sehen werden, doch auch hier lohnt ein Blick auf die Niners-Offense und wie sie sich grundlegend präsentieren wird. Wie gibt sich Lance, der vermutlich in der Vorbereitung nicht allzu viel mit den Füßen machen wird? Zum einen, um Verletzungen zu vermeiden und zum anderen, um nicht zu viel für die Regular Season zu verraten.
Daher sollten wir auf grundlegende Dinge achten. Strahlt er Ruhe in der Pocket aus? Geht er durch seine Progression und wie bewegt er sich in der Pocket? Dass Lance ein herausragender Athlet ist, der mit seinen Füßen selbst Plays kreieren kann, wissen wir bereits, doch wie sieht es mit seinem Arm aus? Klappt das Verständnis mit den Receivern, nachdem Lance schon die gesamte Offseason über als Starter trainierte?
Spektakel sollte man nicht erwarten, aber einen ersten Einblick dürften wir schon bekommen, wie weit Lance schon ist.
gettyDie Offense der New England Patriots
Noch immer wissen wir nicht offiziell, wer die Plays ansagt bei den Patriots. Doch es läuft wohl auf "Senior Football Advisor/Offensive Line"-Coach Matt Patricia hinaus, der bislang Defensive Coordinator der Patriots und dann Head Coach der Detroit Lions war. "Offensive Assistant/Quarterbacks"-Coach Joe Judge, zuvor Head Coach der Giants, ist aber auch noch im Rennen, wie man so hört.
In jedem Fall wird es interessant zu sehen, wie sich diese Offense nun gänzlich ohne erwiesene Expertise präsentieren wird. Schematisch könnte es auf mehr 12-Personnel hinauslaufen, also auf Formationen mit zwei Tight Ends, weil Judge dies auch in New York spielen ließ und die Patriots mit Hunter Henry und Jonnu Smith zwei besonders gute Leute dafür im Kader haben.
Zudem wird es spannend zu sehen, wie die Hackordnung im Backfield und unter den Receivern gerade zu Beginn aussehen wird. Wie viel sehen wir von Speedster Tyquan Thornton? Und was ist von Rookie-QB Bailey Zappe zu erwarten, der im Camp durchaus zu überzeugen wusste?
Stichwort Camp: Von dort war zu hören, dass ausgerechnet Mac Jones so seine Probleme hatte mit der neuen Führungsstruktur in der Offense und in bestimmten Situationen anders als im Vorjahr zu zögerlich agierte. Kann er diese Red Flags schon früh beiseite wischen?
Das Receiving Corps der Baltimore Ravens
Was das Run Game angeht, geht es bei den Ravens nur darum, dass alle rechtzeitigen fit werden. J.K. Dobbins und Gus Edwards konnten bisher noch nicht mittun nach ihren Knieverletzungen des Vorjahres, immerhin Dobbins wurde gerade erst von der PUP-List aktiviert. Insofern stehen in der Preseason die möglichen Backups ganz besonders unter Beobachtung und müssen um Plätze im Kader kämpfen.
Viel spannender ist für Purple & Black allerdings die Besetzung des Receiving Corps. Denn in diesem Mannschaftsbereich ist lediglich klar, dass nahezu nichts klar ist. Durch den Abgang von Hollywood Brown nach Arizona ist die Hackordnung auf den Kopf gestellt, mit Sammy Watkins ließ man einen weiteren Role-Player auf der Receiver-Position ebenfalls ziehen.
Der letztjährige Erstrundenpick Rashod Bateman wird naturgemäß als Nummer-1-Option gehandelt, aber nach seiner verletzungsbedingt verkürzten Rookie-Saison muss er diese Rolle auch erstmal bestätigen. Bislang jedenfalls spielte er höchstens die dritte Geige hinter Tight End Mark Andrews und Brown.
Ebenfalls in der Verlosung für eine größere Rolle ist Devin Duvernay, der in seinen ersten zwei Jahren eher eine Randnotiz war. Und dahinter herrscht der wilde Westen. Spielt James Proche im Slot oder doch eher Tylan Wallace? Wie viel Einsatzzeit sieht Jaylon Moore und wie präsentieren sich die insgesamt fünf UDFAs, die um einen Kaderplatz kämpfen?
Zudem müssen wir auch die Tight Ends im Auge behalten, denn hinter Andrews und Nick Boyle müssen sich vor allem die Rookies Isaiah Likely und Charlie Kolar - der allerdings vorerst ausfällt - erstmal beweisen.
Das alles aber wird überschattet durch die weiterhin offene Vertragssituation von Lamar Jackson. Ob und wie viel er in der Preseason überhaupt spielt, ist eine Frage. Die größere aber ist: Wird er noch vor Saisonstart unterschreiben?
gettyDas Receiving Corps der Dallas Cowboys
Bleiben wir beim Receiving und blicken nach Texas. Die Cowboys verfügen auf dem Papier über eines der besten Teams der NFL und das gilt im Speziellen auch für die Offense.
