NFL: Die größten noch offenen Fragen bis zum Start der Training Camps - NFC Edition

Marcus Blumberg
24. Juni 202210:49
Deebo Samuel wird den 49ers wohl erhalten bleiben.getty
Werbung
Werbung

Verlängert Kyler Murray bei den Cardinals? Gehen die Panthers und Seahawks wirklich mit ihrer aktuellen Quarterback-Besetzung in die Saison und was passiert mit den prominenten Receivern, die noch auf neue Verträge warten? Wir schauen auf die brennendsten Fragen in der NFC.

NFL: Die größten noch offenen Fragen der NFC

Nachdem wir uns bereits der AFC und den dort vorherrschenden wichtigsten noch offenen Fragen gewidmet haben, geht heute der Blick auf die NFC - die Conference, die mit den Rams und Bucs die zwei jüngsten Super-Bowl-Sieger gestellt hat.

NFL: Einigen sich Kyler Murray und die Arizona Cardinals?

Das größte Thema dieser Offseason in Arizona war zweifelsohne der Vertragsdisput von Kyler Murray. Und die Art und Weise, wie dieser vonstatten ging.

Ohne große Vorwarnung hatte Murray früh in der Offseason seinen Instagram-Account großflächig rasiert und war den Cardinals entfolgt. Was vor ein paar Jahren noch niemanden so recht gekümmert hätte, schlägt heutzutage große Wellen und wird gemeinhin als klares Signal aufgefasst.

Aber für was eigentlich? Dafür, dass Offseason ist? Dafür, dass man unzufrieden mit irgendwas sein könnte? Dafür, dass man dringend einen neuen Vertrag will? Letzteres dürfte bei Murray der Punkt gewesen sein.

Sein Agent Erik Burkhardt machte es dann deutlich, indem er nichts anderes als einen offenen Erpresserbrief verschickte, in dem er andeutete, dass die Organisation seinen Klienten doch nun endlich bezahlen solle.

Ein Schritt, der Ende Februar verblüffte, zumal Murray auch erst in diesem Sommer dazu berechtigt ist, einen neuen Vertrag zu unterschreiben. Seither passierte relativ wenig, es gibt keinen neuen Vertrag und allzu weit scheinen Verhandlungen zwischen beiden Parteien auch nicht gekommen zu sein.

Immerhin: Murray folgt den Cardinals mittlerweile wieder auf Instagram und erschien sogar zum Minicamp, das einige Spieler mit vertraglichen Wünschen andernorts aus Protest haben sausen lassen.

NFL: Was haben die Cardinals vor?

Die große Frage aber bleibt: Was haben die Cardinals vor? Ihre bisherige Zurückhaltung in dieser Personalie suggeriert zumindest mal Skepsis ihrem jungen Quarterback (24) gegenüber. Wie Burkhardt in seinem Brief korrekt bemerkte, hat Murray in drei Spielzeiten schon zweimal den Pro Bowl erreicht und er wurde 2019 von der AP zum Offensive Rookie of the Year gewählt.

Was bei Murray aber auch bislang der Fall war, ist seine Tendenz, gegen Saisonende abzuflachen. 2021 erreichten die Cardinals mit ihm und Head Coach Kliff Kingsbury erstmals die Playoffs. Doch nach einem fulminanten 7-1-Start ins Jahr, gelangen anschließend nur noch vier Siege den Rest des Weges - nur zwei davon mit Murray am Ruder, der sich zwischenzeitlich am Knöchel verletzt hatte und drei Spiele verpasste.

Dass das nicht nur an Murray selbst lag, sollte klar sein. Vielmehr hatte es auch damit zu tun, wie abhängig diese Offense als Ganzes mittlerweile von Wide Receiver DeAndre Hopkins ist. Wie Nate Tice von The Athletic es kürzlich so treffend formulierte, spielte Murray in zehn Spielen mit Hopkins auf dem Niveau von MVP Aaron Rodgers mit 0,19 EPA/Dropback. In vier Spielen ohne ihn dagegen ähnelte der Cardinals-QB dann eher Davis Mills (-0,11 EPA/Dropback).

