Die Free Agency in der NFL steht unmittelbar bevor. Bevor es so richtig rundgeht auf dem Markt, stehen jedoch noch ein paar große Fragen im Raum. Welcher Big Name unterschreibt schon zu Beginn, welche Rahmenbedingungen herrschen, was machen die Raiders in Las Vegas und wie geht die Liga mit dem Coronavirus um? SPOX klärt auf.
Wie wird die kommende Woche in der NFL ablaufen?
Sollte sich nicht doch noch etwas kurzfristig ändern, dann beginnt am Montag um 21 Uhr MEZ die Legal-Tempering-Periode in der NFL. Das heißt: NFL-Teams können sich mit den Agenten von Free Agents in Verbindung setzen und offen ihr Interesse bekunden.
Offiziell dürfen hier noch keine Zahlen und demzufolge keine konkreten Vertragsangebote unterbreitet werden, doch die Erfahrung zeigt, dass diese Vorgabe nicht immer ganz genau eingehalten wird. In dieser Phase wird besonders bei namhaften Free Agents gern schon eine Übereinkunft geschlossen, die dann letztlich auch bis zur Vertragsunterschrift führt.
Montag ist allerdings noch aus einem anderen Grund wichtig, denn am Montag endet die Frist für Teams, einen ihrer Free Agents per Franchise und/oder Transition Tag zu halten. Wer mit dem Franchise Tag belegt wird, ist dann essenziell weg vom Markt, wobei theoretisch auch dann noch Verhandlungen mit anderen Teams möglich sind, dann aber zu einem hohen Preis von zwei Erstrunden-Draftpicks für das bisherige Team eines Spielers, sollte tatsächlich ein Deal zustande kommen und das dann abgebende Team beim Vertragsangebot nicht gleichzieht.
Der nächste wichtige Termin ist dann der Mittwoch. Ab 21 Uhr MEZ startet das neue Liga-Jahr. Von da an müssen alle Teams mit ihren Payrolls unter der Salary Cap sein, was Stand jetzt aber ohnehin schon alle sind. Zudem sind ab dann Trades und natürlich Free-Agent-Verpflichtungen möglich. Der Markt hat dann also geöffnet und die Dinge können ihren geregelten Gang gehen.
Mit welchen Rahmen-Richtlinien geht die NFL in die Free Agency?
Die Spieler haben das Angebot der Team-Eigner für ein neues Collective Bargaining Agreement (CBA) - der Tarifvertrag zwischen Spielergewerkschaft und den Teams - angenommen. Das heißt, es wird keine Sonderregularien für das finale Jahr des CBA geben. Das alte CBA wäre Ende der Saison 2020 ausgelaufen und hätte zum Beispiel dafür gesorgt, dass Teams sowohl den Franchise als auch den Transition Tag für eigene Free Agents hätten verwenden können.
Das ist nun nicht mehr der Fall. Wie üblich dürfen Teams nur einen dieser beiden Teams anwenden. Sprich: Wer mehr als einen Top-Free-Agent hat, muss nun noch härter arbeiten, um diese Spieler zu halten.
Ebenfalls klar ist nun der finanzielle Rahmen des neuen Liga-Jahres: Die Gehaltsobergrenze wird bei 198,2 Millionen Dollar für jedes Team liegen. Allerdings kann der Betrag pro Team variieren, da natürlich nicht genutzter Cap Space des Vorjahres mit ins neue Jahr genommen werden kann. Maximal dürfen Teams 249,2 Millionen Dollar einplanen, wenn man Zusatzleistungen und Leistungsboni aus dem Vorjahr mit einrechnet.
Zudem wird es auch in diesem Jahr wieder die Designation als sogenannten "June-1st-Cut" geben. Das heißt, ein Spieler, der aktuell unter Vertrag steht, kann zum 1. Juni entlassen werden, was zur Folge hätte, dass man sein dann anfallendes Dead Money auf die kommenden zwei Jahre aufteilen könnte. Ohne ein neues CBA wäre das nicht möglich gewesen. Dann wäre das volle Dead Money in der kommenden Saison auf die Salary-Cap-Berechnung aufgeschlagen worden.
NFL: Neues CBA führt zu Kadererweiterung
Allgemein betrachtet steigt mit dem neuen CBA auch das Minimalgehalt für Veterans, allerdings spielt das gerade zu Beginn der Free Agency keine ganz große Rolle.
Eine größere Rolle dürfte dann schon die Tatsache spielen, dass die Kadergröße von 53 auf 55 Spieler erhöht wird. Zudem kommt pro Conference nun ein Team mehr in die Playoffs, sodass es insgesamt 14 Playoff-Teams geben wird.
Zudem bringt das neue CBA ein 17. Regular-Season-Spiel mit sich - zudem eine Reduzierung der Preseason auf drei Partien -, doch das wird frühestens 2021 eine Rolle spielen.
Wie geht die NFL mit dem Coronavirus um?
In Zeiten der sich ausbreitenden Coronavirus-Pandemie ist auch die NFL vorsichtig geworden. Als einzige der vier großen US-Ligen ist ihr Spielbetrieb vorerst nicht betroffen, da die Saison freilich erst im September beginnt. Dennoch gibt es auch in der NFL einschneidende Entscheidungen.
