Football ist endlich zurück! Am Donnerstagabend eröffnen die Green Bay Packers und die Chicago Bears die 100. NFL-Saison. Wo stehen die 32 Teams vor dem Saisonstart? SPOX-Redakteur Adrian Franke hat alle Teams im großen NFL Power Ranking eingeordnet.
NFL Power Ranking 2019: Saisonstart
32. Miami Dolphins
Miami hatte bereits die rote Laterne, ehe man sich zur Kader-Deadline zum kompletten Ausverkauf entschied. Jetzt ist noch klarer: Kein Team hat in Woche 1, und das lässt sich vermutlich auf die ganze Saison ausdehnen, weniger Qualität in seinem Kader als die Dolphins. Auch alle Diskussionen über die Pläne in South Beach erübrigen sich mit den Abgängen von Laremy Tunsil und Kenny Stills - dieses Team will tanken und richtet sich auf 2020 und 2021 aus. Das gilt selbstredend nicht für die Spieler auf dem Platz, die werden alles geben - doch die Dolphins haben mit diesem Trade gezeigt, dass sie die Ergebnisse der 2019er Saison als Organisation abhaken und lediglich auf die individuellen Entwicklungen der jungen Spieler schauen. Es ist gut möglich, dass Miami die mit Abstand schlechteste Offensive Line und einen der schlechtesten Edge-Rushs in der Liga hat, mit einem sehr wackligen Wide-Receiver-Corps sowie einem Rookie-Head-Coach und -Offensive-Coordinator. Qualität findet man vereinzelt (Xavien Howard, Minkah Fitzpatrick, Jerome Baker), doch Stand heute wäre es überraschend, wenn Miami keinen Top-2-Pick im kommenden April hätte.
31. Washington Redskins
Die Redskins haben eine potenziell wenig verheißungsvolle Situation: Washington könnte sehr gut den schlechtesten Starting-Quarterback und das schlechteste Wide-Receiver-Corps zum Saisonstart aufs Feld führen. Paul Richardson ist vermutlich der Nummer-1-Receiver, Case Keenum der Starting-QB. Dazu eine Offensive Line, in der Trent Williams nach wie vor fehlt und ein Head Coach, für den es um den Job geht. Keine gute Kombination. Die Qualität dieses Teams ist die Front Seven, insbesondere an der Defensive Line muss sich Washington vor niemandem verstecken. Doch war das auch schon im Vorjahr der Fall und das alleine reicht nicht, um in der heutigen NFL mitzuhalten.
30. New York Giants
Man kann Dave Gettleman vieles vorwerfen - dass er die Offensive Line ignoriert, gehört nicht dazu. Wenn sich Nate Solder wieder fängt, sollte hier eine echte Stärke der Giants 2019 liegen, mit der neuen rechten Seite um Mike Remmers und vor allem Kevin Zeitler. Das Wide-Receiver-Corps derweil ist nicht gut, zumal Golden Tate die ersten vier Spiele gesperrt fehlt - dafür haben die G-Men in Saquon Barkley und Evan Engram zwei sehr gute Waffen auf anderen Positionen. Mit Eli Manning in die Saison zu gehen ist dennoch schwer nachvollziehbar, die Umstände wären nicht die schlechtesten, um Daniel Jones schnell reinzuwerfen und ihn lernen zu lassen. Mit Manning hat diese Offense ein minimales Ceiling. Und die Defense? Die Secondary mit den jungen Cornerbacks DeAndre Baker, Julian Love, Grant Haley und Sam Beal (der allerdings die Saison auf IR beginnt) könnte sehr interessant werden . Funktioniert die Secondary, kann James Bettcher über den Blitz agieren, wie er es bevorzugt. Und das wird auch nötig sein, wenn man sich die Pass-Rusher der Giants anschaut. Auch Linebacker wirft so einige Fragen auf.
29. Cincinnati Bengals
Left Tackle Jonah Williams verletzt, Guard Clint Boling zurückgetreten, Center Billy Price zum Backup degradiert, Guard Christian Westerman entlassen: Diese Offensive Line könnte ein sehr, sehr großes Problem werden. Das wiederum ist wenig erfolgsversprechend für Rookie-Head-Coach Zac Taylor, genau wie für Quarterback Andy Dalton. Beide sind auf eine gute Offensive Line eigentlich angewiesen. Dass A.J. Green die ersten Wochen der Saison verletzt verpassen wird, kommt noch massiv erschwerend hinzu, sodass die Offense gehörig Sand im Getriebe haben dürfte. Die Stärke der Bengals ist aktuell die Defensive Line, hier sollte Cincinnati gut sein, dazu hat man Qualität in der Secondary. Doch könnten die Bengals ein Team sein, das nach der kommenden Saison einen größeren Kader-Umbruch in die Wege leitet.
