Third and Long: Free Agency Gewinner und Verlierer, Top- und Flop-Deals

Von Adrian Franke
19. März 201909:05
SPOX blickt auf die erste Welle der Free Agency, inklusive der Gewinner und Verlierer.getty
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Die erste große Welle der Free Agency ist vorüber, und auch wenn noch einiges an Qualität auf dem Markt ist - Ndamukong Suh, Tre Boston, Ziggy Ansah und Justin Houston vorneweg -, so lässt sich doch ein erstes Zwischenfazit ziehen. Welche Deals stechen positiv heraus und welche eher weniger? Wo sind potentielle Gewinner und Verlierer zu finden?

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Free Agency Gewinner

Buffalo Bills

Mit "Offseason-Gewinnern" muss man immer sehr vorsichtig sein, ich verwende den Titel hier trotzdem: Nach der ersten Free-Agency-Welle sind die Bills für mich ein erster Gewinner. Warum? Weil Buffalo bereits letztes Jahr eine sehr starke Defense hatte, und die diesjährige Free Agency nutzte, um Josh Allen um ein Vielfaches verbesserte Umstände zu verschaffen - und das ohne sich in der Free Agency irgendwo langfristige Kosten ans Bein zu binden. Man hat sich clever verstärkt.

John Brown gibt den Bills einen Deep Threat, den Buffalo für Allen dringend brauchte. Cole Beasley ist einer der verlässlichsten Slot-Receiver ligaweit. Spencer Long und Mitch Morse sind massive Upgrades für die Interior Offensive Line, verglichen mit der vergangenen Saison. Ty Nsekhe ist ein Swing-Tackle mit Starter-Potential. Andre Roberts war letztes Jahr einer der gefährlichsten Returner der Liga, Tyler Kroft ist ein solider All-Around-Tight-End und Frank Gore ist noch immer ein solider Running Back.

Der Draft liegt noch vor uns, aber Buffalos Offense hat mit der Free Agency bereits riesige Schritte nach vorne gemacht; und jeder einzelne Vertrag, abgesehen der von Center Mitch Morse, ist so strukturiert, dass die Bills nach einem Jahr ohne Probleme raus kommen. Eine sehr gute Offseason bislang in Buffalo.

Oakland Raiders

Der Trade für Antonio Brown war aufgrund all der Begleitumstände extrem günstig, und auch der neue Vertrag von Brown in Oakland ist absolut Team-freundlich; im Prinzip ist es ein Deal über zwei Jahre mit Team-Optionen für danach. Ja, Trent Brown war zu teuer, das Potential ist allerdings da. Und Offensive Linemen werden auf dem Markt jedes Jahr überbezahlt werden, insbesondere, wenn sie aus einer Saison kommen wie Brown.

Die anderen Deals aber gefallen. Lamarcus Joyner repariert einen Spot in einer extrem anfälligen Secondary, J.J. Nelson gibt Gruden eine Speed-Option und Tyrell Williams ist ein deutliches Upgrade gegenüber Jordy Nelson, der inzwischen entlassen wurde. Die Defense ist noch eine große Baustelle, und ich könnte mir vorstellen, dass Oakland hier viele Picks im Draft investieren wird. Die Offense aber sieht so viel besser aus als letztes Jahr.

Fairerweise bleibt zu sagen: Ob es den Umbruch beschleunigt oder im Endeffekt zu früh getätigte Investitionen waren, wird sich zeigen.

Cleveland Browns

Der Trade für Odell Beckham überstrahlt natürlich alles. Die Browns bekommen einen Elite-Receiver früh in seiner Prime, der zudem die größte Offense-Baustelle - Outside-Receiver - auf eine Art und Weise adressiert, wie es vor zwei Wochen noch unvorstellbar erschien. Cleveland kann jetzt im Draft auf die Offensive Line schauen, um dort langfristige Lösungen zu finden, etwa als Left-Tackle-Nachfolger für Greg Robinson. Die Offense kommt auf dem Papier aber mit unheimlicher Feuerkraft daher.