Mehr zum Thema EPA und weiterer Advanced Stats findet Ihr hier!

Ein Umstand, der für die kommende Saison aufgrund der Sechs-Spiele-Sperre für Hopkins nach einem Dopingvergehen nichts Gutes verheißt. Doch für die Cardinals stellt sich zum jetzigen Zeitpunkt vor allem die Frage, ob nicht doch Murray hier ein Risiko-Faktor ist, speziell wenn man daran denkt, ihn langfristig zu binden.

Kyler Murray hätte gerne nach drei Jahren in der Liga einen neuen Vertrag.getty

NFL: Cardinals zu abhängig von DeAndre Hopkins?

Was, wenn Hopkins in nächster Zeit weitere Spiele verpasst? Der 30-Jährige galt zwar bislang als Beispiel an Konstanz, doch muss er erstmal beweisen, dass seine verletzungsbedingt verkürzte Vorsaison nur ein Ausreißer war. Und Kingsbury muss beweisen, dass er auch ohne Hopkins eine Offense aufs Feld schicken kann, in der Murray besser ist als die Übergangslösung der Texans.

Und genau diese Faktoren könnten letztlich dazu führen, dass man Murrays viertes Jahr abwartet und erst danach über seine langfristige Zukunft entscheidet.

Ob Murray das nach den Stunts in dieser Offseason mitmacht, steht auf einem anderen Papier. Jedoch verspricht diese Personalie noch sehr viel Zündstoff auf dem Weg zum Training Camp bis hin zur Regular Season.

NFL: Was wird aus den jungen Top-Receivern Samuel, Metcalf und McLaurin?

Drei Star-Receiver von drei Teams mit unterschiedlichen Voraussetzungen, aber einem gemeinsamen Ziel: Neue Verträge müssen nach drei Jahren NFL her!

Alle drei waren keine Erstrundenpicks, entwickelten sich aber in den vergangenen paar Jahren sehr schnell zu Stars. Und alle drei würden nun als Schnäppchen ins finale Vertragsjahr gehen, was gemeinhin ein sehr hohes Risiko für die Spieler birgt.

Während Samuel gerade zur Zeit des Drafts großen Druck machte und Meldungen die Runde machten, dass eine Trennung unmittelbar bevorstand - er soll einen Trade gefordert haben -, hielten sich seine Kollegen in Seattle und D.C. lange Zeit vornehmlich zurück.

Seither wendete sich das Blatt merklich. Samuel kam zur Ruhe und nahm sogar am Minicamp der 49ers teil. Mittlerweile sieht seine Situation offenbar deutlich besser aus. General Manager John Lynch sagte bereits Anfang Juni gegenüber NBC Sports Bay Area: "Ich wäre ein Depp, wenn ich ihn traden würde." Und Lynch ergänzte: "Deebo wird in dieser Saison ein Teil der 49ers sein."

Damit einher geht, dass Samuel derzeit gemäß mehrerer Medienberichte ganz oben auf der Liste steht, wenn es um eine Vertragsverlängerung bei den Niners geht. Noch scheint keine Einigung in Sicht, doch soll eine Verlängerung mit dem Receiving Back höhere Priorität genießen als mit Edge-Rusher Nick Bosa, der als Erstrundenpick 2019 aber ohnehin noch ein Jahr länger Vertrag in San Francisco hat.

NFL: Metcalf bleibt Minicamp fern

Anders sieht es derzeit bei D.K. Metcalf in Seattle und Terry McLaurin bei den Commanders aus. Beide hielten sich öffentlich bislang eher bedeckt und vermieden es, zu deutliche Statements zu machen. Jene Statements jedoch folgten dann in Form von Taten - beide blieben den Minicamps ihrer Teams unentschuldigt fern.

Seahawks-Head-Coach Pete Carroll hat über die gesamte bisherige Offseason seinen Optimismus betont, dass man sich einigen würde. Dass Metcalf dann beim Minicamp fehlte, wollte Carroll aber nicht überbewerten: "Es ist eine Entscheidung, die er treffen musste. Wir haben ihn vermisst."

