Die verrückte Offseason in der NFL fand am Mittwoch eine weitere Fortsetzung: Die Kansas City Chiefs tradeten Wide Receiver Tyreek Hill zu den Miami Dolphins und stellten damit erneut so einiges auf den Kopf. Doch was bedeutet der Trade für alle Beteiligten und welche Konsequenzen bringt er mit sich?
SPOX-Redakteur Marcus Blumberg beantwortet die wichtigsten Fragen zum Hill-Deal und wagt einen Blick in die Zukunft.
1. Was bedeutet der Trade für Tyreek Hill?
Tyreek Hill und sein (Super-)Agent Drew Rosenhaus machten gegenüber den Chiefs keinen Hehl daraus, was sie von einem neuen Vertrag erwartet hatten: Hill sollte der höchstbezahlte Wide Receiver der NFL werden.
Die Chiefs wiederum waren gewillt, Hill zu einem der bestbezahlten Wide Receiver der Liga zu machen. Und offenbar führte das laut mehreren Medienberichten zu Unstimmigkeiten in den Verhandlungen, die schon eine ganze Weile andauerten.
Als dann auch noch Davante Adams, der objektiv betrachtet vermutlich der komplettere Receiver der beiden ist, für einen Riesenpreis zu den Las Vegas Raiders getradet wurde und dann auch noch einen neuen Rekordvertrag unterschrieb, stand für Hill fest: Dieser Deal muss überboten werden.
Die Chiefs waren dazu nicht bereit, also erlaubten sie es Hill aus Dankbarkeit ob seiner starken Leistungen in sechs Jahren KC, sich ein neues Team zu suchen. Und wie The Athletic in Erfahrung gebracht hat, gaben sie ihm sogar die Wahl, welches sein nächstes Team sein sollte. Am Ende waren die New York Jets und die Miami Dolphins in der Verlosung und Hill wählte die Dolphins, was den Chiefs auch zugute kam, denn offenbar war das Angebot der Dolphins deutlich besser als das der Jets.
Anschließen kam dann das, was Hill vor allem wollte: Ein neuer Rekordvertrag, der auch Adams' Amtszeit als höchstbezahlter NFL-Wide-Receiver nach knapp einer Woche schon wieder beendete.
gettyTyreek Hill: Bestbezahlter Wide Receiver der NFL
Hill bekam somit seinen Willen und schaffte das, was eigentlich jeder NFL-Spieler in seiner Prime versuchen sollte - seinen Marktwert zu maximieren. Mit seinen 28 Jahren ist er noch auf der richtigen Seite von 30 und dies war sicherlich die beste Chance für ihn, nochmal einen Mega-Vertrag zu erhalten.
Zudem war der Zeitpunkt einfach günstig: Adams hatte gerade die Messlatte ein wenig höher gelegt für Receiver und mit den 2023 startenden neuen massiven Fernsehverträgen und den dadurch steil ansteigenden Salary Caps der kommenden Jahre ist es einfach gutes Business, Premiumpositionen auch mit Premiumpreisen zu bezahlen.
Rein sportlich betrachtet ist dieser Wechsel für Hill allerdings ein Rückschritt. Er geht von einem Team, dass viermal nacheinander Gastgeber des AFC Championship Games war und zweimal in Serie sogar den Super Bowl erreichte - und einmal gewann - zu den Dolphins. Jenen Dolphins, die nun seit 2016 nicht mehr in den Playoffs standen und seit 2008 nur zweimal wenigstens 10 Siege in einer Saison eingefahren haben.
Was bei Hill aber nicht unerwähnt bleiben darf, ist, dass gegen ihn 2019 wegen Kindesmissbrauchs ermittelt wurde. Er und die Mutter seines Kindes, seine damalige Verlobte Crystal Espinal, standen beide unter Verdacht, den damals dreijährigen gemeinsamen Sohn gewalttätig verletzt zu haben.