28. Arizona Cardinals
Vermutlich die größte Unbekannte vor dem Start der neuen Saison. Nicht nur, weil Arizona im zweiten Jahr in Folge den kompletten Umbruch inklusive neuem Trainerstab und neuem Quarterback eingeleitet hat - es ist vor allem die Art und Weise, wie die Cardinals es dieses Jahr angehen. Eine neue, aufregende Offense unter Kliff Kingsbury, ein potenziell spektakulärer Quarterback in Kyler Murray, ein Kader mit sieben Wide Receivern und nur zwei Tight Ends. Vielleicht haben die Cardinals mit Kingsbury und Murray die Tür in eine rosige Zukunft aufgestoßen. Der Pass-Rush und die Safeties sollten gut sein, zu Beginn der Saison ist aber auch klar: Die Cornerbacks werden ein Problem sein, solange Patrick Peterson gesperrt ist und Robert Alford verletzt fehlt. Und die Offensive Line wird, auch wenn mit etwas weniger Verletzungspech als letztes Jahr eine Steigerung zu erwarten ist, abermals mindestens wacklig auftreten. Rein mit Blick auf die Ergebnisse muss das den Ausblick dämpfen.
27. Oakland Raiders
Die Füße und Helme von Antonio Brown hin oder her - eine Sache steht ohne Zweifel fest: Die Raiders haben sich im Vergleich zur Vorsaison offensiv dramatisch verbessert. Brown und Tyrell Williams bedeuten einen Quantensprung für dieses Wide-Receiver-Corps, Hunter Renfrow könnte im Slot ebenfalls schon als Rookie eine große Rolle einnehmen. Trent Brown gibt der Offensive Line mehr Stabilität, Josh Jacobs ist der Three-Down-Back, den die Raiders gesucht haben. Bleibt eigentlich nur eine Frage: Was macht Derek Carr damit? Carr ist ein durchschnittlicher Quarterback; er ist konstant, aber sicher kein QB, der eine Offense trägt. Das gibt den Raiders nach obenhin klare Grenzen - und könnte Gruden dazu bringen, 2020 einen Quarterback hoch zu draften. Grenzen gibt's auch durch ein Cornerback-Corps voller Fragezeichen sowie einen nach wie vor längst nicht reparierten Pass-Rush.
26. Detroit Lions
Das erste Team, dessen Einordnung wirklich schwierig ist. Die positiven Punkte vorneweg: Die Lions haben gute individuelle Qualität, mit Kenny Golladay, Marvin Jones, Danny Amendola und Matthew Stafford offensiv vorneweg. Dazu eine potenzielle Top-10-Offensive-Line und ein junger, talentierter Running Back in Kerryon Johnson. Doch was planen Matt Patricia und Darrell Bevell mit dieser Offense? Vieles deute darauf hin, dass hier das nächste Team entsteht, das massiv auf den Run setzen und so nicht mit den Erkenntnissen der letzten Jahre mitgehen wird. Das gibt der Lions-Einschätzung natürlich einen Dämpfer. Defensiv sollte Detroit in der Lage sein, die Line of Scrimmage mit Spielern wie Trey Flowers, A'Shawn Robinson und Damon Harrison gegen die meisten Teams zu kontrollieren, die Secondary hat ebenfalls einige sehr gute Bausteine, unter anderem in Darius Slay und Justin Coleman. Die Lions haben die individuellen Bausteine, um einige Teams zu überraschen - mit dem großen Fragezeichen, ob Patricia und Bevell das auch dementsprechend umsetzen.
25. Tennessee Titans
Wie optimistisch sind Titans-Fans noch, dass Marcus Mariota im fünften Jahr seinen Breakout hat? Antworten darauf gerne in die Kommentare. Was dafür spricht, ist ein endlich verbessertes Waffenarsenal, in dem Delanie Walker zurückkehrt und die neuen Wide Receiver Adam Humphries und A.J. Brown dringend benötigte Verbesserungen darstellen. Die Offensive Line sollte mit Rodger Saffold ebenfalls besser sein, wenngleich Taylor Lewan, der beste Spieler dieser Line, die ersten vier Spiele gesperrt verpasst. Und einen drastischen Scheme-Wechsel dürfte man unter dem intern beförderten, neuen Offensive Coordinator Arthur Smith auch nicht erwarten. Somit muss man erneut von einer Offense im Mittelmaß ausgehen, mit einer Defense, die allerdings sehr gut werden könnte. Die Secondary ist exzellent besetzt, Cam Wake und Harold Landry sollten ein gutes Edge-Rush-Duo bilden und so Jurrell Casey im Zentrum entlasten, mit Rashaan Evans dahinter als Sideline-to-Sideline-Linebacker. Diese Seite des Balls wird nicht das Problem in Nashville sein.
