Marcus Blumberg
17. Januar 202009:55
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Championship Sunday steht vor der Tür. Die Kansas City Chiefs, Tennessee Titans, San Francisco 49ers und Green Bay Packers schafften es bis hierhin, ihre Wege dorthin könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein. SPOX wagt einen Blick zurück.
Welche Entscheidungen, welche Trades und welche Schlüsselmomente haben die vier Championship-Teams bis an diesen Punkt gebracht? Und können andere Teams aus einzelnen Aspekten womöglich sogar lernen?
AFC Championship Game:
No. 2 Kansas City Chiefs (12-4) vs. No. 6 Tennessee Titans (9-7) (So., 21.05 Uhr live auf DAZN)
Kansas City Chiefs
- Der Weg der Chiefs in dieses zweite Championship Game in Serie begann keineswegs erst in dieser Saison. Um die Ursprünge dieser Reise zu beleuchten, müssen wir bis ins Jahr 2017 zurückgehen. Damals nämlich bewiesen die Chiefs eine ganze Menge Mut und zogen, nachdem sie hoch getradet hatten, mit dem zehnten Pick im Draft Quarterback Patrick Mahomes von Texas Tech. Ein Schritt, der zunächst belächelt wurde: Quarterbacks aus einer Offense, wie sie Mahomes im College gespielt hatte, hatten traditionell einen schweren Stand in der NFL. Heute lacht keiner mehr.
- Der nächste wichtige Schritt war dann die Entscheidung, sich vom erfahrenen und stets soliden Quarterback Alex Smith nach einer guten Saison zu trennen und Mahomes zur Saison 2018 zum Starter zu machen. Smith wurde nach Washington geschickt, Mahomes übernahm und eskalierte völlig! Am Ende stand der MVP Award sowie das erste AFC Championship Game für ihn.
- Das Spiel dann wurde dank des knappen Ergebnisses - New England siegte erst in der Overtime - zum Tiefschlag für die junge Truppe. Gleichzeitig aber sorgte es für Extra-Motivation, denn nicht nur Mahomes selbst dürfte lange gebraucht haben, über die Enttäuschung hinweg zu kommen.
- Die größte Konsequenz aus der Pleite: Head Coach Andy Reid entließ Defensive Coordinator Bob Sutton und engagierte Steve Spagnuolo, der die Defense komplett auf links drehte samt neuem System - mit einer 4-3-Base-Formation - und im Endeffekt auch neuen Gesichtern. Speziell der Pass-Rush wurde runderneuert mit Frank Clark an der Spitze. Im Backfield übernahm der "Honey Badger" Tyrann Mathieu und trug dort merklich zur Stabilisierung bei. Unterm Strich verbesserte sich die Defense als Ganzes im Vergleich zum Vorjahr deutlich, vor allem gegen den Pass.
- Ein Schreckmoment in Denver in Woche 7 schweißte das Team noch mehr zusammen. Mahomes verletzte sich vermeintlich schwer an der Kniescheibe, sodass Backup Matt Moore übernehmen musste. Der erwartete Leistungsabfall blieb jedoch weitestgehend aus. Man siegte dennoch bei den Broncos und verlor lediglich gegen die Packers. Nach zur zwei Ausfällen meldete sich Mahomes dann zurück. Überraschend verloren die Chiefs dann zwar in Tennessee im ersten Spiel wieder mit Mahomes, anschließend aber folgten nur noch Siege für Kansas City.
- Ein nächstes Indiz dafür, wie explosiv die Offensive der Chiefs ist, lieferte dann der Erfolg im Divisional Game über die Texans. Nach 0:24-Rückstand drehten die Chiefs wahnsinnig auf und gewannen noch 51:31 dank fünf Mahomes-Touchdown-Pässen.
Tennessee Titans
- Der Weg der 2019er Titans wäre längst vorbei, wenn es nicht Mitte März 2019 zu einem wegweisenden Trade gekommen wäre. Damals nämlich schickten die Titans einen 2020er Viertrunden- sowie einen 2019er Siebtrundenpick nach Miami und bekamen dafür einen 2019er Sechstrundenpick - und natürlich Quarterback Ryan Tannehill. Die Idee: Tannehill sollte im Training und als Backup ein wenig Druck auf den zudem verletzungsanfälligen Starter Marcus Mariota machen, der im fünften und finalen Jahr seines Rookie-Vertrags immer noch auf den Durchbruch wartete.
