NFL Playoff Power Ranking: Wer ist der Favorit, wer der Außenseiter?

Von Adrian Franke
02. Januar 201909:35
SPOX ordnet die 12 Playoff-Teams im finalen Power Ranking für diese Saison!getty
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Es ist so weit - die Playoffs sind endlich da! Während für 20 der 32 Teams die Saison beendet ist und die vier Top-Seeds eine Auszeit bekommen, geht es mit den Wildcard-Duellen für acht Teams am Wochenende um alles. Doch wer hat die besten Chancen auf den Einzug in den Super Bowl? Und wer sind die Außenseiter? SPOX-NFL-Redakteur Adrian Franke sortiert die zwölf Playoff-Teams in seinem letzten Power Ranking für diese Saison.

NFL Playoff Power Ranking:

12. Dallas Cowboys

Platzierung im letzten Ranking: 11.

Die Cowboys haben ohne Frage eine der Top-Defenses in den Playoffs. Die Defensive Line um Demarcus Lawrence herum ist aus dem 4-Men-Rush extrem stark und erlaubt es Dallas, dahinter mit sieben Mann in Coverage zu spielen. Dabei hilft das beste junge Linebacker-Duo dieser Saison in Leighton Vander Esch und Jaylon Smith, auch Sean Lee steht wieder zur Verfügung. Die große Frage aber lautet: Wozu ist die Cowboys-Offense in den Playoffs in der Lage? Prescott und das Passing Game sind weiterhin massiv inkonstant, nach wie vor leistet er sich zu viele Fehler und hat riesige Probleme, wenn der Gegner ihn unter Druck setzen kann. Viel wird davon abhängen, dass Ezekiel Elliott und die Offensive Line Spiele dominieren können - mit Amari Cooper als dem X-Faktor dieser Offense. In Shootouts allerdings darf sich Dallas nicht verwickeln lassen.

11. Baltimore Ravens

Platzierung im letzten Ranking: 13.

Kaum ein Team hat eine derart klare Identität wie die Ravens. Defensiv: Eine wahnsinnig schwer lesbare, aggressive und dabei disziplinierte sowie erfahrene Defense, die aufbauend auf einer starken Secondary die Line of Scrimmage durch Pressure- und Blitz-Pakete dominiert. Hier können die Ravens jedem potentiellen Playoff-Gegner enorme Probleme bereiten, das haben zuletzt die Chiefs beim denkbar knappen Heimsieg erfahren. Offensiv geht alles über das Run Game; die Ravens sind hier nicht sonderlich komplex, doch ihre Zone-Read- und Option-Plays fordern ein enormes Maß an Disziplin in der Run-Defense. Baltimore spielt hier eine Handvoll verschiedener Plays aus sehr ähnlichen Formationen und baut darauf auch sein Play Action Game auf, vor allem mit den Tight Ends als X-Faktor. Die große Frage, die aber jedes Ravens-Spiel jetzt umso mehr begleiten wird, lautet: Kann Baltimore auch gewinnen, wenn eine Defense Lamar Jackson in die Pocket und ins Passing Game zwingt? Das ist selbstredend leichter gesagt als getan, doch ist es auch die am klarsten definierbare Anfälligkeit aller Playoff-Teams.

10. Philadelphia Eagles

Platzierung im letzten Ranking: 14.

Kaum ein Team ist in der Einordnung schwieriger. Wie sehr kann man dem jüngsten Aufschwung vertrauen? Und vor allem: Welche Quarterback-Version von Nick Foles bekommen wir in den diesjährigen Playoffs zu sehen? Klar ist: die merkliche Leistungssteigerung in den vergangenen Wochen der Eagles insgesamt beginnt mit der Line of Scrimmage. Philly hat sich im Pass-Rush nochmals gesteigert und erinnert hier wieder mehr an die Vorjahres-Version, während die Secondary dahinter etwas konservativer und damit auch stabiler daherkommt. Gleichzeitig haben die Eagles die Probleme in der Pass-Protection in den Griff bekommen, die Formel ist also gar nicht unähnlich wie im Vorjahr. Foles ist als Quarterback immer noch eine ziemliche Achterbahn, das sollte man nicht vergessen - ein Blick auf den Start der diesjährigen Regular Season oder die Spiele in der vergangenen Saison vor dem Championship Game genügt dafür. Doch wenn Foles auch nur halbwegs an sein Top-Niveau ran kommt, dann muss man die Eagles als brandgefährliches Playoff-Team auf dem Zettel haben.