Das so wichtige Frühjahrs-Meeting, das Ende März in Palms Springs/Florida stattfinden sollte - mit Teameignern, General Managern und Head Coachs -, wurde bereits abgesagt. Aktuell ist vorgesehen, dass wichtige Beschlüsse, die eigentlich im Rahmen dieses Meetings gefällt worden wären - über Regeländerungen und andere Maßnahmen - nun beim nächsten Treffen im Mai auf der Tagesordnung stehen werden. Freilich weiß aber niemand, ob jenes Meeting dann zustande kommt.
Ferner sagten zahlreiche Teams bereits ihre Reisen zu den jeweiligen Pro Days der Top-Talente im kommenden Draft ab. Ob diese letztlich nachgeholt werden, steht in den Sternen, ebenso, wie genau der Draft verlaufen wird.
Der Draft, der Ende April in Las Vegas steigen soll, wird wohl zumindest mal ohne Fans vor Ort auskommen müssen. Zudem ist es nicht ausgeschlossen, dass man eventuell auch auf die Spieler wird verzichten müssen. Sollte sich die Lage in den USA noch weiter verschärfen, was derzeit nicht abwegig erscheint, ist sogar lediglich eine Telefonkonferenz wie in alten Zeiten möglich.
Im Anschluss daran stünde dann eine kurze Pause ohnehin auf dem Programm, sodass danach vielleicht eine Rückkehr zur Normalität, wenn auch nur sehr langsam, möglich erscheint.
Welche großen Free-Agent-Deals sind zu Beginn zu erwarten?
Es ist gute Tradition in der NFL, dass die Big Names nicht lange auf dem Markt sind. Meist sickert sogar schon während der Legal-Tampering-Periode durch, dass ein paar Stars schon sicher bei einem bestimmten Team zugesagt haben. Auch dieses Jahr dürfte sich an dieser Praxis nichts ändern.
Die offensichtlichsten Kandidaten hierfür sind die Star-Quarterbacks Tom Brady und Drew Brees. Während bei Brady immer noch niemand weiß, was er denn nun machen wird, steht bei Brees bereits fest, dass er in New Orleans bleibt. Genaue Konditionen sind noch nicht bekannt, was aber der ungewissen Lage rundum die Frage, welches CBA denn greift, geschuldet ist.
Bei Brady wird sich sicherlich schon schnell ein Abnehmer finden. Das könnten die Patriots sein, das könnte aber auch ein anderes Team werden, das vielleicht schnell Nägel mit Köpfen machen und dafür richtig will Geld bieten will. Jüngste Gerüchte brachten die Tampa Bay Buccaneers ins Spiel, während auch die Oakland Raiders eine interessante Aufgabe wären - ebenso die Los Angeles Chargers.
Des Weiteren dürfte Jadeveon Clowney sehr schnell vom Markt sein, ebenso Byron Jones - dies sind die zwei klar besten Verteidiger auf dem Markt auf den zwei aktuell wohl begehrtesten Positionen - Edge-Rush und Cornerback - einer jeden Defense. Das weckt Begehrlichkeiten und inspiriert tiefe Taschen. Ebenfalls schnell weg sein könnte Cowboys-Wide-Receiver Amari Cooper.
Dak Prescott erhält wohl Franchise Tage
Dessen Teamkollege Dak Prescott hingegen wird eher keinen Deal in dieser Woche unterschreiben, da er ziemlich sicher den Franchise Tag aufgedrückt kriegen wird und damit ein langfristiger Deal - Gerüchten zufolge sind beide Parteien immer noch weit voneinander entfernt - erstmal nicht zustande käme.
Bereits in trockenen Tüchern ist derweil der neue 118-Millionen-Dollar-Deal von Ryan Tannehill bei den Tennessee Titans. Dieser wurde bereits am Sonntag geschlossen und hält den Quarterback über die kommenden vier Jahre in Nashville.
Wird sich Las Vegas als Vorteil für die Raiders erweisen?
Ob der Draft überhaupt in Las Vegas stattfinden wird, ist angesichts der Corona-Krise nicht absehbar. Er war gedacht als Willkommensgruß für die Raiders in der Stadt der Sünde. Doch auch ohne diese Show-Einlage dürfte Vegas einen besonderen Charme bieten für den einen oder anderen Free Agent.
So jedenfalls dürfte es sich Raiders-Eigner Mark Davis ausmalen. Vegas bietet mehrere Vorzüge für NFL-Spieler. Es ist offensichtlich eine reizvolle Location, gerade für junge, gut betuchte Star-Sportler, die gerne auch mal ausgehen. Zudem haben die Raiders ein wahrliches Prunkstück von einem Stadion in die Wüste gestellt, das ein wenig wie ein Raumschiff aus der Zukunft anmutet und sicher attraktiver sein wird als die Ruine Coliseum in Oakland.
Und dann wäre da noch das nicht ganz unwichtige Detail, dass Nevada auf so lästige Dinge wie Einkommenssteuern, Körperschaftssteuern und Konzessionalabgaben verzichtet. Was man also in Vegas an Gehalt bekommt - ebenso durch mögliche Werbedeals - ist dort auch deutlich mehr Wert als in zahlreichen anderen Bundesstäten mit NFL-Team. Spätestens an dem Punkt dürften auch einige Agenten hellhörig werden und ihren Spielern nahelegen, sich die Raiders mal ganz genau anzuschauen.
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