Third and Long - Mailbag Preseason Week 1: Darum sollten Lance und Fields sofort starten

Von Adrian Franke
17. August 202108:55
SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zur Preseason.getty
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Wie haben sich die Rookie-Quarterbacks in Woche 1 der Preseason geschlagen? Warum zählt Jordan Love zu den Gewinnern der Woche? Welche Youngster konnten ihre Aktien nach oben treiben, und wie laufen die Quarterback-Duelle in Denver und New Orleans? SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zu Woche 1 der Preseason im Mailbag.

Rookie Quarterbacks: Lance und Fields sollten direkt spielen

Nichts ist in der Preseason aufregender als die Rookie-Quarterbacks - und das ist nachvollziehbar: Es ist das dominante Thema vor dem Draft, und kein einzelner Spieler könnte die Liga so nachhaltig verändern wie der nächste Superstar-Franchise-Quarterback.

Vorsicht ist dabei selbstredend geboten; die Sample Size ist klein, manche spielen mit und gegen Starter, andere mit der zweiten, oder gar der dritten Garde um sich herum.

Und doch war der Hype in Chicago quasi mit bloßen Händen zu greifen, nachdem Justin Fields nach der Halbzeitpause mehrere spektakuläre Szenen gegen die Dolphins aufgelegt hatte. In San Francisco toben derweil die Diskussionen, ob Trey Lance jetzt ein gutes Spiel abgeliefert hat - oder ob es abgesehen von dem einen langen Touchdown-Pass nicht doch eher überschaubar war, und Jimmy Garoppolo weiter fest im Sattel sitzen sollte?

Auch wenn wir davon ausgehen, dass man in der Preseason vorsichtig mit Detailanalysen sein sollte, Teams schematisch eher simpel unterwegs sind und so weiter, so gibt es doch einige klar sichtbare Unterschiede zwischen zwei Spielern wie Jimmy Garoppolo und Trey Lance - welche wiederum trotz aller Vorsicht und Zurückhaltung übergreifende Schlussfolgerungen zulassen: Trey Lance und Justin Fields sollten sofort starten.

Denn, vereinfacht gesagt, die Upside der beiden - weshalb die 49ers und Bears auch für sie hoch tradeten - sticht die Baseline der Veteranen vor ihnen, und das hat der Auftakt zur Preseason unterstrichen.

Man kann zwei weitere, simple Fragen stellen, um für sich zu ermitteln, ob Lance, oder Jimmy Garoppolo in Woche 1 spielen sollte: Sind die Niners mit einem fitten Garoppolo ein echter Titelanwärter? Und würde es der Entwicklung von Lance schaden, wenn er direkt spielt?

Niners-Fans mögen hier widersprechen, aber im engen Contender-Kreis sehe ich San Francisco auch mit Garoppolo nicht. Tampa Bay ist in der NFC das Maß aller Dinge, Green Bay habe ich auch klar davor - und dann muss man erst noch innerhalb der eigenen Division diskutieren. Und dann kommen eben die Limitierungen mit Garoppolo ins Spiel, dass alles um ihn herum sehr gut klappen muss, damit es eine Saison wie 2019 geben kann.

Zur zweiten Frage: Die Gefahr, dass ein junger Quarterback nachhaltig negativ geprägt wird, weil er "zu früh" spielt, sehe ich nur dann als ernsthafte Option, wenn er zu einem schlechten Play-Caller und hinter eine schwache Offensive Line gesetzt wird. Beides ist in San Francisco nicht der Fall, gerade was den Play-Caller angeht das genaue Gegenteil.

Umgekehrt muss man außerdem dagegen aufwiegen, inwieweit der junge Quarterback davon profitiert, dass er direkt spielt. NFL-Defenses mit all ihrem Tempo und ihrer Komplexität Woche für Woche hautnah zu erleben ist etwas, das man nicht im Training simulieren kann. Gerade ein Quarterback wie Trey Lance, der keine langjährige Erfahrung als College-Starter vorweisen kann, könnte unter den Umständen in San Francisco deutlich rasantere Entwicklungssprünge machen, als wenn er erst einmal ein Jahr zuschaut.

