Nach dem Draft ist vor dem Draft. Kaum ist der NFL Draft 2021 gelaufen, geht der Fokus der Scouts und Analysten schon weiter Richtung 2022. Auch wir werfen den ersten Blick voraus auf die Namen, die Ihr jetzt schon kennen solltet und die heute in einem Jahr die Schlagzeilen bestimmen könnten.
NFL Draft 2022 - Quarterbacks: Wer wird der Nummer-1-Pick?
Während Trevor Lawrence als erster Pick 2021 lange feststand, ist das Rennen um den Nummer-1-Pick 2022 noch total offen.
Relativ sicher scheint nur, dass es ein Quarterback werden dürfte, denn: In sechs der vergangenen sieben Jahre ging der erste Pick immer an die wichtigste Position im Football.
Welche Talente sollte man auf der wichtigsten Position unbedingt kennen? Und wer könnte ansonsten NFL-Offenses 2022 bereichern?
Der Favorit: Sam Howell, North Carolina
Favorit auf den ersten Pick wäre heute Sam Howell von North Carolina. Howell wurde gleich in seiner ersten Saison Starter für Coaching-Legende Mac Brown und hat das Team von einem der schlechtesten Power-5-Teams 2018 zu einem Top-10-Team 2020 geführt. Howell hat nun vier seiner Top-Waffen (Carter, Williams, Newsome, Brown) an die NFL verloren. Kann er trotzdem ähnlich starke Zahlen 2021 abliefern, dürfte er auch nach der Saison der Favorit auf den ersten Pick sein.
Daniels und Rattler: Vom Spätstarter 2020 zum Durchstarter 2021?
Zwei Quarterbacks haben die wohl beste Chance, Howell den Rang als Nummer 1 abzulaufen: JT Daniels (Georgia) und Spencer Rattler (Oklahoma). Beide waren als High-School-Talente die Top-QBs ihrer Jahrgänge.
Daniels, in der High School und zunächst bei USC Mitspieler des Deutsch-Amerikaners Amon-Ra St. Brown, wechselte im Sommer zu Georgia, nachdem ihn eine Knieverletzung etwas zurück warf. Wegen dieser Verletzung gab ihm Head Coach Kirby Smart erst gegen Ende der Saison das Vertrauen und Daniels überzeugte mit 10 TD bei nur 2 Picks und einer Passquote von fast 68 Prozent.
Auch wenn sein Top-Receiver Pickens - zu dem wir später noch kommen - die kommende Saison verletzungsbedingt verpassen wird, hat Daniels in Georgia alles was man braucht, um gute Zahlen aufzulegen und viele Spiele zu gewinnen. Das sollte für einen ordentlichen Draft-Hype sorgen.
Auch Rattler hatte bei Oklahoma zunächst Anlaufschwierigkeiten. In seiner ersten Saison saß er hinter Jalen Hurts, als er dann 2020 Starter wurde, schwächelte er zu Beginn. Zu viele Turnover sorgten für einen schwachen Saisonstart der Sooners, gegen Texas musste er sogar zwischenzeitlich auf die Bank. Aber Oklahoma und vor allem Rattler steigerten sich im Laufe der Saison, im Bowl Game gegen Florida zerlegte er die Gators förmlich. Nimmt er diesen positiven Schwung mit in die kommende Saison, hat auch er gute Chancen, Oklahomas nächster Heisman-Kandidat und der nächste hoch gepickte Sooners-Quarterback zu werden.
Ridder, Slovis, Willis: Wer wird der Zach Willson von 2021?
Jedes Jahr katapultiert sich mindestens ein Quarterback aus dem scheinbaren Nichts in die Top-Pick-Diskussion. Desmond Ridder (Cincinnati), Kaden Slovic (USC) und Malik Willis (Liberty) sind aktuell nur den eingefleischten College-Fans ein Begriff; alle drei waren im Vorjahr starke und erfolgreiche Quarterbacks, jedoch an kleineren Colleges.
Slovis spielte sogar nur fünf Spiele und im Pac-12 Championship Game wackelte er. Legt einer der drei aber eine überragende Saison 2021 hin, könnten auch sie die Boards weit nach oben klettern.
NFL Draft 2022 - Running Backs: Wer kann die erste Runde knacken?
2021 wurden zwei Running Backs in der ersten Runde gedraftet, 2019 schlich Clyde Edwards-Helaire als letzter Pick noch in die erste Runde. Die Running-Back-Gruppe 2022 ist nicht sehr stark, darum braucht es schon Mut, einen davon in die erste Runde zu projecten. Drei haben die wohl beste Chancen: Breece Hall (Iowa), Kennedy Brooks (Oklahoma) und Isaiah Spiller (Texas A&M).