Und defensiv? Der Trade von Guard Kevin Zeitler kommt mit einem gewissen Risiko, die Browns haben Austin Corbett letztes Jahr aber nicht ohne Grund in der zweiten Runde gedraftet und glauben an Corbett als Starter. Im Gegenzug erhielten die Browns Olivier Vernon, dazu verpflichteten sie in der Free Agency Sheldon Richardson - und auf einen Schlag haben sie mit Richardson, Vernon, Larry Ogunjobi und Myles Garrett eine der talentiertesten Front Fours der NFL.

Die Verpflichtung von Kareem Hunt darf und sollte man aus Gründen abseits des Platzes kritisieren. Sportlich ist aber auch klar: Sobald Kareem Hunt seine 8-Spiele-Sperre abgesessen hat, wird die Offense nochmals eine Spur gefährlicher, aufgrund der Fähigkeiten, die Hunt im Passing Game mitbringt.

Philadelphia Eagles

Wenn man von Teams spricht, die das Spiel mit den Compensatory Picks gut beherrschen, dann muss man die Patriots als erstes nennen. Die Eagles allerdings hatten in dieser Hinsicht ebenfalls eine großartige Free Agency bisher.

Der größte Neuzugang? Defensive Tackle Malik Jackson, der ein deutliches Upgrade gegenüber Timmy Jernigan darstellt und von den Jaguars entlassen wurde - also die Compensatory-Formel nicht belastet.

Dann wurde DeSean Jackson via Low-Pick-Trade zurückgeholt und gibt den Eagles, als noch immer einer der gefährlichsten Deep Threat Receiver der Liga, vertikale Explosivität, die dringend benötigt wurde und an Position 3 wurde Cornerback Ronald Darby mit einem fairen Einjahresvertrag gehalten, welcher Darby die Chance gibt, nach seiner Verletzung zu zeigen, dass er ein Nummer-1-Corner sein kann.

Schon vor Beginn der Free Agency hatte Philadelphia mit Jason Kelce und Brandon Graham verlängert, die Abgänge von Nick Foles, Golden Tate und Jordan Hicks - auch Jay Ajayi und Jernigan werden früher oder später irgendwo unterschreiben - sichern Philadelphia 2020 zusätzliche hohe Draft-Picks. So bleiben gute Teams gut.

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Free Agency Verlierer

Baltimore Ravens

Die Verpflichtung von Earl Thomas ist ein klares Upgrade gegenüber Eric Weddle und gibt den Ravens noch mehr Möglichkeiten in den eigenen Blitz-Paketen, weil Thomas in Coverage einem Defensive Coordinator dahinter so viel mehr Freiheiten gibt. Aber neben diesem Upgrade gab es auch einen brutalen Aderlass im restlichen Team.

Mit C.J. Mosley und Terrell Suggs verliert die Defense Leistungsträger und unangefochtene Leader auf den anderen beiden Leveln der Defense. Za'Darius Smith, inzwischen in Green Bay, war letztes Jahr einer der besten "zweiten" Pass-Rusher. Der Pass-Rush ist jetzt ein ernsthaftes Fragezeichen in Baltimore.

Und offensiv muss das Wide Receiver Corps nach dem Abgang von John Brown sowie der Entlassung von Michael Crabtree grundsätzlich neu aufgebaut werden. Die Ravens gehen mit ziemlich vielen Fragezeichen in den Draft.

New York Giants

Meine Meinung zu den Giants hatte ich ja bereits während der ersten Free Agency Woche ausführlicher kundgetan - und das Bild wurde seither nicht wirklich klarer.

Ein Elite-Talent wie Odell Beckham zu Beginn seiner Prime für einen derart geringen Preis abzugeben, macht keinen Sinn und legt einen krassen Umbruch nahe; im nächsten Moment aber den bald 31-jährigen Golden Tate - ein Slot-Receiver, wie man ihn in Sterling Shepard schon hat - für vier Jahre und 37,5 Millionen Dollar zu verpflichten, macht in diesem Zusammenhang keinerlei Sinn und ist ein Tiefschlag für die eigene Compensatory Formel. Landon Collins ist derweil ebenfalls weg und soll durch Jabrill Peppers ersetzt werden.