Und es ist unbestreitbar, dass Lance in seinem Preseason-Debüt auch wackelte. Er kassierte einige unnötige Sacks, er warf einige unsaubere Bälle, wenngleich seine Statline durch mehrere Drops seiner Receiver unverschuldet schlechter aussieht. Doch der Punkt ist nicht das, was Lance noch nicht kann - sondern das, was er kann, selbst komplett ohne das Element eines Option Run Games, auf das Shanahan noch verzichtete.

Die Armstärke, die Suche nach dem Big Play, die Plays von unsauberer Plattform und außerhalb der Pocket: Diese Plays geben den Niners Optionen, welche die Offense mit Garoppolo nicht hat. Sie geben ihr ein neues Ceiling. Dabei ist unbestritten, dass Garoppolo Stand heute in den grundsätzlichen Parametern der Shanahan-Offense sicherer ist. Doch für Lance wird die Lernkurve umso schneller sein, wenn er spielt.

Es besteht eine sehr reelle Chance, dass die Niners 2021 mehr Spiele verlieren, wenn Lance direkt startet. Aber 2021 sollte nicht der Fokus für dieses Team sein. Die Entwicklung des jungen Quarterbacks, in den man so viel investiert hat, sollte ganz oben auf der Prioritätenliste stehen.

Chicago Bears: Justin Fields gibt Chicago endlich Hoffnung

Die Bears haben eine ganz ähnliche Diskussion, wenngleich das Debüt von Justin Fields nochmal einen ganz anderen Hype lostrat als das von Lance in San Francisco. Dabei hatte auch Fields anfangs durchaus seine Probleme, hielt den Ball mitunter viel zu lange; so richtig ins Rollen kam er erst nach der Pause - und dementsprechend auch gegen weitere Backups aufseiten der Dolphins.

Doch kann man das Lance-Argument hier gerade weiterdrehen. Die Highlights, die Fields zeigte - die Runs, aber auch einige der Pässe gerade in der Rollout-Offense - waren ein Vorgeschmack auf ein neues Ceiling, welches mit Andy Dalton nicht erreicht werden wird. Es sind schlicht Plays, die der Veteran so nicht machen wird.

Auch Fields wird seine Rookie-Fehler machen, insbesondere hinter einer potenziell wackligen Offensive Line. Aber auf Quarterback-Mittelmaß unter dem trügerischen Deckmantel der Sicherheit zu setzen, wird beiden Teams mittel- und langfristig nicht helfen.

Im Fall von Fields und Lance kommt noch ein weiteres Argument dazu: Beide Quarterbacks bringen - eben auch im Vergleich zu Garoppolo und Dalton - eine Mobilität mit, die einen Unterschied machen und einer Offense eine neue Dimension geben kann; eine Mobilität, die vor allem aber den jungen Quarterbacks den Übergang in die NFL vereinfacht.

Rookie-Quarterbacks werden immer wieder mal von einer Defense überrascht werden, mit Pre-Snap-Reads daneben hauen, oder von einem Blitzer auf dem falschen Fuß erwischt werden. Dann die Mobilität zu haben, sich aus solchen Situationen zu befreien, erlaubt Spielraum für die ganz normalen Rookie-Fehler. Dalton und Garoppolo sind Platzhalter, die nur spielen sollten, wenn der Rookie dahinter klar noch nicht bereit ist. Und zumindest den Eindruck hat der Preseason-Auftakt nicht erweckt.

Wilson, Lawrence und Co.: So schlugen sich die Rookie QBs

Neben Lance und Fields waren mit Trevor Lawrence, Zach Wilson und Mac Jones auch die drei anderen Erstrunden-Rookie-Quarterbacks im Einsatz.

Zach Wilson, New York Jets: Von den fünf Rookie-Quarterbacks gefiel mir Wilson in Woche 1 am besten. Sicher in seinen Entscheidungen, zeigte sein Armtalent auch aus der Bewegung heraus, blieb ruhig und konstant in seiner Fußarbeit auch in der Pocket, ging durch seine Reads und lag damit zumeist richtig. Und er attackierte auch die Mitte des Feldes, eines der größeren Fragezeichen bei Wilson vor dem Draft. Es waren nur neun Dropbacks und die Jets hatten ein sehr gutes Skript für seinen ersten Auftritt, mit relativ sicheren Pässen, was wiederum auch für den Coaching Staff spricht. Wilson wirkte darin schon auffällig routiniert.

