Die Los Angeles Rams verlieren zuhause sang- und klanglos gegen San Francisco - und die Probleme in der Rams-Offense werden gravierender. Können die im Laufe der Saison repariert werden? Auch die Patriots-Offense wackelt, doch warum eigentlich? Außerdem: Die Zeit für Marcus Mariota und Jameis Winston läuft ab: Wenn die Teams ehrlich sind, wissen sie längst, was sie an den beiden einstigen Top-Picks haben. SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt in seiner wöchentlichen Kolumne zurück auf den NFL-Spieltag.
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Winston und Mariota - die Zeit läuft ab
In seinem fünften Jahr in der NFL weiß man, was für ein Spieler jemand ist. Viele schaffen es gar nicht bis an diesen Punkt.
Bei Erstrunden-Quarterbacks ist die Quote fraglos besser, und bei Quarterbacks, die mit einem Top-5-Pick im Draft ausgewählt wurden, noch besser. Und dennoch gilt auch hier: Eigentlich wissen wir nach fünf Jahren in der NFL, was ein Spieler ist. Wo seine Stärken liegen, wo seine Schwächen liegen. Nach fünf Jahren als Starter verändert sich einfach wenig drastisches mehr.
Sicher, man kann auf Umstände bauen. Man kann bei Marcus Mariota darauf hinweisen, dass er in seinem fünften Jahr seinen fünften verschiedenen Offensive Coordinator hat, auch wenn Arthur Smith nach dem Abgang von Matt LaFleur intern befördert wurde. Man könnte darauf hinweisen, dass Mariota, genau wie Jameis Winston, hinter einer wackligen Offensive Line spielt - und dass Winston jahrelang unter Dirk Koetter in einer für den Quarterback zumindest maximal undankbaren Offense spielen musste.
Umstände in der NFL sind selten ideal. Sie sind in manchen Teams schwieriger als anderswo, keine Frage. Gleichzeitig allerdings kann man nach über vier Jahren Starter-Tape von zwei Quarterbacks genug analysieren, dass man sie, so weit es eben geht, im Vakuum betrachten kann.
Und das zeichnet, so ehrlich muss man sein, ein klares Bild.
Marcus Mariota ist ein High-End-Backup
Winston und Mariota waren der Nummer-1- und Nummer-2-Pick im 2015er Draft, beide haben ihren Rookie-Vertrag über vier Jahre also erfüllt und spielen 2019 unter der Option auf das fünfte Vertragsjahr. Und während anderswo Quarterbacks bereits nach drei Jahren von ihren Teams einen neuen Vertrag erhalten haben, wählten die Buccaneers und Titans den ungewissen Weg des Einjahres-Vertrags über die Option - und das hat natürlich einen Grund.
Beide Teams wollen sich noch nicht eingestehen, was sie in den beiden haben und hoff(t)en auf den Durchbruch in Jahr 5.
Die Titans haben am Sonntag den ersten klaren Schritt in dieser Bewertung gemacht, indem sie Mariota in Denver raus nahmen und durch Ryan Tannehill ersetzten. Das Problem rein sportlich betrachtet damit ist, dass Tannehill und Mariota sehr ähnliche Spielertypen sind, also vermutlich wird sich so gesehen für die Offense wenig ändern und Mariota hat ziemlich sicher auch nicht seinen letzten Snap für die Titans gespielt.
Aber seine Zeit in Tennessee läuft ab, und das sollte sie auch. Ich selbst war bei Mariota wahnsinnig positiv vor seinem Draft, und zu Teilen war es frustrierend zu sehen, wie unpassend die Offenses für ihn waren, die Tennessee immer wieder spielte. Doch reicht das nicht als Entschuldigung, und auch in den Dingen, in denen er gut sein sollte - Plays außerhalb der Pocket, Plays, bei denen seine Athletik zum Vorschein kommt, konstante Underneath-Accuracy, schneller Rhythmus im Passspiel - ist er einfach nicht gut.
Eher das Gegenteil ist der Fall. Er findet keine offenen Receiver oder vertraut seinen Reads nicht, er hält den Ball viel zu lange und läuft in Sacks rein, und wenn er außerhalb der Play-Struktur etwas kreieren soll, sieht Mariota einfach viel zu häufig viel zu verloren aus. Seine Accuracy scheint sich eher noch zu verschlechtern, er wirft technisch mit schlechter Beinarbeit und verfehlt regelmäßig kurze Routes oder auch den Running Back in der Flat.