Hall und Kennedy hätten sich schon in diesem Jahr zum Draft anmelden können, wollten ihren Draftwert 2021 aber nochmal steigern. Hall lief für 21 Touchdowns in der vergangenen Saison und, da fast die gesamte Offense der Cyclones zurückkommt, dürfte seine Production nochmal steigen. Vor allem aber im Passspiel muss Hall ein größerer Faktor werden (nur 23 gefangene Pässe 2020), will er die erste Runde im Draft knacken.
Brooks setzte 2020 aus, nachdem er in seinen ersten beiden Jahren am College jeweils über 1000 Yards lief, bei einem Schnitt von 7,5 yds pro Rush. Mit einem verbesserten Rattler als Quarterback dürfte für Brooks wieder viel Platz zum Laufen sein, aber auch er muss im Passspiel ein größerer beziehungsweise überhaupt ein Faktor werden.
Der beste Allrounder dieser drei ist Isaiah Spiller. Seit Tag 1 der Starting Running Back der Aggies, erlief er in den zwei Jahren im Schnitt knapp 1000 Yards und 10 TD pro Saison, dazu erzielte er noch 200 Yards pro Jahr durch die Luft. Spiller wird auch in der kommenden Saison auf die vielleicht beste Offensive Line im College Football bauen können und auch im dritten Jahr bei Texas A&M starke Zahlen auflegen. Stand heute wäre Spiller wohl der erste Running Back, der gedraftet wird.
NFL Draft 2022 - Wide Receiver: Ohio States Mega-Duo und ein paar Fragezeichen
Fünf Wide Receiver wurden in diesem Jahr in der ersten Runde gedraftet, 2020 waren es sogar sechs. Auch nächstes Jahr könnten wieder mindestens vier Receiver ihren Namen am ersten Drafttag hören.
Ohio State wird wahrscheinlich gleich doppelt vertreten sein. Chris Olave war in den letzten zwei Jahren Justin Fields' Lieblings-Receiver, vor allem im Playoff-Halbfinale gegen Clemson (132 YDS, 2 TD) bewies er seine NFL-Tauglichkeit. Sein Mitspieler Garrett Wilson war 2020 insgesamt vielleicht sogar noch etwas besser. Vorausgesetzt Ohio State findet einen brauchbaren Nachfolger für Justin Fields, werden Olave und Wilson in einer zur Zeit nicht sehr starken Big 10 erneut starke Zahlen auflegen und sich einen Platz in der ersten Runde sichern.
Neben diesen beiden gibt es noch drei weitere Wide Receiver, die alle ohne Frage das Potential zum Erstrundenpick haben, aber vom Verletzungspech verfolgt wurden. Jadon Haselwood (Oklahoma), Justyn Ross (Clemson) und George Pickens (Georgia).
Haselwood riss sich das Kreuzband vor knapp einem Jahr, wirkte 2020 aber immerhin in den letzten drei Spielen mit, wenn auch nur sehr limitiert. Haselwood war der Top-Receiver seines Jahrgangs, bringt alle Voraussetzungen mit, um ein Top-Pick zu werden. Wenn er mit Quarterback Rattler über den Frühling und im Sommer eine vernünftige Verbindung aufbaut, könnte er ohne Probleme sogar der beste College-Receiver der kommenden Saison sein.
Justyn Ross war 2019 bereits einer der besten College-Receiver, eine schwere Nacken- und Wirbelsäulenverletzung hat ihn jedoch die gesamte Saison 2020 und fast die Karriere gekostet. Ross ist aber wieder da und bereit, seinen Platz an der Receiver-Spitze zurückzuerobern. Kann er zeigen, dass er die Verletzung komplett hinter sich gelassen hat und an den Ross von 2019 erinnern, wird auch er ein Erstrundenpick sein.
Auf bestem Weg in die Receiver-Elite war George Pickens. Trotz Quarterback-Problemen in Georgia wurde er schon von vielen als der nächste WR-Superstar gesehen. Jetzt, da mit JT Daniels die Quarterback-Position der Bulldogs als gesetzt galt, wurde ihm eine Mega-Saison prophezeit. Doch leider riss er sich erst vor Wochen ebenfalls das Kreuzband und wird die Saison verpassen. Entscheidet er sich, sich trotzdem für den Draft 2022 anzumelden, wird er eine starke Combine und/oder Pro Day brauchen - wozu er aber allemal im Stande sein sollte.
