Mailbag: Offene Duelle - welches Team wird die Überraschung der Saison?

Von Adrian Franke
10. August 202209:30
SPOXgetty
Werbung

Können die Packers trotz ihrer Receiver-Fragezeichen einen Titel gewinnen? Welches Team wird die Überraschung der Saison? Welche Positionsduelle werden besonders spannend, und ist der Hype um die Broncos zu groß?

Außerdem: Welche Undrafted Free Agents könnten einen überraschenden Impact haben?

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zum Start der Preseason.

NFL Mailbag zum Start der Preseason

Nico: Welches sind die spannendsten Position-Battles in der Preseason?

Die Quarterback-Fragen sind hier naturgemäß die Positionsduelle mit den größten potenziellen Auswirkungen. Hier spielt nur ein Spieler auf einmal - der vierte Wide Receiver oder der dritte Edge-Rusher rotiert ja durchaus trotzdem rein - und es ist die Position mit dem für sich betrachtet größten Impact.

Das Problem dabei ist, dass - und das sage ich mit maximalem Respekt - ich die Quarterback-Duelle dieser Off- und Preseason für ziemlich uninteressant halte.

Carolina? Baker Mayfield ist der deutlich bessere Quarterback, das sollte keine Competition sein.

Seattle? Ich denke, dass Geno Smith der Offense eine höhere Stabilität gibt, insgesamt leistungstechnisch sehe ich den Unterschied zu Drew Lock im Kontext der Gesamt-Qualität des Kaders für zu klein als dass es für die Seahawks unter dem Strich einen gravierenden Unterschied machen sollte.

Atlanta? Ich würde Desmond Ridder gerne sehen und denke auch, dass er im Laufe der Saison zum Einsatz kommen wird. Aber bereits am ersten Tag des Training Camps erklärte Quarterbacks-Coach Charles London: "Wir haben einen Plan für beide. Marcus ist der Starter." Klingt nicht so, als wäre hier in der Preseason viel Wettbewerb zu erwarten. Aber beide sollen in der Preseason zum Einsatz kommen.

Am interessantesten finde ich die Situation in Pittsburgh. Die Steelers haben ein gutes Team, doch die Offensive Line wird eine Herausforderung sein. Trubisky, Pickett, Rudolph - sportlich überzeugt mich keine dieser Optionen, aber hier bin ich gespannt, zu sehen, welcher Quarterback mit dem durchaus talentierten Waffenarsenal am ehesten harmoniert. Sollten die Steelers unerwartet gutes Quarterback-Play bekommen, wird das ein Team sein, das um die Playoffs mitspielt. Das macht die Situation zusätzlich interessant.

Außerhalb der Quarterbacks bin ich gespannt darauf, welche Receiver-Hierarchie sich in Green Bay und in Kansas City erkennen lässt. Wie die Jaguars ihre diversen Waffen für die Mitte des Feldes (Kirk, Engram, Shenault, Etienne) einsetzen. Wie sich die Interior Offensive Line bei den 49ers formt. Und auch ob in Tennessees Receiving Corps Kyle Philips bei den Startern festsetzt, sowie in welcher Verfassung sich Treylon Burks präsentiert.

MartaMunkel: Bei welchem Team siehst du die größte mögliche Differenz zwischen Floor und Ceiling?

Bei dieser Frage wende ich gerne ein relativ klar definiertes Raster an: Die Teams mit einem sehr guten oder gar Elite-Quarterback haben selten diese große Bandbreite an Möglichkeiten; der Quarterback ist da in aller Regel der stabilisierende Faktor, der dafür sorgt, dass der Floor hoch genug bleibt.

Wenn man sich vor der kommenden Saison also fragt, welche Teams mit Blick auf die Umstände - Waffenarsenal, Defense, Offensive Line, Coaching - hohes Potenzial mitbringen, der Quarterback aber noch nicht ganz klar zu greifen ist und vergleichsweise drastisch in die eine oder andere Richtung ausschlagen könnte, komme ich bei zwei Teams heraus: Die Miami Dolphins und die Philadelphia Eagles.

