Zum Abschluss von Week 6 stehen noch zwei Leckerbissen auf der Speisekarte: Die Buffalo Bills empfangen die Kansas City Chiefs zum Topspiel in der AFC, im Anschluss treffen die Dallas Cowboys im ersten Spiel ohne Dak Prescott auf die Arizona Cardinals. Wer kann sich zurückmelden? Buffalo oder Kansas City? Und wie präsentiert sich Andy Dalton? SPOX diskutiert mit SPOX-User Petzie. Beide Spiele könnt Ihr in der Nacht auf Dienstag (ab 23.00 Uhr) live auf DAZN verfolgen.
NFL Preview: Buffalo Bills (4-1) - Kansas City Chiefs (4-1) (Mo., 23 Uhr live auf DAZN)
Jan Dafeld (SPOX): Die Offense der Chiefs mag - mit Ausnahme des Spiels gegen die Ravens - in der laufenden Saison noch nicht konstant auf dem vor der Spielzeit erwarteten Level sein. Das Gleiche gilt aber auch für die Defense der Bills, sogar in einem größeren Ausmaß. Buffalos Defense rangiert nach fünf Spielen gemäß DVOA im unteren Viertel der Liga, hier werden Patrick Mahomes und Co. attackieren können. Insbesondere mit Wut im Bauch nach der Pleite gegen die Raiders und in einem Primetime-Spiel.
Auch ohne Sammy Watkins verfügen Andy Reid und Eric Bienemy offensiv über zahlreiche Waffen, die die Bills vor enorme Probleme stellen können - erst Recht wenn Tre'Davious White und Matt Milano nicht bei 100 Prozent sein sollen. Kelce, Hill und auch Mecole Hardman und Clyde Edwards-Helaire sind allesamt in der Lage, ihre individuellen Matchups gegen die Man-Coverage-Konzepte der Bills zu gewinnen und so zu Big Plays zu kommen.
Buffalos Pass-Rush ist bislang zudem nur Durchschnitt, ich bezweifle stark, dass es ihnen konstant gelingen kann, Mahomes unter Druck zu setzen und das Timing der Chiefs-Offense zu stören, die Probleme in Kansas Citys O-Line hin oder her. Mahomes bewegt sich hervorragend gegen den Pass-Rush, mit Mitchell Schwartz und Eric Fisher hat er zudem ein auf dem Papier mindestens gutes Tackle-Duo an seiner Seite.
Eine Vorstellung wie gegen die Raiders, als Clelin Ferrell plötzlich aussah wie Khalil Mack, wird sich nicht direkt nochmals wiederholen.
Chiefs: Wie schwer ist das defensive Mismatch?
Defensiv ist das Duell zwischen Kansas Citys Cornerbacks und Buffalos Wide Receivern ein klares Mismatch. Dies galt zuvor allerdings auch schon in anderen Spielen, wirklich Kapital daraus schlagen konnte, mit Ausnahme der Raiders in der Vorwoche, noch kein Gegner so wirklich.
Steve Spagnuolo hat es geschafft aus einer defensiven Unit mit einigen wenigen Ausnahmespielern und ansonsten viel (unterem) Durchschnitt eine durchaus respektable Defense zu formen, die variabel auftreten und in der Folge nahezu jedem Gegner Probleme bereiten oder zumindest Big Plays kreieren kann. Besonders die Safeties Tyrann Mathieu und Juan Thornhill werden darin kreativ eingesetzt, die Zuständigkeiten und Matchups ändern sich somit von Play zu Play.
Mit Chris Jones, Frank Clark und Co. verfügt Kansas City obendrein über gute individuelle Pass-Rusher, die Josh Allen zumindest in der Theorie unter Druck setzen können - vor allem wenn dieser den Ball erneut das ein oder andere Mal zu lange halten sollte. Bislang konnte die D-Line der Chiefs ihr Potenzial in dieser Saison viel zu selten abrufen. Womöglich war die Pleite gegen Las Vegas ja tatsächlich eine Art Weckruf.
Ich erwarte ein enges Spiel zwischen zwei der besseren Teams in der NFL. Beide Teams haben offensive Feuerkraft, beide Teams haben defensive Schwachstellen. Ersteres besser einsetzen und Letzteres besser verstecken - das ist der Schlüssel. Tipp: 31:24 Chiefs.
SPOX-User Petzie: Bei Buffalos Niederlage gegen die Titans war das Spiel enger als es am Ende auf dem Papier aussieht. Auch die Chiefs haben am vergangenen Spieltag gegen Division-Rivale Las Vegas ihre erste Niederlage hinnehmen müssen und werden sich rehabilitieren wollen.
Bei den Chiefs wirkte es auch in den Spielen zuvor schon ein wenig als würde das Team nicht dauerhaft zu 100 Prozent konzentriert sein. Viele schlampige Fehler schlichen sich ein, Andy Reid und Patrick Mahomes schafften es aber immer, das Spiel noch zu gewinnen; gegen die Raiders gelang dies nun nicht mehr. Das Team aus Missouri sollte daher besonders auf Wiedergutmachung aus sein.