- Kurzum: Mariota schaffte besagten Durchbruch nicht. Nach einer 0:16-Pleite in Denver war dann endgültig Schluss und Head Coach Mike Vrabel zog die Reißleine: Mariota ging auf die Bank, Tannehill wurde zum Starter ernannt und damit die Wende eingeleitet. Von ihren folgenden sieben Spielen gewannen die Titans sechs - von ihren nunmehr zwölf (inklusive den Playoffs) mit Tannehill als Starter derer neun!
- Ebenfalls ganz wichtig für die Entwicklung Tennessees in dieser Saison ist die starke Draft-Klasse 2019. Speziell Erstrundenpick Jeffery Simmons (Defensive Lineman) und Zweitrundenpick A.J. Brown (Wide Receiver) erwiesen sich als echte Glücksgriffe. Aber auch Guard Nate Davis aus Runde 3 wurde zur echten Verstärkung.
- Der Statement-Sieg die Titans in Woche 10 war so etwas wie die Initialzündung für den Playoff-Run. Die Titans schockten die Liga mit dem Erfolg über die Chiefs, die erstmals wieder mit Mahomes antraten. Das Team von Vrabel unterstrich mit der Leistung, dass es konkurrenzfähig sein kann und bewies das vor allem sich selbst. Zudem war es der Beginn einer Serie von vier Siegen nacheinander, die Tennessee in Position brachten für die zweite Wildcard der AFC.
- Ebenfalls nicht möglich gewesen wäre der Titans-Erfolg bis hierhin ohne Running Back Derrick Henry. Der legte im vierten Jahr seine mit Abstand beste Saison in der NFL hin und schaffte im Prinzip den Durchbruch, den sich die Organisation von Mariota erhofft hätte. Henry ist der Motor des Teams und war zweifelsohne einer der Hauptgründe für die bisherigen zwei Siege als Underdogs in den Playoffs.
NFC Championship Game:
No. 1 San Francisco 49ers (13-3) vs. No. 2 Green Bay Packers (13-3) (Mo., 0.40 Uhr live auf DAZN)
San Francisco 49ers
- Die Wiederauferstehung der 49ers wäre nicht möglich gewesen ohne eine entscheidende Veränderung im Jahr 2017. Das alte Regime wurde entlassen und mit General Manager John Lynch und Head Coach Kyle Shanahan wurde eine neue sportliche Leitung installiert, die neue, klare Strukturen in die Organisation brachten. Etwas, das in den Jahren zuvor ein wenig abhandengekommen war.
- Der nächste Meilenstein für die 49ers war dann der Trade in der Saison 2017, der ihnen Quarterback Jimmy Garoppolo - für einen 2018er Zweitrundenpick - einbrachte. Bis dahin war das wohl das größte Defizit der Niners. Das Gerüst stand, personell wie systemtechnisch, doch der Quarterback fehlte. Garoppolo sollte der Mann der Zukunft sein und bekam prompt einen langfristigen wie hochdotierten Vertrag verpasst.
- Zur Saison 2018 war dann der erste Großangriff seit Jim Harbaughs Zeiten als Head Coach Anfang des Jahrzehnts geplant. Man hatte die nötigen Teile zusammen und schnappte zudem dem großen Rivalen Seattle Seahawks Cornerback Richard Sherman weg. Die Weichen waren also gestellt für eine verheißungsvolle Zukunft.
- Dann jedoch der Schock: Garoppolo zog sich bereits im dritten Saisonspiel einen Kreuzbandriss zu - Saison-Aus! Zudem war auch Sherman nicht unbedingt in Topform, nachdem er sich immer noch von einer Achillessehnenverletzung erholte und ein paar andere Blessuren durch die Saison schleppte. Das Jahr war essenziell gelaufen und die Niners stürzten gewaltig ab (4-12).
- Dieses auf den ersten Blick verlorene Jahr jedoch entpuppte sich letztlich aber doch als Segen, denn es brachte den 49ers den zweiten Pick insgesamt im Draft ein. Daraus wurde Defensive End Nick Bosa, der designierte Defensive Rookie of the Year. Damit nicht genug, denn die Draftklasse 2019 brachte den Niners noch ein paar weitere Glücksgriffe ein: Wide Receiver Deebo Samuel wurde in der zweiten Runde gezogen, der mittlerweile zum Leistungsträger aufgestiegene Linebacker Dre Greenlaw war ein Fünftrundenpick.