Tyreek Hill entgeht Sperre durch NFL
In Ermangelung an Beweisen wurde damals durch die Staatsanwaltschaft jedoch von einer Klage gegen die Eltern des Kindes abgesehen. Später tauchte dann noch eine Audioaufnahme auf, in der zu hören ist, wie Hill Espinal bedrohte, jedoch nicht zugab, das Kind verletzt zu haben. Die NFL hörte das Tape, ermittelte selbst und hielt auch längere Meetings mit Hill ab. Letztlich gab es aber auch von der Liga keinerlei Strafen gegen Hill.
Anschließend unterschrieb er einen neuen Vertrag bei den Chiefs.
Man muss ihm zugute halten, dass er seither nicht mehr außerhalb des Platzes auffällig wurde. Doch ist auch der damalige Deal für Hill seitens der Chiefs und der nun unterzeichnete Pakt mit den Dolphins ein weiteres Indiz dafür, dass es in der NFL in erster Linie ums Geschäft geht. Und solange ein Spieler so gut ist, dass er im Grunde unverzichtbar ist oder einen großen sportlichen Wert mitbringt, rückt alles andere in den Hintergrund. Ein Fakt, der uns erst vor kurzem auch durch Deshaun Watsons neuen Vertrag vor Augen geführt wurde.
2. Was bedeutet der Hill-Trade für die Miami Dolphins?
Die Dolphins befinden sich nun schon seit ein paar Jahren im Rebuild und könnten nun - mit Mike McDaniel als neuem Head Coach - die Früchte ernten, die sie durch ihr im Grunde systematisches Tanking der letzten Jahre gesät hatten. Was General Manager Chris Grier in den vergangenen Jahren immer wieder gemacht hat, war es, den Kader abzurüsten und damit künftige Draftpicks zu horten. Zudem wurden Trades rundum den Draft gemacht, um noch mehr Picks einzusammeln.
Der 29. Pick, der Teil des Pakets für Tyreek Hill war, ist etwa der ursprüngliche Pick der San Francisco 49ers, die unter anderem diesen für den letztjährigen dritten Pick insgesamt der Miami Dolphins abgegeben hatten.
Und Hill darf gewissermaßen nun als Kirsche auf der Torte angesehen werden. Hill ist mit seinem unglaublichen Speed ein absoluter Luxus, der eine Offense auf ein neues Level hieven kann. Seit seinem Rookie-Jahr 2016 führt er die Liga mit 28 Touchdown-Receptions an, bei denen der Ball mindestens 20 Air Yards zurückgelegt hat laut Next Gen Stats. Mehr noch: Hill hat die mit Abstand meisten Touchdown-Receptions über mindestens 50 Yards (20) seit 2016. Er ist die ultimative Big-Play-Waffe der Liga.
Und da Miami davor schon Großbaustellen beackert hat, könnte Hill auch tatsächlich das neue Gesicht dieser Offense werden. Die Dolphins verpflichteten zuvor mit Terron Armstead (Saints) einen bitter nötigen neuen Left Tackle und mit Connor Williams (Cowboys) einen sehr zuverlässigen Guard, der nicht nur Quarterback Tua Tagovailoa mehr Zeit zum Passen verschaffen, sondern auch im Run Blocking ein klares Upgrade darstellen wird.
Mit Cedrick Wilson kam noch ein weiterer fähiger Receiver von den Cowboys, während Tight End Mike Gesicki gehalten wurde. Zudem wurde das Backfield mit Chase Edmonds (Cardinals) und Raheem Mostert (49ers) namhaft verstärkt.
Tyreek Hill gibt Dolphins vielmehr Möglichkeiten
Das alles führt dann zu einer Offense, die vielmehr Möglichkeiten hat als noch in den vergangenen paar Jahren, als es fast Pflicht war für Tagovailoa, den Ball so schnell wie möglich loszuwerden, weil schlicht keine Zeit war, das Feld zu scannen, ehe der gegnerische Pass Rush beim QB anklopfte.