Ein Move, der mir tatsächlich gefiel, war die günstige Verpflichtung von Markus Golden, der Bettchers Defense aus Arizona kennt und schnell eine Pass-Rush-Hilfe darstellen sollte. Die Aussagen von GM Dave Gettleman nach dem Beckham-Trade geben Giants-Fans ebenfalls wenig Hoffnung. Die Hoffnung muss sein, dass Gettleman einen klaren Quarterback-Plan (Josh Rosen? Kyler Murray? Dwayne Haskins?) hat. Doch auch hier gibt es Fragezeichen, so hartnäckig wie die Giants Eli verteidigen.

Cincinnati Bengals

Mit keinem Team kann ich in dieser Free Agency weniger anfangen. Die Bengals haben C.J. Uzomah für über sechs Millionen Dollar im Jahr gehalten, und Tyler Eifert als zweiten eigenen Free-Agent-Tight-End ebenfalls zurückgeholt. Dann haben sie Bobby Hart gnadenlos überbezahlt, und all das nach dem Debakel einer Defensive-Coordinator-Suche. Ex-Bills-Guard John Miller wäre hier am ehesten noch ein kleiner Lichtblick, die Debüt-Saison von Rookie-Head-Coach Zac Taylor wird aber alles andere als einfach.

Minnesota Vikings

Die Packers haben sich mit Za'Darius Smith und Preston Smith ein komplett neues und deutlich besseres Pass-Rush-Duo eingekauft. Die Lions haben sich in Trey Flowers den besten Defensive Lineman auf dem Markt gesichert. Und Chicago hat mit Khalil Mack und Akiem Hicks sowieso das beste Pass-Rush-Duo der Division, sowie Leonard Floyd als zusätzliche Option daneben.

Kurzum: Die Vikings werden allein in ihrer Division nächstes Jahr mindestens sechs Mal gegen potentiell sehr gefährliche Pass-Rushs antreten müssen, daneben warten unter anderem die Eagles, Broncos und Chargers. Für Minnesota war letztes Jahr bereits im Prinzip jede O-Line-Position außerhalb von Brian O'Neill eine größere Problemzone, und dass man sich hier von Mike Remmers getrennt hat, ist durchaus nachvollziehbar. Doch wo sind die Alternativen?

Remmers und Tom Compton (ebenfalls Free Agent) waren beide in der Top-12 der vergangenen Saison was zugelassene Pressures für Guards angeht, Pat Elflein ließ die drittmeisten Center-Pressures zu und Riley Reiff kassierte die achtmeisten QB-Pressures aller Tackles. Stand heute ist die Line trotzdem nochmal schlechter geworden, und Kirk Cousins, in den die Vikings so viel Geld investiert haben, wird erneut mit viel Pressure klarkommen müssen, was so gar nicht seine Stärke ist.

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Free Agency: Deals, die mir gefallen haben

Shaquil Barrett, OLB, zu den Buccaneers

Deal: 1 Jahr, 5 Millionen Dollar, Garantien TBA.

Mit sehr wenig Cap Space und vielen Baustellen in der eigenen Defense ging Tampa Bay in die vergangene Woche, der Abgang von Kwon Alexander vergrößerte diese Baustellen nochmals. Eine zentrale Problemzone? Der Pass-Rush. Hier haben sich die Bucs einen meiner Top-Under-the-Radar-Free-Agents geholt: Barrett ist 26 Jahre alt und war in Denver über vier Jahre immer in einer Rotationsrolle, zeigte da aber vielversprechende Ansätze. Nur 2017 kam er auf über 300 Pass-Rush-Snaps - und verzeichnete 43 QB-Pressures. Jetzt kann er mit einem günstigen Einjahresvertrag in Tampa zeigen, dass er daran als Starter anknüpfen kann. Eine Win-Win-Situation.

