Kann Tua Tagovailoa seine Chance als Starter in Miami nutzen? Wird Drew Lock doch noch der erhoffte Franchise-Quarterback? Und verhindert Daniel Jones, dass die Giants ihr Draft-Kapital 2022 in seinen Nachfolger investieren? Für diese 10 Quarterbacks steht in der kommenden Saison besonders viel auf dem Spiel.
NFL Preview 2021: Für diese 10 Quarterback steht viel auf dem Spiel
Tua Tagovailoa, Miami Dolphins
Manch einem mag es zu harsch erscheinen, dass Tua hier gelistet ist, kam er doch im Vorjahr von einer schweren Verletzung zurück und hatte durch die Corona-Pandemie keine vernünftige Offseason. Doch die Realität in der heutigen NFL ist, dass Quarterbacks nur sehr selten ein drittes Jahr als Starter bekommen, wenn sie sich das in den ersten beiden Jahren nicht zumindest ansatzweise verdient haben; und hier hat Tua nach seiner Rookie-Saison noch Aufholbedarf.
Im Vergleich zu den Rookie-Kollegen Justin Herbert und Joe Burrow fiel er deutlich ab, teamintern war sichtbar, dass Ryan Fitzpatrick unter den gleichen Umständen bessere Leistungen ablieferte. Insbesondere Letzteres lässt sich einigermaßen leicht erklären: Fitzpatrick hat selbstredend viel mehr Erfahrung, und kam in der Folge hinter der wackligen Dolphins-Line auch wesentlich besser mit Druck und mit den engen Passfenstern resultierend aus dem notwendigen schnellen Release zurecht.
Jetzt ist Fitzpatrick weg, Tua der klare Starter - die Probleme in der Offensive Line könnten allerdings auch in der kommenden Saison noch ein Thema in South Beach sein. Hat Tua sich in diesem Aspekt gesteigert? Hat er die die Offense besser im Griff und kann das Playbook dementsprechend flexibler genutzt werden als es letztes Jahr den Anschein hatte? Kann er das vertikale Passspiel öffnen, welches letztes Jahr fast nicht existent mit ihm war? Und wie wirkt es sich auf ihn aus, dass Miami sich schon wieder von seinem Offensive Coordinator getrennt hat und jetzt mit einem Coordinator-Zweigespann an den Start geht?
Das Dolphins-Regime ist in der jüngeren Vergangenheit damit aufgefallen, sich mitunter auch sehr schnell von Spielern zu trennen, die nicht wie erhofft ins Konzept passen oder nicht die erhoffte Leistung zeigen. Die Quarterback-Wechselspielchen letztes Jahr könnte man durchaus in diese Kategorie unorthodoxer Entscheidungen dazuzählen. Die Dolphins haben einen klaren Umbruch vorangetrieben, und hatten dabei mehr Zug in ihren Aktionen als andere Teams, die über die letzten Jahre derart drastische Kader-Umbaumaßnahmen vorgenommen haben.
Das wiederum legt auch nahe, warum Tua keine allzu lange Leine unter Brian Flores erwarten sollte: Falls er in der kommenden Saison keine signifikanten Fortschritte zeigt, legt die bisherige Vorgehensweise des Dolphins-Regimes nahe, dass man sich schon 2022 nach einem neuen Quarterback umschauen könnte, nachdem das im diesjährigen Draft mit dem Nummer-3-Pick offensichtlich noch kein Thema war. Miami hat noch einen zusätzlichen Erstrunden-Pick im 2023er Draft, welcher in ein Trade-Paket involviert werden könnte, um 2022 hoch zu traden.
Daniel Jones, New York Giants
Die Giants sind in gewisser Weise noch eine Stufe weiter als die Dolphins: Daniel Jones geht in seine dritte Saison, und auch New York hat in dieser Offseason kräftig um seinen jungen Quarterback herum investiert: Kenny Golladay und Kadarius Toney sollen dabei helfen, Jason Garretts Offense besser umzusetzen und auch Daniel Jones beim Sprung auf das nächste Level helfen
Doch hat Jones diesen Sprung überhaupt in sich?
In einigen Aspekten zeigte er im zweiten Jahr Fortschritte, auch wenn die Total Stats das nicht unbedingt widerspiegelten. Was bleibt, sind insbesondere die Probleme in der Pocket: Jones' Gefühl für den Pass-Rush ist häufig nicht existent, daraus resultieren nach wie vor viel zu viele Fumbles. Er ist auch noch zu inkonstant aus sauberer Pocket. Wo er nach wie glänzt, ist im vertikalen Passspiel.
