Coin Toss XXL Super Bowl Preview: Los Angeles Rams vs. New England Patriots

Pascal De MarcoMarcus Blumberg
02. Februar 201917:38
Sony Michel könnte eine Schlüsselfigur für die New England Patriots in Super Bowl LIII werden.getty
Werbung
Werbung

Super Bowl 53 steht vor der Tür und die Los Angeles Rams und New England Patriots begegnen sich weitestgehend auf Augenhöhe. Doch wer hat am Ende in den einzelnen Phasen des Spiels die Nase vorn und was sind die Schlüssel zum Sieg? MySpox-User Brady12 und Rams-Fan Tim Schlochtermeyer diskutieren mit den SPOX-Redakteuren Pascal De Marco und Marcus Blumberg im Coin Toss XXL. Super Bowl LIII gibt es ab 0 Uhr live auf DAZN, wahlweise mit deutschem und US-Originalkommentar!

Super Bowl: New England Patriots Defense

mySPOX-User: brady12: Nach dem letztjährigen Super Bowl, in dem man von Nick Foles und Co. überrollt wurde, hat die Patriots-Defense im großen Spiel einiges gut zu machen. Warum das klappen könnte?

Mit dem Wechsel vom jetzigen Lions-Head-Coach Matt Patricia zum zukünftigen Dolphins-HC Brian Flores als Play-Caller wurde die Defense deutlich kreativer und aggressiver. Plays wie zum Beispiel Cover 0-Blitzes sah man in den letzten Jahren kaum, in dieser Saison wurden diese erfolgreich eingestreut und setzten gegnerische Quarterbacks insgesamt deutlich häufiger unter Druck. In der ersten Hälfte im Championship Game gegen die Chiefs sah man, wie das im Idealfall aussehen kann.

Mehr Pressure und eine hervorragend besetzte Secondary, unter anderem mit dem im Moment besten Cornerback der Liga, Stephon Gilmore, und den McCourty-Zwillingen stellen zumindest auf dem Papier ein gutes Matchup im Passspiel gegen die 11-Personnel Offense der Rams dar.

Mit Gilmore für Woods, J.C. Jackson für Reynolds und McCourty/Jones und Safety-Hilfe für Cooks hat man für die drei Receiver der Rams gute Antworten. Spannend wird es, was sich Flores und Bill Belichick für Todd Gurley als Receiver überlegen. Die Linebacker sind deutlich zu langsam, also könnte die Wahl hier auf ein Spezial-Assignment für Safety Patrick Chung fallen.

Rams setzen auf Zone Runs

Flexible Spieler wie eben Chung oder in der Front Seven Hightower und Van Noy, die mehrere Positionen und Rollen bekleiden können, werden gegen die Rams sehr wichtig. Können sie so eingesetzt werden, dass Goff nicht das direkt ausführen kann, was ihm McVay eingeflüstert hat, und er selbst durch mehrere Reads gehen muss, wäre das ein Win für die Defense.

Um zu alledem zu kommen, muss man aber erstmal das Haupt-Play der Rams-Offense stoppen - (Outside-)Zone Runs. Davon und aus den daraus resultierenden Play-Action-Pässen baut sich die ganze Offense auf. Dass die Run-Defender um Guy und Flowers in der D-Line ihre Matchups gegen die sehr gute Rams-O-Line zumindest ausgeglichen gestalten und den Spielern dahinter Chancen geben Plays zu machen, dürfte hier essenziell sein.

Sollte man das Zone-Run-Game einigermaßen unter Kontrolle haben und das Spiel somit in die Hände von Jared Goff legen können, werden die herausstechenden Individualisten der Defense genug Plays machen, damit Tom Brady das Spiel auf der anderen Seite gewinnen kann!

Super Bowl: Los Angeles Rams Offense

Pascal De Marco (SPOX): Sean McVay hat die wohl kreativste Offense der gesamten NFL konstruiert, er hatte nunmehr zwei Wochen Zeit, die Patriots Defense zu analysieren und weiß, wie er ihre Schwachstellen attackieren kann. Und wieder einmal wird dabei alles auf den Run-, Sweep- und Play-Action-Konzepten aufbauen, die in dieser Saison schlichtweg nicht zu kontrollieren waren.

McVay wird es hier vor allen Dingen gefallen, dass die Front Seven der Patriots nicht gerade zu den athletischsten Einheiten gemessen am NFL-Standard zählt. Warum ist das so relevant? Mit ihren engen Pre-Snap-Formationen zwingen die Rams ihre Gegner dazu, sich in der Mitte des Feldes zu positionieren. Aus den stets ähnlich wirkenden Formationen folgen Bewegungen in die Horizontale, auf welche der Gegner die Entscheidung treffen muss, ob er reagiert oder nicht. In den meisten Fällen nehmen die Rams dann, was der Gegner ihnen anbietet.