Eric Weddle, FS, zu den Rams

Deal: 2 Jahre, 10,5 Millionen Dollar, 6,25 Mio. garantiert.

Teams können einen Top-Kader nicht langfristig zusammenhalten, das verhindert der Salary Cap. Die Rams konnten dieses Jahr Saffold, mutmaßlich auch Suh - und eben Lamarcus Joyner nicht halten. Weddle als kurzfristige Ersatzlösung ist eine super Investition: Der Routinier unterschrieb vor dem Start der Free Agency und bevor der Safety-Markt überhitzte, bringt der Defense Stabilität und eine gewisse Flexibilität und war bei den Ravens ein ganz zentraler Part einer Defense, die davon lebte, Offenses mit Komplexität zu schlagen. Er kann nicht - im Gegensatz zu Joyner - im Slot covern, ansonsten aber hat L.A. eine super Ersatzlösung gefunden. Bonus: Da Weddle von den Ravens entlassen wurde, wird er die Compensatory Formel der Rams nicht belasten.

Bryce Callahan, SCB, zu den Broncos

Deal: 3 Jahre, 21 Millionen Dollar, 10 Mio. garantiert.

Warum Callahan signifikant weniger bekommen hat als Justin Coleman in Detroit ist mir ein Rätsel. Der 27-Jährige war über die letzten beiden Jahre einer der besten Slot-Cornerbacks der Liga und hat sich insgesamt über seine NFL-Karriere konstant gesteigert, mit seiner besten Saison 2018. Denver hat einige Moves hingelegt, über die man streiten kann - vorneweg der Flacco-Trade -, aber Callahan ist eine der Top-Value-Verpflichtungen dieser Free Agency, welche Denvers Secondary auf einen Schlag wieder mehr Stabilität verleiht. Zumal Chris Harris so auch in Nickel-Paketen outside bleiben kann.

Jordan Hicks, LB, zu den Cardinals

Deal: 4 Jahre, 34 Millionen Dollar, 20 Mio. garantiert.

Der Linebacker-Markt eskalierte phasenweise, insbesondere natürlich mit den Deals von C.J. Mosley und Kwon Alexander, auch wenn bei Letzterem die Niners in puncto Vertragsstruktur sehr gute Arbeit geleistet haben und schnell aus dem Deal wieder raus können. Hicks ist sportlich vielleicht der interessanteste Off-Ball-Linebacker auf dem Markt, weil er ohne Zweifel der beste verfügbare Cover-Linebacker und damit ein echter 3-Down-Spieler ist. Verletzungen sind bei dem 26-Jährigen das große Fragezeichen, doch bleibt er fit, hat Arizona eine riesige Baustelle mit einem fairen Deal und einem sehr guten Spieler geschlossen.

Matt Paradis, C, zu den Panthers

Deal: 3 Jahre, 29 Millionen Dollar, 12 Mio. garantiert.

Ein Wadenbeinbruch beendete die vergangene Saison für Paradis bereits Anfang November, und in Denver gab es wohl ernsthafte Sorgen, ob er davon zu 100 Prozent zurückkehrt - weshalb die Broncos einen Top-Center ziehen ließen. Der Markt spiegelte diese Sorgen wieder, denn die Panthers haben hier womöglich - wenn der 29-Jährige vollständig kuriert zurückkommt - einen der größten Steals dieser Free Agency hingelegt. Carolina brauchte nach dem Rücktritt von Kalil dringend einen Center, Paradis ist insbesondere in Pass-Protection ein Upgrade gegenüber Kalil und sollte eine riesige Unterstützung für Cam Newton darstellen.

Free Agency: Deals, die mir nicht gefallen haben

C.J. Mosley, ILB, zu den Jets

Deal: 5 Jahre, 85 Millionen Dollar, 51 Mio. garantiert.