Die Bills-Defense wird hier daher besonders gefordert sein, allerdings ist es noch unklar, ob Tre'Davious White und Matt Milano rechtzeitig fit werden, beide trainierten zuletzt nur limitiert. Sollten beide ausfallen, wäre das für die Bills fatal, Josh Norman und Co. hatten gegen Tennessee schon so ihre Probleme, gegen Tyreek Hill, Mecole Hardman, Travis Kelce und Co. dürfte das defensive Backfield der Bills aber noch deutlich mehr gefordert sein.
Kansas City Chiefs: Chris Jones und Frank Clark im Fokus
Offensiv kann Head Coach Sean McDermott dafür nahezu aus den Vollen schöpfen. Damit die Bills gegen Kansas City gewinnen können, müssen McDermott und Play-Caller Brian Daboll gegen die Chiefs konstant punkten und aggressiv auftreten.
Die Secondary der Chiefs ist schlagbar, das haben nicht zuletzt die Raiders offenbart, die O-Line muss Josh Allen aber auch die nötige Zeit verschaffen, um sein Passspiel aufzuziehen. Hier wird es besonders darauf ankommen, wie gut die Bills Chris Jones und Frank Clark kontrollieren können. Im bisherigen Saisonverlauf rangiert die O-Line der Bills in Pass Protection im Mittelfeld der Liga, eine halbwegs stabile Pocket sollte also möglich sein - viel mehr aber auch nicht.
Defensiv muss bei den Bills schon sehr viel klappen, um die Chiefs konstant zu stoppen, die D-Line der Bills muss versuchen, Mahomes zu Fehlern zu zwingen. Das ist möglich, und hier muss Kansas City Antworten finden: Die Chiefs sind auf den Guard-Spots anfällig, jetzt fällt auch noch Kelechi Osemele aus.
Die Secondary wird auf der Hut sein müssen, denn Mahomes ist jederzeit für ein Big Play gut, gerade wenn er aus der Pocket rollt und das Play so verlängert. Für Buffalo ist es hier essentiell, ob White und auch Milano spielen können, beide haben aber nun zwei Tage hintereinander voll mittrainieren können, man ist optimistisch, dass beide mit an Board sein werden.
Nichtsdestotrotz sehe ich KC hier insgesamt im Vorteil. Die Bills sind aber keinesfalls chancenlos. Sollte KC weiterhin schlampig auftreten und leichte Fehler produzieren, kann Buffalo hier auch gewinnen, ruft KC aber sein volles Potential ab, wird es für die Bills nicht reichen. Tipp: 35:28 Chiefs.
NFL Preview: Dallas Cowboys (2-3) - Arizona Cardinals (3-2) (Di., 2.15 Uhr live auf DAZN)
Jan Dafeld (SPOX): Die Cowboys gehen mit Andy Dalton in das Spiel, Dak Prescott verletzte sich gegen die Giants bekanntlich schwer und fällt den Rest der Saison aus. Ist dieser Ausfall eine Schwächung für Dallas? Ohne jeden Zweifel ja. Wird diese allerdings auch schon gegen die Cardinals deutlich in Erscheinung treten? Da wäre ich vorsichtiger.
Dalton ist fähig unter soliden Umständen, in einem funktionierenden System eine solide bis gute Offense aufs Feld zu führen, das hat er in seiner Zeit in Cincinnati bewiesen. Statt um Dalton sollte man sich daher viel eher Sorgen um die verletzungsgebeutelte Offensive Line der Cowboys machen. Sollte die Red Rifle konstant unter Druck stehen und nicht mit dem richtigen Timing spielen können, wäre das definitiv problematisch. Genau diese potenzielle Schwachstelle wird Arizona vermutlich aber nicht wirklich attackieren können.
Der Pass-Rush der Cardinals war bislang alles, aber nicht dominant. Mit Chandler Jones fällt nun auch noch der mit Abstand beste Pass-Rusher des Teams für den Rest des Jahres aus. Sind Jordan Phillips und Devon Kennard, um die B-Tackles der Cowboys konstant unter Druck zu setzen? Ich bezweifle es.
Sollten die Cardinals Probleme damit haben, das Duell an der Line of Scrimmage zu gewinnen, dürfte der Defense ein langer Abend bevorstehen. Amari Cooper, CeeDee Lamb und Michael Gallup sind das vielleicht beste Receiver-Trio der Liga und Dalton ist in der Lage, dieses in Szene zu setzen. Die Cardinals verfügen in der Secondary schlicht nicht über die Qualität, um dieser Klasse standhalten zu können. Hält Dallas' Protection, kann Dalton in der Nacht auf Dienstag ein starkes Spiel spielen, davon bin ich überzeugt.