24. Buffalo Bills
Die Bills haben sich in der Offseason unheimlich sinnvoll verstärkt. Cody Ford und Mitch Morse machen die Offensive Line deutlich besser, John Brown gibt Josh Allen eine zweite vertikale Waffe neben Robert Foster und Cole Beasley ist eine verlässliche Slot-Option, die den Bills dringend gefehlt hat. Die Umstände um Allen herum wurden also deutlich besser - resultiert das auch in einem Schritt nach vorne für Allen selbst? Die Pre-Draft-Bedenken insbesondere in puncto Accuracy und Reads sind hier nach wie vor prominente Sorgen. Wenn sich Allen als Passer merklich weiterentwickelt, sind die Bills ein potenzielles Überraschungsteam, denn die Defense sollte auch 2019 wieder sehr stark sein. Tremaine Edmunds ist hier schon jetzt ein Fixpunkt, dazu eine sehr gute Secondary und Rookie Ed Oliver neu in der Defensive Line. Buffalo hat die Bausteine, um Anfang Dezember noch im Playoff-Rennen zu sein.
23. Denver Broncos
Der offensichtliche Punkt gleich zum Start: Diese Defense sollte gut sein, sehr gut sogar. Mit Vic Fangio übernimmt einer der besten Defensive Coordinators der letzten fünf Jahre die Broncos, einen neuen Slot-Cornerback in Bryce Callahan hat er aus Chicago mitgebracht. Die Broncos werden, wie es Fangios Markenzeichen ist, in der Secondary unheimlich schwer lesbar sein und können mit Von Miller und Bradley Chubb eines der ligaweiten Top-Pass-Rush-Duos in die Waagschale werfen. Es wäre schon überraschend, wenn diese Defense nicht mit zur Ligaspitze gehören würde. Anders gestaltet sich das bei der Offense: Die Offensive Line sollte mit Dalton Risner und Ja'Wuan James einen klaren Schritt nach vorne machen und Joe Flacco ist ein (kleines) Upgrade gegenüber Case Keenum. Die Receiving-Waffen dagegen werfen einige Fragezeichen auf, auch wenn Emmanuel Sanders nach seinem Achillessehnenriss in der Preseason überraschend gut aussah. Rookie-Offensive-Coordinator Rich Scangarello soll das alles zusammenführen und zu einer effizienten Offense machen.
22. Jacksonville Jaguars
Die alles entscheidende Frage ist die: Was kann man von der Jaguars-Offense erwarten? Angesichts einer Defense, die alles - das beste Cornerback-Duo der Liga, einen Elite-Pass-Rush um Calais Campbell, Yannick Ngakoue und Josh Allen und selbst ohne Telvin Smith jede Menge Speed und Reichweite im Linebacker-Corps - mitbringt, um die beste Defense der NFL zu stellen, muss die Offense dieses Team gar nicht tragen. Aber sie muss funktional sei, und das vor allem konstant. Hier kommen dann die größten Zweifel im Zusammenhang mit dem neuen Quarterback Nick Foles auf: Dass Foles einzelne Spiele dominieren kann, steht außer Frage - dass er über 16 Spiele ein solider Starting-Quarterback sein kann, darf man dagegen ernsthaft anzweifeln. Umso mehr, da er nicht ansatzweise die Umstände haben wird, wie zuletzt bei den Eagles. Weder in der Offensive Line, noch im Receiving Corps.
21. Indianapolis Colts
Es ist nahezu unmöglich, die Colts infolge des Rücktritts von Andrew Luck vernünftig einzuschätzen. Jacoby Brissett ist sicher eine vergleichsweise gute Notfalllösung, und vielleicht entpuppt er sich ja auch als mehr. Für den Moment aber haben die Colts einen Top-5-Quarterback verloren, und müssen ihn durch ihren Backup ersetzen. Das macht aus einem Titelanwärter ein Team, das um die Playoffs kämpfen muss. Die Argumente dafür? Eine Top-5-Offensive-Line, ein deutlich verbessertes Wide-Receiver-Corps und eine junge, talentierte Defense, die sich bereits während der vergangenen Saison merklich entwickelte und die in Justin Houston noch ein großes Puzzleteil dazubekommen hat.
