Die Offseason der NFL ist zwar noch nicht zu Ende, doch der Höhepunkt der Free Agency ist hinter uns. Zeit also, eine erste Bilanz zu ziehen - und während in Hollywood Awards für Filme vergeben werden, vergibt SPOX Awards für Offseason-Moves!
Was war die beste Verpflichtung dieser Offseason? Bei welchem Deal konnte man nur den Kopf schütteln und wer ergatterte das beste Schnäppchen? Auf den folgenden Seiten ehren wir die besten und schlechtesten Transaktionen der Teams.
SPOX NFL Offseason Awards 2022
SPOX Offseason Awards - Das größte Schnäppchen: JuJu Smith-Schuster (Kansas City Chiefs)
Die Chiefs haben bekanntlich Tyreek Hill verloren und damit ein entscheidendes Element ihrer offensiven Identität. Ein Weg, diesen Verlust zu kompensieren, ist es, seine Philosophie zu verändern. Die Chiefs werden künftig weniger explosiv und mit mehr Ballkontrolle und Geduld an die Sache herangehen.
Slot-Receiver JuJu Smith-Schuster scheint dafür genau der richtige Mann zu sein. Unter anderem half er dabei, Ben Roethlisberger in dessen letzten Jahren mit verminderter Armstärke immer noch recht produktiv aussehen zu lassen. Was er nun mit einem Patrick Mahomes in seiner Prime anstellen wird, dürfte spektakulär sein.
Und das alles bekommen die Chiefs zum Schnäppchenpreis von gerade mal 3,25 Millionen Dollar (2,49 Millionen garantiert). Hinzu kommen zwar noch einige Incentives, doch dieser Basisbetrag ist ein Geschenk für einen Spieler seiner Klasse. Ein echter Prove-It-Deal, von dem zunächst einmal vor allem die Chiefs profitieren.
SPOX Offseason Awards - Most Overpaid: Christian Kirk (Jacksonville Jaguars)
Die Offseason der Jaguars war geprägt von einigen teuren Verpflichtungen - insgesamt gab Jacksonville schon mehr als 175 Millionen Dollar an garantiertem Gehalt aus, ein Rekord. Doch der Move, der wohl am meisten Aufsehen erregt hat, war die Verpflichtung von Wide Receiver Christian Kirk - für vier Jahre und 72 Millionen Dollar - 37 Millionen sind davon garantiert.
Das war der mit Abstand größte Deal, den ein Free-Agent-Receiver in diesem Jahr unterschrieben hat. Und mit Verlaub: Kirk ist wahrlich nicht der beste dieser Gruppe.
Kirk mag zwar 2021 bei den Cardinals seine beste Saison in vier Jahren NFL gespielt haben, doch selbst in jener gelangen ihm keine 1000 Yards oder mehr als 5 Touchdowns. Zugegeben, er schaffte es laut Football Outsiders immerhin in die Top 10 bei DYAR und DVOA, doch rechtfertigt das einen solch aggressiven Deal?
Gemessen an anderen, besseren Receivern und was jene bekommen haben, hat Jacksonville schlicht überbezahlt.
SPOX Offseason Awards - Under the Radar Signing: James Daniels (Steelers)
Brandon Scherff ging zu den Jaguars, Andrew Norwell zu den Commanders. Doch der Guard, der im Schatten jener vielleicht den größten Impact haben könnte, ist James Daniels.
Daniels war so etwas wie der größte - und einzige? - Lichtblick einer überschaubaren Offensive Line der Chicago Bears. Und es ist durchaus überraschend, dass jene ihn einfach ziehen ließen.
Die Steelers erkannten sein Talent und holten sich dieses klare Upgrade ihrer bis dahin löchrigen Offensive Line fast schon unbemerkt. Daniels sollte dabei helfen, die zuletzt eher fragwürdige Offense dieses Teams stabiler zu machen. Und das zu einem fürs Team sehr günstigen Preis - 3 Jahre und 26,5 Millionen Dollar (8,75 Millionen garantiert).