NFL: Dallas muss Kyler Murray zu Fehlern zwingen
Defensiv spricht derweil weniger für Dallas, das Spiel könnte gut und gerne in einem Shootout enden. Die Unit von Defensive Coordinator Mike Nolan ist bislang eine herbe Enttäuschung, vor allem die Defensive Line kann ihr Potenzial trotz großen Namen wie DeMarcus Lawrence, Everson Griffen und Aldon Smith zu selten abrufen.
Dallas wird gegen die Cardinals also keinen Shutout schaffen, vermutlich werden sie die Gäste nicht einmal unter 20 Punkten halten können. Das ist - aufgrund der bereits angesprochenen Vorteile für Dallas in der Offense - aber auch keine Katastrophe. Wichtig dürfte viel mehr sein, die Cardinals zu Fehlern zu zwingen.
Kyler Murrays Talent ist unbestritten, der Quarterback der Cardinals spielt auch keine schlechte Saison, doch man kann ihn zu Fehlern zwingen. Teilweise ist Murray in seinen Reads noch zu langsam, teilweise verlässt er sich zu sehr auf seine Armstärke und versucht Fenster zu treffen, die nicht da sind. Diese Tendenzen werden die Cowboys ausnutzen müssen. Gegen die Lions - auch alles andere als eine Elite-Defense - warf Murray in Week 4 drei Interceptions. Macht er in Dallas ähnliche Fehler, ist ein Sieg für die Cowboys definitiv im Bereich des Möglichen.
Ich rechne also mit einem Spiel mit vielen Punkten, in dem beide Offenses gute Zahlen auflegen können. Macht Dalton weniger große Fehler als sein Gegenüber, traue ich den Cowboys den dritten Erfolg der Saison zu - auch ohne Prescott. Tipp: 31:27 Cowboys.
Adrian Franke (SPOX): Arizona geht als Favorit in diese Partie, zumindest, wenn man den Buchmachern glauben mag. Das ist natürlich ganz direkt auf die Prescott-Verletzung zurückzuführen, aber auch mit Dalton bin ich mir nicht sicher, inwieweit ich da unter dem Strich mitgehe.
Denn das größte Mismatch dieser Partie ist klar aufseiten der Cowboys, da kann ich nur zustimmen: Dallas' Receiver gegen Arizonas Cornerbacks, da muss man gar nicht versuchen, drum herum zu argumentieren. Hier haben die Cardinals individuell klar das Nachsehen, auch wenn die mögliche Rückkehr von Starting-Safety Jalen Thompson für mehr Stabilität sorgen sollte.
Was also muss passieren, damit die Cardinals ihrer theoretischen Favoritenrolle gerecht werden? Die Offense muss passieren. Gegen die Jets sah die Offense nicht nur qualitativ, sondern vor allem was die Herangehensweise angeht deutlich mehr aus wie das, was Cardinals-Fans sich erhofft hatten: mehr vertikale Elemente im Passspiel, mehr Downhill-Running, insbesondere mit Chase Edmonds.
"Das war eben auch gegen die Jets", dürfte jetzt die Reaktion bei vielen sein, und das ist berechtigt - doch die Gegenfrage muss erlaubt sein: wie viel besser ist die Cowboys-Defense denn überhaupt, verglichen mit der Jets-Defense? Sofern die Defensive Line für Dallas nicht auf wundersame Art und Weise plötzlich doch im Gesamtverbund aufwacht, sind die beiden Defenses deutlich näher beieinander, als Cowboys-Fans lieb sein kann.
NFL: Run-Defense der Cowboys als entscheidender Faktor?
Das gilt ganz besonders für die Run-Defense, wo Dallas bisher zumindest niemanden stoppt - und das sollte Arizona entgegenkommen. Bei der Berichterstattung rund um die Cardinals dreht sich viel um das Passspiel, doch die größte Stärke und größte Konstanz dieser Offense unter Kingsbury war bisher das Run Game, mit einem sehr vielseitigen Ansatz.
Arizona sollte im Passspiel den Fuß auf dem Gaspedal halten und die Cowboys vertikal attackieren; mit einem horizontalen Ansatz, insbesondere wie gegen Carolina, schadet man sich letztlich vor allem selbst. Ganz konkret aber sollten die Cardinals hier den Ball laufen können und dann dürfte es für die ohnehin sehr anfällige Cowboys-Defense schwer werden, Antworten zu finden. Kann Arizona Dallas einen Shootout aufzwingen, steigt die Gefahr, dass Dalton irgendwann Fehler macht.
Auf der anderen Seite des Balles ist es zwar das erste Spiel für Arizona nach der Verletzung von Chandler Jones, doch gegen die stark angeschlagene Cowboys-Line muss Vance Joseph notfalls andere Wege finden, um Druck zu kreieren. Möglicherweise ist diese Partie auch eine Gelegenheit, um Isaiah Simmons endlich ein paar zusätzliche Snaps zu geben, und sei es primär als Blitzer oder Pass-Rusher.
Zum Abschluss der Woche erwartet uns also ein Shootout, in dem beide Defenses erhebliche Probleme haben sollten. Kyler Murray wird dabei zum X-Faktor. Tipp: 30:27 Cardinals.
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