Herzschlagfinale! Broncos schlagen Panthers

Von Adrian Franke
09. September 201615:12
C.J. Anderson war die treibende Kraft in der Broncos-Offensegetty
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Was für ein irrer Auftakt! Die Denver Broncos (1-0) schlagen die Carolina Panthers (0-1) in einem Herzschlagfinale mit 21:20 (0:7, 7:10, 0:0, 14:3). Nach einer beherzten Aufholjagd des Titelverteidigers hatten die Panthers die Chance auf den Last-Minute-Sieg - doch der Field-Goal-Versuch Sekunden vor dem Ende segelte links daneben.

Somit feierte Trevor Siemian (18/26, 178 YDS, TD, 2 INT) einen gelungenen Einstand als Broncos-Quarterback, während Cam Newton (18/33, 194 YDS, TD, INT) dieses Spiel noch für einige Tage in den Knochen haben dürfte: Carolinas QB steckte eine Vielzahl an harten Hits ein.

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Denvers Defense agierte nicht so dominant, wie noch im Super Bowl vor einigen Monaten. Doch die Aggressivität war bereits sichtbar, vor allem aber zeigten die Broncos, dass sie ein Spiel auch gegen eine sehr gute Defense über ihr Running Game (29 ATT, 148 YDS, 2 TDs) gewinnen können.

Die Stimmen:

C.J. Anderson (Broncos): "Ihr könnt es nennen, wie ihr wollt. Aber unter dem Strich haben wir das Spiel gewonnen."

Chris Harris (Broncos): "Wir haben in der ersten Halbzeit furchtbar gespielt - und am Ende dennoch gewonnen.

Graham Gano (Panthers): "Es ist kein gutes Gefühl, ich wünschte, ich könnte den Kick noch einmal versuchen. Aber ich muss das abhaken und nach vorne schauen."

Cam Newton (Panthers): "Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie es auf meinen Kopf abgesehen hatten. Es ist ein physisches Spiel und es ist nicht mein Job, die Schiedsrichter zu hinterfragen. Ich versuche jedes Mal, wenn ich einen Hit an den Kopf bekomme, das den Refs zu signalisieren. Aber wenn keine Flagge kommt, dann ist das okay."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Auf beiden Seiten gibt es keine kurzfristigen Ausfälle, somit ist beim Super-Bowl-Rematch alles wie erwartet: Die Broncos gehen mit Trevor Siemian als Starter in die neue Saison und schreiben damit Geschichte: Noch nie hatte der Super-Bowl-Titelverteidiger in Week 1 einen Starting-Quarterback, der noch keinen Regular-Season-Pass geworfen hat. Verglichen mit dem Spiel im Februar fehlen mit Malik Jackson (nach Jacksonville) und Danny Trevathan (Chicago) zwei Bausteine in der Mitte der Defense.

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Auf Panthers-Seite ist der große Unterschied im Vergleich zum Super Bowl der Abgang von Cornerback Josh Norman, der nach Washington wechselte. Offensiv kehrt Receiver Kelvin Benjamin (Kreuzbandriss) zurück, soll aber noch limitiert zum Einsatz kommen. Die beiden Tackle, die im Februar mit Von Miller und Co. so große Probleme hatten, bekommen heute ihre zweite Chance.

4.: FUMBLE! Siemian liefert zunächst einen beeindruckenden ersten Drive, bewegt sich sehr gut in der Pocket und holt mehrere First Downs raus. Auch C.J. Anderson zeigt zwei starke Runs - dann aber kommt Rookie Devontae Booker rein, und sein erster Laufversuch in der NFL endet in einem Fumble! Luke Kuechly und Charles Johnson sind zur Stelle und schlagen Booker das Ei aus der Hand. Turnover, Panthers Football!

8.: Kelvin Benjamin ist zurück - und wie! Der Receiver fängt zunächst den ersten kritischen Third-Down-Pass für die Panthers, die anschließend ihr kreatives Running-Game-Arsenal eindrucksvoll zeigen. In der Red Zone wirft Newton dann eine Rakete über die Mitte des Feldes, wo sich Benjamin, der sich im Slot aufgestellt hatte, mit seiner Physis in der Red Zone gegen zwei Defensive Backs durchsetzt. Touchdown, 7:0 Panthers!

14.: INTERCEPTION! Und beim nächsten Broncos-Drive zahlt Siemian Lehrgeld. Wieder läuft der Drive gut an, die Broncos marschieren bis tief in die Panthers-Hälfte. Dann aber kassiert Siemian zunächst einen unnötigen Sack, nur um beim nächsten Play gegen zwei heranstürmende Verteidiger einen Screen-Pass zu versuchen. Lotulelei blockt den Wurf, Thomas Davis schnappt sich die einfache Interception.

27.: Aber die Broncos kommen zurück: Wie schon bei den ersten beiden Drives hat die Panthers-Defense ihre liebe Mühe, dieses Mal aber vermeidet es Denver, sich selbst im Weg zu stehen. Stattdessen erhält Fullback Andy Janovich an der 28-Yard-Line den Ball anstatt zu blocken, Cornerback Bene Benwickere liest den Spielzug komplett falsch und Janovich marschiert in die Endzone. Im Gegenzug legt Carolina einen beeindruckenden neun Minuten langen, 18-Play-Drive aufs Parkett, den Newton mit einem direkten Quarterback-Run abschließt. Carolina erhöht kurz vor der Halbzeit per Field Goal, 17:7 Panthers.