Ob diese Absenz Metcalf nun zum neuen Vertrag verhelfen wird, ist allerdings völlig unklar. Bislang sickerte nicht durch, wie die bisherigen Verhandlungen gelaufen sind, jedoch darf man vermuten, dass sich beide Seiten zumindest mal nicht allzu nah gekommen sind, warum sonst würde Metcalf das Minicamp aussitzen?

Spannend wird nun zu sehen, ob er konsequent bleibt und auch dem Training Camp fernbleibt, was dann zweifelsohne ein überdeutliches Statement wäre.

Bei Terry McLaurin wiederum sieht die Sachlage nochmal etwas anders aus. Sein "Streik" im Minicamp soll dazu geführt haben, dass die Commanders Gespräche mit seinen Repräsentanten intensiviert haben. Die Bereitschaft ist da, dieses Thema zeitnah zu beenden.

Deebo Samuel wird den 49ers wohl erhalten bleiben.getty

NFL: Orientiert sich McLaurin an A.J. Brown?

Das Problem ist jedoch, dass McLaurin, der klar der beste Offensivspieler Washingtons in den vergangenen paar Jahren war, sehr hohe Ansprüche haben soll. Der Vertrag von A.J. Brown nach seinem Trade von den Titans zu den Eagles soll als Richtwert gelten. Brown bekommt nun im Schnitt 25 Millionen Dollar pro Saison.

Und abgesehen davon, dass Brown klar mehr Touchdowns erzielt hat, unterschieden sich die Leistungen der beiden Receiver nur gering. Sprich: McLaurin kann durchaus argumentieren, auf Browns Level zu sein. Und die neun weniger erzielten Touchdowns kann man durchaus auf die wechselhafte Quarterback-Qualität der vergangenen paar Jahre in D.C. zurückführen.

Ob Letzteres mit Carson Wentz nun besser wird, sei dahingestellt. Doch dürfte es schwer sein für die Commanders, diesen so wichtigen Faktor wegzudiskutieren.

Die Bereitschaft, einen langfristigen Deal mit McLaurin einzufädeln ist da, die Frage wird sein, ob man auch bereit ist, ihn näher an die Topverdiener dieser Position heranzubringen. Der Markt jedenfalls diktiert genau dies.

Doch wozu führt das nun bei unseren drei Wide Receivern? Müsste ich wetten, würde ich mein Geld darauf setzen, dass Samuel und McLaurin letztlich verlängern, bevor die Saison losgeht. Bei Metcalf dagegen hege ich Zweifel, denn Seattle ist gerade nicht unbedingt positioniert, um richtig viel Geld für einen Receiver in die Hand zu nehmen, wo etwa die Quarterback-Position noch komplett in der Schwebe hängt und Tyler Lockett demnächst erst richtig teuer wird, was sein Gehalt betrifft. Insofern könnte ich mir hier auch einen Trade vorstellen. Seahawks-Fans wird das nicht begeistern, doch die Franchise blickt einer ungewissen Zukunft entgegen ohne Wilson und mit dem Damoklesschwert eines möglichen Verkaufs über ihr nach dem Tod von Besitzer Paul Allen. Ein Metcalf-Trade jedenfalls könnte den sportlichen Wiederaufbau beschleunigen.

NFL: Samuel, Metcalf und McLaurin im Statistikvergleich seit 2019

SpielerSpieleTouchesScrimmage YardsTouchdowns (RUSH/REC)
Deebo Samuel38248314821
D.K. Metcalf49219318729
Terry McLaurin46225313216

NFL: Machen die Panthers und Seahawks noch etwas auf der Quarterback-Position?

Vielerorts scheint zumindest mal klar zu sein, mit welchen Quarterbacks die Teams in die Saison gehen werden, wenn nicht auch schon entschieden ist, wer denn als Starter fungiert. Bei den Seahawks und Panthers hingegen mag man daran so recht noch nicht glauben.