Trevor Lawrence, Jacksonville Jaguars: Lawrence war für mich ohne Zweifel das talentierteste Quarterback-Prospect - nicht nur in dieser Klasse. Was den ersten Auftritt angeht, würde ich ihn allerdings auf Platz 5 der fünf Rookie-Quarterbacks setzen. War mehrfach zu spät mit seinen Würfen, hatte mehrere Accuracy-Wackler drin, hielt den Ball teilweise zu lange, hinter einer wackligen Offensive Line. Lawrence hatte einen fantastischen Wurf spät im Down zu Marvin Jones, sowie eine Comeback-Route zu Jones, darüber hinaus aber wirkte er teilweise noch nervös und etwas überhastet.

Mac Jones, New England Patriots: Er zeigte das, was ihn auch im College ausgemacht hatte: Jones traf - nicht zuletzt im Vergleich zu seinen Rookie-Kollegen - sehr schnelle Entscheidungen, fand schnell offene Targets und verteilte den Ball sicher im Kurzpassspiel. Jones' Stats hätten mit etwas mehr Receiver-Hilfe noch deutlich besser ausgesehen. Gleichzeitig waren aber auch seine Limitierungen erkennbar, Jones braucht eine saubere Pocket - durch die er dann gut arbeiten kann -, um zu funktionieren. Dann kann er ein sehr effizienter Ballverteiler sein. Es ist kein Zufall, dass das Quarterback-Duell in New England noch nicht entschieden ist.

Flow Foxx: Welche Rookies, mal abgesehen von den Quarterbacks, waren die Gewinner in Woche 1?

Preseason Week 1 Rookie-Gewinner - Offense:

  • Wide Receiver Josh Palmer (Los Angeles Chargers): Die Berichte aus dem Chargers-Camp sind schon relativ eindeutig: Palmer soll den dritten Receiver-Spot - also hinter Keenan Allen und Mike Williams - zunehmend fest in der Hand haben, er hat im Camp gute Hände, Flexibilität Outside und im Slot sowie seine Fähigkeiten als Route-Runner konstant gezeigt. Das übertrug sich auch auf das Spiel gegen die Rams, wo er alle seine sechs Targets - bei nur 17 Snaps insgesamt - fing. Vier der ersten acht Offense-Plays gingen zu Palmer, insgesamt drei Mal kreierte er neue First Downs und war so etwas wie der Motor der Passing Offense in der Frühphase des Spiels. Die Chargers haben mit Guyton, Johnson und Hill interessantes Potenzial hinter den beiden etablierten Startern, in Woche 1 hat Palmer weiter angedeutet, dass er sich an die Spitze dieser Gruppe setzen wird.
  • Running Back Rhamondre Stevenson (New England Patriots): Schon fast traditionell ist das Backfield der Patriots das reinste Glücksrad für alle Fantasy-Manager - und auch dieses Jahr geht es wieder in die Richtung. Damien Harris, Sony Michel, James White, J.J. Taylor - und eben Stevenson, der diesjährige Viertrunden-Pick. Gegen Washington legte er gleich zwei Rushing-Touchdowns auf, darunter ein 91-Yard-Run, bei dem er eine gute Beschleunigung und Balance zeigte. Solche Plays können ihn in der internen Hackordnung nach oben befördern und ihm mehr Snaps im Training bescheren, auch wenn die Patriots, so wie immer, ein Committee im Backfield haben werden.
  • Offensive Tackle Sam Cosmi (Washington Football Team): Die Schlagzeilen in der Hauptstadt gehörten eher Rookie-Back Jaret Patterson, oder, im negativen Sinne, Kicker Dustin Hopkins. Dabei sollte Cosmis Auftritt gegen die Patriots aber nicht unter den Tisch fallen: 41 Snaps spielte der Rookie, ließ dabei keinen einzigen Pressure zu und zeigte, dass er den Wechsel von der linken auf der rechten Seite hinbekommen kann. War zudem unerwartet dominant bereits als Run-Blocker. Wenn er daran weiter anknüpfen kann, sollte ihm der Startplatz sicher sein - und dann könnte er mit Charles Leno ein sehr solides Tackle-Duo bilden.