Mir ist klar, dass man in der Free Agency grundsätzlich Spieler überbezahlen muss, und dass Mosley auch als Leader einen immensen Mehrwert für die Jets-Defense mitbringt. Aber das rechtfertigt für mich in keinster Weise, dass die Jets Mosley 5,7 Millionen im Jahr mehr zahlen als die Panthers Luke Kuechly und 6,25 Millionen mehr als die Seahawks Bobby Wagner. Garantien über 51 Millionen Dollar übertreffen ebenfalls alles, was wir von Inside Linebackern kennen, um ein Vielfaches. Wagner und Kuechly sind nicht nur bessere Linebacker insgesamt, sie bringen vor allem auch in Coverage und gegen den Pass generell entschieden mehr Wert mit. Das Passspiel wird in der heutigen NFL immer wichtiger, und Mosley ist - positionsbedingt und was seine Stärken und Schwächen angeht - kein Spieler, der das Passspiel maßgeblich beeinflusst. Ich halte wenig davon, für diese Art Spieler derart tief in die Tasche zu greifen. Das gilt übrigens auch für ...

Landon Collins, SS, zu den Redskins

Deal: 6 Jahre, 84 Millionen Dollar, 44,5 Mio. garantiert.

Ähnliches Spiel wie bei Mosley, wobei man bei Collins sogar noch mehr argumentieren kann, dass er einer der ligaweit besten Spieler auf seiner Position ist - nur ist ein Strong Safety eben auch ein Spieler, der in der primären Aufgabe einer NFL-Defense im Jahr 2019, also das Stoppen des Passing Games, nur eine überschaubare Rolle hat. Collins' größte Stärke ist, wenn er rund um die Box eingesetzt wird und dort einige Freiheiten genießt. Das hat ohne Frage Wert, und der 25-Jährige ist auch keine Katastrophe in Coverage. Allerdings wird er über die nächsten Jahre deutlich mehr verdienen als Safetys, die in Coverage einen deutlich höheren Wert für ihr Team mitbringen. Diesen Deal in dieser Höhe hatte ich absolut nicht kommen sehen.

Nick Foles, QB, zu den Jaguars

Deal: 4 Jahre, 88 Millionen Dollar, 50,1 Mio. garantiert.

Ein zweischneidiges Schwert. Die Quarterback-Position ist mit Abstand die wichtigste auf dem Feld, und sie wird in der NFL von Jahr zu Jahr wichtiger. Foles ist definitiv ein Upgrade gegenüber Blake Bortles, doch in welchem Umfang? Foles' Highlights gehen weit über Bortles' beste Spiele hinaus, doch wenn wir von einer Saison sprechen? Von zwei? Von vier? Hier kommt Foles' Inkonstanz nämlich dann gravierend mit in die Rechnung, und die kann man nicht einfach aufgrund einiger Highlight-Auftritte vor vielen Zuschauern ignorieren. Die Jags werden mit dieser Verpflichtung besser, aber sie haben wieder einem inkonstanten Quarterback einen langfristigen Vertrag mit zu hohen Garantien gegeben. Umso mehr vor dem Hintergrund der Frage: Gegen welches Team hat Jacksonville hier geboten? Wär hätte Foles diesen Deal sonst gegeben?

Latavius Murray, RB, zu den Saints

Deal: 4 Jahre, 14,4 Millionen Dollar, 7,2 Mio. garantiert.

Für ein wenig mehr Geld hätten die Saints Ingram halten können - und Murray ist der prototypische Running Back, den man im Draft ebenfalls findet. Dass er auf dem Markt über sieben Millionen Dollar garantiert erhält, hätte ich nicht erwartet. Umso weniger, wenn es in New Orleans nur darum geht, eine Ergänzung zu Alvin Kamara zu finden.

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Free Agency: Colts, Cowboys, Tannehill, Jets - eure Fragen

Sebastian, Jan Sczepanski: Als Außenstehender muss man sich doch echt fragen: Wie konnten die Colts die Free Agency so verschlafen?