20. New York Jets
Die Jets wirken wie ein Team, das zum nächsten Schritt bereit ist. Dass man Ryan Kalil jüngst aus dem gerade erst begonnenen Ruhestand holen und so seine immense Center-Baustelle schließen konnte, bestärkt dieses Gefühl nochmal deutlich. Sam Darnold hatte eine sehr positive Entwicklung im Laufe der vergangenen Saison, mit Jamison Crowder hat er eine Top-Slot-Option dazubekommen und auch Le'Veon Bell macht diese Offense deutlich besser. Diese sollte unter Adam Gase und mit Darnold im zweiten Jahr gefährlich sein. Es ist die Defense, die die Erwartungen dämpft: Mit Quinnen Williams, Leonard Williams und Henry Anderson in der Defensive Line ist man hervorragend aufgestellt, dazu ist Jamal Adams einer der größten defensiven Playmaker in der NFL. Doch die Cornerbacks müssen jedem Jets-Fan massive Bauchschmerzen bereiten, während man gleichzeitig gerade seinen defensiven Anführer Avery Williamson verletzungsbedingt für die gesamte Saison verloren hat.
19. Tampa Bay Buccaneers
Den Buccaneers-Part könnte man ganz ähnlich schreiben wie den der Jets, wenngleich mit etwas mehr Pessimismus in der Defense, dafür aber größerem Optimismus in der Offense. Zu gut ist das Waffenarsenal um Jameis Winston selbst ohne Adam Humphries und DeSean Jackson, zu vielversprechend die Aussicht, dass diese Offense unter Bruce Arians endlich ihre auf dem Papier schon länger verfügbaren PS auch auf den Platz bekommt. Defensiv dagegen muss man sich schon fragen, wo der Pass-Rush - vorerst ohne Jason Pierre-Paul umso mehr - herkommen und wer genau eigentlich die gegnerischen Receiver decken soll. Beides sind konstante Probleme in Tampa Bay, in die Secondary, in der Vernon Hargreaves nach langer Verletzungspause zurückkehrt, haben die Bucs dieses Jahr sehr viele Draft-Ressourcen gesteckt. Diese jungen Spieler müssen aber auch erstmal funktionieren.
18. Baltimore Ravens
Neben den Cardinals das spannendste Offense-Projekt für 2019: Die Ravens haben die Offseason, so die Theorie, dazu genutzt, eine Offense zu entwerfen und einzustudieren, die exakt auf den Stärken von Lamar Jackson basiert. Das heißt, dass ein ausgeprägtes Run Game mit einer Vielzahl an Rushing-Designs eine prominente Rolle einnehmen wird. Blickt man auf Jacksons Accuracy-Probleme in der vergangenen Saison, vor allem aber auf das Wide Receiver Corps der Ravens für 2019, dann scheint das auch vergleichsweise alternativlos zu sein. Die Ravens werden in dem Fall eine einzigartige Offense aufbieten. Defensiv hatte Baltimore einige gravierende Abgänge, ganz besonders in der Front Seven. Der Pass-Rush bietet inzwischen eine überschaubare individuelle Qualität, sodass klar ist, dass noch mehr über die Secondary funktionieren und der Pass-Rush via Scheme und Play-Designs erfolgen soll. Das wiederum scheint, im Gegensatz zu den mutmaßlichen offensiven Ansätzen, genau im Trend der Zeit zu liegen.
17. San Francisco 49ers
"Make or Break" ist vielleicht zu hart formuliert, aber auf jeden Fall wächst in San Francisco der Druck merklich. Die Niners müssen endlich Ergebnisse liefern und sie sollten dafür auch den Kader haben: Der Edge-Rush wurde mit Dee Ford und Nick Bosa generalüberholt, sodass DeForest Buckner deutlich mehr Entlastung erhält. Jimmy Garoppolo ist zurück und findet eines der explosivsten Receiving-Corps mit George Kittle, Marquise Goodwin, Dante Pettis und auch Deebo Samuel vor. Und dass das offensive Scheme funktioniert, hat Nick Mullens letztes Jahr nachgewiesen. Pass-Protection kann man als eine mögliche Schwachstelle aufführen - insbesondere aber Coverage könnte ein Problem sein. Das betrifft Linebacker-Neuzugang Kwon Alexander, genau wie den Großteil der Secondary abgesehen von Richard Sherman.