Preseason Week 1 Rookie-Gewinner - Defense:

  • Cornerback Patrick Surtain (Denver Broncos): Surtain war - ohne eigenes Verschulden - im Vorfeld der Partie indirekt in den Schlagzeilen, nachdem Broncos-GM George Paton mit der Aussage für Aufsehen gesorgt hatte, dass man einen "Franchise Cornerback" schwieriger finde als Quarterbacks, die "eher verfügbar" seien. Eine relativ absurde Aussage als Erklärung dafür, warum man auf einen Quarterback mit dem Nummer-9-Pick verzichtete und stattdessen Surtain auswählte; der aber ließ in seinem ersten Spiel zumindest vorübergehend alle Diskussionen verstummen. Zwei Targets sah er gegen die Backups der Vikings, den einen Pass wehrte er per Pass-Breakup ab, den anderen trug er zum Pick Six zurück in die Endzone. In limitierter Einsatzzeit war es ein spektakuläres Debüt für Denvers Rookie-Corner.
  • Linebacker Jeremiah Owusu-Koramoah (Cleveland Browns): Insgesamt 47 Snaps spielte Owusu-Koramoah gegen die Jaguars, davon 36 auf Linebacker, neun im Slot und zwei als Edge-Rusher. Es ist noch früh, aber die Browns deuteten zumindest an, dass sie JOK entsprechend seiner Athletik herumbewegen und als flexible Matchup-Waffe nutzen wollen. Das sind gute Vorzeichen, Owusu-Koramoah sah zudem trotz seiner Statur auch als Stack-Linebacker gut aus, wenn er gegen den Run Plays innerhalb der Box machen musste. Nutzte seine Athletik und Agilität, um Runnern keinen Cut per Körpertäuschung zu ermöglichen, zeigte seine Explosivität als Blitzer, bewegte sich erwartungsgemäß gut in Coverage.
  • Cornerback Marco Wilson (Arizona Cardinals): Rondale Moore ist der Rookie-Name, der in Arizona in aller Munde ist - Wilson fliegt im Vergleich fast ein wenig unter dem Radar. Der Viertrunden-Pick deutete sein enormes athletisches Potenzial mit einer eindrucksvollen Vorstellung an und war einer der besten Cover-Corner unter den Rookies in Woche 1. Sechs Targets sah er gegen die Cowboys, drei davon wehrte er direkt per Pass-Breakup ab, darunter beinahe eine spektakuläre Interception. Wilson war der einzige Corner ligaweit, der in Woche 1 der Preseason drei Pass-Breakups verzeichnete. Malcolm Butler und Byron Murphy dürften gesetzt sein, aber es ist nicht auszuschließen, dass Wilson eher früher als später Robert Alford den dritten Corner-Startplatz streitig macht.
  • Edge-Rusher Joseph Ossai (Cincinnati Bengals): Sieben Quarterback-Pressures verzeichnete der Drittrunden-Pick, einzig Detroits Julian Okwara und Ron'Dell Carter von den Cowboys (beide je 8 Pressures) kamen auf noch mehr - mit aber fünf (Okwara), beziehungsweise 29 (Carter) Pass-Rush-Snaps mehr als der Bengals-Rookie. Gleich zu Beginn des Spiels konnte sich Ossai gegen Vorjahres-Rookie-Sensation Tristan Wirfs nach innen durcharbeiten und kam zu Brady durch, im Laufe des Spiels bekam Ossai von beiden Seiten Druck auf den jeweiligen Tackle. Ossai ist noch roh, die athletischen Tools aber absurd. Sein Debüt darf Bengals-Fans hoffen lassen, dass er diese auch früh schon auf dem Feld umsetzen kann. Umso erfreulicher für Bengals-Fans, dass auch die Rookie-Pass-Rusher Darius Hodge und Cam Sample einen guten ersten Eindruck hinterließen.