Beide Teams haben in dieser Offseason gehörig aufgerüstet, beide haben sich mit Tyreek Hill, beziehungsweise A.J. Brown, einen Nummer-1-Receiver via Trade eingekauft. Beide sollten eine gute Defense haben - und beide geben ihren Quarterbacks in diesen guten Umständen jetzt ein Jahr Zeit, um zu zeigen, dass sie echte Franchise-Quarterbacks werden können. Gelingt der Breakout? Dann ist nach oben einiges möglich.

Das ist eine veritable Strategie, zumal sich beide Teams mit dem nötigen Draft-Kapital ausgestattet haben, um gegebenenfalls in der nächsten Offseason reagieren und aggressiv auf Quarterback-Suche gehen zu können. Für Miami hat sich das infolge des Tampering-Eklats wieder etwas relativiert, doch die grundlegende Idee für 2022 steht. Und es ist diese Strategie, die Teams eine riesige Bandbreite gibt.

Hello Kittle: Teams bauen ihre Defenses immer "leichter" auf. Ergibt das jetzt Lücken, indem jetzt mehr Teams versuchen ein Team eher physischer offensiv über YAC auszurichten wie die 49ers (Deebo, Aiyuk) oder die Giants (Toney, Robinson) es machen?

Ich weiß gar nicht, ob ich mittlerweile noch mit der Ausgangsprämisse mitgehen würde. "Leichter" im Sinne von "leichtere Box", also weniger Verteidiger in der unmittelbaren Nähe der Line of Scrimmage gegenüber der Offensive Line, das sicherlich. Aber Hand in Hand damit geht ja die Idee einer veränderten Defensive Line - vor allem wenn wir von den Teams sprechen, die primär aus einer 3-4-Base heraus agieren. Eben mit Fokus auf Spieler, die mehr als eine Gap verteidigen können, mit Spielern, die mehrere Blocker beschäftigen können.

"Leichter" ist damit also relativ, aber was wir auf jeden Fall sehen, ist, dass der Slot-Verteidiger immer wichtiger wird. Denn ein Ziel aus offensiver Perspektive ist es, Defenses im Sub Package - also mit fünf Defensive Backs auf dem Feld - in die leichte Box zu bekommen. Dafür braucht es idealerweise 3-Receiver-Sets, und um dann die Überzahl in der Box so richtig auch im Run Game zu nutzen, braucht es Slot-Receiver, die blocken können und so Run-Konzepte ermöglichen, die sonst nur mit zwei Tight Ends oder einem Fullback auf dem Feld möglich wären.

Hier liegt der strukturelle Value für die Offense von Cooper Kupp. Die Packers haben Allen Lazard für diese Rolle, die Colts hatten letztes Jahr Zach Paschal dafür, die Titans haben Robert Woods dafür aus Los Angeles geholt, die Falcons werden Drake London so einsetzen, die Broncos hatten Tim Patrick vermutlich für diese Rolle vorgesehen und in Pittsburgh könnte Chase Claypool vermehrt nach innen rücken.

Das ist aus offensiver Perspektive der Trend, den ich mit am intensivsten verfolgen werde. Und ja, Receiver in Running-Back-Rollen zu packen, kann auch ein Weg sein, um leichte Boxes zu attackieren. Ich denke, dass wir das neben den beiden angesprochenen Teams etwa auch von Kansas City mit Skyy Moore und von Buffalo mit Isaiah McKenzie sehen könnten. Arizona hatte Rondale Moore letztes Jahr bereits vereinzelt in dieser Richtung eingesetzt.

Samuel mit seinen 86 Runs inklusive Playoffs war in meinen Augen ein Outlier. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Receiver diese Sphären in der kommenden Saison wieder erreicht. Aber Teams werden nach Wegen suchen, um nicht nur Überzahlsituationen in der Box, sondern auch potenzielle Slot-Matchups gezielt auszunutzen - und in manchen Fällen mehr am Boden als durch die Luft.

Niklas: Viel zu früher Take: Wer wird das Überraschungsteam des Jahres?