Reagiert der Gegner auf die Pre-Snap-Motion, so öffnet er die Mitte des Feldes und hier werden Todd Gurley oder C.J. Anderson das physische Blocking der O-Line und die weiche Box nutzen, um die sich bietenden Lücken zu attackieren. Reagiert der Gegner nicht oder kaum, so nutzen die Rams die Breite des Feldes per Outside-Zone und Off-Tackle-Runs oder eben dem so brandgefährlichen Play Action Game und können dabei ihre athletischen Vorteile ausspielen.

34,6 Prozent seiner Pässe hat Jared Goff in dieser Saison nämlich aus Play Action Design gespielt und dabei für durchschnittlich 10 Yards pro Passversuch geworfen. Es ist die Waffe, die die Rams so unglaublich gefährlich macht und solange Linebacker darauf reagieren, wird sie das auch bleiben. Play Action ist für die Rams nicht nur deshalb so wichtig, weil es für Lücken in der Mitte des Feldes sorgt, sondern weil es den Rams-Receivern gleichzeitig die notwendige Zeit gibt, die sich länger entwickelnden Routen zu vollenden.

Ziel der Patriots: Receiver an der Line stören

Es ist zu erwarten, dass die Patriots-Corner in Man Coverage versuchen werden, die Rams-Receiver früh an der Line of Scrimmage zu stören, um sie davon abzuhalten, in ihre Routen zu kommen. Dies hat New England auch gegen Tyreek Hill und Travis Kelce gemacht, als Hill beispielsweise in Double Coverage genommen wurde.

Doch kam dies zum Preis großer Spiele von Sammy Watkins und Damien Williams. Wie die Chiefs haben auch die Rams genügend Playmaker in ihrem Kader, um davon zu profitieren, dass New England Begleitschutz auf Nummer-1- und Nummer-2-Optionen abstellt.

Schlussendlich wird es dann auf Goff ankommen, der gegen Pressure über viele Strecken der Saison nicht gut ausgesehen hat. Doch hat er sich in den letzten Wochen überraschend in einem anderen Licht präsentiert. Einerseits profitiert er von zusätzlicher Protection durch die zusätzlichen 12-Personnel-Pakete, die die Rams häufiger verwendet haben. Andererseits hat er gezeigt, dass er Off-Script-Plays durchführen und auch dann akkurat sein kann, wenn er aus der Pocket geht, um Plays zu verlängern. Dies wird am Sonntag von großer Wichtigkeit sein.

Super Bowl: Los Angeles Rams Defense

Tim Schlochtermeyer (LA Rams Fanclub Deutschland): Aaron Donald und Ndamukong Suh, vor diesen Männern hatte im September die gesamte Liga Angst. Man munkelte wie viele Sacks sie kombiniert schaffen würden und wie viele Rekorde sie schaffen würden. Die Realität? Im Großteil der Regular Season hing vor allem Suh seinen Vorschusslorbeeren hinterher. Doch in den Playoffs scheinen die Karten neu gemischt und das, vor der Saison gelobte, Paar hat kurz vor der Trade-Deadline in Form von Fowler nochmals Verstärkung im Pass-Rush bekommen. Sie kommen pünktlich zu den Playoffs in Fahrt.

Jedem Fan, dessen Team gegen die Patriots spielt, stellt sich eine Frage: Wie kann man Brady stoppen?

Doch in diesem Jahr sieht das ganze andersherum aus. Brady muss sich fragen: Wie kann ich diese Defense knacken? Der ausgemachte Schwachpunkt war während der Regular Season die Run-Defense. War man doch mit 5,1 Yards pro Versuch auf Platz 32 der NFL. Und auch in den Yards pro Spiel sah es nicht rosig aus (122,3 YDS/G, Platz 23).

Doch dieser enormen Schwachstelle konnte man entgegenwirken. So ließ man während der Playoffs nur noch 2,3 Yards pro Run zu und blieb in beiden Spielen zusammen unter 100 Yards. Welche Schwäche hat die Defense der Rams dann noch? Der Pass-Rush ist es wohl kaum. Aaron Donald markierte während der Saison 20,5 Sacks für sich und ist damit erfolgreichster Quarterbackjäger der Saison.

Eine vor der Saison als kritischer Punkt betrachtete Position waren die Linebacker. Doch diese spielten stärker als erwartet. Samson Ebukam gelang gegen die Chiefs das Kunststück, zwei Touchdowns zu erzielen. Und auch sonst ließ sich viel Gutes aus dem Spiel der Linebacker entnehmen. Erwähnenswert hier ist auf jeden Fall Cory Littleton, welcher nicht nur in den Special Teams stark ist. Vor ihm sollte sich Edelman in Acht nehmen.