Und was ist mit Alabama? Immerhin wurden vier Receiver in den letzten zwei Jahren in der ersten Runde gedraftet. Alabamas Top-Receiver wird John Metchie sein, der in der vergangenen Saison fast 1000 Yards und 6 Touchdowns fing.
Man darf gespannt sein, ob er solche Zahlen auch als absolute Nummer 1 auflegen wird, ohne Jungs wie Smith oder Waddle, die die größte Aufmerksamkeit aller Defenses auf sich zogen. Außerdem muss Alabama neben Smith und Waddle auch QB Mac Jones, die halbe O-Line und Play-Caller Steve Sarkisian ersetzen. Alabamas Offense könnte zumindest einen kleinen Schritt zurück machen. Wenn Metchie trotzdem ähnliche Zahlen wie 2020 auflegt, könnte auch er sich in die erste Runde schleichen.
NFL Draft 2022 - Tight End: Wydermyer oder nichts
Jalen Wydermyer (Texas A&M) könnte eine ähnlich dominante Saison 2021 haben wie Kyle Pitts in 2020. Das wird natürlich auch davon abhängen, wer Kellen Mond als Quarterback der Aggies ersetzt. Jimbo Fischers Offense ist wie gemacht für einen Tight End mit seinen Qualitäten, schon 2020 führte er A&M in Catches und Touchdowns (zusammen mit Ainias Smith) an.
In seinem dritten Jahr dürfte Wydermyer nochmal einen Schritt nach vorne machen und super dominant sein. Vielleicht werden seine Zahlen nicht ganz an die von Pitts heranreichen, er dürfte aber einen ähnlich großen Effekt auf das Spiel haben und dementsprechend eine gute Draftnote erhalten.
Neben Wydermyer gibt es keine glasklare Nummer 2, zumindest was die NFL-Aussichten angeht. Iowas Charlie Kolar, BYUs Isaac Rex oder UCLAs Greg Dulcich sind allesamt produktive Tight Ends im College, an ihren NFL-Aussichten gibt es aber Zweifel.
Noch ein Geheimtipp: Will Mallory von den Miami Hurricanes. Mit einem Tight End von "The U" kann man eh kaum falsch abbiegen und Mallory könnte eine Monster-Saison bevorstehen. Körperlich und athletisch ist er der prototypische NFL-Tight-End, bisher hat nur die nötige Produktion gefehlt.
Das lag zum einen daran, dass Mallory hinter Brevin Jordan im Depth Chart saß, zum anderen aber auch an vielen kleineren Verletzungen. Als klarer Starter könnte Mallory in der Tight-End-freundlichen Offense der Canes, inklusive eines routinierten Quarterbacks in D'Eriq King, explodieren und ein Liebling aller Scouts nach Combine und Pro Day werden.
NFL Draft 2022 - Offensive Line: Der beste Tackle-Jahrgang seit Jahren?
Der Draft 2022 könnte eine Vielzahl an starken Tackles in der ersten Runde sehen. Evan Neal (Alabama), Rasheed Walker (Penn State), Charles Cross (Miss. State), Zion Nelson (Miami) und Cade Mays (Tennessee) haben alle mit einer stabilen Saison 2021 eine sehr gute Chance, Erstrundenpicks zu sein.
Der erste Guard, der 2022 gedraftet wird, wird wahrscheinlich Kenyon Green sein, der Anker von Texas A&Ms überragender O-Line. Als Freshman startete er direkt für die Aggies und behauptete sich in der physischen SEC voller zukünftiger NFL-Verteidiger. In Jahr drei wird er mit Abstand der beste Guard im College Football sein.
NFL Draft 2022 - Defensive Line: Kayvon Thibodeaux und Zach Harrison führen starken Jahrgang an
Nach einem ungewöhnlich schwachen Jahrgang 2021 wird die D-Line-Gruppe im Draft 2022 für deutlich mehr Furore sorgen. Kann sich kein Quarterback so richtig als Top-Pick absetzen, könnte nach Myles Garrett 2017 wieder ein Verteidiger als erstes gedraftet werden. Mit Thibodeaux (Oregon) und Harrison (Ohio State) werden zwei Edge-Rusher dabei sein, die O-Lines kommende Saison terrorisieren werden.