Das Potenzial wird durch diese ganzen Neuzugänge, aber allen voran durch Hill, deutlich größer. Und diese Offseason sendet auch gewissermaßen ein Signal an die Konkurrenz: Mit den Dolphins ist nun auch auf dem Transfermarkt wieder zu rechnen. Die Zeit des Tankings ist vorbei!
Allerdings sind mit McDaniel und seiner sicherlich besseren Offensiv-Idee als die des vorherigen Regimes und den Neuzugängen noch nicht alle Sorgen und Zweifel beseitigt. Denn das große Fragezeichen dieser Offense bleibt letztlich eben doch Tua. Nicht nur wegen der schwachen O-Line vor ihm setzten die Dolphins sehr häufig auf Run Pass Options.
Vielmehr ist dies Tuas bevorzugte Spielweise. Er muss so nicht die ganze Defense lesen, sondern eben nur kleine Teile davon. Das erleichtert einem QB das Spiel ungemein. Es vereinfacht aber auch eine Offense, die nun womöglich mehr Potenzial mitbringt. Zudem - und das Thema wird uns durchs Training Camp und mindestens Mal die ersten Wochen der Saison begleiten - stellt sich bei Tua immer noch die Frage nach der Wurfstärke seines linken Arms.
Tyreek Hill: Trade rückt Tua Tagovailoa in den Fokus
Tua hat mit Hill und dem letztjährigen Erstrundenpick Jaylen Waddle gleich zwei extrem schnelle Receiver in seinem Arsenal. Doch wird er sie auch gewinnbringend einsetzen können? Nur zwei Quarterbacks warfen im Vorjahr im Schnitt kürzere Pässe als Tagovailoa mit seinen 7 Average Intended Air Yards - Jared Goff (5,6) und Ben Roethlisberger (6,7).
Und daran änderte Waddle eben auch nichts. Jener wurde im Schnitt bei einer Target-Tiefe von nur 7,1 Yards angespielt - die Hoffnung war, dass er danach durch seinen Speed und seine Beweglichkeit schon alleine noch mehr Yards herausholen würde. Im Schnitt waren es dann 4,2 Yards nach dem Catch pro Reception.
Die große Frage ist nun, ob sich diese Herangehensweise mit einer besseren O-Line und vor allem mit Hill, dessen durchschnittliche Target-Tiefe bei den Chiefs zuletzt bei 10,4 Yards lag, ändern wird. Nach dem Catch nämlich erzielte er im Schnitt auch nur 4 weitere Yards. Seine Stärke ist es vielmehr, an mehreren Verteidigern vorbei zu sausen und dann völlig offen Pässe zu fangen. Wird das mit Tua auch möglich sein?
Weil das unklar ist, ist Hills Verpflichtung vor allem auch ein signifikanter Test für die Dolphins für ihre weitere Zukunft. Gelingt es Tagovailoa nämlich auch dieses Jahr nicht, den großen Durchbruch in der für ihn sicher besten Situation überhaupt in Miami zu schaffen, muss im nächsten Jahr wohl schon ein Nachfolger gefunden werden. Und die Dolphins haben dann trotz des Hill-Trades immer noch zwei Erstrundenpicks und eine bessere QB-Draftklasse als in diesem Jahr zur Verfügung.
3. Was bedeutet der Hill-Trade für die Kansas City Chiefs?
Es gab wohl in den vergangenen fünf bis zehn Jahren kaum ein gefürchteteres Offensiv-Trio als Patrick Mahomes, Travis Kelce und eben Tyreek Hill. Es war die perfekte Kombo, um eine Defense auf mehreren Ebenen zu attackieren. Kelce dominierte die Mittel-Distanz und eben die Mitte des Feldes, während Hill für die Deep Shots - aber auch für Screens - zuständig war.