Das liegt sicher im Blickwinkel des Betrachters. Haben die Colts die Free Agency verschlafen? Oder waren sie schlicht nicht bereit, mit ihrem reichlich vorhandenen Cap Space deutlich zu viel zu bezahlen? Es gab ja etwa Gerüchte, dass Indianapolis im Rennen um C.J. Mosley mit dabei war, ansonsten ist es weitestgehend ruhig.

In meinen Augen haben die Colts einen absolut sinnvollen Move getätigt, und das ist die Vertragsverlängerung von Cornerback Pierre Desir. Devin Funchess hätte ich keine zehn Millionen Dollar gegeben, aber das ist ein kalkuliertes Risiko angesichts des riesigen finanziellen Spielraums.

Ansonsten ist dieser Kader einfach unheimlich jung. In der Offensive Line sind drei Starter, die 2016 (Ryan Kelly) oder später (Quenton Nelson, Braden Smith, beide letztes Jahr) gedraftet wurden. Marlon Mack und Nyheim Hines gehen 2019 in ihre dritte beziehungsweise zweite Saison. In der Defensive Front sind Anthony Walker, Darius Leonard, Tyquan Lewis und Kemoko Turay 2017er oder 2018er Picks, dazu kommen die 2017er Picks Malik Hooker und Quincy Wilson.

Indianapolis hat ein extrem junges Team mit sehr hohem Potential, das einen klaren Plan und diesen in dieser ersten Free Agency Woche ganz bewusst beibehalten hat.

Tabbey: Was ist für dich mit den Teams, die nicht so aktiv waren in der Free Agency? Beispielsweise die Cowboys?

Bei den Cowboys ist es wichtig, die Gesamtstruktur des Kaders zu verstehen. Stand heute würden unter anderem Dak Prescott, Amari Cooper, DeMarcus Lawrence, La'el Collins, Byron Jones, Jeff Heath, Jaylon Smith und Sean Lee in ihr letztes Vertragsjahr gehen. Ein Jahr später folgen Ezekiel Elliott - vorausgesetzt er spielt 2020 unter seiner Fifth-Year-Option -, Chidobe Awuzie, Xavier Woods und Tyrone Crawford.

Zusammengefasst: Dallas hat über die letzten Jahre überdurchschnittlich gut gedraftet und so ein Team mit vielen guten, jungen Spielern zusammengestellt. Was wir in Dallas im Moment also sehen, ist das, was wir seit Jahren etwa von den Packers oder den Steelers gewohnt sind - ein Team, das seine eigenen Spieler hält und im Umkehrschluss aber in der Free Agency, vor allem in der ersten und teuren Welle der Free Agency, eher die Füße stillhält.

Das sollte Fans nicht beunruhigen, es sollte ihnen ein gutes Gefühl geben. Einen Kader so zusammenzustellen, wie es die Cowboys gerade machen - und gute Drafts sind dafür natürlich die Grundvoraussetzung - ist wesentlich erfolgsversprechender als in der Free Agency mit Geld um sich zu werfen.

Dennis Sk: Welche Division ist durch die Free Agency am nächsten aneinander gerückt?

Die AFC North wäre wahrscheinlich die offensichtlichste Antwort, weil Ravens und Steelers schlechter und die Browns signifikant besser geworden sind; wenn wir davon sprechen, wo der Division-Titel nach der Free Agency am offensten ist, wäre das wohl meine Antwort.

Allerdings sind im Norden die Bengals inzwischen auch komplett abgehängt, wenn wir auf die komplette Division schauen, würde ich die AFC South nennen. Während sich Houston in meinen Augen leicht verschlechtert hat und die Colts relativ unverändert daherkommen, haben sich die Jaguars durch das Quarterback-Upgrade und vor allem die Titans mit Humphries, Saffold und Wake merklich verbessert. Diese Division ist mit Blick auf alle vier Teams durch die Free Agency am nächsten beieinander.

Flok: Tannehill zu den Titans - was steckt dahinter und hilft es vielleicht Mariota dabei, endlich den nächsten Schritt zu gehen?