Wir wissen, was Marcus Mariota ist - er ist das, was Ryan Tannehill seit diesem Jahr auch offiziell ist: Ein High-End-Backup, der ein Team über Wasser halten kann, wenn sich der Starter verletzt und der unter idealen Umständen funktionieren kann. Aber er ist nicht der Quarterback, um den herum man sich langfristig aufstellen oder den man teuer bezahlen sollte. Die Titans sind für die Saison 2020 auf Quarterback-Suche.
Jameis Winston und der schmale Grat
Bei Winston muss ich zugeben, dass ich selbst auch im fünften Jahr noch auf ihn hereinfalle, wenn man so will. Das liegt daran, dass er eben eine Offense tragen und reihenweise Big Plays auflegen kann - nicht selten zu einem Grad, dass es seine Fehler nicht nur ausgleicht, sondern man sogar bereit ist, zu sagen, dass man die Fehler auf der einen für die Big Plays auf der anderen Seite in Kauf nimmt. Ein bisschen in die Richtung, in die man auch Brett Favre stets zugeordnet hat.
Das macht es leichter, Winston weitere Chancen geben zu wollen. Er hat diese High-End-Spiele immer wieder in sich, alleine dieses Jahr hatte er schon mehrere davon: Gegen die Rams, phasenweise gegen die Giants - und auch im ersten Duell bei den Panthers, auch wenn das die Total Stats nicht wiederspiegeln. Winstons High-End-Plays und -Spiele sind Top-10-Quarterback-würdig. Und deshalb glaube ich auch, dass er eher als Mariota 2020 eine Starter-Chance bekommt.
Die Frage wird sein, ob das in Tampa Bay ist oder ob nicht auch hier das Team nach fünf Jahren auf der Winston-Achterbahn schließlich sagt: Es reicht. Denn im Endeffekt wissen wir auch bei Winston, was für ein Quarterback er ist.
Neben den Hochs, die Winston als Passer erreichen kann, sind die Tiefs - konkret: kostspielige und viel zu häufig einfach absurde Turnover, nicht selten in Form von Pässen einfach in die Arme eines Underneath-Verteidigers - ein konstantes Thema und die werden auch nicht weg gehen. Teilweise ließ sich das mit der Offense von Dirk Koetter erklären, wie wir auch gerade bei Matt Ryan in Atlanta sehen, und auch unter Arians wird er häufig in unvorteilhafte Situationen gepackt. Doch ist das nur ein kleiner Teil des Problems.
Anders formuliert: Würde Winston in der Offense von Kyle Shanahan, in der generell weniger vom Quarterback verlangt wird und in der er vor allem deutlich weniger enge Fenster treffen muss, besser aussehen? Ja, keine Frage. Doch würde das die Aussetzer, die man einfach so häufig sieht, abstellen? Nein. Und dessen muss man sich bei Winston bewusst sein.
Das ist der Spieler, der er ist: Hohe Hochs, tiefe Tiefs und der wöchentliche Ritt auf der Rasierklinge, wie sich das in diesem spezifischen Spiel einpendeln wird.
Winstons Hochs können mich nach wie vor begeistern und sie können eine Offense in jeder Woche zu einer schier unaufhaltsamen Maschine machen. Aber wie lange ist man als Team bereit, das mit den Tiefs aufzuwiegen? Ich kann den Bucs keinen Vorwurf machen, wenn sie nach fünf Jahren diesen ritt nicht mehr Woche für Woche und Jahr für Jahr haben wollen.
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Die Rams-Offense steckt in einer ernsthaften Krise
Jared Goff war nach der 7:20-Niederlage im Division-Duell mit den 49ers schnell bereit, die Partie abzuhaken. Es sei ein Tag gewesen, "der einen auf den Boden der Tatsachen zurückholt", doch Goff schob hinterher: "Es ist eine Standortbestimmung: Sind wir, wer wir sagen, dass wir sind? Ich weiß, dass das bei diesem Team, diesen Spielern und diesen Coaches der Fall ist. Wir haben so viel Vertrauen und Glauben an Sean und alle anderen. Wir werden wieder in die Spur finden."