Thibodeaux dürfte der beste Verteidiger im College Football sein. Harrison könnte ähnliche Zahlen abliefern wie einst Chase Young für Ohio State und Youngs Erfolg in der NFL könnte Harrison nochmal einen Draftplatz höher schieben als Young (2) 2020.
Defensive Tackles gibt es auch einige, die man sich merken sollte. Ganz oben auf der Liste ist DeMarcon Leal (Texas A&M). Er frisst Guards regelmäßig auf, ist stark gegen den Lauf und hat einige nette Pass-Rush-Moves. Auch Tyler Davis (Clemson) und Perrion Winfrey (Oklahoma) dürften in der ersten Runde gedraftet werden, nachdem in diesem Jahr kein einziger D-Tackle in der ersten Runde wegging.
NFL Draft 2022 - Linebacker: Harris, Jackson und Miller (fast) sichere Erstrundenpicks
Auf der Linebacker-Position haben drei Spieler sehr gute Karten Richtung Runde 1. Christian Harris (Alabama) könnte sogar ein Top-10-Pick sein. Gleich als Freshman schaffte er den Sprung zum Starter für Alabamas Defense, was sehr selten ist. Er ist eine Tackling-Maschine und stark in Coverage. Er ist ohne Frage der Anführer von Alabamas Defense, die nächste Saison noch ein bisschen besser sein könnte als letztes Jahr.
Vielleicht noch ein wenig mehr Upside hat Drake Jackson (USC). Er könnte auch als Edge-Rusher gedraftet werden, so elitär sind seine Pass-Rushing Skills. Er erinnert stark an Micah Parsons, der an 12 zu den Cowboys ging. Er könnte wie Thibodeaux jedoch etwas unter dem schwachen Ansehen der Pac-12 leiden, spätestens nach der Combine aber nochmal merklich die Darftboards hochspringen, weil er ein Über-Athlet ist.
Ein bisschen was zu beweisen hat Ventrell Miller (Florida) nach einer etwas schwächeren Saison 2020. Auch deshalb entschied er sich, noch eine Saison länger im College zu bleiben, um seinen Draftstock noch etwas zu stärken. Als Senior dürfte er Floridas bester Verteidiger sein. Kann sich die schwache Defense der Gators in der kommenden Saison erholen, dürfte Miller ein Platz spät in der ersten Runde sicher sein.
NFL Draft 2022 - Defensive Backs: Beste Safety-Gruppe seit Jahren?
Kein einziger Safety wurde in der ersten Runde 2021 gedraftet. Das wird sich 2022 ziemlich sicher ändern: Kyle Hamilton (Notre Dame) könnte ein Top-5-Pick sein, seit langem war kein Safety so NFL-ready wie Hamilton. Auch Jordan Battle (Alabama) und Bubba Bolden (Miami) könnten Erstrundenpicks werden. Beide zeigten in den letzten beiden Jahren zum Teil überragende Leistungen, nur die Konstanz war noch nicht da. Kommt die noch hinzu, werden beide nächste Saison groß aufspielen.
Cornerback: Stingley ein echter Shutdown Corner
Auf der Cornerback-Position gibt es eine klare Nummer 1: Derek Stingley (LSU). Als Freshman war er der Shutdown Corner in LSUs Meisterteam, vergangene Saison litt er unter einem nicht existenten Pass Rush bei der Tigers. In der kommenden Saison dürfte LSU wieder stärker sein und sich Stingley als bester Cornerback der Draft 2022 festigen.
Nach Stingley gibt es eine merkliche Lücke. 2022 könnte weniger Cornerbacks in der ersten Runde sehen als gewöhnlich. Kaiir Elam (Florida), Sevyn Banks (Ohio State) und Josh Jobe (Alabama) haben alle die Chance, an Tag eins gedraftet zu werden, dazu brauchen sie aber überzeugende Leistungen 2021, sonst droht das Abrutschen in die zweite Runde.
Derion Kendrick: Übertalentiert, aber viele rote Flaggen
Vom Talent her wäre Derion Kendrick ebenfalls ein Mann für die erste Runde. Er wollte ein Jahr bei Clemson dranhängen, um seinen Draftwert zu beweisen. Nur wurde er vor Kurzem aus dem Kader geworfen und wenige Tage wegen unerlaubten Waffen- und Drogenbesitz verhaftet. Ob Kendrick für die kommende Saison noch ein Team findet, ist äußerst fraglich. Und selbst wenn, sind das jetzt schon fast zu viele rote Flaggen, um trotz seines Talents in der ersten Runde gedraftet zu werden.
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