Das Problem für Jones ist: Während sein Waffenarsenal zwar deutlich verbessert wurde, ist die Offensive Line nach wie vor ein massives Fragezeichen. Die Giants hatten letztes Jahr eine der schwächsten Lines in der NFL, in erster Linie gilt es zu hoffen, dass junge Spieler wie Andrew Thomas und Matt Peart sich weiterentwickeln können.
Reicht das, um ins Liga-Mittelfeld zu klettern? Ins obere Mittelfeld sogar? Jones hat sich über die vergangenen beiden Jahre positiv entwickelt, aber er hat auch noch nicht den Sprung in die obere Quarterback-Hälfte geschafft - und den werden die Giants sehen wollen, um weiter an ihm festzuhalten.
Ähnlich wie die Dolphins haben auch die Giants Draft-Kapital angesammelt: New York geht in den kommenden Draft mit je einem zusätzlichen Pick in der ersten, dritten und vierten Runde - jede Menge Munition für einen Quarterback-Uptrade wäre also da. Es liegt an Jones, zu zeigen, dass dieser Weg nicht nötig ist.
Jared Goff, Detroit Lions
Im Vergleich zu Tua Tagovailoa und Daniel Jones fällt Goff in eine andere Kategorie. Bei ihm geht es nicht darum, sich als junger Quarterback im zweiten oder dritten Jahr in der Liga zu etablieren - vielmehr steht die Frage im Raum: Was kann Goff ohne Sean McVay?
Ob fair oder nicht, diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch Goffs NFL-Karriere. Nach dem desolaten ersten Jahr unter Jeff Fisher revolutionierte McVay die Rams-Offense und hob Goff auf ein komplett anderes Level; doch stets mit dem Zusatz, dass McVays Input selbst noch unmittelbar vor dem Snap wie ein Stützrad für Goff fungierte.
Gleichzeitig war über die letzten Jahre zu beobachten, wie McVay seine Offense immer weiter anpassen musste, da Defenses damit besser zurechtkamen; die Offense verlagerte sich immer mehr auf das Kurzpassspiel und wurde weniger explosiv, während Goffs Limitierungen immer deutlicher wurden.
Davon hatte irgendwann auch McVay genug, und so ersetzten die Rams Goff in dieser Offseason durch Ex-Lions-Quarterback Matt Stafford. Die Storyline ist seitdem in erster Linie Stafford mit der Frage, was er in der Offense von McVay ausrichten kann - doch für Goff könnte Detroit die letzte Chance auf einen fixen Starting-Job in der NFL darstellen.
Die Umstände dafür sind durchwachsen. Detroit sollte eine der besten Offensive Lines der Liga haben, und dürfte unter Anthony Lynn den Fokus aufs Run Game legen. Goff wird vermutlich in erster Linie als Game Manager sein und das Play-Action-Passspiel umsetzen - klar ist aber auch, dass die Lions unter Dan Campbell einen langfristig ausgelegten Plan umsetzen wollen.
Goff muss dieses Jahr zeigen, dass er in diesem eine Rolle spielen kann, andernfalls droht ihm vermutlich eine zweite Karrierehälfte als Backup-Quarterback.
Derek Carr, Las Vegas Raiders
Quarterback-Gerüchte sind für Derek Carr mittlerweile nichts Neues mehr. Vor dem Draft 2019 kursierten hartnäckige Gerüchte, wonach Jon Gruden die Fühler nach Kyler Murray ausgestreckt hat, letztes Jahr gab es Gerüchte um Tom Brady, und in dieser Offseason hielten sich abermals Trade-Gerüchte um Carr, womöglich mit einem Rookie als Alternative. Aaron Rodgers wird schon jetzt als Option für 2022 ins Rennen geworfen.
Diese konstanten Gerüchte mögen Carr nicht ganz gerecht werden, und doch beschreiben sie relativ treffend, in welche Quarterback-Kategorie Carr fällt: Gut genug, dass man ihn nicht einfach aufgibt, aber nicht so gut, dass man nicht konstant ein Upgrade suchen würde.
Mittlerweile muss man in dieser Diskussion dann auch den Vertrag erwähnen: Carr geht 2021 in sein vorletztes Vertragsjahr, die Raiders könnten sich nach der Saison ohne Dead Cap von ihm trennen. Schon in diesem Jahr hätte der Dead Cap bei einer Entlassung oder einem Trade lediglich 2,5 Millionen Dollar betragen.
Grudens Vertrag läuft noch sieben Jahre, einschließlich der diesjährigen Saison, entsprechend fest sitzt er für den Moment noch im Sattel. Doch im vierten Jahr unter Gruden wird es langsam Zeit, das Mittelmaß zu verlassen und die Playoffs anzupeilen. Oder reift bei Gruden in der kommenden Saison die Erkenntnis, dass Carr nicht der richtige Quarterback für diesen nächsten Schritt ist?