Bei den Seahawks wird dieser Tage gebetsmühlenartig betont, dass man sich auf einen offenen Zweikampf zwischen dem letztjährigen Backup Geno Smith und dem in Denver - mehrfach - gescheiterten Drew Lock freue. "Mann, sie waren wirklich beeindruckend. Und ich rede hier nicht von einzelnen Sequenzen oder Tagen; die beiden waren sehr ordentlich über das ganze Minicamp hinweg", berichtete Pete Carroll vom internen QB-Wettkampf.

Doch wie viel davon ist ehrliche Einschätzung und wie viel ist einfach nur Schönreden, um eventuell den Preis für eine externe Lösung zu drücken?

Die bisher gezeigten Leistungen von Lock und Smith jedenfalls suggerieren nicht, dass einer von beiden am Ende so gut sein kann, dass die Seahawks damit wirklich konkurrenzfähig wären in einer äußerst hart umkämpften Division mit Super-Bowl-Sieger Rams, den aufstrebenden Cardinals und den 49ers, die auch gerade erst im NFC Championship Game standen.

Kann das wirklich alles sein? Wollen die Seahawks, die laut Carroll keineswegs im Umbruch, sondern im "Win Now"-Modus sind, wirklich mit dieser klaffenden Lücke in die Saison gehen?

Laut Carroll ist ein weiterer Trade für einen QB unwahrscheinlich. Ob man das glauben soll, muss jeder selbst beurteilen.

NFL: Sam Darnold Stand jetzt der Starter der Panthers

Und die Panthers? Da versuchen es womöglich nochmal mit Sam Darnold, der nach anfänglich ordentlichem Eindruck und nach einer Verletzung zurück in den altbekannten Trott verfallen ist und seine Liga-Tauglichkeit infrage stellte.

Head Coach Matt Rhule erklärte während des Minicamps, dass Darnold der Starter wäre, "wenn wir heute spielen würden". Und: "Sam ist um einiges besser geworden. Er hat sich wirklich in dieser Offense verbessert."

Ansonsten haben die Panthers noch Rookie Matt Corral in der Hinterhand, der aufgrund seiner eher trivialen College-Offense bei Ole Miss wohl noch einigen Rückstand aufzuholen hat, ehe er Starter in der NFL sein könnte. Und eben P.J. Walker, der nach seiner XFL-Saison in der NFL wohl nicht die Lösung sein kann.

Hinzu kommt in Carolina, dass Rhule in seinem dritten Jahr (Bilanz: 10-23) allmählich unter Druck steht, doch mal eine vorzeigbare Saison abzuliefern. Insofern liegt auch hier die Vermutung nahe, dass die Panthers doch noch einen weiteren Anlauf starten könnten, einen besseren Quarterback zu akquirieren.

Bereits im Mai wurde bekannt, dass die Panthers versucht hatten, für Baker Mayfield von den Cleveland Browns zu traden. Wie The Charlotte Observer damals berichtete, sah das Angebot der Panthers vor, dass die Browns rund 14 Millionen Dollar von Mayfields garantiertem Gehalt in Höhe von 18,8 Millionen Dollar hätten übernehmen sollen. Wenig überraschend lehnten die Browns dies ab.

Sam Darnold muss einen gewaltigen Schritt nach vorne machen, damit die Panthers konkurrenzfähig sind.getty

NFL: Baker Mayfield ist immer noch zu haben

Letztlich ist Mayfield, der mit dem Team offenbar abgeschlossen hat, aber immer noch zu haben und dürfte den Panthers sicherlich eine bessere Chance auf kurzfristigen Erfolg geben als Darnold und Co.

Eine weitere Option ist weiterhin Jimmy Garoppolo, doch bei ihm bleibt das bisher bestehende Problem dasselbe: Solange seine Schulterverletzung nicht auskuriert ist, wird wohl keiner für ihn traden, zumal man ihm nach einem Trade stolze 24,2 Millionen Dollar an Gehalt schuldig wäre. Sicherlich generell zu viel für die Panthers.

