Die Kansas City Chiefs haben Woche 5 mit einem 30:29-Sieg über die Las Vegas Raiders abgeschlossen. Travis Kelce glänzte mit 4 Touchdowns, während die Raiders mit zu vielen kleinen Fehlern die Chance auf den Sieg vergaben.
Chiefs vs. Raiders: Auf einen Blick
- Travis Kelce war ultraeffizient und erzielte 4 Touchdowns in einem Spiel, in dem er zudem noch einen Negativrekord aufstellte.
- Die Raiders starteten furios, dominierten an der Line of Scrimmage und verloren schließlich nach eher ängstlichen Entscheidungen von Head Coach Josh McDaniels den Faden, was den Gegner zurückbrachte.
- Überschattet wurde die Partie durch einen weiteren kontroversen Roughing-the-Passer-Call, der auch bei mehrfachem Hinsehen wie eine klare Fehlentscheidung der Referess zugunsten der Raiders aussieht.
Kansas City Chiefs vs. Las Vegas Raiders: Die Analyse
Das Spiel begann mit einigen Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten. Aus Sicht der Raiders war es vor allem ein schlimmer Drop von Wide Receiver Mack Hollins bei einem Deep Shot. Zudem leistete sich Offensive Lineman Jermaine Eluemunor zwei 15-Yard-Strafen (Chop Block, Block in the Back).
Das hielt die Raiders aber nicht davon ab, früh in Führung zu gehen. Bei 4th Down feuerte Derek Carr einen 58-Yard-Touchdown-Pass nach Play Action zu Davante Adams. Beim Play liefen die Raiders nur zwei Routes - Tight End Darren Waller lief einen Shallow Crosser, Adams einen Deep Crosser auf die andere Seite und war dabei in Man Coverage, während die Safetys komplett auf die PA anbissen, sodass der Weg frei war für Adams. Nach dem Drive musste Waller mit einer Oberschenkelverletzung raus und kam nicht zurück.
Im Gegenzug verschoss Kicker Matthew Wright ein Field Goal aus 41 Yards, woraufhin die Raiders dank zweier Pass-Interference-Strafen (Rashad Fenton, Jaylen Watson) an Adams bis vor die Endzone gelangen. Von dort vollendete Josh Jacobs aus einem Yard zum 14:0.
Die Raiders hielten dann noch kurz den Fuß auf dem Gas, erzwangen einen weiteren Chiefs-Punt und marschierten erneut in die gegnerische Hälfte. Bei 4th&1 jedoch ging ihnen dann der Mut aus. Statt auch dieses Mal aggressiv zu bleiben und analytisch korrekt den vierten Versuch auszuspielen, wurde gekickt. 17:0 dank eines 53-Yard-Field-Goals von Daniel Carlson.
Chiefs vs. Raiders: Kansas City erwacht nach fragwürdigem 4th-Down-Call
Das schien die Chiefs anzustacheln, denn danach übernahmen sie das Spiel. Running Back Jerick McKinnon legte zwei explosive Runs, einen davon über 30 Yards, hin und nutzte damit endlich die leichten Boxes aus, die ihnen permanent angeboten wurden. Wenig später fand Patrick Mahomes Travis Kelce zum Anschluss.
Was folgte, war eine äußerst strittige Szene: Vor dem Hintergrund der fragwürdigen Roughing-the-Passer-Strafe vom Sonntag (Grady Jarrett gegen Tom Brady) setzten die Schiedsrichter noch einen drauf und negierten einen Strip-Sack von Chris Jones gegen Carr, weil der Defensive Lineman angeblich mit vollem Körpergewicht auf dem QB gelandet sei. Videobilder zeigen jedoch, dass Jones Carr den Ball aus der Hand geschlagen, gewissermaßen erobert hatte und dann beim Landen auf dem Boden sogar noch den linken Arm nutzte, um seinen Sturz abzufedern.