Diese Einschätzung ist jedoch mit einem großen "Aber" verbunden. Denn während die Starter imposant wirken, steht hinter dem zweiten Anzug ein großes Fragezeichen, zu unerprobt sind die Leute aus der zweiten Reihe, als dass man beruhigt in die Saison gehen könnte.
Jetzt in der Preseason schon werden die potenziellen Backups gefragt sein, denn mit Michael Gallup (PUP-List nach Kreuzbandriss) und James Washington (Fußfraktur im Camp) fallen gleich zwei potenzielle Starter nicht nur in der Vorbereitung, sondern auch sehr sicher zum Saisonstart aus.
Und da stellt sich schon sehr früh die Frage, wer sie denn ersetzen wird. CeeDee Lamb ist die klare Nummer 1. Er dürfte zwar wie gehabt im Slot eingeplant sein, doch gerade ohne Gallup muss er wohl auch vermehrt den X-Receiver geben, was besonders im Slot zu Problemen führt, denn Washington wäre hier eine erfahrene Alternative gewesen.
Laut Depth Chart kommen hier zunächst mal nur zwei Youngster ohne NFL-Erfahrung infrage.
Immerhin: Outside dürfte Rookie Jalen Tolbert in der Preseason bereits im Rampenlicht stehen und zeigen können, wozu er in der Lage ist. Ebenso wird Noah Brown die Chance haben, sich festzuspielen. Er ist immerhin bereits seit 2017 im Kader, wenn auch bislang eher in kleineren Rollen.
Auch hier tummeln sich insgesamt vier UDFAs dieser Offseason, auf die man schauen sollte. Vielleicht entdeckt man dann ja einen, den wir zu Saisonbeginn im NFL-Kader der Cowboys antreffen werden.
Die Offense der New York Giants
Der neue Head Coach der New York Giants, Brian Daboll, hat genau eine Aufgabe: Die Offense der Giants um Daniel Jones wieder auf Vordermann zu bringen - beziehungsweise, ihr überhaupt eine erkennbare Identität zu verpassen.
Natürlich werden wir in der Preseason auch hier nicht das Endprodukt sehen, doch erste Grundzüge sollten sich doch schon erkennen lassen. Speziell bei Daniel Jones sollten zumindest Ansätze zu sehen sein, die uns Aufschluss darüber geben, ob er vielleicht doch eine langfristige Zukunft im Big Apple haben kann. Speziell: Wie wird Daboll versuchen, ihn besser in Szene zu setzen? Setzt er zum Beispiel auf mehr RPOs, die in den letzten Jahren sehr sporadisch im Spiel der G-Men verwendet wurden. Wie schaut es mit Play Action aus, wird es designte Läufe für den athletisch starken QB geben? Das sind Dinge, die man ansatzweise bereits in der Preseason sehen könnte.
Darüber hinaus bin ich gespannt auf die Hackordnung im Receiving Corps und bei den Tight Ends. Mit neuem Regime werden hier womöglich die Karten neu gemischt. Während Kenny Golladay wohl der X-Receiver bleibt, wird es spannend zu beobachten, wie man Kadarius Toney nach inkonstanter Rookie-Saison einsetzen wird. Zudem hörte man bislang nur Gutes von Zweitrundenpick Wan'Dale Robinson, der womöglich im Slot Sterling Shepard (PUP-List) schon früh den Rang abläuft. Und: Was wird aus dem einstigen Starter Darius Slayton? Findet sich für ihn noch eine größere Rolle?
Auf der Tight-End-Position könnte derweil Daniel Bellinger seinen wahrscheinlichen Starter-Job untermauern. Der Rookie scheint hierfür am besten positioniert zu sein.
Der Quarterback-Battle der Seattle Seahawks
Schon oft besprochen, bleibt dieses Duell elektrisierend. Wer setzt sich im Duell der bislang wackligen Backups Geno Smith und Drew Lock durch und wird zunächst mal in die Fußstapfen von Russell Wilson treten?
Die bisherigen Camp-Eindrücke jedenfalls suggerieren, dass Smith die Nase leicht vorne hat vor dem Start der Preseason.
Da jedoch beide nah beieinander sind, werden wohl auch die Leistungen in den ersten beiden Preseason-Spielen ein wichtiger Faktor in der Entscheidung von Pete Carroll sein. Wer dann schon früh im Kaffeesatz lesen will, der schaue am besten darauf, wer startet und wer letztlich die meiste Spielzeit bekommt. Wichtig dabei ist, dass derjenige, der weniger spielt, wohl die besseren Karten hat, denn derjenige muss den Coaches dann weniger beweisen ...
Allerdings wird die Einschätzung der beiden QBs in der Preseason ohnehin verzerrt werden, da nicht davon auszugehen ist, dass die Top-Receiver allzu viel Zeit auf dem Platz verbringen werden. Dazu ist das Verletzungsrisiko zu hoch und die Kadertiefe hinter Metcalf und Lockett einfach zu dünn.