Das brauche "ein paar Plays hier und da. Wir haben es gesehen, wir haben es gemacht, wir haben es uns auf Tape angeschaut und wir wissen, was wir machen. Wir müssen einfach konstant auftreten, fokussiert bleiben und dürfen keine einfachen Fehler machen."
Das ist natürlich auch viel Pressekonferenz-Sprech - und dennoch, so war mein erster Eindruck, schwingt selbst dafür zu viel Optimismus mit. Seit 2010 gab es drei Quarterbacks, die den Ball in einem Spiel mindestens 24 Mal warfen und dabei nicht einmal auf 80 Yards kamen: Ryan Lindley 2012, Charlie Whitehurst 2014 und Goff am Sonntag gegen die 49ers.
Goff hat inzwischen saisonübergreifend in seinen letzten 15 Spielen 16 Fumbles und 15 Interceptions angehäuft; das 49ers-Spiel am Sonntag war in vielerlei Hinsicht ein neuer Tiefpunkt. Die Rams-Offense, davon bin ich inzwischen überzeugt, hat tiefergehende Probleme, die dringend adressiert werden müssen - und vielleicht innerhalb einer Saison aber schlicht auch nicht repariert werden können.
Wie Defenses der Rams-Offense Probleme bereiten
Wenn man über die Probleme der Rams-Offense spricht, ist es wichtig, zwei grundlegende taktische Dinge zunächst zu etablieren:
Die Detroit Lions, und in der Folge dann unter anderem auch die Chicago Bears und die New England Patriots im Super Bowl, waren letztes Jahr das erste Team, das mit Cover-4 - also vier Defensive Backs die sich etwas weiter zurückfallen lassen - großen Erfolg gegen L.A. hatten.
Das macht den Rams das vertikale Passspiel deutlich schwieriger und zwingt Goff dazu, in ein diszipliniertes und konstantes Underneath Passspiel zu gehen. Die Defensive Backs sitzen dabei in ihren leicht zurückgezogenen Zones und attackieren die Routes, die sich vor ihnen entwickeln.
Der zweite Punkt ist die 6-1-Front, und die geht primär auf den Game Plan der Patriots im Super Bowl zurück, hier beispielhaft von der Browns-Defense im Spiel gegen die Rams dargestellt.
Die 6-1-Front sehn wir mittlerweile von jedem Gegner im Spiel gegen die Rams - wie der Name bereits vermuten lässt, stehen dabei sechs Spieler an der Line of Scrimmage, mit einem Linebacker dahinter. Es ist von der Grundidee her eine Front, die primär als Run-Stopping-Front eingesetzt wird und vor allem in den Run-lastigen 70er und 80er Jahren ihre Hochphase hatte.
Die Idee dahinter ist, dass jede Gap in der Offensive Line so zugestellt werden kann, während die beiden außen postierten Spieler - nicht selten ein Safety und ein Linebacker - im Falle eines Passes athletisch genug sind, um sich in Coverage zurückfallen zu lassen. Es ist auch die perfekte Front gegen das Run Game, wie Sean McVay es aufziehen will - und das aus zwei Gründen.
Erstens: Vieles in der Rams-Offense baut auf dem Outside Zone Run Game auf - die sechs Spieler an der Line of Scrimmage verhindern, dass die Offense Runs einfach außen tragen kann.
Zweitens: Die Rams spielen bevorzugt aus engen Formationen, also mit den Receivern eng an der Offensive Line postiert. Das ist in gewisser Weise geradezu eine Einladung für die gegnerische Defense, da so der Platz durch die Offense ohnehin komprimiert und die 6-Mann-Front noch effizienter wird.
Das vertikale Passspiel der Rams ist ein Problem
Die Rams versuchen, Antworten zu finden. McVay agiert mehr aus Spread-Formationen und auch beispielsweise mit vier Wide Receivern auf dem Feld, die Tight Ends sind ebenfalls mehr in die Offense eingebunden als letztes Jahr. Doch die Erfolge daraus sind überschaubar.
Beispielhaft für das, was Defenses machen, ist die hier dargestellte Interception von Goff gegen die Browns.
Cover-4 bedeutet nicht einfach, dass die Defense vier Verteidiger tief zurückfallen lässt - neben diversen Coverage-Regeln (wer übernimmt wann welchen Spieler und dergleichen) legen Defenses gegen die Rams den Fokus darauf, aus Cover-4 die Routes vor sich zu halten und diese dann zu attackieren.