Nun jedoch müssen sich die Chiefs umorientieren. Head Coach Andy Reid ist gezwungen, seine so effizient dominierende Offense umzubauen, fast schon neu zu erfinden. Einen Vorgeschmack darauf lieferte aber bereits die Saison 2021. Da Teams nun vermehrt mit Zone Coverage und zwei tiefen Safetys auf den Speed der Chiefs reagierten und damit vor allem Deep Shots erschwerten, musste KC umdisponieren.
Gerade am Beispiel Hill war das ganz gut zu sehen. Lag seine Target-Tiefe sonst immer bei rund 13 Yards, ging sie nun um fast 3 Yards zurück. Und Mahomes warf seinerseits so kurze Pässe wie nie zuvor im Schnitt. Er sammelte etwa mehr als 300 Air Yards weniger bei Completions als in seinen vergangenen zwei vollen Saisons (2018, 2020).
Die Chiefs sind also gewissermaßen darauf vorbereitet, dass die Hill-Offense so nicht mehr gespielt wird. Es müssen neue Ansätze her, der Fokus wird anderswo liegen.
Chiefs müssen Offense umbauen
Konkret ist davon auszugehen, dass Kelce weiterhin der Fixpunkt über die Mitte sein wird. Doch darüber hinaus dürfte sich einiges ändern. Mit JuJu Smith-Schuster kam ein neuer Slot-Receiver aus Pittsburgh, der darauf spezialisiert ist, Yards nach dem Catch zu sammeln. Zudem wird Josh Gordon, der erstmals seit langer Zeit eine ganze Offseason bei einem Team verbringen wird, als neuer X-Receiver fungieren. Mecole Hardman wiederum dürfte der neue primäre Deep Threat sein, nachdem er bislang eher eine Sekundär-Option für Mahomes darstellte.
Ebenfalls denkbar ist, dass Reid zu seinen Anfängen zurückkehrt und wie einst in Philadelphia vermehrt aufs Screen Game setzen sowie besonders Running Back Clyde Edwards-Helaire ins Passspiel einbinden wird.
Generell sind in Zukunft in KC längere Drives gefragt als früher, es wird mehr Geduld brauchen und Ballkontrolle wird mehr und mehr in den Fokus rücken. Explosivität ist durch Hardman zwar immer noch vorhanden, doch ist jene keine so große Waffe mehr wie gewohnt.
Ein Plus dieses Trades ist das neu gewonnene Draft-Kapital der Chiefs. Allein in diesem Jahr gibt es nun drei extra Picks, sodass KC nun sechs Picks an den ersten zwei Tagen besitzt. Genug Munition also, um Löcher im Kader zu stopfen - oder eben per Trade noch einen hochkarätigen Rookie zu ergattern - vielleicht sogar noch einen Receiver oder Pass Rusher.
Zudem stehen die Chiefs nach dem Trade bei 28,6 Millionen Dollar an Cap Space - der größte der Liga. Es kursiert bereits das Gerücht, dass man an Packers-Deep-Threat Marquez Valdes-Scantling dran sei. Und dann ist auch Safety Tyrann Mathieu immer noch Free Agent - nun sollte Cap Space kein Hindernis mehr sein, um ihn zu halten. Auch wenn Justin Reid de facto als Ersatz geholt worden war.
4. Was bedeutet der Hill-Trade für das Kräfteverhältnis in der AFC?
Das Kräfteverhältnis in der AFC verschiebt sich dieser Tage gefühlt mehrmals pro Woche. Nahezu alle großen Trades in dieser Offseason gingen zugunsten der AFC aus, was die Spieler-Bewegung betrifft. Entsprechend könnte dieser Hill-Transfer das Kräfteverhältnis in der AFC ebenfalls noch gehörig beeinflussen.