Das Positive daran: wir werden sehen, was Marquise Goodwin noch im Tank hat und zu was Dee Eskridge nach einer sehr überschaubaren Rookie-Saison fähig ist. Und auch das hat seinen Wert.
Die Offense der Denver Broncos
Bühne frei für die neue Offense der Denver Broncos um Star-Quarterback Russell Wilson! Der Ex-Seahawk wird wohl nicht allzu lange spielen zu Beginn, er wird aber sicherlich andeuten, was möglich ist. Head Coach Nathaniel Hackett wird vermutlich eine ähnliche Offense präsentieren wie zuletzt in Green Bay, die Frage wird sein, wie Wilson damit klarkommt. Die zahlreichen Shot-Plays dürften ihm in jedem Fall entgegenkommen, die Frage wird nur sein, wie ihm die RPOs liegen, die er in Seattle kaum spielte.
Und dann wird es spannend zu sehen, wie die Hackordnung unter den Receivern aussehen wird. Tim Patrick verletzte sich so schwer am Knie, dass er die Saison verpassen wird.
Naheliegend wäre nun, dass Jerry Jeudy für ihn nach außen rückt und K.J. Hamler dafür im Slot startet. Doch geht das wirklich so einfach? Und wer sind jetzt die Alternativen? Welche Rolle kann Fünftrundenpick Montrell Washington spielen? Und wer kann sich dahinter in den Vordergrund spielen und für mehr Einsatzzeit empfehlen?
Den Broncos gehen hier langsam die Alternativen aus, sodass die zahlreichen Camp-Bodys am Ende der Depth Chart eine Chance haben, sich festzuspielen.
Die Quarterback-Battles in Carolina und Pittsburgh
Während es in Carolina nur darum geht, eine zuletzt wacklige Schlüsselposition zu besetzen, muss in Pittsburgh eine Teamikone ersetzt werden. Doch bei beiden QB-Battles gilt, dass sie offiziell ergebnisoffen angegangen werden.
Bei den Panthers herrscht seit der Entlassung von Cam Newton nach der Saison 2019 ein Vakuum auf der QB-Position. Eines, das zuletzt durch Sam Darnold geschlossen werden sollte. Der Ex-Jet jedoch überzeugt im Vorjahr nicht, sodass man ihm nun mit Baker Mayfield einen Konkurrenten an die Seite gestellt hat. Jener Mayfield, der die Browns 2020 erstmals seit 2002 wieder in die Playoffs geführt hat und dessen Vertrag genauso garantiert ist wie der von Darnold - beide sind im fünften Jahr ihrer Rookie-Verträge.
Zu allem Überfluss wurde mit Matt Corral auch noch ein vielversprechender Rookie in Runde 3 des Drafts gezogen, der im Camp bereits Glanzlichter gesetzt hat. Allerdings ist hier zumindest vorerst mit einem Zweikampf von Mayfield und Darnold zu rechnen.
Head Coach Matt Rhule gab bereits an, dass die QB-Entscheidung nicht vor Woche 2 der Preseason fallen wird. Es ist also davon auszugehen, dass beide ordentlich Spielzeit in der Preseason bekommen werden. Ende daher offen.
In Pittsburgh wiederum deutet vieles auf Mitch Trubisky als Starter zu Saisonbeginn hin, doch Rookie Kenny Pickett hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. In den Spielen der Steelers wird es aber besonders interessant zu sehen, wie weit Pickett wirklich schon ist. Er galt als einer der Quarterbacks, die am nächsten dran sind am NFL-Niveau. Das wird er nun beweisen können. Oder meldet hier gar Mason Rudolph Starter-Ambitionen an?
Die Top-Rookie-Pass-Rusher der NFL
Der NFL Draft 2022 war gespickt mit elitären Pass-Rushern. Drei davon gingen in den ersten fünf Picks und der Top-Pick des Drafts, Travon Walker, machte bereits im Hall of Fame Game gegen die Raiders mit einem Sack auf sich aufmerksam.
In der Preseason zeigt niemand komplizierte Schemes - weder offensiv noch defensiv -, um sich nicht zu früh in die Karten schauen zu lassen. Das hat im Hinblick auf die Defensive zur Folge, dass es gerade im Pass Rush vor allem auf individuelle Performance ankommt. Sprich: Ein Edge Rusher muss auf seine Skills vertrauen, um sich im Duell mit einem O-Liner durchzusetzen.
Für den Zuschauer hat das den Vorteil, dass er schon früh sieht, welche der neuen Rusher individuell schon auf hohem Niveau unterwegs sind. Neben Walker (Jaguars) dürften vor allem Aidan Hutchinson (Lions) und Kayvon Thibodeaux (Giants) schon früh für Furore sorgen und andeuten, was von ihnen zu erwarten ist.
Weitere Namen, die man auf dem Zettel haben sollte, sind Jermaine Johnson von den Jets und George Karlaftis von den Chiefs - ebenso Boye Mafe, der in Seattle den zuletzt brachliegenden Pass Rush wiederbeleben soll.