Szenen wie hier sieht man deshalb auch immer wieder. Die Defensive Backs sitzen etwa 15 Yards von der Line of Scrimmage entfernt in ihren Zones, haben die Routes und Goff im Blick und attackieren dann die Routes. Das Spiel, in dem das am eklatantesten und aus Rams-Sicht am verheerendsten war, dürfte das Bears-Spiel in der vergangenen Regular Season gewesen sein.
Und Teams werden daraus auch zunehmend flexibel gegen L.A. Defenses zeigen den Rams, so wie hier nochmals Cleveland, vor dem Snap einen Cover-4-Look, nur um dann anschließend raus zu rotieren.
Die Browns beispielsweise gingen Post-Snap häufig in Cover-3 über und der Safety, der näher Richtung Line of Scrimmage rotiert, wurde so entweder als Underneath-Verteidiger oder als zusätzliche Hilfe gegen den Run eingesetzt. Cover-4 öffnet in der Theorie Underneath-Räume - ist aber sehr gut dafür geeignet, ein vertikales Passspiel zu unterbinden.
Goff hat dieses Jahr 6,1 Prozent seiner Pässe 20 Yards oder tiefer geworfen - das ist der geringste Wert aller Quarterbacks mit mindestens zehn solcher Pässe. Ganze 123 Yards sowie eine Interception (kein Touchdown) stehen für Goff bei Pässen über mindestens 20 Yards in diesem Jahr zu Buche.
Zum Vergleich: Kyler Murray hatte diese Woche alleine im Spiel gegen die Falcons 118 Yards bei Pässen über mindestens 20 Yards und Russell Wilson in der Vorwoche gegen die Rams-Defense in diesen Situationen 146 Yards. Der eklatanteste Vergleich aber ist der zu Goffs Vorsaison, als er über 11,5 Prozent seiner Pässe 20 Yards oder weiter warf und dabei die siebtmeisten Yards erzielte.
Die Rams haben bislang keinerlei vertikales Passspiel, was auch direkt mit der Tatsache zusammenhängt, dass das Play Action Passspiel nicht ansatzweise so funktioniert wie letztes Jahr. Auch das ist darauf zurück zu führen, dass Defenses die Line of Scrimmage deutlich besser kontrollieren und die tiefen und mitteltiefen Routes der Rams deutlich besser verteidigen. Goff hat von allen Quarterbacks dieses Jahr bislang das schlechteste Touchdown-Interception-Verhältnis (0:3) bei Play Action.
Goff und die Offensive Line: Probleme, die sich multiplizieren
Dass die vertikalen Pässe nicht so klappen wie gewohnt wird insofern doppelt problematisch, da Goff im Underneath Passing Game auffällig inkonstant spielt. Das war auch ein Grund dafür, dass Teams mit den Cover-4-Varianten so schnell so merklichen Erfolg hatten: Goff ist nicht gut darin, konstant mit dem Underneath Passspiel das Feld runter zu marschieren.
Zu häufig wird er dabei undiszipliniert mit seinen Reads, und zu häufig übersieht er gleichzeitig freie Verteidiger.
Teams, das ist zuletzt aufgefallen, gehen gegen die Rams auch immer wieder erfolgreich in Man Coverage. Selbst bei Zone-lastigen Teams wie den Browns und den 49ers war das zu sehen, bei Tampa Bay unter Todd Bowles sowieso.
Das Schaubild hier zeigt eine der Goff-Interceptions im Bucs-Spiel. Tampa spielt Man Coverage in Form von Cover-1, mit einer kleinen Anpassung. Cover-1 bedeutet eigentlich, dass Man Coverage gespielt wird, mit je einem freien Zone-Verteidiger Underneath und tief. Weil der Running Back aber in Pass-Protection bleibt, deutet der eine Linebacker zunächst einen Rush an, und lässt sich dann in Coverage zurückfallen.
Der zweite Linebacker, Lavonte David, ist der andere Underneath-Verteidiger - und den übersieht Goff beim Versuch, die In-Breaking-Route zu seiner linken Seite zu treffen, komplett. In dem Fall war es nicht der Druck per se, der Goff aus dem Konzept brachte, sondern die Tatsache, dass die Defense nach dem Snap andere Rusher brachte, als es vor dem Snap den Anschein hatte; auch das ist ein Thema, das bei Goff immer wieder zu beobachten ist: Post-Snap-Umstellungen bereiten ihm Schwierigkeiten.