Was ein brillanter Turnover hätte werden müssen, wurde zu einem Geschenk für die Gäste. Jene allerdings machten daraus eher wenig und begnügten sich einmal mehr mit einem FIeld Goal. Sie ließen sogar noch so viel Zeit auf der Uhr, dass Mahomes sein Team noch vor der Pause einmal mehr in Reichweite für einen Kick von Wright brachte. Und dieses Mal versenkte jener seinen Schuss aus 59 Yards.
gettyChiefs vs. Raiders: Gäste nach der Pause ratlos
Mit diesem Schwung im Rücken kamen die Chiefs hochmotiviert aus der Kabine und drehten das Spiel innerhalb von gerade mal 12 Minuten - Mahomes fand Kelce noch zwei weitere Male in der Endzone.
Und die Raiders? Die hatten plötzlich kaum noch Zugriff mit ihrer zeitweilig dominanten Front. Und auch offensiv wurde es schwieriger, denn den Hausherren gelang es nun besser, Pressure zu generieren, was dazu führte, dass Car nun sukzessive immer kürzere Pässe warf. Erst, als man gegen Ende des dritten Viertels wieder zum Power-Run-Game zurückkehrte, verbesserte sich die Lage für Las Vegas wieder.
Das dritte Viertel endete jedoch mit einem langen Sack von Darius Harris und zu Beginn des Schlussviertels hatte Carr dann Glück, dass Safety Juan Thornhill einen Deep Shot Richtung Hollins in der Endzone fallen ließ. Anschließend verkürzte Carlson mit einem 47-Yard-Field-Goal zum 23:24.
In der Folge schöpften die Raiders kurzfristig Hoffnung durch einen Stopp bei 3rd Down nach einem weiteren Double-Safety-Blitz. Und Wright vergab daraufhin sogar ein 37-Yard-Field-Goal, doch die Freude darüber wehrte nicht lang, denn Edge Rusher Malcolm Koonce wurde beim Kick beim Holding erwischt - neues 1st Down für KC und - natürlich - der vierte Touchdown für Kelce. Die anschließende Two-Point Conversion wurde jedoch vergeben, sodass es bei der 7-Punkte-Fphrung mit 7:25 Minuten auf der Uhr blieb.
Die Raiders schlugen furios zurück und Adams schlug Double Coverage für einen 48-Yard-Touchdown. Anschließend wurde Josh McDaniels dann aggressiv und entschied sich selbst für eine Two-Point Conversion. Der Call dann jedoch war äußerst uninspiriert - ein Shotgun-Draw mit Jacobs durch die Mitte, der gestoppt wurde. Mit 4:27 Minuten zu spielen hatten die Chiefs also weiterhin eine Führung (30:29). Den Raiders gelang danach jedoch nochmal ein Stopp kurz vor der Two-Minute Warning, sodass sie den Ball tief in der eigenen Hälfte mit einer Timeout in der Tasche zurückbekamen.
Doch die Defense hielt nach Pressure per Corner-Blitz und, weil sich Hunter Renfrow und Adams gegenseitig über den Haufen rannten Downfield. Die Chiefs entkamen also mit einem knappen Sieg und taten sich im Übrigen eine ganze Halbzeit ohne Edge Rusher Frank Clark, der mit Unwohlsein in der Kabine blieb.
Kansas City Chiefs (4-1) - Las Vegas Raiders (1-4)
Ergebnis: 30:29 (0:7, 10:13, 13:0, 6:9) BOXSCORE
Chiefs vs. Raiders - die wichtigsten Statistiken
Der erste Touchdown im Spiel, ein 58-Yard-TD-Pass auf Adams, war Derek Carrs 200. Touchdown-Pass in der NFL. Bemerkenswert: Die drei QBs, die 2014 vor ihm gedraftet wurden - Blake Bortles, Johnny Manziel und Teddy Bridgewater -, haben zusammengenommen insgesamt nur 182 TD-Pässe geworfen.
Besagter 58-Yard-Touchdown war laut ESPN Stats & Information der längste Offensiv-Touchdown der Raiders bei 4th Down überhaupt. Zuvor hielten JaMarcus Russell und Louis Murphy den Rekord mit einem 57-Yard-TD.
Mathew Wrights 59-Yard-Field-Goal zur Pause war das längste Field Goal in der Geschichte des Arrowhead Stadiums.