16. Carolina Panthers
Das größte Fragezeichen in Carolina ist das Passspiel. D.J. Moore und Curtis Samuel sind ein talentiertes Duo, aber beide auch noch in ihrer Entwicklung - und dahinter haben die Panthers wenig Wide-Receiver-Qualität. Cam Newton zeigte letztes Jahr, dass er ein präziserer Passer in einer stärker auf das Kurzpassspiel ausgelegten Offense sein kann, das ging aber auch auf Kosten der Explosivität im Passspiel. Newton warf prozentual weniger tiefe Pässe als Derek Carr oder Alex Smith. Verbessert sich die Offensive Line, sodass auch wieder mehr tiefe Dropbacks Einzug erhalten? Defensiv steht das Passspiel ebenfalls im Fokus, namentlich die Frage: Halten Donte Jackson, James Bradberry und Ross Cockrell Stand? Oder ist das Cornerback-Trio guter Durchschnitt, aber nicht mehr - was in der heutigen NFL zu wenig für ganz große Ansprüche ist. Zumindest die Front Seven mit den Neuzugängen Gerald McCoy und Brian Burns sollte zur ligaweiten Spitze gehören.
15. Green Bay Packers
Die Packers sind schlicht und ergreifend eine riesige Wildcard vor dem Start in die neue Saison. Sicher, Aaron Rodgers, Davante Adams und eine Top-5-Offensive-Line geben Green Bay einen vergleichsweise hohen Floor - aber darüber hinaus? Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen Matt LaFleur und Aaron Rodgers? Lässt sich Rodgers auf die Offense ein und kann LaFleur einige der negativen Tendenzen aus seiner Titans-Zeit ablegen? Wie entwickeln sich die jungen Receiver hinter Adams? Und zahlt es sich aus, dass Green Bay in der Free Agency zwei neue Pass-Rusher eingekauft und einen dritten in der ersten Runde des Drafts ausgewählt hat? Die Packers haben defensiv fast so viel Talent wie, konkret auf 2019 geblickt, Unklarheiten. Es wird eine faszinierende Saison in Lambeau, die genauso mit dem Division-Titel enden könnte, wie mit dem erneuten Verpassen der Playoffs.
14. Minnesota Vikings
2018 war eine ziemliche Enttäuschung - 2019 sollte besser laufen. Zumindest legt das die generalüberholte Interior Offensive Line nahe, die letztes Jahr ein massives Problem war. Die Offense von Gary Kubiak sollte Big Plays im Run Game und einfachere Completions im Passspiel mit sich bringen, wovon dann auch Kirk Cousins profitiert. Cousins ist ein guter Quarterback, aber keiner, von dem man erwarten sollte, dass er die Offense trägt - letztes Jahr war das zu häufig der Fall. In Thielen und Diggs hat Minnesota eines der besten Wide-Receiver-Duos der Liga und nachdem die Defense letztes Jahr gerade zu Saisonbeginn so ihre Probleme hatte, erhofft man sich auch hier wieder mehr Konstanz. Das aber könnte schwieriger werden, wenn Xavier Rhodes nicht wieder zu alter Form findet.
13. Dallas Cowboys
Nicht ganz einfach, für die Cowboys dieser Tage ein Gefühl zu bekommen. Die Defense sollte wieder gut sein, angeführt von Demarcus Lawrence sowie dem Linebacker-Duo Jaylon Smith und Leighton Vander Esch. Aber ist die Secondary, abgesehen von Byron Jones, gut genug für ganz große Ansprüche? Wie schlägt sich Kellen Moore in seiner ersten Saison als Offensive Coordinator, erst zwei Jahre nach dem Ende seiner aktiven Karriere? Und wie wirkt sich die Dynamik um Jason Garrett, der keinen neuen Vertrag erhalten hat, aus? Die Offensive Line, mit Travis Frederick zurück im Zentrum, sollte wieder zur Liga-Spitze gehören, Michael Gallup, Amari Cooper und Randall Cobb sind ein gutes Wide-Receiver-Trio und Dak Prescott ein guter Starting-Quarterback. In der Summe ergibt das ein Bild von einem Team, das "gut" und manchmal auch "sehr gut" sein kann und um die Playoffs mitspielen wird - aber eben nicht zur obersten Liga-Spitze gehört.