Carson Wentz, Indianapolis Colts
Die Vermutung liegt nahe, dass Wentz ein Zweijahresfenster in Indianapolis bekommt - bei einer Entlassung nach der kommenden Saison würden 15 Millionen Dollar an Dead Cap bleiben, sofern die Entlassung vor dem dritten Tag des Liga-Jahres 2022 erfolgt. Andernfalls würden sogar 27 Millionen Dollar in den Büchern bleiben.
Die Hoffnung in Indianapolis ist zweifellos, dass Wentz unter Frank Reich die 2020er Saison vergessen lässt. Das ist ihm durchaus zuzutrauen, allerdings verlief der Start in das Colts-Kapitel bereits denkbar schlecht. Wentz muss sich einer Operation am Fuß unterziehen und wird den Start der kommenden Saison verpassen, womöglich sogar noch viele Spiele darüber hinaus.
Fällt Wentz nur einige wenige Spiele aus und ist anschließend wieder bei 100 Prozent, erscheint es durchaus im Bereich des Möglichen, dass er unter Reich wieder in die Spur findet. Doch was heißt das überhaupt? Wentz " findet wieder in die Spur"? Was ist eine realistische Erwartung an Wentz' Leistungsniveau?
Die Struktur der Colts-Offense, die sehr gute Offensive Line, die Vertrautheit mit Frank Reich, all das wird dabei helfen, Wentz zu stabilisieren. Doch selbst dann ist es wahrscheinlicher, dass er ein Downgrade zu Philip Rivers darstellt, und dann lautet die zentrale Frage: Reicht es den Colts, falls Wentz sich grob als Nummer-15-Quarterback etabliert, was bereits ein drastischer Sprung zum letzten Jahr wäre - was vielleicht aber eine realistische Hoffnung darstellt?
Oder geht die Suche nach dem Andrew-Luck-Nachfolger weiter, sollte sich diese These bewahrheiten? Klar dürfte sein: Falls sich Wentz in Indianapolis unter Reich in den kommenden beiden Jahren nicht als Starter festsetzen kann, dürfte er es trotz seines physischen Talents schwer haben, einen Platz als Starter in der Liga zu finden.
Sam Darnold, Carolina Panthers
Sam Darnolds Trade nach Carolina kann durchaus als Musterbeispiel dafür gesehen werden, dass einst hoch gepickte Quarterbacks lange von ihrem Pre-Draft-Status zehren können. Denn Darnold hat sich während seiner drei Jahre bei den Jets wenig weiterentwickelt; die Probleme, die seine College-Karriere prägten, sind nach wie vor präsent. Die Accuracy ist zu inkonstant, er ist zu wacklig aus sauberer Pocket, und die einzelnen Highlight-Plays machen die Schwächen Down-für-Down nicht wett.
Dennoch schickten die Panthers einen Zweit- und Viertrunden-Pick im Draft 2022, sowie einen Sechstrunden-Pick im diesjährigen Draft nach New York, um Darnold den Tapetenwechsel zu liefern, der seine Karriere vielleicht doch noch in eine andere Bahn lenkt.
Abgesehen von den einzelnen Highlight-Momenten und den physischen Tools, die Darnold mitbringt, hat er wenig gezeigt, um die Hoffnung auf diesen Effekt nahezulegen; und so muss man auch davon ausgehen, dass Carolina unter Joe Brady die letzte Chance für Darnold darstellt, um sich über einen längeren Zeitraum als Starter zu präsentieren.
Brady als Play-Caller stellt dabei ein klares Upgrade dar, und er ist gewissermaßen auch der Hoffnungsträger für den Hoffnungsträger Darnold. Doch die Offensive Line wird vermutlich nicht besser sein als das, was Darnold zuletzt bei den Jets hatte. Kann er dennoch den enormen Sprung machen, der nötig wäre, um sich als mittel- oder gar langfristiger Starter zu etablieren?
Die Panthers haben die Fifth-Year-Option für Darnolds Rookie-Vertrag gezogen, welche ihm knapp 19 Millionen Dollar für 2022 garantiert. Insofern liegt die Vermutung nahe, dass Darnold zwei Jahre in Carolina bekommt - doch falls Deshaun Watson oder Aaron Rodgers nach der Saison zu haben sind, könnte sich das auch schnell wieder ändern.
