Der Draft liegt hinter uns und direkt danach startete der Sturm auf die Spieler, die durch den Rost gefallen waren - aus welchen Gründen auch immer. Auf wen man in den kommenden Monaten besonders achten sollte, erfahrt Ihr hier.
Grundsätzlich ist es keine Schande, beim NFL Draft nicht zu den in diesem Jahr 262 Picks zu gehören. Auch dann muss der Traum von der NFL für einen College-Absolventen noch nicht beendet sein. In jedem Jahr gibt es unzählige Beispiele von Spielern, die trotz Nichtberücksichtigung im Draft am Ende doch noch ihr Glück gefunden und teilweise sogar große Karrieren hingelegt haben.
Ein äußerst positives Beispiel ist etwa Cornerback JC Jackson, der nach vier Jahren New England nun für mehr als 80 Millionen Dollar bei den Los Angeles Chargers unterschrieben hat.
Gründe, warum Teams einen Spieler nicht im Draft ziehen wollten, dann aber doch großes Interesse an ihm als sogenannten Undrafted Rookie Free Agent haben, sind vielschichtig. Das kann eine besondere Verletzungshistorie, aber auch eine schwierige Situation außerhalb des Platzes sein.
In jedem Fall hält sich das Risiko solcher Verpflichtungen in Grenzen, denn die Verträge von UDFAs sind in der Regel nicht garantiert, einzig der überschaubare Signing Bonus, der meist unter einer Million Dollar liegt, hätte im Fall einer Entlassung vor Saisonstart Bestand. Verträge von selbst späteren Draftpicks dagegen sind zumindest teilweise garantiert, wodurch das schon ein größeres Risiko für Teams bedeutet.
Hier kommen die aus unserer Sicht besten UDFA-Verpflichtungen in dieser Offseason:
NFL: Die besten UDFA Signings 2022
Carson Strong, Quarterback, Philadelphia Eagles
Dass UDFA-Verträge durchaus Garantieren enthalten können, zeigt das Beispiel von Carson Strong, dem von den Eagles 300.000 Dollar garantiert wurden - samt Signing Bonus in Höhe von 20.000 Dollar.
Der frühere QB des Nevada Wolf Packs gilt als einer der Quarterbacks der diesjährigen Draft-Klasse, die am nächsten dran sind an der NFL. Er ist ein klassischer Pocket Passer mit einem sehr starken Arm und ausgefeilter Technik. Er zeigte seit jeher gute Instinkte und ein gutes Gefühl in der Pocket. Sein Timing ist ebenfalls sehr ordentlich.
Warum wurde er also nicht gedraftet? Das lag offenbar an seiner Verletzungshistorie, denn er plagt sich offenbar mit einer langwierigen Knieverletzung herum, die ihn schon im Pre-Draft-Prozess eingeschränkt hat.
Doch auch mit einer der höchsten Garantien überhaupt für einen UDFA hält sich das Risiko für die Eagles in Grenzen. Sie haben per se gerne einen größeren QB Room und verfügen nun hinter Starter Jalen Hurts mit Gardner Minshew und eben Strong über zwei Backups, die man wohl bedenkenlos reinwerfen kann, wenn es die Situation erfordert.
JoJo Domann, Linebacker, Indianapolis Colts
Domann war einer der Spieler, die wir vor dem dritten Tag des Drafts noch als interessanteste Prospects auf dem Zettel hatten. Die Tatsache, dass er komplett durchgerutscht ist, dürfte mit seinem Alter - er wird zum Saisonstart 25 Jahre alt - und zahlreichen Verletzungssorgen in seiner College-Karriere zusammenhängen.
Domann ist ein moderner Linebacker, der vor allem in Pass Coverage eine Bereicherung sein kann. Seine Bewegungen sind fließend und er trifft meist gute Entscheidungen, wenn er sich in Coverage fallen lässt.
Was auch für ihn spricht, ist, dass die Colts in dieser Offseason bislang nichts im Linebacker-Bereich gemacht haben. Neben Superstar Darius Leonard hat sich zudem noch niemand so richtig als Nachfolger des 2021 nach Cleveland abgewanderten Anthony Walker etabliert. Domann könnte also durchaus seine Daseinsberechtigung haben.
Justyn Ross, WR, Kansas City Chiefs
Ist er womöglich der UDFA mit der größten Upside dieser Klasse? Ross deutete sein großes Potenzial in seinen ersten beiden Saisons für Clemson an, verpasste dann jedoch die Saison 2020 nach einer Wirbelsäulenoperation.
Sein Comeback 2021 verlief dann eher durchwachsen, was aber angesichts der Schwere der damaligen Verletzung niemanden überraschte. Ein weiteres Jahr nach der OP besteht nun aber die Hoffnung, dass er wieder in die Spur findet.
Die Anlagen jedenfalls sprechen klar für ihn - Ross misst 1,93 Meter und wiegt rund 93 Kilogramm - im Grunde hat er Gardemaß für einen X-Receiver, von denen es nicht allzu viele gute in der NFL gibt. Sein Route-Running ist noch ausbaufähig, aber er verfügt über sehr sichere Hände, was eine solide Grundlage ist.