Speziell mit Blick auf die Chiefs und die AFC West, die in dieser Offseason einkauft wie sonst niemand, dürfte der Abgang von Hill großen Einfluss haben. Die Konkurrenz hat durch die Bank aufgerüstet, während die Chiefs für den Moment eindeutig abgerüstet haben.
Hill ist weg, der zuletzt sehr effektive Pass Rusher Melvin Ingram ist Free Agent, ebenso Mathieu.
Die Broncos haben mit Russell Wilson nun nach vielen Jahren wieder einen fähigen Quarterback und ohnehin eine starke Defense. Die Raiders haben sich massiv verstärkt mit Leuten wie Davante Adams, Edge Rusher Chandler Jones und vor allem dank der neuen Offensiv Philosophie von Head Coach Josh McDaniels. Und die Chargers haben allen voran ihren Deep Threat Mike Williams gehalten und die Defense mit Cornerback J.C. Jackson und Edge Rusher Khalil Mack gehörig aufgerüstet.
Abgang von Hill ein Rückschlag für die Chiefs
Die Chiefs haben nun zwar die Möglichkeit in der zweiten Welle der Free Agency und dann im Draft nachzulegen, aber im Moment wirken sie nun nicht mehr wie der klare Favorit in ihrer Division, die sie nun schon sechsmal in Serie gewonnen haben.
Und die Dolphins erhöhen mit dem Hill-Trade immerhin ihr eigenes Potenzial in einer AFC East, in der sich die Bills mit Von Miller nochmal namhaft auch defensiv verstärkt haben und in der die Jets immerhin versuchten, ebenfalls mit Hill offensiv nochmal gewaltig nachzulegen, nachdem mit Tight End C.J. Uzomah schon eine neue Waffe für QB Zach Wilson dazugestoßen war. Die Patriots hingegen machen gerade etwas langsamer, was es den Dolphins ermöglichen könnte, vorbei zu ziehen. Aber eben nur unter der Voraussetzung, dass sich Tua eben nicht doch als Bremsklotz dieser neuen potenten Offensive erweist.
Entsprechend wird das Kräfteverhältnis in der AFC auch mit Blick auf die Playoffs in erster Linie negativ aus Sicht der Chiefs beeinflusst. Ob Hill die erhoffte große Verstärkung für Miami wird, hängt dagegen noch von anderen Faktoren ab und sieht momentan nicht so eindeutig aus.
5. Was bedeutet diese Offseason für die Zukunft?
Die Los Angeles Rams haben mit einer äußerst aggressiven Strategie über die vergangenen paar Jahre letztlich in diesem Februar den Super Bowl gewonnen. Sie waren - wie sie selbst auch immer betonten - "all in". Und wann immer in der NFL etwas funktioniert und zum Erfolg führt, findet es relativ schnell Nachahmer.
Das sehen wir ganz besonders in dieser Offseason. Unter anderem die Raiders, Broncos, Dolphins, Colts und die Rams - sowieso - haben in diesem Jahr keinen Erstrundenpick im Draft, weil dieser jeweils für einen aggressiven Trade für einen Starspieler draufgegangen ist. Also wie es die Rams für Leute wie Matthew Stafford oder Jalen Ramsey zuletzt gemacht hatten.
Immer mehr Teams haben erkannt, dass der Draft in erster Linie eine Lotterie ist, in der es keinerlei Garantien gibt. Man weiß schlicht nicht, wie sich ein College-Spieler im Profibereich entwickeln wird. Wenn sich also die Chance ergibt, mit einem (hohen) Draftpick einen bereits etablierten NFL-Spieler zu ergattern, dann ist die Chance schlicht größer, dass dieser auch den gewünschten Ertrag liefert, als bei einem Rookie, einem unbeschriebenen Blatt.