Das führt zum 49ers-Spiel am Sonntag. San Francisco hat ebenfalls mehrfach Cover-1 gespielt und kam so auch zu Goff; der erste Drive der Rams war noch eindrucksvoll, als sie viel mit Jet Motion und Misdirection arbeiteten und so der Niners-Front Probleme bereiten konnten.
Doch San Francisco zerstörte im Laufe des Spiels viele der Screen- und Run-Designs mit immenser Geschwindigkeit auf dem Linebacker-Level, und das war generell ein Thema: San Francisco hat weniger mit aggressiven Run-Stopping-Fronts agiert, weil man die Offensive Line der Rams auch so kontrollieren konnte - und das hat die Räume für die schnellen Linebacker dahinter geöffnet, um die Runs schnell zu stoppen.
Die Rams hatten über die letzten beiden Jahre eine der stabilsten und auch eine der besten Offensive Lines der Liga. Das ist für jede Offense ein elementarer Baustein, für das, was McVay machen will, nochmal ein Stück mehr.
Dieses Jahr sieht das komplett anders aus. L.A. hat eine der anfälligsten Lines in Pass-Protection, abgesehen von Left Tackle Andrew Whitworth - der ebenfalls schlechter spielt als im Vorjahr - ist die Line eine einzige Großbaustelle. Deshalb funktioniert das Run Game nicht wie gewohnt, und Goff wird gegen Pressure sehr schnell ein mittelmäßiger Quarterback.
Die 49ers haben ihn auch nur bei einem Viertel seiner Dropbacks geblitzt, unter Druck stand Goff dennoch bei fast der Hälfte seiner Snaps. Bei diesen sieben Blitz-Dropbacks brachte Goff einen Pass für 5 Yards an.
Und da wurde San Francisco auch kreativ, brachte etwa Zone-Blitzes wie diesen hier, bei dem Goff vor dem Snap erneut nicht wusste, wer im Pass-Rush kommt und wer sich wohin in Coverage fallen lässt. Insbesondere der Slot-Blitz von der rechten defensiven Seite, der dann auch sofort durch kommt, ist angesichts der drei Receiver auf der Seite der Formation überraschend.
Ist die Rams-Offense aktuell irreparabel?
Die Rams haben jetzt zum ersten Mal unter Sean McVay drei Spiele in Folge verloren. Dessen Aussagen nach dem Niners-Spiel gingen in eine ähnliche Richtung wie die von Goff: "Wir haben mental starke Leute hier. Das ist eine gute Gelegenheit, um zu zeigen, wer wir sind."
Das gravierende Problem dabei? In meinen Augen zeigen die Rams das bereits.
Es ist eine Defense, die gut, aber nicht sehr gut ist, sowie eine Offense, die kritische Probleme hat. Die Offensive Line steht dabei ganz oben; für ein Team, das den Ball laufen will, auf ein ausgeprägtes Screen Game setzt und das einen Quarterback hat, der gegen Pressure seit jeher klare Probleme hat, scheint das ein Hindernis zu sein, das zu groß ist, als dass man drum herum coachen könnte.
Das würde bedeuten, dass die Rams-Offense zumindest kurzfristig und mit Blick auf die hohen Ziele in L.A. nicht repariert werden kann.
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Chiefs, Patriots-Offense, Eagles - Niners Favorit? Eure Fragen
Demi, Jan-Philipp Gosdzick und Ste Ros: Kann den 49ers in der NFC überhaupt jemand gefährlich werden? Selbst die Rams haben ja offensichtlich keinerlei Lösungen für die Defense gefunden. Was fehlt den 49ers noch zu einem Spitzenteam? Hältst du es für möglich, dass es die 49ers bis in die Divisional Round oder sogar noch weiter schaffen?
Für mich bleiben die Saints das Top-Team in der NFC. Um es überspitzt zu formulieren: Die Saints spielen in der Summe aktuell ähnlich gut wie die Niners - und bekommen ihren Hall-of-Fame-Quarterback spätestens nach der Bye-Week zurück.