Jameis Winston, New Orleans Saints
Das Konstrukt in New Orleans ist selbstredend noch ganz anders als bei den bisherigen Beispielen. Ist Winston überhaupt der Starter? Oder könnte die Verletzung von Michael Thomas dazu beitragen, dass Sean Payton die Offense eher über Taysom Hill und ein Option-Run-Game aufbaut?
Falls Winston den Startplatz bekommt, wird er zwar hinter einer der besten Offensive Lines der Liga spielen - aber kaum über gefährliche Waffen verfügen. Doch er wird dann auch in Payton einen der besten Offensiv-Coaches in der NFL in seiner Ecke haben, nachdem er dessen Offense-Ideen ein Jahr lang bereits als Backup studieren konnte.
Kurzum: Die Erwartungshaltung wird - ob gerechtfertigt oder nicht - trotz der schwachen Receiver-Gruppe nicht gerade klein sein. Bereits nach seinem Aus in Tampa Bay war der Markt extrem gering. Obwohl Winston mehr Big Plays kreiert als die allermeisten Quarterbacks, scheint die Liga die permanente Turnover-Gefahr stärker zu fürchten, als dass es die Big Plays ausgleichen könnten.
Payton ist nicht nur einer der besten, sondern auch einer der am höchsten geschätzten Offense-Coaches ligaweit. Sollte Winston unter ihm nicht stabiler und effizienter spielen können, könnte das Urteil der Liga lauten, dass er als eingeplanter Starter nicht mehr in Frage kommt.
Jalen Hurts, Philadelphia Eagles
Hurts wurde nicht als klarer Starter gedraftet. Die Eagles wählten ihn in der zweiten Runde aus, um einen Backup hinter Carson Wentz zu haben und Hurts perspektivisch zu entwickeln - bekanntermaßen verlief die Geschichte dann anders.
Philadelphia verbrachte die Offseason in diesem Jahr dann unter anderem damit, Draft-Munition für 2022 anzusammeln. Einen Erstrunden-Pick 2022 gab es für den Downtrade von Miami, der Zweitrunden-Pick, welchen man von den Colts für Carson Wentz erhielt, könnte noch zu einem Erstrundenpick werden, sofern Wentz nicht große Teile der kommenden Spielzeit verpasst.
Möglich also, dass Philadelphia bewaffnet mit drei Erstrunden-Picks in den kommenden Draft geht - dann hätten sie alle Möglichkeiten, um nach oben zu navigieren.
Sofern es keinen Watson-Trade in den kommenden Wochen gibt, wird die Saison 2021 in Philadelphia ein Übergangsjahr sein - und die Chance für Hurts, sich als Starter zu etablieren. Gelingt ihm das 2021 nicht, dürfte er 2022 wieder eher als Backup eingeplant werden.
Drew Lock, Denver Broncos
Wie bei Jameis Winston steht auch hier zunächst die Frage im Raum: Startet Lock überhaupt? Die Antwort dürfte insofern klarer sein, da die Broncos mit Teddy Bridgewater zwar ein Sicherheitsnetz verpflichtet haben, aber keine perspektivische Lösung - etwa im Draft - geholt haben. Die Hoffnung in Mile High ist ganz klar, dass Lock sich als Franchise-Quarterback entpuppt und im dritten Jahr mehr Konstanz an den Tag legen kann.
Doch selbst davon ausgehend, dass Lock in Woche 1 als Starter auf dem Feld steht, wird seine Leine kurz sein. Dieses Broncos-Team ist stark besetzt, und wenn sich herausstellt, dass Lock nicht die Antwort ist, werden die Coaches die Reißleine ziehen. Denn bei einer weiteren schwachen Saison könnte auch Head Coach Vic Fangio stärker ins Visier geraten.
Jimmy Garoppolo, San Francisco 49ers
Im Moment ist Kyle Shanahan noch sehr deutlich. Garoppolo sei der Starter, es sei auch kein offenes Duell im Training Camp mit Rookie Trey Lance.
Das mag man für den Moment glauben, Quarterbacks brauchen häufig etwas Zeit, bis sie Shanahans Offense verinnerlicht haben. Doch haben die Niners zu viel in Lance investiert, als dass ein langer Verbleib auf der Bank realistisch ist - und Lance bringt physisch, als Runner und auch mit dem Arm, Elemente mit, die Garoppolo schlicht nicht hat.
Es ist eine Frage "wann", nicht "ob" Garoppolo abgelöst wird - und wie lange er sich bis dahin präsentieren kann. Denn wenn Garoppolo dann in San Francisco raus ist, darf man schon die Frage stellen: Welches Team würde Jimmy G anschließend als Starter verpflichten?
Entsprechend wegweisend für seine weitere Karriere könnten die nächsten Wochen für Garoppolo werden.
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