Hinzu kommt, dass immer mehr Teams verstanden haben, dass die Salary Cap in der NFL im Grunde nur eine Spielerei ist. Sie ist keineswegs ein Hindernis, um gute Spieler zu holen und langfristig zu binden. Die Salary Cap ist lediglich eine Art Richtlinie, nicht exzessiv viel Geld auszugeben. Doch wer wirklich gewillt ist, viel Geld in großartige Spieler zu investieren, um mit ihnen dann die Chance auf Erfolg zu steigern, der wird einen Weg finden, Platz unter der Cap zu schaffen, um einen solchen Spieler im eigenen Kader unterzubringen.
NFL: Cap-Manipulation gehört zum Alltag
Dieser Tage werden kaum noch große Verträge ausgehandelt, die nicht diverse Stellschrauben haben, um teilweise schon ein Jahr nach Unterschrift zusätzlichen Cap Space kreieren zu können. Sei es mit hohen Grundgehältern ab dem zweiten Jahr, die in Signing Boni umgewandelt werden können, um Cap Hits zu senken. Oder eben durch die mittlerweile weit verbreiteten Void-Jahre am Ende eines kürzeren Deals, um die Cap Hits durch den Signing Bonus auf so viele Jahre wie möglich - maximal 5 - zu strecken. Dies hat in jüngster Vergangenheit zu einer Verwässerung des Caps geführt.
Damit einher geht, dass sich Teams aber auch darauf verlassen können, dass Cap Hits, die sie in die Zukunft verschieben, nicht zu einem allzu großen Problem werden, weil die Salary Caps der Zukunft sehr wahrscheinlich massiv ansteigen werden. Die neuen milliardenschweren TV-Deals machen es möglich. Stand jetzt wird schon 2023 mit einer Cap von 225 Millionen Dollar gerechnet - aktuell liegt sie bei 208,2 Millionen.
Es gibt also schlicht keinen Grund, einem Hill nicht rund 30 Millionen Dollar pro Jahr zu zahlen oder einem Adams 28 Millionen im Schnitt.
Genauso werden Teams auch künftig nicht mehr davor zurückschrecken, Draftpicks in Trades abzugeben, um schneller erfolgreich zu sein. Dass sich das ein paar Jahre später rächen könnte, sollte klar sein. Und, dass die Rams einen außerordentlich guten Job gemacht haben in den letzten Jahren, muss auch jedem klar sein.
NFL: Rams-Modell kein Selbstläufer
Sprich: Nicht jeder GM dieser Liga wird es ähnlich gut machen wie Les Snead in L.A., der diesen "Schei* auf diese Picks"-Trend angekurbelt hat. Es gehört hier auch viel Glück dazu, in den späteren Runden des Drafts Spieler zu finden, die zwar nicht individuell glänzen, dafür aber das Gesamtgefüge überhaupt erst möglich machen. Den Rams gelang dies bis hierhin. Doch wird das auch den anderen aggressiven Teams dieser und künftiger Offseasons gelingen?
Ein weiterer wichtiger Punkt aus Spielersicht ist, dass sie sehr viel mehr Macht haben als man ihnen bislang zugestanden hat. Hill demonstrierte es, in dem er ankündigte, ohne neuen Deal nicht mehr für die Chiefs spielen zu wollen. Adams machte den Packers klar, dass er nicht unter dem Franchise Tag spielen würde. Matt Ryan hatte keine Lust mehr auf die Falcons nach deren öffentlichem Werben um Deshaun Watson. Und Letzterer erzwang seinen Trade nach Cleveland samt voll garantiertem 230-Millionen-Dollar-Vertrag am Ende, obwohl er sogar massive rechtliche Probleme hatte, die sogar eine Sperre wahrscheinlich machen.
All das wäre vor ein paar Jahren kaum vorstellbar gewesen. Doch nun, da Präzedenzfälle geschaffen wurden, sollten sich Teams noch mehr darauf konzentrieren, ihre besten Spieler bei Laune zu halten, denn sonst gibt es wenig, was sie langfristig in einem Team halten könnte.