Zwei Gedanken dazu, warum die Titans Tannehill verpflichten:

  1. Mariota bleibt einfach nicht fit. Er hat bislang in keiner seiner vier NFL-Spielzeiten alle Spiele absolviert und ich glaube, in Tennessee verlieren sie langsam das Vertrauen in Mariotas Körper. Die Titans haben letztes Jahr die Playoffs haarscharf verpasst, und das obwohl Blaine Gabbert drei Mal starten musste. Tannehill ist auf einen Schlag der beste Backup der Liga für einen der verletzungsanfälligsten Starter der Liga. Das hat durchaus Wert.
  2. Mariota ist in einem Make-or-Break-Jahr. 2019 wird er unter der Fifth-Year-Option seines Rookie-Vertrags spielen und wenn die Titans im Laufe der kommenden Saison zu dem Schluss kommen, dass er nicht ihre langfristige Antwort ist, werden sie ihm keinen neuen Vertrag geben. Tannehill könnte in diesem Szenario automatisch die Übergangslösung für 2020 werden.

Matthias Krüger: Haben sich die Lions mit den neuen Deals sinnvoll verstärkt, oder war es zu teuer?

Sonderlich kreativ war es natürlich nicht, was die Lions gemacht haben, aber darum geht es ja auch nicht. Matt Patricia will die Unsicherheiten der Free Agency offensichtlich dadurch ausgleichen, dass er Spieler holt, mit denen er vertraut ist und die er im Idealfall selbst gecoacht hat.

Von den vier Top-Deals, die Detroit bislang in dieser Free Agency raus gegeben hat, haben mit Trey Flowers (2015 bis 2018), Justin Coleman (2015 und 2016) und Danny Amendola (2013 bis 2017) drei Spieler eine Patriots-Vergangenheit. Ex-Steelers-Tight-End Jesse James ist die Ausnahme in dem Quartett.

Flowers war der beste Defensive Lineman auf dem Markt und passt perfekt in das, was Patricia defensiv machen will: Ein flexibler End/Tackle-Hybrid, den Patricia an der Line of Scrimmage rum bewegen kann und der Patricias Front kennt. Coleman war zuletzt einer der ligaweit besseren Slot Cornerbacks, welche in der heutigen NFL de facto Starter sind. Beide machen die Defense um Welten besser.

Jesse James gefällt mir nicht, da der Markt viele Alternativen hergibt, die mutmaßlich günstiger gewesen wären, und der Draft auf der Position ebenfalls tief ist. Gleichzeitig adressiert es eine riesige Baustelle und gibt Detroit mit Blick auf den Draft etwas Flexibilität. In der Summe haben sie sich sinnvoll verstärkt, und blickt man auf die Verträge im Detail, war da für mich auch keiner signifikant zu teuer.

Der hackfleischhassende Zerhacker: Können die Jets den Patriots gefährlich werden, oder bleiben die Patriots das Team to beat?

Die Jets haben sehr viel Geld ausgegeben, aber wie viel besser sind sie über die vergangene Woche geworden? Mosley macht die Front stabiler, Le'Veon Bell gibt den Jets eine Waffe aus dem Backfield, wie sie Gang Green seit vielen Jahren nicht hatte, Osemele ist genau die Art Trade, die Teams durchführen sollten und Jamison Crowder sollte für Sam Darnold ein Slot-Receiver werden, wie ihn sich jeder Quarterback wünscht.

Allerdings haben die Jets auch mehrere Starter in der Offensive Line verloren und stehen ohne Center-Antwort da. Die Offensive Line insgesamt, genau wie die Outside Cornerbacks - hier wird Morris Claiborne fehlen - stellen für mich größere Fragezeichen dar. Das sind keine Bereiche, in denen man in der heutigen NFL Fragezeichen haben sollte.

Die Jets sind besser geworden, Stand heute würde ich aber noch auf die Euphoriebremse treten. Das Potential ist sichtbar, ich denke, New York braucht noch ein Jahr.