SPOX Offseason Awards - Der All-In Move: Von Miller (Bills)
Es gab so einige Transfers dieser Offseason, die man als "All-In"-Move bezeichnen kann. Doch kaum ein Team dürfte nun so sehr "All-In" sein wie die Buffalo Bills.
Sie scheiterten in der Vorsaison letztlich am Münzwurf zur Overtime, nachdem ihre Offense im Prinzip fehlerfrei agierte im Spiel gegen die Chiefs - und zuvor schon gegen New England. Was fehlte, war wohl ein einziger Stopp für die nächste Runde.
Was also tun, dürfte sich das Front Office um General Manager Brandon Beane gefragt haben. Warum nicht einen echten Game Changer verpflichten?
Und so kam Edge Rusher Von Miller, der gerade erst zusammen mit Aaron Donald Super Bowl LIV für die Rams entschieden hatte. Millers Vertrag - 6 Jahre, 120 Millionen Dollar (51,435 Millionen garantiert) - ist in der Realität eher ein Dreijahresvertrag, und dennoch ein Wagnis, da Miller eben auch schon 33 Jahre alt ist. Doch die Bills haben im Grunde alle anderen Parts für einen ernsthaften Super-Bowl-Run zusammen.
Es fehlte der überragende Gamewrecker in der Defense. Und Miller kann dies, zumindest zuweilen, noch sein, wie er kürzlich erst gezeigt hat. Ob er das auch ohne einen Partner wie Donald an seiner Seite noch hinbekommt, wird sich zeigen. Man kann den Bills aber nicht vorwerfen, dass sie nicht alles auf eine Karte setzen würden, um endlich eine Lombardi Trophy zu holen.
SPOX Offseason Awards - Wer steht jetzt am meisten unter Druck? Tua Tagovailoa (Dolphins)
Die Miami Dolphins haben gewaltig aufgerüstet. Und ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen, stechen die Ergänzungen in der Offense natürlich heraus. Mit Left Tackle Terron Armstead und Left Guard Connor Williams kamen bitter nötige Upgrades für die unterirdische Offensive Line dazu. Das Backfield wurde mit Chase Edmonds, Raheem Mostert und Alec Ingold komplett überholt und dann schockte Miami die NFL auch noch mit dem Trade für Wide Receiver Tyreek Hill.
Noch dazu kommt mit Head Coach Mike McDaniel nun mutmaßlich eine schlüssige, durchdachte Offense nach Südflorida. Kurzum: Nie waren die Umstände für Quarterback Tua Tagovailoa besser in Miami.
Das allerdings erhöht nun auch den Druck auf den früheren Star von Alabama gewaltig. Bislang ließ man ihm durchgehen, dass er eher ein RPO-Quarterback ist, vor allem aufgrund der Tatsache, dass die O-Line ihm nie wirklich viel Zeit verschaffte, um wirklich "in Ruhe" das Feld zu scannen. Und allzu hochwertige Passoptionen oder einen brillanten Play-Caller hatte er auch nicht unbedingt.
Jetzt jedoch ist das anders und er muss zeigen, dass er mehr sein kann als ein limitierter Dink-and-Dunk-Game-Manager. Jetzt muss er den nächsten Schritt machen, um die nun sehr gut bestückte Offense auch entsprechend zur Geltung kommen zu lassen.
Man holt keinen Tyreek Hill, der nun mit Jaylen Waddle einen ähnlich schnellen Receiver neben sich hat, um dann weiterhin nur Screens und RPO-Slants zu werfen. Tua muss nun auch des Öfteren zum Deep Shot ansetzen und generell variabler auftreten. Hat er den Arm dazu? Hat er das Auge dafür? Bislang stellte er jedenfalls nicht unter Beweis, dass er effizient sein kann, wenn der erste oder zweite Read mal nicht verfügbar war.
Und wenn er jetzt nicht liefert, könnte er ganz schnell 2023 ersetzt werden - dazu haben die Dolphins trotz Hill-Trade immer noch genügend Draftkapital.