Ebenfalls erwähnenswert: Edge Joe Tryon (Tampa Bay Buccaneers), CB Deommodore Lenoir (49ers), WR Terrace Marshall (Panthers), RB Javonte Williams (Broncos), OG/OT Royce Newman (Packers), DL Gregory Rousseau (Buffalo Bills).

Stefan Moser, ElmerFrkmp: Die Quarterback-Competition in Denver - deine Einschätzung nach Spiel 1? Könnte Lock sich vielleicht doch etablieren?

Zunächst muss man hier klar sagen: Selbst für Preseason-Verhältnisse war das ein Muster mit sehr geringem Wert, weil die Vikings so viele Starter gar nicht aufgeboten haben - schon Lock, mit zahlreichen Startern um sich herum, bekam es dementsprechend mit Backups auf der anderen Seite zu tun. Auch wenn, das sollte nicht unter den Tisch fallen, K.J. Hamler bei seinem langen Touchdown mit Cam Dantzler einen mutmaßlichen Starting-Corner Downfield böse verbrannte.

Bridgewater stand in diesem Spiel laut PFF bei keinem einzigen Dropback unter Druck, Lock bei zwei seiner Dropbacks. Beide hatten meist eine saubere Pocket, Lock warf drei seiner acht Pässe via Play Action, auch beide Touchdowns kamen mit Run Fake davor. Kurzum: Es war aus Broncos-Sicht schön, die Lock-Hamler-Connection zu sehen, aber viel mehr würde ich aus diesem Spiel mit Blick auf das Quarterback-Duell ehrlicherweise nicht mitnehmen.

Was die generelle Prognose hier angeht? Die Broncos haben in dieser Offseason in meinen Augen keinen Konkurrenten für Lock, sondern ein Sicherheitsnetz für den jungen Quarterback geholt. Das ist das Jahr, in dem Lock zeigen soll, dass er die langfristige Starter-Option ist - oder eben auch jedem klar wird, dass er das nicht ist. Deshalb gehe ich fest davon aus, dass Lock auch als Starter in die Saison gehen wird, mit Bridgewater als Absicherung dahinter, sollte das Lock-Experiment schiefgehen.

Falls Bridgewater Woche 1 startet, müsste man die Quarterback-Entscheidungen in Denver in dieser Offseason noch deutlich mehr hinterfragen als ohnehin schon.

Tthorschd: Was sagst du zum Quarterback-Duell Taysom Hill vs. Jameis Winston?

Letztlich hat das Spiel meine Meinung, die ich im Vorfeld hatte, eher untermauert.

Hill fing ja eigentlich gut an, mit ein paar Strikes bei Out-Routes und dann einem Pass über die Mitte, früh auch mit Play Action rein gemischt. Sein bestes Play war vielleicht der Pass bei Third Down zu Callaway, bei welchem Hill gegen Pressure aus der Pocket ging, die Augen Downfield behielt und dann einen Strike raus feuerte. Wenn sein erster Read da ist, wenn er mit Play Action arbeiten kann, dann ist Taysom Hill ein zumindest funktionaler Quarterback, der mit seinem Rushing Upside bietet.

Doch schon der zweite Drive zeigte die andere Seite der Medaille. Wenn Hill mehr durch seine Reads gehen musste, wird es schnell wacklig. Dann zögert er, ist zu langsam mit seinen Reads. Seine Accuracy ist auffällig inkonstant, mehrfach verfehlte er seine Targets im Kurzpassspiel - eine dieser Ungenauigkeiten führte zur Interception, und ein weiterer Pick hätte wenig später folgen können.

Auch Jameis Winston hatte seine Wackler, das sollte hier nicht unter den Tisch fallen. Aber mit Winston wirkte die Offense offener und eher in der Lage, sich aus schwierigen Situationen zu befreien. Er ging durch seine Reads, verteilte den Ball, fand den Checkdown, spielte alle Bereiche des Feldes an.