Will sagen: Beide Teams haben exzellente Defenses und scheinen hier - ich sage bewusst "scheinen", weil wir gerade bei Defensiv-Prognosen vorsichtig sein sollten - in ihrer Entwicklung deutlich weiter zu sein, als man das vor der Saison vielleicht antizipiert hatte. Beide Teams haben zudem extrem gute offensive Play-Caller, starke Offensive Lines und gefährliche Waffen.
Doch wie immer kommt es auf den Quarterback zurück. Nach wie vor habe ich bei den 49ers den Eindruck, dass die Offense am zuverlässigsten funktioniert, wenn sie den Quarterback bestmöglichst verstecken kann. Das ist einerseits gut, weil es für die Play-Designs, für den Play-Caller, für die Offensive Line und für die Waffen spricht. Andererseits ist es auch ein Spiel mit dem Feuer, da man, wenn man wirklich oben angreifen will, früher oder später Spiele gegen starke Gegner gewinnen muss, bei denen der Quarterback dominiert.
Ich will nicht sagen, dass Garoppolo das nicht kann - nur bislang zumindest zeigt er es in dem Maße nicht. Bei den Saints wissen wir, dass Brees dazu in der Lage ist. Trotzdem sehe ich San Francisco aktuell als Playoff-Team und auch als ein Team, das in der Wildcard-Runde definitiv gewinnen kann - wenn man es nicht sogar auf eine First-Round-Bye schafft.
Chris Hook: Muss man sich um die Chiefs Sorgen machen? Zweite Niederlage in Folge (und das zuhause) gegen zwar gute, aber sicher nicht unschlagbare Gegner. Und woran liegt es? Verletzungen? Hill beispielsweise war ja wieder da.
Um die Chiefs-Defense muss man sich Sorgen machen.
Beide Niederlagen hatten ein gemeinsames Thema: Man konnte wieder und wieder lange gegnerische Drives einfach nicht stoppen. Houston hatte sechs Drives über zehn oder mehr Plays und war das nächste Team, das im Run Game wenige Probleme gegen KC machte. Vor allem aber machten die Texans im Passspiel, was sie wollten, hatten immer wieder kritische Pässe für First Downs sowie natürlich auch die Big Plays hier; dazu kamen mehrere fallengelassene Watson-Touchdown-Pässe, insbesondere durch Will Fuller.
Wir wussten, dass Kansas Citys Defense nicht gut sein würde - wenn sie konstant so schlecht ist wie über die letzten beiden Spiele, dann wird das ein Problem sein, das die Chiefs, so gut die Offense auch ist, am Ende die Saison kosten wird. Wir können über Inkonstanz der Defense, der größeren Stabilität der Passing Offense und dem unterschiedlichen Wert dieser beider Dinge so viel reden, wie wir wollen - wenn ein Part so anfällig ist, wie es bei der Chiefs-Defense der Fall zu sein scheint, muss man diese Baustellen zumindest halbwegs schließen.
Was die Chiefs-Offense angeht, da mache ich mir noch keine Sorgen. Man merkt, dass Mahomes nicht bei 100 Prozent ist und die Offense, das ist mir beim nochmaligen Anschauen des Texans-Spiel erneut aufgefallen, scheint häufiger einfach ein paar Inches daneben zu sein. Hier und da fehlt ein halbes Yard, Andy Reid coachte gegen Houston auch merkwürdig konservativ, was sich aber alles einfach einpendeln kann.
Reids Play Designs, Mahomes' Talent und die Waffen in dieser Offense sind viel zu gut, als dass sich Spiele wie gegen die Colts oder jetzt nach dem ersten Viertel gegen Houston häufiger wiederholen sollten. Auch Dinge wie der Fumble von Mahomes, der zu Houstons Punkten direkt vor der Halbzeitpause führte, ist uncharakteristisch und könnte mit seiner mangelnden Beweglichkeit zusammenhängen.
Da kommt das Thema wackligen Pass-Protection in Kombination mit Mahomes' eingeschränkter Beweglichkeit ins Spiel - Mahomes hat über die letzten drei Spiele bei 12,5 Prozent seiner Dropbacks einen Hit eingesteckt; in den drei Spielen davor lag diese Quote bei 6,8 Prozent.