Allein bei der Definition von "Überraschung" wird es unweigerlich sehr subjektiv. Die Eagles zählen hier vermutlich nicht mehr rein, nach dem Hype rund um diese Offseason. Gleiches gilt in meinen Augen für ein Team wie Miami, bei dem eine Playoff-Teilnahme nach den Investitionen dieser Offseason kaum als Überraschung zählen dürfte.

Ich halte die New Orleans Saints für eine treffende Besetzung dieser Kategorie. Die Saints haben einerseits genügend offene Fragen - Sean Payton weg, Terron Armstead weg, Jameis Winston als Wundertüte -, um die realistische Erwartungshaltung ein wenig einzudämmen. Auf der anderen Seite haben sie genügend Potenzial und genügend Win-Now-Moves getätigt, um, falls alle Rädchen ineinander greifen, nicht nur Playoffs zu spielen, sondern dort potenziell sogar einen Run hinzulegen.

Wie die Verpflichtungen von Tyrann Mathieu und Jarvis Landry. Wie den aggressiven Draft-Trade für Chris Olave. Michael Thomas kommt zurück, Winston ist wieder fit - man kann ein klares Szenario entwerfen, wie die Saints eine zweistellige Anzahl an Spielen in der kommenden Saison gewinnen.

Nicht zuletzt weil New Orleans einerseits eine starke Defensive Line hat - und generell eine Defense mit Top-5-Potenzial -, um insbesondere wackligere Offenses vor gravierende Probleme zu stellen; andererseits aber, insbesondere im Vergleich zum letzten Jahr, ein Receiver-Trio, das die Offense mal tragen kann.

Winston muss fit bleiben und auch ohne Paytons Führung funktionieren, die Line muss halten, die Receiver bringen alle ihre eigenen Fragezeichen mit. Aber die Saints könnten absolut das Team sein, das in einer vergleichsweise offenen NFC am Ende einen unerwarteten Playoff-Run hinlegen.

NFL Mailbag: Welche UDFAs könnten eine Rolle spielen?

Fruby89: Die Breite, aber auch die Spitze bei den WR nimmt von Jahr zu Jahr zu, sprich die Spieler auf der Position zünden immer früher. Warum kommen trotzdem immer mehr so Monster-Verträge zustande, wenn man gefühlt jedes Jahr eine Riesen Auswahl an guten Prospects im Draft bekommt?

Eine spannende Frage, weil ich es für eines der prägenden Themen aktuell und auch perspektivisch in der NFL halte. Der Wert der Receiver-Position wurde in dieser Offseason eindrucksvoll unterstrichen, und ich sehe auch nicht, dass sich das ändert - auch wenn die Beobachtung, dass der Draft Jahr für Jahr auf kaum einer Position regelmäßig so viel Talent in die NFL spült, der Wahrheit entspricht.

Ich denke, hier gilt es, mehrere Faktoren zu beachten. Zunächst einmal die Tiefe der Position: Bei über 60 Prozent der Offense-Snaps in der NFL stehen drei Wide Receiver auf dem Feld. Tiefe ist hier kritisch, genau wie aber auch spezifische Rollen: Die eine Offense bevorzugt den physischen Slot-Receiver, die andere den vertikalen Slot. Die eine Offense will zwei groß gewachsene Outside-Receiver, die andere bevorzugt explosive Route-Runner Outside.

Teams brauchen also spezifische Rollen und sie brauchen eine gewisse Tiefe auf der Position. Dazu kommt, dass während Offensive Line - und je nach Scheme auch die Cornerback-Unit - eher als Weak-Link-Positionsgruppe bezeichnet werden kann, Wide Receiver zunehmend eine Strong-Link-Positionsgruppe ist.

Will sagen: Drei solide Role-Playing-Receiver zu haben ist schön und gut, aber während Teams eine Secondary mit einem Superstar und durchschnittlichen Spielern daneben gezielt auf den "durchschnittlichen" Spots attackieren kann, wird eine Receiver-Gruppe mit einem Superstar und ansonsten Durchschnitt signifikant gefährlicher. Das erlaubt es, Coverages zu diktieren, Matchups zu kreieren und vorteilhafte Matchups für andere Waffen zu erzeugen.

