Die Los Angeles Chargers haben ihr Heimspiel in Woche 6 gegen die Denver Broncos 19:16 in der Overtime gewonnen. Held des Abends war Kicker Dustin Hopkins, der trotz Oberschenkelverletzung am Ende für die Entscheidung sorgte. Der Gegner wiederum irritierte nach gutem Start durch Angsthasen-Football.
Chargers vs. Broncos: Auf einen Blick
- Die Broncos begannen ordentlich und Russell Wilson (15/28, 188 YDS, TD) bewegte sich gut innerhalb und vor allem außerhalb der Pocket. Er brachte damit endlich wieder Deep Shots in ordentlicher Frequenz an und nutzte die massiven Fehler der Chargers-Secondary in der ersten Hälfte aus.
- Die Chargers jedoch steigerten sich und nahmen zur Pause ihr schwächstes Glied in dieser Partie, Cornerback J.C. Jackson, vom Feld. Anschließend wurde es besser und die Broncos kehrten in ihren bekannten uninspirierten Trott zurück.
- Die Chargers litten zwar unter enormen Problemen in der Offensive Line, was zu einem Dauerbeschuss von Justin Herbert (37/57, 238 YDS, INT) führte, doch gaben sie häufig genug ihrem von Beginn an stark angeschlagenen Kicker Dustin Hopkins die Chance, die nötigen Punkte zu machen. In der Overtime bescherte ihnen dann ein Geschenk der Gäste die Chance zum Sieg.
Los Angeles Chargers vs. Denver Broncos: Die Analyse
Die Story der ersten Hälfte dieses Spiels waren jede Menge Penaltys. Die ersten drei Angriffsserien im Spiel begannen jeweils mit einer Flagge. Eine Pass Interference von Chargers-Cornerback J.C. Jackson hielt zudem den ersten Broncos-Drive am Leben. Ein Sack bei 3rd Down von Khalil Mack gegen Russell Wilson verhinderte jedoch Schlimmeres, sodass sich die Gäste mit einem 51-Yard-Field-Goal begnügten.
Der Schlüssel hier war, dass Wilson vor dem Sack einen weit offenen Tight End Greg Dulcich, der sein NFL-Debüt feierte, in der Mitte übersah. Ende des ersten Viertels jedoch machte es Wilson besser und fand Dulcich für einen 39-Yard-Touchdown-Pass. Es war das Resultat eines Coverage-Breakdowns der Chargers. Dulcich und Wide Receiver K.J. Hamler kreuzten vertikale Routes, Jackson nahm Hamler und Safety Derwin James, der theoretisch der einzig mögliche Cover-Spieler für Dulcich in der Situation gewesen wäre, coverte lieber gegen einen möglichen Swing Pass auf einen Running Back. Dulcich war damit völlig offen.
Anschließend schlugen die Chargers zurück und hatten Glück, dass eine 3rd-Down-Conversion fälschlicherweise als 1st Down gewertet wurde, obwohl der Receiver knapp vor dem Marker gestoppt wurde. Broncos-Head-Coach Nathaniel Hackett sah tief in der eigenen Hälfte jedoch von einer Challenge ab und so ging der Drive für die Hausherren weiter. Und zwar mit einem sehenswerten Touchdown-Run von Ekeler über 6 Yards, obwohl mehrere Verteidiger an ihm dran hingen. Beim folgenden PAT verletzte sich Chargers-Kicker Dustin Hopkins dann am Oberschenkel, kehrte später zurück.
Es folgten dann noch zwei Field Goals, sodass es zur Pause 13:10 für Denver stand. Nach dem Break wurde derweil Jackson zugunsten von Michael Davis draußen gelassen und offenbar leistungsbedingt ersetzt.
gettyChargers vs. Broncos: Defenses übernahmen nach der Pause
Den Hausherren gelang dann sechs Minuten nach Beginn der zweiten Hälfte der Ausgleich durch ein 31-Yard-Field-Goal. Zu Beginn des Schlussviertels - beide Defenses hatten das dritte Viertel weitestgehend dominiert -, wurden die Chargers dann bei 4th Down gestoppt, da Rookie-Cornerback Damarri Mathis, der für Ronald Darby startete, einen Pass Richtung DeAndre Carter abwehrte. Für Mathis war es so etwas wie Wiedergutmachung, nachdem er zuvor häufiger in Coverage geschlagen wurde und vor allem drei PI-Strafen kassiert hatte.
Aus dem folgenden Angriff machten die Broncos nichts und punteten. Danach übernahm die Defense und sorgte für ein schnelles Big Play: Edge Rusher Baron Browning fing einen abgefälschten Pass über die Mitte von Herbert für seine erste Interception in der NFL. Die Broncos traten danach erneut auf der Stelle, gingen jedoch durch ein 48-Yard-Field-Goal von Brandon McManus acht Minuten vor Schluss erneut in Führung.
In der Folge marschierten die Chargers auch dank der vierten PI-Strafe gegen Mathis erneut in die Red Zone und wurden einmal mehr gestoppt. Hopkins gelang unter Schmerzen der erneute Ausgleich aus 35 Yards.
Dass die Hausherren den Ball kurz nach der 2-Minute-Warning wieder zurückbekamen, hatten sie Linebacker Drue Tranquill zu verdanken, dessen Blitz durch die Mitte bei 3rd Down zu seinem zweiten Sack führte. Daraus machten sie aber auch nichts, denn anstatt bei 3rd Down nahe der Mittellinie kurz vor Ende noch ein weiteres 1st Down zu erzielen, was mit mehreren offenen Receivern möglich gewesen wäre, warf Herbert lieber einen kurzen Pass zu einem Tight End, der vor dem Marker gestoppt wurde. Anschließend ließen die Chargers die Uhr für einen finalen Hail Mary herunter ticken und jener scheiterte. Overtime!