Das Problem für die Chiefs ist eben, dass mit dieser Defense keine Verschnaufpausen für die Offense möglich sind. KC führte am Sonntag nach dem ersten Viertel 17:3 und lag zur Halbzeitpause dennoch hinten. Teams bewegen den Ball gegen die Chiefs einfach über weite Strecken mühelos. Man kann in der heutigen NFL immer gewinnen, wenn man eine Elite-Offense hat; aber die muss dann eben auch Woche für Woche und Viertel für Viertel auf diesem hohen Level spielen, wenn die eigene Defense abgesehen von gelegentlichen Turnovern permanent das Feld runter gejagt wird.
dieb4um: Was ist mit der Patriots-Offense los? Liegt es an der löchrigen Offensive Line? Sony Michel und dem Run Game? Den Wide Receivern? Das Play-Calling von Josh McDaniels? Oder doch an Tom Brady?
Ja!
Es ist in meinen Augen tatsächlich eine dieser Situationen, in der all diese Dinge eine Rolle spielen. Die Offensive Line ist nach einer dominanten Vorsaison auch infolge der Verletzungen ins Liga-Mittelmaß abgerutscht; Brady wird den Ball auch deshalb schon extrem schnell los, doch obwohl er den Ball bei nur 42 Prozent seiner Dropbacks 2,5 Sekunden oder länger hält, hat er hier bereits neun Sacks kassiert.
Brady muss den Ball also noch schneller loswerden, gelingt das nicht, kommt die Offense schnell in Probleme; gleichzeitig sehen wir auch von Brady selbst vor allem gegen Pressure Fehler in einer Frequenz, die von ihm einfach ungewohnt ist. Hier kommen also bereits mehrere Faktoren zusammen, die sich dann noch gegenseitig multiplizieren.
Und dann muss man auch die Verletzungen mit einberechnen. Gegen die Giants war New England über Teile des Spiels zu bestimmten Personnel-Groupings gezwungen, weil neben den Spielern, die generell ausgefallen waren, weitere Verletzungen dazu kamen.
Die Patriots waren über Jahre eine Offense, die bevorzugt aus 21- und 12-Personnel gearbeitet hat - die 12-Personnel-Sets, also mit zwei Tight Ends, sind ohne Gronkowski fast verschwunden, hier findet also auch eine Umstellung ab. Mit Jakob Johnson haben sie jetzt schon ihren zweiten Fullback auf IR setzen müssen. New England kann viel mit den Running Backs machen, doch fehlen einfach die vertikaleren, verlässlichen Pass-Optionen und auch das Wide Receiver Corps kann das (noch?) nicht auffangen.
Es würde mich deshalb auch nicht wundern, wenn die Pats wirklich noch für einen Wide Receiver traden würden, nachdem das Experiment mit Antonio Brown krachend gescheitert ist. Aber es war natürlich kein Zufall, dass New England Brown trotz allem, was um ihn im Vorfeld passiert war, verpflichtet hat und, als die Probleme sich direkt fortsetzten, zunächst an ihm festhielt. Die Pats haben das ebenfalls als Schwachstelle ausgemacht, und daran hat sich nichts geändert. Viel könnte davon abhängen, wie weit N'Keal Harry nach seiner Verletzung schon ist.
Hendrik, LenScholz und Tim Stadtherr: Wie hoch sollte die Schmerzgrenze der Eagles bei einem möglichen Ramsey-Trade liegen? Wer wäre abgesehen von Ramsey für einen normalen Preis gut zu holen?
Fangen wir mit dem offensichtlichen Aspekt an: Die Eagles sind unter Howie Roseman ein aggressives Team, das weiß, dass der Kader in vielen Bereichen - Offensive Line, Defensive Line, Quarterback, offensive Waffen - im Titelfenster ist; ein Titelfenster, das mit dieser Secondary allerdings geschlossen bleibt.
Zu wichtig ist es in der NFL, dass man den Pass verteidigen kann. Die Eagles, das können wir nach sechs Wochen sagen, können das nicht. Nur 6,9 Prozent von Cousins' Pässen am Sonntag kamen in enge Fenster (Verteidiger beim Pass maximal ein Yard vom Receiver entfernt), der drittniedrigste Wert der Woche. Philly hatte keine Cornerbacks, die Diggs und Thielen Eins-gegen-Eins verteidigen konnten.