Receiver im Draft zu priorisieren hat einerseits einen zunehmend wirtschaftlichen Vorteil, da die Schere zwischen den Rookie- und den Veteran-Verträgen auf der Position immer weiter auseinander geht, und andererseits hoffen Teams darauf, dass ihr Rookie vielleicht der nächste Nummer-1-Receiver wird, der dann dazu beitragen kann, dass die ganze Offense deutlich verändert wird.

Daniel H: Helden aus der 4. Reihe: Welche UDFA fallen im Camp auf und haben eine Chance auf den Kader oder mehr?

Justyn Ross wäre hier die einfachste Antwort gewesen, hätte sich der frisch gebackene Chiefs-Receiver nicht bereits verletzt; Ross wird die kommende Saison verpassen, und Bedenken dahingehend, ob Ross' Körper in der NFL standhalten wird, waren in Kombination mit einer schweren vorherigen Verletzung der Grund dafür, dass er überhaupt als Undrafted Free Agent zu haben war.

Und das führt auch gleich zum Punkt: Natürlich gibt es Jahr für Jahr Undrafted Free Agents, die überraschen. Running Back Jaret Patterson hatte in Washington letztes Jahr prompt einen Impact, Jaguars-Running-Back James Robinson kam vor zwei Jahren als UDFA nach Jacksonville und vor drei Jahren landeten unter anderem die New England Patriots mit Jakobi Meyers einen UDFA-Volltreffer.

Doch diese Spieler im Vorfeld zu finden, ist noch schwieriger als Draft-Rankings und -Prognosen ohnehin schon sind, deshalb ist diese kleine Auflistung in erster Linie eine Mischung aus Spielern, die überdurchschnittlich viel Aufmerksamkeit zu bekommen scheinen, sowie Spieler, die eine reelle Chance haben, sich aufgrund der Zusammensetzung des Kaders und ihrer Positionsgruppe einen Kaderplatz zu sichern.

S Markquese Bell (Cowboys): Head Coach Mike McCarthy hat ihn öffentlich gelobt. Defensive Coordinator Dan Quinn hat ihm einen "exzellenten Start" ins Training Camp attestiert, und hinzugefügt, dass er mit Bell verschiedene Rollen ausprobieren will. Berichterstatter vor Ort wie etwa Jon Machota von The Athletic vermeldete bereits, dass Bell eine Safety-Linebacker-Hybrid-Rolle einnehmen könnte - die Maße dafür hat er. Die Dallas Morning News geht schon so weit, zu sagen, dass es schwierig sei, sich einen 53-Kader ohne Bell vorzustellen. Insbesondere falls Micah Parsons mehr Pass-Rusher-Aufgaben übernehmen soll, wird es im Sub-Package Linebacker-Snaps geben. Bell hat eine echte Chance, als Undrafted Free Agent einige davon abzugreifen.

WR Kwamie Lassiter II (Bengals): Rund um Lassiter gab es bereits während der OTAs einige sehr positive Berichte sowie Kommentare dahingehend, dass sich der Undrafted Free Agent in der internen Hackordnung nach oben gearbeitet hat. Diese Berichte rissen auch mit dem Start des Training Camps nicht ab, im Gegenteil: Lassiter soll im Camp auf der offensiven Seite des Balls einer der eindrucksvollsten Rookies sein. Das Top-Trio in Cincinnati ist mit Chase, Higgins und Boyd in Stein gemeißelt, dahinter aber gibt es echte Möglichkeiten. Vielleicht auch für Lassiter, der sich jetzt in der Preseason zeigen wird - idealerweise auch mit einer Rolle im Special Team.

TE Jalen Wydermyer (Bills): Zugegeben, hier gehe ich etwas weg von den selbst gesteckten Parametern. Ich zumindest habe über die letzten Wochen wenig Hype rund um Wydermyer mitbekommen, er kämpft um den dritten und damit finalen Tight-End-Kaderplatz mit Tommy Sweeney. Bei Wydermyer ist es eher das, was im College geflasht hat. Die einzelnen Ausnahmespiele, die ihn vor der vergangenen Saison in diversen Prognosen zu einem Top-60-Spieler haben aufsteigen lassen. Falls dieses Potenzial wirklich in Wydermyer schlummert und er gewillt ist, es herauszukitzeln, kann er eine UDFA-Überraschung werden.