Tom Bradys Spezialität: dritte Versuche

Bradys Spezialität, bei dritten Versuchen, ist der Ball über die Mitte. Littleton setzt präzise harte Hits, welche letzte Woche auch die Saints zu spüren bekamen und welche Edelman vor eine ungemütliche Herausforderung stellen werden. Allerdings ist hier auch Vorsicht geboten: Die Rams spielen mit sehr schnellen, leichten Linebackern. Dabei besteht die Gefahr, dass Gronkowski sich ins Rampenlicht bringen kann, indem sie auf Mismatches setzen, bei denen ein Linebacker gegen den großen, schweren Gronk Probleme bekommen könnte.

Das zweite Prunkstück der Rams-Defense bildet nach der D-Line das Backfield. Hier gelang es den Rams mit Talib, und Peters zwei starke Cornerbacks an Land zu ziehen - auch wenn der Start holprig verlief: Während Peters, nach einer Verletzung angeschlagen, wieder spielte und dabei oftmals seine Sicherheit vermissen ließ, verletzte sich Talib schwerer und kam erst nach einer Operation gegen Ende der Regular Season zurück aufs Feld.

Seit dessen Rückkehr ist auch Peters wiedererstarkt, da er nicht mehr dauerhaft gegen den Nummer-1-Receiver des Gegners spielen muss. So gelang es der Defense, sich auch in dieser wichtigen Kategorie zu verbessern. Während dem Gegner in der Regular Season noch 7,7 Yards pro Passversuch gelangen, waren es in der Postseason nur noch 7,1 Yards/Versuch.

Brady und seine Offense dürften es also ziemlich schwer haben gegen diese Defense. Wenn Wade Phillips seine Defense gut auf die Patriots einstellt und sich die Defense keine groben Fehler erlaubt, wird es ein sehr schwieriges Unterfangen. Zwei Faktoren sind dabei besonders wichtig: Wenn die Patriots kein Laufspiel etabliert bekommen, wird es sehr schwer werden. Dann wird es dauerhaft Druck für Brady und seine O-Line geben.

Wenn die Rams den Lauf gestoppt bekommen, haben sie den ersten Schritt getan. Dann sollte der Druck kommen, damit Brady jeden einzelnen Spielzug spürt. Wenn dies der Fall ist, wird die Defense stabil stehen und kann das Spiel beruhigt an die Offense übergeben. Auch wenn es während der Regular Season nicht danach aussah, so könnte doch eine alte Football-Weisheit im Super Bowl LIII zum Tragen kommen: "Offense wins Games, Defense wins Championships."

Super Bowl: New England Patriots Offense

Marcus Blumberg (SPOX): Pressure durch die Mitte ist das ultimative Gegenmittel für Tom Brady. Wenn Brady in seinen bisherigen Super Bowls in mindestens 40 Prozent seiner Dropbacks unter Druck geriet, dann verloren die Patriots. Das war bekanntlich drei Mal der Fall. Gut also, dass er eine der besten Offensive Lines der Liga vor sich hat.

Die Patriots hatten eine Adjusted Sack Rate von 3,8, Spitze in der Liga. In den Playoffs wiederum traf man auf zwei exzellente Pass-Rush-Teams mit den Chargers und Chiefs und ließ keinen einzigen Sack zu, Brady wurde in dieser Spanne nur drei Mal überhaupt vom Gegner berührt.

Ein Grund dafür ist, dass alle mithelfen, also auch Gronkowski, der zuletzt in der eher auf den Lauf ausgelegten Offense als zusätzlicher Blocker einen hervorragenden Job machte und gewissermaßen den Türsteher gab. Was er darüber hinaus noch als Receiver gemacht hat - im Eins-gegen-Eins bleibt er ein absolutes Mismatch - war gewissermaßen ein gern gesehener Bonus.

Auch gegen die Rams darf man erwarten, dass Gronk helfen wird, sicherzustellen, dass Brady eine saubere Pocket vorfindet und die Running Backs eine einigermaßen freie Bahn haben.

Patriots' Schlüssel zum Sieg: Laufspiel

Der Schlüssel zum Spiel wird für die Patriots jedoch wie schon zuletzt das Laufspiel sein. In den letzten 17 Regular-Season-Spielen, in denen sie für mehr als 100 Yards gelaufen sind, gingen sie als Sieger vom Feld. Mehr noch: Innerhalb der letzten zwei Jahre verloren sie in solchen Fällen lediglich ein Spiel - ausgerechnet Super Bowl LII.

In Atlanta wird daher der Fokus gerade zu Beginn wieder darauf liegen, Sony Michel den Ball zu geben und zudem über das zermürbende Kurzpassspiel, in das auch die Running Backs James White und Rex Burkhead eingebunden sein werden, die Uhr herunterzuspielen.

Die Possession-Battle wird wohl ein zentraler Faktor sein, denn je länger die eigene Offense den Ball hält, desto seltener kann die explosive Offense der Rams Schaden anrichten. Manchmal ist eben doch Angriff die beste Verteidigung.