Ein Entgegenkommen seitens der 49ers oder Browns scheint damit wohl der einzige Weg für Carolina zu sein, doch noch ein Upgrade auf Quarterback zu ergattern. Bei den Seahawks wiederum scheint ein Trade gerade für Mayfield immer noch möglich, doch darf bezweifelt werden, ob das an diesem Punkt noch erstrebenswert ist, wenn man weiß, dass ein langfristiger Neuaufbau nun wohl doch die sinnvollste Vorgehensweise ist.

NFL: Bleiben die Buccaneers mit Todd Bowles ein Titelanwärter?

Bruce Arians war über die vergangenen drei Jahre eine große Präsenz bei den Buccaneers. Nicht nur aufgrund seiner meist unverblümten Äußerungen in der Öffentlichkeit war er stets derjenige, der den Ton angab und für die Stimmung sorgte.

Seine meist lockere Art kam gut an im Team und im Umfeld, auch wenn er zuweilen auch mal Star-Spieler kritisierte - oder vielleicht auch genau deshalb? Jener Arians, an dem sich alles aufrichtete, ist nun weg. Todd Bowles hat übernommen und damit beginnt eine neue Phase bei den Bucs.

Bowles' Hauptaufgabe wird es sein, die Egos im Team zu moderieren. Etwas, worin Arians stets aufblühte. Bowles wiederum gilt als anerkannter Defensiv-Fachmann, der großen Anteil daran hatte, dass die Defense gerade 2020 zur rechten Zeit absolut dominierte und die Chiefs-Offense im Super Bowl regelrecht zerlegte.

Doch ist es als Defensive Coordinator durchaus leichter, einen positiven Einfluss zu haben. Die Hauptverantwortung lag bei Arians, doch jetzt muss Bowles noch mehr in den Vordergrund treten. Immerhin kann er bereits auf einen Head-Coach-Posten verweisen, damals bei den Jets.

Dass seine vier Saisons dort nicht von Erfolg gekrönt waren (Bilanz: 26-41), kann man sicherlich auf die Gesamtsituation bei Gang Green in der damaligen Zeit zurückführen. Will sagen: wer hätte unter den damals vorherrschenden Umständen schon einen deutlich besseren Job gemacht?

Todd Bowles ist der neue Head Coach der Tampa Bay Buccaneers.getty

NFL: Buccaneers für Todd Bowles die zweite Chance

Die Bucs sind für Bowles nun eine zweite Chance - oder seine erste richtige, wenn man so will. Und das wiederum war Arians äußerst wichtig. Wie er damals zu seinem Rücktritt erklärte, ging es ihm darum, einem seiner "Jungs" ein gute Situation zu übergeben. Und da Tom Brady letztlich doch weitermacht, bleibt die Situation in Florida durchaus gut.

Bowles übernimmt ein Team, das immer noch über Personal verfügt, das um Titel mitspielen kann. Hauptgrund dafür ist der besagte Quarterback, doch auch sonst ist die Defense trotz einiger Abgänge immer noch gespickt mit herausragenden Spielern, die Bowles' aggressive Defense umsetzen können.

Und offensiv waren es schon in den vergangenen paar Jahren vor allem Offensive Coordinator Byron Leftwich und eben Brady auf dem Feld, die sich ums Play-Calling gekümmert haben - Arians hatte auch noch ein Wörtchen mitzureden, doch die Hauptlast lag auf anderen Schultern.

Bowles wird auch davon profitieren, dass die Abläufe im Staff sowie im Team etabliert sind. Dies ist kein Regimewechsel, sondern lediglich ein Wechsel an der Spitze eines bis hierhin erfolgreichen Konstrukts.

Vor diesem Hintergrund darf man also durchaus davon ausgehen. dass die Bucs auch 2022 wieder angreifen und oben mitspielen werden. Und das wird auch erstmal so bleiben, solange Brady under Center wirkt.

NFL: Wie geht es bei den Washington Commanders weiter?

Dieser Tage laufen Anhörungen vor dem amerikanischen Kongress bezüglich der vergangenen Untersuchungen der Arbeitsbedingungen bei den Washington Commanders. Denn rund zwei Jahre nachdem diese Untersuchungen abgeschlossen und die Ergebnisse nur bedingt öffentlich gemacht worden waren, hat sich das US-Repräsentantenhaus der Sache angenommen.