Eddy, FCA: Welche Head Coaches fangen die Saison auf dem Hotseat an?

Die offensichtlichste Antwort hier ist Matt Rhule. Für Baker Mayfield zu traden war der Move einer Franchise, die seit Jahren die Quarterback-Position kurzsichtig managt und hofft, einen Veteran doch noch auf ein anderes Level heben zu können. Es war auch der Move eines Regimes, für das es darum geht, kurzfristig möglichst viele Spiele zu gewinnen. Andernfalls ist schwer vorstellbar, dass Rhule in Carolina noch eine weitere Chance bekommt.

Davon abgesehen ist es in diesem Jahr gar nicht so einfach, weil fast ein Drittel der Liga seinen Head Coach ausgetauscht hat. Wenn ich einen One-and-Done-Kandidaten tippen müsste, dann wäre es Lovie Smith in Houston; einfach weil ich denke, dass Smith, wie schon David Culley davor, eine bewusste Übergangslösung war, bis man in Position ist, um für eine größere und langfristigere Lösung attraktiver aufgestellt zu sein.

Mike McCarthy in Dallas dürfte auch angezählt sein. Falls die Cowboys die Playoffs verpassen, sehe ich McCarthy absolut auf dem Hotseat - vielleicht mit Sean Payton bereits in der Hinterhand, wer weiß. Jerry Jones stellte jüngst ja bereits klar, dass er Alternativen hätte. Wenn ich Quoten festlegen müsste, wäre McCarthy nach Rhule meine Nummer 2.

Vielleicht gibt es ein Szenario, in dem das Carson-Wentz-Experiment in Washington mit einem noch lauteren Knall scheitert als letztes Jahr in Indianapolis. Das könnte dann auch Ron Rivera den Job kosten. Und vielleicht gibt es einen zweiten One-and-Done-Kandidaten im absoluten Worst Case.

Stand heute aber wären Rhule, McCarthy und Smith meine Favoriten.

NFL Mailbag: Geht der Hype um die Broncos zu weit?

Nilsen_Ko: Ist der Hype um die Broncos zu groß? Wird das Receiver-Corps den Erwartungen im Zusammenspiel mit Russell Wilson gerecht werden?

Spannende Frage, und ich halte es für absolut legitim, diese Dynamik auch aus dieser Perspektive anzugehen. Denn es gibt durchaus genügend Variablen rund um die Broncos und spezifisch um die Offense, sodass dieses Experiment auch zumindest mal einen langsameren Start erleben könnte.

Die größte Variable ist dabei in meinen Augen, dass wir überhaupt nicht wissen, wie diese Offense aussehen soll. Tim Patrick schien für die Big-Slot-Rolle vorgesehen, bis er sich verletzte - das würde nahelegen, dass die Offense einen Sean-McVay-/Matt-LaFleur-Vibe bekommen würde. In dieser Offense hat sich der neue Broncos-Coach Nathaniel Hackett zuletzt bewegt.

Aber ist das die ideale Offense für Russell Wilson? Ich tendiere zu Nein, ein Stück weit haben die Seahawks ja bereits letztes Jahr versucht, diesen Weg einzuschlagen. Und Hackett hat mehrfach klar gesagt, dass die Offense um Wilsons Stärken herum aufgebaut werden soll.

Der Receiver und die Dynamik, bei der ich mir am wenigsten Sorgen mache - und bei der es auch nicht viel Vorstellungskraft braucht - ist das Zusammenspiel zwischen Wilson und Courtland Sutton. Sutton als Big-Body-Downfield-Receiver sollte eine klar definierte Rolle haben und gute Zahlen auflegen.

Aber sonst? Was ist Jerry Jeudy in dieser Offense? Gibt es jetzt statt dem Big Slot Tim Patrick einen vertikalen Slot-Speedster mit K.J. Hamler? Wilson hat in der Vergangenheit gezeigt, dass er diesen Spielertyp sehr gut einsetzen kann.