12. Houston Texans
Was für eine Achterbahnfahrt am Samstagabend! Nachdem die Texans Jadeveon Clowney verscherbelt und im Gegenzug nicht einmal Offensive-Line-Hilfe bekommen hatten, rutschten sie im Hinterkopf bereits mehrere Plätze zurück. Ein paar Stunden später waren plötzlich Laremy Tunsil und Kenny Stills Texans-Spieler. Houston hat Clowney zu günstig abgegeben und für Tunsil und Stills viel zu viel bezahlt - das aber ist Kritik an der Kaderplanung und um die geht es im Power Ranking nicht. Auf dem Papier hat Houston einen dominanten Verteidiger verloren, sich dafür auf Left Tackle um mehrere Schritte verbessert und endlich eine zweite verlässliche Option neben DeAndre Hopkins, falls Will Fuller erneut ausfällt. Die Defense sieht ohne Clowney noch wackliger aus, insbesondere die Secondary könnte ein Problem werden. Doch man darf hoffen, dass Tunsil und früher oder später auch Tytus Howard und Max Scharping dabei helfen, die offensiven Play-Designs wieder mutiger zu gestalten - und so vielleicht auch Deshaun Watson dabei helfen, den Ball schneller loszuwerden.
11. Seattle Seahawks
Der Trade für Jadeveon Clowney ließ die Seahawks nochmal zwei, drei Plätze klettern: Clowney ist ein Top-15-Defensive-End und adressiert damit nicht nur ein großes Fragezeichen - er ist auch ein Kandidat, um die Michael-Bennett-Rolle auszufüllen, die in Seattles Defense über Jahre so wichtig war. Damit bleiben Fragezeichen bei den Cornerbacks, dem Wide-Receiver-Corps ohne Doug Baldwin und mit viel Ungewissheit hinter Tyler Lockett, sowie vor allem dem offensiven Play-Calling, was in der Summe den Sprung in die ganz hohen Gefilde verhindert. Ein defensives Elite-Level ist ähnlich schwer kopierbar wie ein Elite-Deep-Passing-Game, und davon waren die Seahawks letztes Jahr doch sehr abhängig. Aber Seattle hat einen Top-5-Quarterback, einen der gefährlichsten Deep-Threat-Receiver der Liga und eine aufregende Front-Seven um Clowney und Bobby Wagner. Das bedeutet in der Summe vor allem eines: Einen sehr, sehr hohen Floor.
10. Chicago Bears
Die 2018er Chicago Bears erinnerten zu einem gewissen Grad an die 2017er Jacksonville Jaguars: Eine Elite-Defense trug das Team, während eine inkonstante Offense meist gerade genug machte, in einigen Spielen aber auch der entscheidende Faktor war. 2018 fielen die Jaguars massiv zurück - die Offense brach ein, während die Defense zwar immer noch in die Top-8 gehörte, aber eben nicht an den Ausnahmestatus im Jahr davor anknüpfen konnte. Letzteres steht, nicht nur aufgrund der Abgänge von Vic Fangio, Bryce Callahan und Adrian Amos, vermutlich auch den Bears bevor. Die Frage lautet dann: Was passiert mit der Offense? Die Bears haben einen zu guten Trainerstab, ein zu gutes Waffenarsenal und eine zu solide Offensive Line, als dass man einen Jaguars-2018-Einbruch befürchten müsste. Doch die Frage danach, ob die Bears 2019 ein ernsthafter Titelanwärter sein können, hängt maßgeblich davon ab, wie die Entwicklung von Mitch Trubisky verläuft. Der junge Quarterback war letztes Jahr als Scrambler extrem gefährlich und hatte als Passer immer wieder auch Highlights - die Konstanz aber fehlte. Er ist ein inakkurater Passer, der - auch wenn hier einige positive Trends zu beobachten waren - in der Summe noch große Probleme mit seinen Post-Snap-Reads hat. Erfolgt hier kein maßgeblicher Schritt nach vorne, wird es schwer, ganz oben mitzuspielen.
9. Atlanta Falcons
Haben die Falcons ihre Offensive Line repariert? Das wird mit Blick auf ihre Prognose für 2019 vielleicht die entscheidende Variable sein. Beide Guard-Spots sind mit Neuzugängen (James Carpenter, Erstrunden-Pick Chris Lindstrom) besetzt, mit Kaleb McGary könnte im Laufe der Saison ein zweiter Rookie auf Right Tackle übernehmen. Center Alex Mack und Left Tackle Jake Matthews sind die Fixpunkte der Line. Ist der Rest zumindest durchschnittlich, sollte diese Offense mit Matt Ryan, Julio Jones, Calvin Ridley und Mohamed Sanu sehr gefährlich sein. Die Defense derweil zerfiel verletzungsbedingt 2018 in ihre Einzelteile - insbesondere mit Deion Jones, aber auch mit Keanu Neal und Ricardo Allen zurück in der Startformation sollte hier deutlich mehr Stabilität Einzug erhalten. Das große Sorgenkind bleibt der Edge-Rush.