- Kelce erzielte 4 Touchdowns im Spiel, hatte aber nur 25 Receiving Yards. Das waren die mit Abstand wenigsten für einen Spieler mit 4 Touchdowns in der Super-Bowl-Ära. Der bisherige Rekordhalter, Marvin Jones, hatte 2019 93 Yards für die Lions.
- Das 17-Punkte-Comeback war das größte in Mahomes' Karriere.
Der Star des Spiels: Travis Kelce (Tight End, Chiefs)
Der effizienteste Spieler auf dem Platz war zweifelsohne Travis Kelce. Er war zwar nicht so dominant wie sonst, dafür aber scheinbar unschlagbar in der Red Zone. Seine 4 Touchdowns drehten das Spiel für die Chiefs, zumal die Raiders einfach keine Antwort auf ihn hatten. Musste jedoch vor der letzten Serie mit Rückenproblemen vorzeitig vom Feld.
Der Flop des Spiels: Josh McDaniels (Head Coach, Raiders)
Noch in der Halbzeitpause hatte Josh McDaniels gegenüber ESPN erklärt, dass man gegen diese Chiefs stets aggressiv sein müsse. Zuvor allerdings hatte er bereits bei zwei 4th&Short-Gelegenheiten jeweils die Angsthasen-Variante gewählt und Field Goals getreten, anstatt den Fuß auf dem Gas zu halten. Analytisch betrachtet war die Empfehlung hier jeweils nur ein Medium-"Go for it", doch wer den großen bösen Wolf dieser Division erlegen will, muss hier eben aggressiv sein. Dass er anschließend die Two-Point Conversion nach dem zweiten Adams-Score wählte, war zwar auch ein Medium-Go, doch mit 4:27 Minuten zu spielen, schien dies doch eher übertrieben und war letztlich der Unterschied im Endergebnis.
Analyse: Chiefs vs. Raiders - die Taktiktafel
Die Raiders variierten häufig zwischen Press Man und Zone in der Secondary und mischten ihre Cornerbacks teils munter durch. Teilweise waren sogar alle vier auf dem Feld, etwa beim 3rd-Down-Double-Safety-Blitz, der zu einem Sack von Johnathan Abram führte.
Entsprechend spielten sie stets mit leichten Boxes, was die Chiefs aber bis zu ihrem ersten guten Drive im zweiten Viertel schlicht nicht ausnutzten. Erst dann setzten sie mehr aufs Run Game und wurden mit zwei langen Läufen von Jerick McKinnon belohnt, was der Offense neues Leben einhauchte und die Raiders dazu brachte, mehr Aufmerksamkeit dem Run Game zu schenken.
Bemerkenswert war, dass die Raiders Mahomes in der ersten Hälfte nur einmal geblitzt haben. Die übrigen Pressures generierten sie allesamt mit dem 4-Men-Rush.
Die Chiefs wiederum trafen die merkwürdige Entscheidung, überwiegend Man gegen Adams zu spielen, was dieser des Öfteren bestrafte. Sowohl Fenton als auch Watson waren in der Regel unterlegen gegen einen der besten Wide Receiver der Liga. Allerdings nutzten die Raiders das letztlich zu selten aus. Am Ende hatte Adams nur 7 Targets (3 REC, 124 YDS, 2 TD). Speziell nach dem Aus von Waller hätte man dieses Mismatch häufiger attackieren müssen.
Die Raiders setzten häufig auf Heavy Packages im Run Game, etwa mit Thayer Munford als Extra-Blocker, speziell nach dem frühen Aus von Waller. Zudem sah Fullback Jakob Johnson viel Action im simplen Lead-Iso-Power-Run-Game, auf das die Chiefs lange auch nicht mit Anpassungen reagierten und dafür bestraft wurden.
- Die Raiders versuchten Kelce mt verschiedenen Spielern zu covern. Sowohl Safetys als auch Cornerbacks versuchten sich, mit überschaubarem Erfolg. Kelce schlug Duron Harmon zweimal, dazu Nate Hobbs und Trevor Moehrig je einmal bei seinen Touchdowns.