Die individuelle Qualität in Denver steht außer Frage. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass es eine gewisse Anlaufphase braucht, ehe diese individuellen Zahnrädchen auch effizient ineinander greifen.

OnLy_GB: Haben die Packers, trotz guter Defense, mit diesen Waffen eine realistische Chance auf den Super Bowl?

Es ist ein unheimlich spannender Test Case. Sofern alle fit sind, sollte Green Bay eine gute Offensive Line, sowie eine exzellente Defense haben - vielleicht die beste Defense in der NFL. Und einen Quarterback, der doppelter amtierender MVP ist und der in der Lage ist, ein funktionierendes Scheme um einen X-Faktor zu bereichern.

Gleichzeitig war es nicht nur für mich ein klarer Takeaway der letzten Jahre, dass ein starkes Waffenarsenal Pflicht ist, um in den Super Bowl zu kommen und um die Top-Defenses, auf die man in den Playoffs unweigerlich auch trifft, ausschalten zu können - oder mit einer anderen Top-Offense in einem Shootout mithalten zu können.

Die Rams kommen ohne Odell Beckham nicht in den Super Bowl, da habe ich keinen Zweifel. Er war der Spieler, der diese Offense strukturell geöffnet hat, so herausragend Cooper Kupps Saison auch war. Die Bengals-Offense basierte ohnehin maßgeblich auf den Playmakern, die Buccaneers im Vorjahr hatten vielleicht das beste Waffenarsenal in der NFL und die Chiefs prägten mit Travis Kelce und Tyreek Hill nicht nur eine offensive Ära, sondern inspirierten auch weitere defensive taktische Umstellungen.

So wie die NFL heute funktioniert, ist es für mich schwer vorstellbar, dass ein Team mit einer Receiving-Gruppe wie die der Packers bis in den Super Bowl kommen kann. Und gleichzeitig bin ich gespannt, zu sehen, wie weit ein Team mit dem Konstrukt der Packers kommen kann.

Wenn es um eine Prognose geht: Ich denke, dass die Packers komfortabel die Division gewinnen und einmal mehr über elf Spiele gewinnen werden. Aber dass sie dann auch einmal mehr in der Postseason an Grenzen stoßen.

Markus_sb50: Wer wird das neue Quarterback/Wide Receiver Traumduo der Liga, nachdem es Rodgers/Adams und Mahomes/Hill nicht mehr gibt?

Joe Burrow/Ja'Marr Chase wäre hier vermutlich die naheliegende Antwort.

Die beiden waren letztes Jahr schon in ähnlichen Gefilden unterwegs, auch wenn Chase vermutlich nie der Volume-Recevier werden wird, der Adams in der Packers-Offense war. Aber wie Chase eine der schlechtesten Deep-Passing-Offenses aus dem Jahr davor fast im Alleingang transformiert hat, das war schon eindrucksvoll. Und die beiden werden noch eine ganze Weile zusammen spielen.

Mit Stafford/Kupp oder auch Allen/Diggs gibt es natürlich auch andere schon etablierte Duos, vielleicht noch eine Alternative, die sich im Laufe der kommenden Saison entwickeln könnte: Lamar Jackson und Rashod Bateman in Baltimore.

Die Offseason-Strategie der Ravens ist an diesem Punkt ausreichend diskutiert worden. Wichtig ist unter dem Strich, dass sie mit Marquise Brown und Sammy Watkins zwei ihrer produktivsten Receiver aus der vergangenen Saison abgegeben und keinen Ersatz - zumindest nicht auf der Wide-Receiver-Position - geholt haben. Trotz ausreichender Optionen dafür.

Bateman wird, das liegt auf der Hand, dabei nicht einfach in die Marquise-Brown-Rolle schlüpfen; er ist kein vertikaler Speed-Receiver. Dafür hat Bateman ein kompletteres Skillset, und ich vermute, dass er eine noch omnipräsentere Rolle einnehmen, und, sofern er den erhofften Sprung macht, eine echte "1B" neben Mark Andrews in der Offense insgesamt sein wird.