8. Cleveland Browns
Cleveland und Pittsburgh sind wahnsinnig eng beieinander, rein vom Talentlevel her könnte man Cleveland sogar vor die Steelers setzen. Ein großartiges Receiving-Corps, dessen größte Baustelle - der Nummer-1-Receiver - bekanntermaßen prominent geschlossen wurde. Baker Mayfield könnte 2019 den Schritt zum Top-10-Quarterback hinlegen, zum Teil war er da letztes Jahr schon. Die Defensive Line mit Garrett, Ogunjobi, Richardson und Vernon klingt nach Top-3-D-Line, die Browns haben ein gutes Linebacker-Corps und zwei potenzielle Man-Cornerbacks in Denzel Ward und Greedy Williams. Man wartet mit Spannung auf die Offense, jetzt wo Freddie Kitchens und Baker Mayfield eine ganze Offseason daran arbeiten konnten, womöglich aber sorgt die Defense für die ersten großen Schlagzeilen. Die Browns sind jung, haben einen Rookie-Head-Coach und die Offensive Line könnte ein ernster Stolperstein werden. Dennoch ist dieses Team definitiv ein Playoff-Kandidat.
7. Pittsburgh Steelers
Hat die Abwesenheit von Antonio Brown und Le'Veon Bell - in der Offseason vor allem verbunden mit bunten Schlagzeilen diverser Natur - dazu geführt, dass die Steelers unterschätzt werden? Man bekommt fast den Eindruck. Das allerdings wäre ein Fehler: Eine sehr starke Offensive Line, wenngleich hier zugegebenermaßen der Abgang von O-Line-Coach Mike Munchak abgewartet werden muss, eine gefährliche defensive Front, in der endlich die Linebacker-Baustelle geschlossen wurde, ein Top-10-Quarterback, und neben JuJu Smith-Schuster ein talentiertes Receiving-Corps um Donte Moncrief, James Washington und Diontae Johnson. Werden die Steelers vor allem den Brown-Abgang merken? Da dürfte es keine zwei Meinungen geben. Auch die Secondary gibt noch ein paar Stirnrunzler mit. Aber in der Summe ist das noch immer ein Playoff-Kader.
6. Los Angeles Chargers
Eine neue Offseason, eine neue gravierende Verletzung bei den Chargers. Der Verlust von Derwin James ist ein massiver Schlag in die Magengrube für eine Defense, die mit James das Potenzial hatte, die Beste der Liga zu sein. So stark ist das Edge-Rush-Duo, das Cornerback-Duo und auch das Linebacker-Corps ist mit Thomas Davis endlich tiefer. Derweil bleiben die Probleme in der Offensive Line, namentlich Sam Tevi, und werden durch den Ausfall von Left Tackle Russell Okung weiter vergrößert. Derweil ist Tyrell Williams weg und Melvin Gordon befindet sich weiterhin im Holdout. Skepsis ist also angebracht, wenngleich Philip Rivers, Keenan Allen, Mike Williams und die nach wie vor immense Qualität in der Defense die Chargers trotzdem zu einem der stärksten Teams für 2019 machen.
5. Los Angeles Rams
Was könnte verhindern, dass die Rams auch 2019 ein Titelkandidat sind? Die Offensive Line könnte ohne Saffold einen kleinen Schritt zurück machen, auch Andrew Whitworth wird nicht jünger. Sollten die offensiven Anpassungen von Sean McVay, die ohne Frage kommen werden, Jared Goff stärker ins Rampenlicht rücken, könnte das der Offense ein paar PS nehmen. Und der Verlust von Ndamukong Suh spielt natürlich ebenfalls eine Rolle, auch wenn Suh nicht mehr auf seinem ultra-dominanten Level ist. Doch insgesamt ist das noch immer ein Contender-Team, mit einem exzellenten Receiver-Trio, dem besten Verteidiger der Liga, einer sehr gut besetzten Secondary und einem der besten Coaching Staffs in der NFL. Es wäre schon eine Überraschung, sollten die Rams im Januar nicht wieder eine größere Rolle spielen.
4. Kansas City Chiefs
Jedem, der Kansas City aufgrund von Zweifeln an der Pass-Defense tiefer einschätzt, kann man nur bedingt widersprechen. Die Outside-Cornerbacks könnten, umso mehr in einer womöglich Blitz-lastigen Defense, ein ernsthaftes Problem werden, und einen dynamischen Pass-Rusher hat KC auch nicht, wenngleich Chris Jones und Frank Clark schon ein starkes Duo in der Defensive Line sind. Das Gegenargument: Die Chiefs sollten so ziemlich jeden Shootout gewinnen können. Zu talentiert ist Patrick Mahomes, zu gefährlich die Kombination aus dem MVP, Andy Reid, einer guten Offensive Line und einem Top-3-Waffenarsenal ligaweit. Travis Kelce bleibt der Go-to-Guy, Tyreek Hill der definierende Play-Design-Faktor, Sammy Watkins ist eine starke Nummer 2 und mit Mecole Hardman haben die Chiefs sogar noch eine Homerun-Waffe dazu bekommen. Diese Offense wird auch 2019 wieder in höchstem Maße unterhaltsam, effizient und explosiv sein.