9. Houston Texans

Platzierung im letzten Ranking: 7.

Nach Will Fuller ist inzwischen auch Demaryius Thomas verletzt, das Run Blocking und damit das gesamte Run Game sind bestenfalls inkonstant - und die Pass-Protection ist ein riesiges Problem. Die Texans-Line hat die höchste Adjusted Sack Rate der Liga gegen sich, Deshaun Watson steht prozentual mehr unter Druck, als irgendein anderer Quarterback. Houstons Offensiv-Leistungen sind teilweise überraschend und sprechen für die unheimlich hohe Qualität von Watson und DeAndre Hopkins, die Houstons Offense auch in den Playoffs tragen müssen. Das kann funktionieren, es ist allerdings ein extrem wackliges Fundament, wenn man es mit den Top-Offenses in der Postseason vergleicht. Dazu kommt, dass Houstons Secondary angeschlagen ist, und das hat man zuletzt deutlich gesehen. Hier waren wieder mehr von den Problemen sichtbar, mit denen die Texans die Saison begonnen haben. Die Front um Watt, Clowney und Co. gehört zur Liga-Spitze, ist gegen den Run herausragend und auch im Pass-Rush gefährlich. Doch deutet einiges darauf hin, dass Houston zum Start in die Playoffs in zwei kritischen Spots - Offensive Line und Coverage - zu anfällig ist.

8. Indianapolis Colts

Platzierung im letzten Ranking: 12.

Die Colts und die Bears sind bei mir - wenn auch mit ganz unterschiedlichen Stärken und Schwächen - im Prinzip auf einem Level. Die Colts haben sich defensiv im Laufe der Saison unheimlich entwickelt: Ein vergleichsweise simples Coverage-Scheme erlaubte es der jungen Secondary, im Laufe der Saison deutlich schneller zu spielen und Defensive Coordinator Matt Eberflus konnte so auch schrittweise sein Scheme erweitern. Das betraf auch die Front, wo die Colts häufiger Stunts einbauen und gefährliche, gut getimte Linebacker-Blitzes auch darauf aufbauen. Indianapolis hat auf dem Papier die größte No-Name-Defense dieser Playoffs, davon sollte sich aber niemand täuschen lassen. Und offensiv? Frank Reich hat einen immensen Turnaround hingelegt, auch hier hat sich Indy im Laufe der Saison gesteigert und eine bessere Mischung aus horizontalem und vertikalem Passspiel hinbekommen. Andrew Luck gibt der Offense ohnehin eine hohe Base-Line, dazu kommt die deutlich verbesserte Offensive Line und ein gefährliches, explosives Play-Action-Passspiel über T.Y. Hilton und über die Tight Ends. Vom ganz großen Wurf mag Indy noch einen Schritt entfernt sein, schon dieses Jahr können sie aber Teams in den Playoffs ohne jede Frage ärgern.

7. Chicago Bears

Platzierung im letzten Ranking: 8.

Von Position eins bis elf haben die Bears die stärkste Defense in den gesamten Playoffs. Khalil Mack und Akiem Hicks werden jeder Offensive Line Probleme bereiten, Eddie Jackson ist der beste Safety dieser Saison und auch die weitere Secondary, angeführt von Kyle Fuller, spielt auf allerhöchstem Level. Danny Trevathan und Rookie Roquan Smith bilden zudem ein sehr gutes, explosives Linebacker-Duo und Vic Fangio ist einer der besten Defensive Coordinators in der Liga. Anders gesagt: die Bears-Defense wird auch in den Playoffs Spiele eng halten können. Die große Frage lautet: Welche Offense zeigt Chicago? Mitch Trubisky hat sich im Laufe der Saison gesteigert, ist aber immer noch einer der inkonstantesten Quarterbacks in den Playoffs. An einem guten Tag kann er in einem exzellenten Scheme, hinter einer guten Line, die Guard Kyle Long pünktlich zur Postseason zurück erhält, und mit Allen Robinson und Tarik Cohen in seinem Arsenal stark aufspielen. Ein schlechter Trubisky-Tag könnte umgekehrt allerdings auch drastisch ins Gegenteil umschlagen und trotz der Defense ein Weiterkommen in den Playoffs verhindern.