SPOX Offseason Awards - Rebuild-Starter des Jahres: Atlanta Falcons
Es kam zögerlich und vor allem nicht geradlinig. Doch nach dem gescheiterten Versuch, Quarterback Deshaun Watson nach Georgia zu holen, kam offenbar die Einsicht bei den Falcons, dass ein Neustart nun unabdingbar ist.
Anstatt nach dem Watson-Flirt zu versuchen, die Wogen mit Teamikone Matt Ryan doch noch irgendwie zu glätten, gab man ihn frei und ließ ihn zu den Indianapolis Colts ziehen, wo er sicherlich die stabilste sportliche Situation seit 2016 vorfinden wird.
Die Falcons wiederum haben damit im Grunde den Startschuss für ihren Neuanfang gegeben. Als Ersatz für Ryan wurde mit Marcus Mariota eine eindeutige Übergangslösung geholt. Zudem sind bereits ein paar gute Spieler in der Free Agency gegangen. Es wäre nicht überraschend, wenn in den kommenden Wochen noch weitere Spieler getradet werden, um das Draftkapital aufzustocken.
Doch schon jetzt haben die Falcons wohl den schwächsten Kader der NFL. Der Lichtblick: 2023 stehen mutmaßlich über 100 Millionen Dollar an Cap Space zur Verfügung - das gepaart mit einem wahrscheinlich hohen Draftpick könnte dann schon nächstes Jahr zum schnellen neuen Angriff auf die Spitze in der NFC South führen.
Doch für den Moment ist erstmal Geduld und eine gewisse Leidensfähigkeit gefragt.
SPOX Offseason Awards - Fragwürdigste Verpflichtung Offense: Carson Wentz (Commanders)
Die Washington Commanders suchen seit ein paar Jahren einen neuen Quarterback - idealerweise für die kommenden Jahre. Nachdem Alex Smith aufgrund einer schaurigen Verletzung letztlich doch nicht die Lösung der Probleme war und auch die folgenden Übergangslösungen wie Taylor Heinicke oder Ryan Fitzpatrick nicht einschlugen, entschieden sich die Commanders nun für einen Trade für Carson Wentz.
Eine klare Verzweiflungstat, nachdem sie im Werben um Russell Wilson gescheitert waren und anscheinend auch keine besseren anderen Lösungen gefunden hatten. Wentz ist nun schon bei zwei Teams letztlich gescheitert. Bei den Eagles verlor er am Ende den Zweikampf mit Jalen Hurts, der sicherlich nicht die besseren Anlagen als Wentz hat. Und dann war in Indy nach nur einem Jahr wieder Schluss, weil ihn selbst sein früherer Mentor und Förderer Frank Reich fallen gelassen hatte.
Washington ist nun sein dritter Anlauf und allzu viel spricht nicht dafür, dass es nun zum großen Wurf reicht beziehungsweise Wentz nun wieder zu seiner 2017er MVP-würdigen Verfassung vor den ganzen Verletzungen zurückfindet.
Die Commanders zahlten noch dazu einen recht hohen Preis - potenziell einen Dritt- und einen Zweitrundenpick - für einen Spieler, der vielleicht, wenn alles gut läuft, eine bessere Version von Heinicke ist. Doch an schlechten Tagen neigt Wentz eben dazu, mit chaotischen Entscheidungen Spiele zu verlieren. Ist es das wirklich wert?
SPOX Offseason Awards - Fragwürdigste Verpflichtung Defense: Foyesade Oluokun (Jaguars)
Und nochmal die Jaguars. Wir wissen bereits, dass sie in dieser Offseason sehr viel Geld in die Hand genommen haben, was auch daran liegt, dass auf diese Weise gefragte Free Agents überzeugt werden müssen, nach Duval zu kommen. Keine Frage.
Doch was genau der Plan hinter der Verpflichtung von Foyesade Oluokun von den Falcons war, ist dennoch nicht ganz ersichtlich. Er unterschrieb für 3 Jahre und 45 Millionen Dollar (28 Millionen garantiert). Und hier muss die Frage erlaubt sein: Wieso? Und: Gab es wirklich viele andere Teams, die das gezahlt hätten?