3. Philadelphia Eagles
Die Eagles könnten das kompletteste Team in der NFC und womöglich der gesamten NFL sein - haben aber aktuell noch ein großes Fragezeichen, was sie von den Saints unterscheidet: Funktioniert die Secondary, insbesondere das Cornerback-Corps, in dem es, abgesehen von Ronald Darby, noch einige Unklarheiten gibt? Davon abgesehen ist das ein unheimlich starkes Team. Die Eagles könnten eine Top-5-Offensive- und eine Top-5-Defensive-Line haben. Letzteres sollte außer Frage stehen. Philly hat außerdem vielleicht das beste Receiving-Corps, mit einem Top-Tight-End-Duo (Ertz/Goedert) und einem unheimlich tiefen, ausgeglichenen Wide-Receiver-Quartett, dem DeSean Jackson den dringend benötigten Speed gibt. Die Eagles können jede Defense gemäß der jeweiligen Schwäche mit unterschiedlichstem Personal angreifen. Die größte Frage in der Offenes: Ist Carson Wentz wieder bei 100 Prozent - und setzt sich seine positive Entwicklung fort? In dem Fall wäre Philly ein ganz heißer Super-Bowl-Kandidat.
2. New England Patriots
So erschreckend das für den Rest der Liga klingt: Diese Defense könnte nochmal stärker sein als die Patriots-Defense, welche die Rams-Offense im Super Bowl erstickte. Trey Flowers zu verlieren, tut weh, doch Michael Bennett und Rookie Chase Winovich sollten diesen Verlust mehr als nur auffangen. Das Linebacker-Corps ist deutlich tiefer als letztes Jahr und die Secondary sollte auch 2019 mit zur Liga-Spitze gehören können. Da geht die Liga hin, die Pats werden über Play-Designs ihren Pass-Rush kreieren, haben zusätzlich aber auch zwei gute individuelle Rusher. Und die Offense? Tight End ist ein berechtigtes Fragezeichen, zumindest bis Ben Watson von seiner Sperre zurückkehrt. Mit Josh Gordon, Julian Edelman, N'Keal Harry - der die Saison allerdings auf IR beginnt -, Demaryius Thomas und Phillip Dorsett hat man aber ein potenziell sehr schlagkräftiges Receiving Corps mit einem sehr hohen Ceiling - aber auch mit einem gewaltigen Maß an Ungewissheit. Der Verlust von David Andrews tut weh, doch profitiert die Offensive Line von Bradys schnellem Release und seinen exzellenten Pre-Snap-Reads. Die Kombination von Belichick und McDaniels ist ohnehin ligaweit schwer zu toppen.
1. New Orleans Saints
Das größte Fragezeichen mit Blick auf die Qualität des Saints-Kaders betrifft den Arm von Drew Brees und die Frage, ob wir letztes Jahr den Anfang vom Ende oder nur einen, womöglich verletzungsbedingten, Durchhänger erlebt haben. Ein elementarer Aspekt, keine Frage - doch die Tatsache, dass es dahinter nur wenige echte Sorgen gibt, spricht für die Qualität in diesem Team. Michael Thomas und Alvin Kamara sind zwei der gefährlichsten Spieler auf ihrer jeweiligen Position, mit Jared Cook gibt es endlich auch eine dritte starke Option im Passspiel. Die Offensive Line gehört zur Ligaspitze und Rookie-Center Erik McCoy, der Max Unger ersetzen muss, hat über den Sommer einen guten Eindruck hinterlassen. Fast unter dem Radar fliegt dabei zu Unrecht die Defense: Die Secondary, angeführt von Lattimore und dem starken Safety-Duo hat sich im Laufe der vergangenen Saison, nicht zuletzt durch die Verpflichtung von Eli Apple, merklich stabilisiert und erhält den 2018 verletzten Patrick Robinson für den Slot sowie Rookie-Safety Chauncey Gardner-Johnson - eine Tyrann-Mathieu-ähnliche Allzweckwaffe - noch dazu. Wenn Marcus Davenport gegenüber von Cam Jordan den erhofften Schritt machen kann, wird auch der Pass-Rush keine Problemzone sein.