6. New England Patriots

Platzierung im letzten Ranking: 4.

Es ist das schlechteste Patriots-Playoff-Team seit einigen Jahren, daran besteht für mich kein Zweifel. Tom Brady spielt definitiv nicht auf dem unfassbaren Level, das er in den vergangenen Saisons an den Tag legte, vor allem in einer engen Pocket und wenn er konstant Plays zum zweiten und dritten Read ausdehnen muss, ist er anfälliger. Der größte "Problemfall" allerdings ist Rob Gronkowski. Der hat athletisch so deutlich abgebaut, dass er nicht mehr, wie in vergangenen Jahren, Coverages diktieren kann. Das war früher in der Saison bereits sichtbar, die Offense bekam dann mehrfach große Probleme, wenn Defenses Gronk ausschalten konnten. Jetzt fehlt hier mit Josh Gordon der Outside-X-Receiver, der diese schematische Rolle ebenfalls einnehmen und Druck von Gronkowski nehmen kann. Anders formuliert: Die aktuelle offensive Identität der Patriots ist eher im Run Game zu finden. Wie viele Schippen können Brady und Edelman in den Playoffs drauf packen? Die Secondary ist sehr gut, angeführt von Devin McCourty und Stephon Gilmore, hier werden Gegner im Passspiel es sehr schwer haben. Der Pass-Rush allerdings muss über das Blitzing kommen, was im Laufe der Saison immer stärker die defensive Identität der Pats wurde. Brady, Coaching und Playoff-Erfahrungen sind natürlich enorme Argumente für die Pats.

5. Seattle Seahawks

Platzierung im letzten Ranking: 9.

Schon jetzt ist diese Saison ein beachtlicher Erfolg für die Seahawks, die noch vor fünf Monaten vermeintlich vor einer Übergangs-Saison standen und dann auch noch Earl Thomas verloren. Vielleicht die spannendste Frage lautet: Wie sehr wird das eigene offensive Play-Calling ein Problem sein - oder findet Brian Schottenheimer, wie etwa im Spiel gegen die Chiefs teilweise zu sehen, doch noch eine bessere Balance zwischen dem gewünschten Run Game und dem explosiven, brandgefährlichen Passing Game über den glänzend aufgelegten Russell Wilson. Klar ist: Mit einer guten Offensive Line, Wilson, Baldwin und Lockett kann Seattle jeder Defense Probleme bereiten - und die Defense spielt schnell, innerhalb ihres Schemes aggressiv und hat in Bobby Wagner den besten Linebacker der NFL in ihren Reihen. Und natürlich haben die Säulen dieses Seahawks-Teams eine enorme Playoff-Erfahrung. Ein Faktor, der zwar schwer greifbar, aber in engen Januar-Spielen nicht zu unterschätzen ist.

4. Los Angeles Rams

Platzierung im letzten Ranking: 2.

Waren die Spiele gegen Arizona und San Francisco die Trendwende? Oder doch nur das logische Resultat angesichts der schwachen Gegner? In den Playoffs wird L.A. es wieder mit mehr Teams vom Kaliber Chicago und Philadelphia zu tun bekommen, die die Rams nicht nur beide schlagen konnten, sondern auch beide mit ähnlichem Ansatz Erfolg hatten. Beide konnten Jared Goff mit dem 4-Men-Rush unter Druck setzen und spielten dahinter mit mehreren tief postierten Safeties. Das zwang L.A. ins Underneath-Passing-Game, die Explosivität fehlte und gegen Pressure machte Goff Fehler. Auch der Verlust von Cooper Kupp macht sich hier bemerkbar und die Rams müssen erst zeigen, dass sie hier Antworten gefunden haben. Auf der anderen Seite kann Aaron Donald Spiele phasenweise komplett an sich reißen und Offenses im Pass-Rush riesige Probleme bereiten, die Secondary sollte sich mit dem sich zuletzt wöchentlich steigernden Aqib Talib weiter stabilisieren; die Linebacker sind defensiv am ehesten ein Problem - gegen den Pass und gegen den Run. Entscheidend für den Playoff-Erfolg der Rams wird aber Goff sein und damit einhergehend die Frage, ob man mit den starken Defensive Lines in den Playoffs besser fertig wird.