Oluokun ist sicher kein schlechter Spieler. Er führte die Liga im Vorjahr sogar mit 192 Tackles an. Das klingt schon mal imposant. Doch Oluokun ist eben Linebacker, ein Off-Ball-Linebacker noch dazu. Das sind solche, die recht wenig Impact haben im Spiel - ähnlich wie Box-Safetys. Seine Coverage-Skills sind nicht überragend und Pro Football Focus hatte ihn im Vorjahr bei einem Overall-Grade von 46,5 - nicht sonderlich gut also.
Was ist hier also der Plan? Wollte GM Trent Baalke unbedingt schlau wirken und bei einem verhältnismäßigen unbekannten Spieler zuschlagen, um dann als Genie dazustehen? Wenn, dann mag ihm das womöglich nicht gelungen sein. Und es wird auch spannend sein zu sehen, ob der im Gegenzug abgegebene Myles Jack in Pittsburgh nicht besser einschlägt als Oluokun bei den Jags.
SPOX Offseason Awards - Beste Verpflichtung Defense: J.C. Jackson (Chargers)
Die Los Angeles Chargers haben sehr gut aufgerüstet in dieser Offseason - sie wissen, dass Quarterback Justin Herbert vermutlich schon im kommenden Sommer einen Mega-Vertrag unterschreiben und damit nicht mehr günstig sein wird. Entsprechend gilt es, dessen letzte Saisons des Rookie-Vertrags noch zu maximieren.
Und dafür legten sie sich ins Zeug. Per Trade kam Edge Rusher Khalil Mack, Wide Receiver Mike Williams wurde gehalten, Tight End Gerald Everett geholt. Doch der Deal, der wohl der beste war in dieser Offseason, ist die Verpflichtung von "Mr. INT" J.C. Jackson.
Nicht nur, weil jener Jackson die Liga seit 2019 mit 22 Interceptions anführt. Oder weil er ein herausragender Cover-Cornerback ist, von denen es nicht allzu viele gibt in der NFL. Es ist vor allem die Tatsache, dass er relativ günstig geholt wurde.
Jackson unterschrieb für 5 Jahre und 82,5 Millionen Dollar (40 Millionen garantiert). Das sind im Schnitt 16,5 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Das ist nur das sechsthöchste Durchschnittsgehalt für einen Cornerback in der NFL. Angesichts seiner gezeigten Leistungen ist auch Jackson damit ein Schnäppchen für die Chargers, die mit ihm im Boot die Defense von Brandon Staley noch effektiver spielen können.
SPOX Offseason Awards - Beste Verpflichtung Offense: Russell Wilson (Broncos)
Es gab so einige gute Offense-Verpflichtungen in den vergangenen Wochen. Davante Adams wird die Raiders besser machen, ebenso wird Hill der Dolphins-Offense ein neues Level geben und auch Matt Ryan wird den Colts weiterhelfen.
Doch welches Team profitiert mehr von einem einzigen neuen Spieler als die Denver Broncos?
Russell Wilson ist der Spieler, das Puzzleteil, das Denver seit 2015 gefehlt hat. Es brauchte einen Top-Quarterback, nachdem GM George Paton und davor schon Teampräsident John Elway in den vergangenen Jahren bereits einen sehr guten Kader hingestellt hatten. Quarterbacks wie Brock Osweiler, Joe Flacco, Teddy Bridgewater oder Drew Lock hielten das Team jedoch merklich zurück. Wilson hingegen hat das Zeug dazu, das ganze Potenzial der Broncos-Offense zu entfalten.
Noch dazu passt Wilson wunderbar in die Vorstellungen vom neuen Head Coach Nathaniel Hackett und Wilsons ohnehin starker Arm dürfte in der dünnen Luft der Mile High City eine noch größere Waffe werden als er es ohnehin schon war.
Kurzum: Mit Wilson sind die Broncos auf einen Schlag wieder ein klarer Contender in der AFC (West), was sie ohne ihn einfach nicht gewesen wären. Keine andere Verpflichtung hat so einen positiven Effekt auf eine ganze Franchise wie Wilson für die Broncos.
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