- Der nächste wichtige Punkt für die 49ers war dann die Entwicklung von Tight End George Kittle. Hatte er im Vorjahr erstmals seine Extraklasse aufblitzen lassen, rief er nun trotz schmerzhafter Knöchelblessur von Anfang an seine Leistung ab. Ebenfalls geholfen hat freilich der Trade für Wide Receiver Emmanuel Sanders unter der Saison, der sich nahtlos ins Spiel seines neuen Teams integrierte und im Prinzip die zweite Option nach Kittle für Jimmy G darstellt. Viele einzelne Entscheidungen, manche größer, manche kleiner, die aus Niners-Sicht saßen.
- Das bislang wohl wichtigste Spiel der Saison für die 49ers war wohl derweil die Niederlage gegen die Seahawks in Woche 10 vor heimischer Kulisse im Monday Night Game. Die Niners eilten bis dahin von Sieg zu Sieg und waren ungeschlagen. Seattle jedoch hielt dagegen und siegte schließlich in der Overtime. Die Niederlage war wegweisend, zeigte sie doch San Francisco auf, dass das Team zwar gut, aber nicht unfehlbar ist. Zugleich wurden Defizite offenkündig, die seither behoben wurden.
Green Bay Packers
- Die Packers warteten seit 2016 auf eine Playoff-Teilnahme und hatten seit dem Super-Bowl-Sieg 2010 auch nur noch zweimal das NFC Championship Game erreicht. Eine gewisse Tristesse war eingekehrt. Entsprechend gravierend war die Entscheidung im Jahr 2018, einen Wechsel an vorderster Front vorzunehmen. Der langjährige Funktionär Brian Gutekunst wurde zum General Manager befördert und ersetzte den bislang verantwortlichen Ted Thompson, der ein wenig festgefahren war in seinen einst erfolgreichen Wegen. Letzterer fiel als "Senior Advisor" weich.
- Mit Gutekunst begann zugleich ein klarer Kurswechsel in der Personalpolitik. Hatte Thompson stets hohe Investitionen in der Free Agency gescheut, agierte Gutekunst fortan merklich aggressiver. Das galt sowohl für Free Agents als auch für Draftpicks. Und speziell die Defense stand dabei im Fokus. 2018 kamen unter anderem die Defensive Backs Jaire Alexander und Josh Jackson als Erst- und Zweitrundenpicks dazu, 2019 dann folgte in diesem Bereich Darnell Savage Jr. mit einem weiteren Erstrundenpick. Dazu wurde gutes Geld für die Pass-Rusher Za'Darius und Preston Smith ausgegeben sowie auch für Safety Adrian Amos. Insbesondere die beiden Smiths haben diese Defense ohne Frage transformiert.
- Ebenfalls festgefahren schien das Verhältnis zwischen Mannschaft und Head Coach - oder zumindest zwischen Head Coach und Quarterback. Aaron Rodgers durfte angesichts seines hochdotierten Vertrags und seiner exponierten Stellung in der Franchise-Historie natürlich bleiben. Mike McCarthy jedoch musste trotz aller Erfolge in der Vergangenheit seinen Hut nehmen. Für ihn übernahm Matt LaFleur, zuvor Offensive Coordinator der Tennessee Titans. Mit LaFleur kamen frisches Blut und vor allem frische Ideen.
- Konkret hieß dies: Nachdem in den vergangenen Jahren die Offensive vermehrt aus Freesytle-Aktionen von Rodgers bestand, sollte nun wieder eine klare Idee erkennbar sein. LaFleur stellte klar, dass es bei ihm einen deutlicheren Fokus auf den Lauf geben werde. Was er damit aber vor allem bewerkstelligte, war es, Rodgers zu entlasten und damit auch Druck von den größtenteils unerfahrenen Receivern zu nehmen. Die generelle Idee: Die Verantwortung sollte auf mehrere Schultern verteilt werden, sodass nicht immer die (Passing) Offense die Kastanien aus dem Feuer holen musste. Die nun wieder vorzeigbare Defense spielte in dieses Konzept natürlich auch rein.
- Ein positiver Nebeneffekt des Ganzen war freilich der sportliche Durchbruch für Running Back Aaron Jones, der eine starke dritte Saison gespielt hat. Unterm Strich standen über 1500 Scrimmage-Yards und 19 Touchdowns insgesamt zu Buche.
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