39.: Diese Turnover killen die Broncos. Die Defense stoppt Carolina beim Opening Drive zur zweiten Halbzeit, wieder ist Denver in Scoring-Distanz - und wieder wirft Siemian die Interception! Bei einem viel zu kurz geratenen Pass hat Benwikere leichtes Spiel. Es ist Denvers dritter Turnover innerhalb Carolinas 30-Yard-Line. Der nächste Panthers-Drive endet mit einem Sack von DeMarcus Ware, nach welchem Newton angeschlagen vom Platz humpelt. Denver muss im Gegenzug direkt punten - und es gibt erste Buhrufe gegen die Offense.

51.: Das Spiel kippt! Zunächst macht es Denvers Offense besser: Siemian liefert seinen bislang beeindruckendsten Drive (6/6, 57 YDS), wirft in der Red Zone einen perfekten Screen Pass und Anderson erledigt den Rest. Touchdown Broncos! Wenige Minuten später hat Chris Harris bei einem schlecht geworfenen Slant-Pass den richtigen Riecher und schnappt sich die spektakuläre Interception! Wieder marschiert Denver in Richtung Endzone, wo erneut Anderson den Drive nach mehreren Versuchen schließlich abschließt - Spiel gedreht! 21:17 Broncos!

59.: Hero-Time für Newton: Carolina bekommt den Ball nach einem Field Goal drei Minuten vor dem Ende zurück und braucht nur ein erneutes Field Goal, um in Führung zu gehen. Doch Denvers Defense zeigt jetzt ihr aggressives Gesicht und Miller und Ware erwischen Newton nacheinander! Carolina allerdings spielt das lange Fourth Down tief in der eigenen Hälfte aus und eine Strafe gegen Chris Harris gibt Carolina eine neue Chance! Irrer Schlussspurt jetzt! Benjamin gelingt über die Mitte der nächste wichtige Catch, die Panthers sind dadurch in Field-Goal-Reichweite - UND DER 50-YARDER GEHT DANEBEN! Broncos win!

Der Star des Spiels: C.J. Anderson. Was für ein Auftakt für den Running Back. Anderson (20 ATT, 92 YDS, TD) bestätigte seine gute Saisonvorbereitung mit tollen Cuts, einem guten Gespür für die Lücken und jeder Menge Power after Contact. Darüber hinaus war er auch im Screen-Passing-Game ein verlässlicher Receiver für Siemian, nicht nur durch Bookers Fumble dürfte die Hackordnung in Denvers Backfield nach diesem Spiel mehr als eindeutig sein.

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Der Flop des Spiels: Carolinas Front Seven - ausgenommen Thomas Davis. Die Panthers schafften es mit ihrer sonst so dominanten Front nicht, das Spiel zu diktieren und dadurch Druck von den eigenen Cornerbacks zu nehmen. Das galt fürs Passing Game, insbesondere aber fürs Run Game, wo Denvers O-Line die Panthers zeitweise klar beherrschte.

Das fiel auf:

  • Denvers Turnover in der Nähe der Endzone waren lange die prägende Story: Siemian blieb auch unter Druck in der Pocket und suchte den Pass, traf gegen den Blitz aber mehrfach die falsche Entscheidung und zahlte einiges an Lehrgeld. Das Vertrauen der Coaches allerdings hatte er: Die Broncos eröffneten das Spiel mit sechs Pässen in Folge, Siemian bewegte sich meist gut in der Pocket und zeigte seine Athletik. Auch hakte er seine Fehler beeindruckend schnell ab.
  • Denvers Offensive Line wirkte athletischer im Run-Blocking als in der Vorsaison, hier stach auch Neuzugang Russell Okung hervor. Zudem bewährte sich Fullback Andy Janovich nicht nur bei seinem Touchdown-Run, sondern auch als Lead Blocker.
  • Carolina offenbarte derweil Probleme in der Secondary: Die Cornerbacks ließen immer wieder einfache Completions zu, weil sie den Receivern zu häufig einen freien Release gewährten. Darüber hinaus stimmten die Winkel immer wieder nicht, was zu Missed Tackles führte. Gegen erfahrenere Quarterbacks könnte das zu noch größeren Schwierigkeiten führen.
  • Im Gegensatz zum Super Bowl nutzten die Panthers die aus der Vorsaison bekannte ganze Breite ihres Running Games. Das beinhaltete somit auch eine große Portion an Option-Runs, etwas, das man im Februar kaum einmal gesehen hatte.
  • Das erste Super-Bowl-Rematch in Week 1 seit 1970 zeigte aus Panthers-Sicht altbekannte O-Line-Probleme. Newton steckte zu viele harte Hits ein, der große Unterschied zum Super Bowl: Newtons Drops waren oft weniger tief - etwas, das Coach Ron Rivera in der Halbzeitpause als Strategie bestätigte - und die Broncos bekamen bis Mitte des dritten Viertels keinen Sack hin. So stand Newton in der ersten Hälfte bei nur 17,6 Prozent seiner Dropbacks unter Druck, im Februar lag dieser Wert noch bei 47,1 Prozent. Doch Druck und Aggressivität nahmen in der zweiten Hälfte klar zu und so standen am Ende 14 Broncos-Pressures zu Buche.
  • Denvers Defense war nicht nur auf dem Platz noch längst nicht voll auf einer Wellenlänge: Die Broncos hatten wiederholt zwölf Spieler auf dem Feld, Auswechslungen liefen mehrfach nicht rund. Auch die Refs waren noch rostig - so kassierte Newton mehrere klare Helmet-to-Helmet-Hits, die nicht geahndet wurden.
  • Bei Kelvin Benjamin war derweil von irgendeiner Limitierung keine Spur. Allein in der ersten Halbzeit sah er 27 Snaps (54 Snaps insgesamt) und acht Targets. Bei Third Down und in der Red Zone war er immer wieder Newtons Top-Ziel, seine 62 Yards waren gar ein persönlicher Bestwert für eine erste Halbzeit.

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