3. Los Angeles Chargers

Platzierung im letzten Ranking: 5.

Die Niederlage gegen Baltimore war direkt nach dem Drama-Sieg in Kansas City ein Schuss in den Motor des Chargers-Hype-Trains; vor allem, weil sich Probleme zeigten, die nicht zum ersten Mal in dieser Saison auftraten: Die Pass-Protection ist die Achillesferse dieses Teams. Das zeigte Kansas City in der ersten Hälfte schonungslos, und die Ravens machten genau da weiter. Diese Schwachstelle müssen die Chargers in den Playoffs via Scheme und Play-Calling adressieren, andernfalls gibt's das schnelle Aus in der Wildcard-Runde in Baltimore. Im Run-Blocking hat L.A. hier deutlich weniger Probleme und mit einem - hier gibt es einmal mehr Fragezeichen - fitten Melvin Gordon wird das auch wieder ein größerer Part der Offense werden. Klar ist: Die Chargers haben einen der besten Quarterbacks dieser Saison, ein starkes Receiving-Waffenarsenal, einen sich verbessernden Pass-Rush, eine exzellente Secondary - und erhalten womöglich Tight End Hunter Henry für die Postseason zurück. Wenn die eigene Pass-Protection die Chargers nicht ausschaltet, ist für L.A. das Championship Game und mehr drin.

2. Kansas City Chiefs

Platzierung im letzten Ranking: 3.

Die Niederlagen gegen die Chargers und Seahawks können als genau das gewertet werden, was sie waren: enge Spiele gegen Playoff-Teams mit außergewöhnlichen Quarterbacks, die beide Kansas Citys Coverage-Probleme in der Secondary ausnutzen konnten. Das wird auch der große Prüfstein in den Playoffs sein, davon abgesehen aber hat KC ein wahnsinnig starkes Team: Der Pass-Rush mit Chris Jones, Dee Ford und Justin Houston gehört zum Gefährlichsten, was die Playoffs zu bieten haben. Die Offensive Line ist gut, Tyreek Hill einer der größten individuellen X-Faktoren in der Postseason und Travis Kelce eine der besten Matchup-Waffen überhaupt in der NFL. Und: Kansas City hat den besten Quarterback dieser Saison in seinen Reihen. Nur wenige Quarterbacks werfen den Ball im Schnitt weiter als Mahomes, kein Quarterback ist so stark gleichzeitig innerhalb wie außerhalb der Pocket und der Struktur des Plays. Mahomes leistet von allen Quarterbacks mit Abstand am meisten über das Scheme hinausgehend, ohne aber dabei krampfhaft aus der Struktur ausbrechen zu wollen. Da ist es auch verkraftbar, dass die Offense den Verlust von Kareem Hunt doch gemerkt hat.

1. New Orleans Saints

Platzierung im letzten Ranking: 1.

Das Spiel gegen die Steelers zurück im heimischen Superdome hat eindrucksvoll untermauert, wie unterschiedlich die zwei Gesichter der Saints-Offense auswärts und zuhause aussehen können. New Orleans war wieder aggressiver im Passing Game und mit Ted Ginn zurück bekam die Offense ein stärkeres vertikales Element, Brees spielte deutlich besser als in den Wochen davor und mit Michael Thomas und Alvin Kamara haben die Saints zwei der größten X-Faktor-Waffen in den gesamten Playoffs. Die Offensive Line gehört in die Top-5 und vor allem die Defense hat sich in der zweiten Saisonhälfte enorm gesteigert, ist mutiger in ihren Blitzes und Man-Coverage-Konzepten und gegen den Run ohnehin eine der besten Defenses überhaupt. Die kritischste Frage bei den Sains lautet: Kehrt Left Tackle Terron Armstead, der gegen Pittsburgh in Woche 16 erneut verletzt raus musste, bis zur Divisional-Runde zurück? Die Saints haben mehrfach in der zweiten Saisonhälfte gezeigt, wie gravierend Armsteads Abwesenheit sich vor allem auf die Pass-Protection niederschlägt und welche extremen Auswirkungen das für die gesamte Offense hat. Ein fittes Saints-Team mit dem Heimvorteil durch die Postseason ist der heißeste Super-Bowl-Anwärter.