Die unabhängige Untersuchung durch Anwältin Beth Wilkinson aus dem Juli 2020 ergab laut eines Statements der NFL: "Viele Jahre lang waren die Arbeitsbedingungen des Washington Football Team - im Allgemeinen und besonders für Frauen - sehr unprofessionell." Mobbing und Einschüchterungen seien an der Tagesordnung gewesen, es habe eine Kultur der Angst geherrscht. "Zahlreiche weibliche Angestellte haben sexuelle Belästigung und einen allgemeinen Mangel an Respekt erlebt."

Die NFL hatte daraufhin Teameigner Daniel Snyder bestraft, aber eben die genauen Details der Untersuchung nicht öffentlich gemacht.

Snyder selbst war gebeten worden, vor dem entsprechenden Kongress-Komitee auszusagen, blieb der Veranstaltung jedoch fern. Seither wurde eine offizielle Vorladung angekündigt - ob er jener nachkommt, ist völlig offen.

Der bisherige Höhepunkt dieser Geschichte dürfte ein Statement von Commissioner Roger Goodell am Mittwoch gewesen sein. Auf die Frage der Kongressabgeordneten Rashida Tlaib aus Michigan, ob er Snyder als Teameigner der Commanders absetzen würde, sagte Goodell: "Ich habe nicht die Autorität, ihn abzusetzen."

NFL: Absetzung eines Teambesitzers bedarf Dreiviertelmehrheit

Das entspricht den Tatsachen, denn ein NFL-Teambesitzer kann nur durch eine Dreiviertelmehrheit aller Teambesitzer (24 von 32) abgesetzt - oder entsprechend bestätigt - werden.

Bislang hielt sich die NFL inklusive ihrer anderen Teambesitzer merklich zurück. Keine öffentlichen Statements und auch keine neuen Sanktionen gegen Snyder, der sich offiziell vom Team zurückgezogen und die Führung an seine Frau Tanya Snyder übergeben hat. Doch bestehen durchaus Zweifel daran, dass Snyder damit wirklich raus ist.

Bis Mai jedenfalls war dem so. Dann nämlich berichtete USA Today von sich anbahnendem Gegenwind gegen Snyder seitens anderer Teambesitzer. Ein nicht genannter Besitzer wurde mit den Worten zitiert: "Wir zählen schon Stimmen." Gemeint waren Stimmen, um Snyder rauszuwerfen.

Wie viele letztlich für einen Rauswurf plädierten, ist unklar. Offenbar aber sind es derzeit noch weniger als 24.

Dsniel Snyder wird mittlerweile als Besitzer der Washington Commanders infrage gestellt.getty

NFL: Welche Auswirkungen haben Querelen aufs Team der Commanders?

Sportlich betrachtet bleibt nun vor allem abzuwarten, welche Auswirkungen diese Geschichte aufs Team hat. Kürzlich wurde bekannt, dass die Commanders Bauland für eine neue Arena erworben haben. Ein Schritt, der deutlich macht, dass Snyder nicht gewillt ist, die Franchise in naher Zukunft abzugeben.

Doch was, wenn die NFL und ihre Teambesitzer doch beschließen, dass Snyder mittlerweile so ein großes Störfeuer darstellt, dass er für die NFL nicht mehr tragbar ist? Kann das Trainerteam um Ron Rivera dann noch ungestört arbeiten? Und wie wirkt sich die Situation aufs Personal auf? Welche Konsequenzen hätte dies auf die laufenden Verhandlungen mit McLaurin? Und bleibt die Organisation um General Manager Martin Mayhew handlungsfähig - sei es in der Saison für Trades oder darüber hinaus in der Free Agency?

Ob man es nun mit den Commanders hält oder nicht, ist diese ganze Situation ein riesiges Problem für die gesamte Liga. Solange es nicht gelingt, die breite Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass diese untragbaren Zustände in Washington der Vergangenheit angehören und die Verantwortlichen bestraft und entfernt worden sind, wird das Thema nicht "verschwinden".

Und das sollte es natürlich auch nicht.