Der andere offensichtliche Aspekt: Jalen Ramsey wäre die Antwort für diese Defense. Ja, die Jaguars haben öffentlich erklärt, dass sie Ramsey nicht traden wollen - aber wir alle wissen, wie viel so eine Team-Aussage wert ist, wenn plötzlich das Angebot rein kommt, auf das man gewartet hat. Jags-Besitzer Shad Khan prognostizierte auch, dass Ramsey gegen die Saints wieder spielen wird - was er bekanntermaßen nicht tat.
Wenn man all diese Punkte zusammenführt, stehen unter dem Strich zwei Fragen: Was wäre das Angebot, das die Jaguars schwach werden lässt - und sind die Eagles bereit, sich von derartigen Draft-Ressourcen zu trennen?
Meine Meinung: Zwei Erstrunden-Picks als Verhandlungsbasis. Das wäre der Preis, den ich als Team bereit wäre, für Ramsey zu bezahlen und der Preis, bei dem ich anstelle der Jaguars zumindest über einen Trade nachdenken würde, falls Ramsey nach wie vor unbedingt weg will.
Und die Alternativen? Man könnte es bei Denvers Chris Harris oder Arizonas Patrick Peterson versuchen; doch beide Teams haben gerade zwei Spiele in Folge gewonnen und von den Cardinals wissen wir über ESPN-Insider Adam Schefter, dass alle jüngst eingegangen Anfragen abgelehnt wurden. Miami mit seinem Kader-Kahlschlag wäre womöglich bereit, Xavien Howard gehen zu lassen - doch auch der wäre nicht günstig und kommt bereits mit einem teuren Vertrag, zudem ist er noch deutlich inkonstanter als die anderen Kandidaten.
Und eine Premium-Lösung müsste es schon sein. Andernfalls hätte der neue Corner nicht die Wirkung auf die Eagles-Defense, die Philly braucht, um wirklich einen Hebel umzulegen.
Tobias: Wie sieht die Zukunft von Kyle Allen aus, wenn Cam Newton wieder fit ist?
Was ich denke, was passieren wird? Ich vermute, dass die Panthers vorerst geduldig sind, nach außen auch kommunizieren, dass man Newton auf keinen Fall vorschnell zurückholen will und so weiter - zumindest, so lange das Team mit Allen konkurrenzfähig ist und Spiele gewinnt. Sobald diese Serie reißt, wird dann der Wechsel eher früher als später durchgeführt.
Und ich denke nach wie vor, dass das passieren wird. Allen hatte ein sehr gutes Spiel, gleich zum Auftakt gegen Arizona, und war in London gegen die Bucs solide - das allerdings sind auch zwei der schlechtesten Secondaries der Liga aktuell. Dazwischen lagen zwei sehr schlechte Spiele.
Allen hat große Probleme in der Pocket, er ist - abgesehen von einigen durchaus sehenswerten Pässen - stark auf Sicherheit bedacht und ist somit maximal ein Game Manager, der mit seinen Fumbles aber gleichzeitig Turnover-Gefahr mitbringt. Newton, das sollten wir nicht vergessen, ist mehr als das.
Mit Allen aktuell läuft die Offense besser als mit einem angeschlagenen Cam Newton - wenn Newton wieder bei 100 Prozent ist, besteht für mich aber kein Zweifel daran, dass er die bessere Quarterback-Option für die Panthers ist.
Burton77767: Mariota, Winston etc.: Die QB-Klasse war ja echt sehr bescheiden - wie viele QB-Starter sehen wir nächstes Jahr aus diesem Draft und wen?
Um hier zum Abschluss den Bogen zum Anfang zu schlagen: Ich glaube, dass Winston 2020 irgendwo startet, die Frage wird sein, ob das in Tampa Bay der Fall ist. Ich sehe ihn vor Mariota und ich vermute, dass Teams sich von den High-End-Möglichkeiten überzeugen lassen.
Mariota ist in meinen Augen 2020, und vielleicht auch langfristig darüber hinaus, ein Backup-Kandidat, der sich im Idealfall nochmal empfehlen kann. Auch er wird ein Team finden, das allerdings wird nicht Tennessee sein. Vielleicht holt sein Ex-Coordinator Matt LaFleur ihn hinter Rodgers nach Green Bay? Solche Szenarien halte ich für denkbar.
Ansonsten wird aus dem Jahr keiner der anderen Quarterbacks (Garrett Grayson, Sean Mannion, Bryce Petty, Brett Hundley, Trevor Siemian) in der NFL nochmal ein fester Starter werden.
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