Bei den Chiefs kommt er in eine Situation, in der auf der WR-Position ohnehin kaum etwas in Stein gemeißelt ist. Im Jahr eins nach Tyreek Hill ist dort vieles offen, sodass auch Ross eine Chance haben wird, sich über den Sommer zu empfehlen.
Jalen Wydermyer, Tight End, Buffalo Bills
Vor gut einem Jahr noch wurde Wydermyer als potenzieller Erstrundenpick 2022 gehandelt, dann folgte ein tiefer Fall, was wohl auf seine zahlreichen Drops zurückzuführen ist. Zudem waren seine Leistungen beim Texas A&M Pro Day nicht allzu berauschend.
Dass er am Ende aber doch seine Chance in der NFL bekommt, lässt sich darauf zurückführen, dass seine Production auf dem Feld nicht wesentlich schlechter war als in seinen ersten beiden Saisons für die Aggies.
Wydermyer ist kein sonderlich herausragender Blocker, aber generell ein ordentlicher Receiver und gerade in der Red Zone gefährlich. Hinzu kommt, dass der neue Offensive Coordinator der Bills, Ken Dorsey, offenbar mit mehr 2-Tight-End-Sets plant als Brian Daboll zuvor. Und neben Dawson Knox verfügen die Bills nur noch über Neuzugang O.J. Howard als etablierten Tight End.
Tommy Sweeney, ein 2019er Siebtrundenpick ist auch noch da, fiel bislang aber kaum auf und wird 2023 Free Agent.
Wydermyer hat also durchaus eine realistische Chance, einen Platz im Kader des AFC-East-Champions zu ergattern.
Mario Goodrich, Cornerback, Philadelphia Eagles
Schon wieder die Eagles, dieses Mal auf der anderen Seite des Balls. Goodrich war ein Spätzünder auf dem College und sah erst 2021 bei Clemson signifikant Spielzeit. Er ist physisch stark - seine ideale Rolle ist Press-Man-Coverage.
Er hat flinke Füße und bewegt sich gut mit dem Receiver, auch wenn ihm der Top-Speed insgesamt fehlt. Was ebenfalls für ihn spricht, ist sein sicheres Tackling. Damit tritt er auch kompetent in Situationen gegen den Run auf.
Auch bei ihm ließ sich General Manager Howie Roseman nicht lumpen und garantierte 217.000 Dollar. Ein klares Indiz dafür, dass Goodrich eine reelle Chance bekommen wird, den Sprung in den Kader zu schaffen.
In einen Kader, in dem außer Darius Slay und Slot-Corner Avonte Maddox keiner der Cornerbacks klar herausragt.
Dai'Jean Dixon, Wide Receiver, New Orleans Saints
Die Saints haben Chris Olave mit einem Erstrundenpick geholt und stellen damit in der kommenden Saison erstmals seit längerer Zeit wieder zwei verlässliche Wide Receiver - Michael Thomas sollte wieder zur Verfügung stehen. Doch dahinter ist viel Raum für Verbesserungen.
Die große Chance für Dixon? Jener war der Star-Receiver von Nicholls State in den vergangenen Jahren. Er erzielte in allen vier Spielzeiten immer wenigstens 7 Touchdowns und knackte die 1000-Yard-Receiving-Marke zweimal in dieser Zeit. Und das, obwohl er der klare Fokus dieser Offense war und jeder dies wusste.
Er ist hauptsächlich ein Outside-Receiver, was auch auf Thomas und Olave zutrifft, aber womöglich könnte man ihn auch als Big-Slot einsetzen. Er ist kein Speedster, aber eben ein sicheres Target und versteht die Kunst des Back-Shoulder-Catches, was gut ins vertikale Scheme der Saints mit Jameis Winston als QB passen dürfte.
Zudem wäre er nicht der erste UDFA-Receiver, der sich bei den Saints durchsetzen würde - man denke nur an Marques Colston, Deonte Harris oder Marquez Callaway.
NFL Draft 2022: Weitere nennenswerte UDFA-Verpflichtungen
Spieler | Position | College | NFL-Team |
EJ Perry | Quarterback | Brown | Jacksonville Jaguars |
D'Eriq King | Quarterback | Miami | New England Patriots |
Tyler Goodson | Running Back | Iowa | Green Bay Packers |
Bam Knight | Running Back | NC State | New York Jets |
Kevin Austin Jr. | Wide Receiver | Clemson | Kansas City Chiefs |
Kellen Diesch | Offensive Tackle | Arizona State | Miami Dolphins |
Dohnovan West | Guard | Arizona State | San Francisco 49ers |
De'Shaan Dixon | Edge Rusher | Norfolk State | Jacksonville Jaguars |
Josh Thompson | Cornerback | Texas | Jacksonville Jaguars |
Smoke Monday | Safety | Auburn | New Orleans Saints |
Meistgelesene Artikel
Das könnte Dich auch interessieren

.jpg?quality=60&auto=webp&format=pjpg&width=317)