Was folgte, war ein Sammelsurium an schlechten Play Calls und konservativem Angsthasen-Football. Und Glück für die Chargers, dass sich Returner Montrell Washington einen "Muffed Punt" leistete, den die Chargers an der gegnerischen 28 eroberten. Herbert brachte sein Team dann unter großem Druck in Position für Hopkins' 39-Yard-Field-Goal zum Sieg.
Anschließend erklärte Hackett gegenüber Reportern, dass sich Wilson während des Spiels am großen hinteren Oberschenkelmuskel verletzt habe. Die Schwere der Verletzung ist noch unklar.
Los Angeles Chargers (4-2) - Denver Broncos (2-4)
Ergebnis: 10:16 OT (0:10, 10:3, 3:0, 3:3, 3:0) BOXSCORE
Chargers vs. Broncos - die wichtigsten Statistiken
Wilson bewegte sich besser als zuletzt und brach des Öfteren aus der Pocket aus. Eine Folge dessen war, dass er sich Zeit für Shot Plays erkaufte. Und diese fruchteten: Bereits zur Pause hatte er 3 Completions über mindestens 20 Air Yards. Damit stellte er sein Season-High schon früh im Spiel ein.
Die zahlreichen Coverage-Breakdowns der Chargers hatten zudem zur Folge, dass Wilson besonders effektiv war mit Pässen "Outside the Numbers". Allein im ersten Viertel brachte er 6/6 Pässe für 102 Yards und einen Touchdown an. Zuvor hatte Wilson in ersten Vierteln ganze 77 Yards insgesamt mit solchen Pässen angesammelt.
- Die Chargers blitzten nur sehr dosiert. James' Blitz in der zweiten Hälfte jedoch saß und resultierte in einem Sack gegen Wilson. Es war sein 2. Sack in der Saison und sein 4. QB Pressure - Platz 3 unter den Safetys in der NFL.
- In fünf Angriffsserien insgesamt gab es in der Overtime kein einziges 1st Down. Damit einhergehend waren die Broncos 4-14 bei 3rd Down und Wilson hatte im ganzen Spiel 3 Completions bei 3rd Down.
- Die Offensive Line der Chargers bleibt ein Riesenproblem! Justin Herbert sah 23 Pressures im Spiel (39 Prozent seiner Dropbacks) und wurde dabei nur in 30 Prozent seiner Dropbacks geblitzt. Das ist schlicht zu viel.
- Penaltys spielten derweil eine große Rolle im Spiel. Die Broncos kamen am Ende auf 10 Strafen für 151 Yards, die Chargers auf 9 für 89 Yards. Besonders eklatant: Denver schenkte den Chargers 7 1st Downs durch Penaltys (Chargers 2).
Der Star des Spiels: Dustin Hopkins (Kicker, Chargers)
In einem insgesamt zähen Spiel war auf den Kicker Verlass. Und das, obwohl sich Hopkins bereits beim ersten Extrapunkt, seinem ersten Kick im Spiel, offenkundig am hinteren Oberschenkel verletzte. Er biss auf die Zähne und versenkte letztlich alle seiner 4 Field-Goal-Versuche. Zudem darf man Drue Tranquill hervorheben. Er führte das Team mit 3 Pressures und 2 Sacks an.
Der Flop des Spiels: Nathaniel Hackett (Head Coach, Broncos)
Hier könnte auch Damarri Mathis mit seinen sage und schreibe 4 PI-Penaltys stehen. Oder Russell Wilson, der nach ordentlicher erster Hälfte einbrach und vor allem in Sachen Blitz-Erkennung komplett versagte - die 4 Sacks gehen hauptsächlich auf seine Kappe. Doch all das kann man hinten anstellen und einmal mehr auf den Head Coach schauen. Hackett hat diese Offense zu verantworten und entschied offenbar in der Overtime, dass es nicht erstrebenswert war, auf Sieg zu spielen. Stattdessen kam es vermehrt zu Early-Down-Runs, die genau nichts einbrachten und die schwächelnde Passing-Offense jeweils gehörig unter Druck setzten. Wie man letztlich verlor, war Pech. Doch hätte man mit besserem Ansatz vermutlich nicht in diese Position kommen müssen.
Analyse: Chargers vs. Broncos - die Taktiktafel
Cornerback-Play spielte eine wichtige Rolle in diesem Spiel. Die Chargers etwa versuchten vermehrt, Rookie-Corner Damarri Mathis zu attackieren und hatten damit zumeist Erfolg. Mathis kassierte bis zur Pause 3 Pass-Interference-Strafen, 4 insgesamt.
Auf der anderen Seite jedoch war Patrick Surtain wie üblich der Fels in der Brandung und nahm Mike Williams zumeist in Press-Man-Coverage weitestgehend aus dem Spiel. Surtain ließ keine einzige Reception zu.
Die Secondary der Chargers spielte häufig nur mit einem tiefen Safety, während Derwin James immer wieder näher an der Line agierte, hauptsächlich um gegen den Run zu helfen und für Blitzes.
Beide Defenses sahen von übermäßig vielen Blitzes ab, gerade die Broncos hatten jedoch häufig Erfolg damit, den Blitz einfach nur anzudeuten und damit die Offensive Line auf die falsche Fährte zu locken, was Lücken riss.