Meine Kernfrage zu diesem Quarterback-Duell war immer: Will Sean Payton seine über Jahre verfeinerte, konstant weiter entwickelte Passing-Offense umsetzen? Oder will er sich offensiv umstellen, vielleicht sogar bevorzugt seine Offense über ein Option Run Game aufbauen? Denn falls Ersteres der Fall ist, sehe ich nicht, wie das mit Taysom Hill funktionieren soll. Dafür ist Hill zu limitiert als Passer. Man kann mit Hill gewinnen, aber dann muss man einen sehr spezifischen Stil spielen, und hat vergleichsweise wenig Spielraum für Fehler.

Trotz all des Lobes, das Sean Payton über Taysom Hill in den letzten Monaten geäußert hat - und welches finanziell durch den Vertrag untermauert wurde -, bleibt meine Vermutung, dass wenn es um eine langfristige Perspektive geht, Payton nicht diesen Weg beschreiten wird.

SebvonHo, nicom1995: Wie hat dir Jordan Love gefallen?

Ich hatte im Mai über Love geschrieben, darüber, wo er potenziell stehen könnte - nach einem Jahr ohne echte Spielpraxis. Und der Tenor in den Aussagen der Coaches und Verantwortlichen in Green Bay nach der vergangenen Saison war - ob direkt ausgesprochen, oder zwischen den Zeilen -, dass man so ganz sicher nicht sagen kann, wo Love steht.

Für ihn ist diese Preseason dementsprechend wichtig, ich denke, dass Love im Endeffekt auch als Backup während der Regular Season aktiv sein soll und schrittweise ran geführt wird, um dann 2022 das Zepter von Aaron Rodgers zu übernehmen. Und unter all den Quarterbacks, die wir in dieser Preseason erstmals auf einem NFL-Feld sehen, wirkte Love auf mich sichtbar am weitesten in seiner Entwicklung.

Love spielte ruhig aus der Pocket, er wusste, wo er mit dem Ball hingehen muss, und bei mehreren Off-Plattform-Würfen war auch das Armtalent zu sehen. Er spielte sauber innerhalb der Struktur der Offense und das ist letztlich das, was ich von ihm sehen wollte. Dass er das Armtalent hat, stand ja nie zur Debatte.

Für Love geht es in der kommenden Saison darum, so weit wie möglich das System zu verinnerlichen und an Fundamentals zu arbeiten. Beinarbeit, Timing, solche Dinge - und die kommenden Preseason-Spiele bestmöglich als Testlauf weiter zu nutzen - denn wenn es aus Packers-Sicht gut läuft, wird er in der kommenden Saison nicht mehr spielen.

Den Auftakt, über 600 Tage nachdem wir Love zuletzt in einem Spiel gesehen haben, fand ich durchaus vielversprechend.

Daniel Wenzel: Preseason bedeutet ja auch immer Verletzungen - welche spannenden Free Agents gibt der Markt noch her, und was wären interessante Landing Spots?

Es gibt einige Spieler, bei denen es mich sehr wundert, dass sie noch ohne Team sind. K.J. Wright wäre so ein Kandidat, der Ex-Seahawks-Linebacker. Hier scheint auch eine Rückkehr nach Seattle noch denkbar, mit den Raiders hat er sich zuletzt getroffen. Wright ist ein relativ kompletter Linebacker, der mit weitem Abstand meine erste Wahl wäre, wenn ich einen Off-Ball-Linebacker ersetzen - oder in dem Bereich noch Defizite - hätte.

Ex-Chiefs-Center Austin Reiter ist nicht ganz auf Wrights Level, aber auch er wäre für mehrere Teams ein sofortiges Upgrade über den aktuellen Starter. Etwa bei den Giants, wo er vor zwei Wochen auch zu Besuch war, auch bei den Bengals, die ebenfalls schon Interesse bekundet haben. Reiter ist insbesondere ein sehr solider Pass-Blocker, bei dem es mich ebenfalls wundert, dass er noch zu haben ist.

Relativ problemlos findet man noch Spieler für die Rotation in der Defensive Line. Gerald McCoy wurde jüngst von den Raiders verpflichtet, Spieler wie Kawann Short, Jurrell Casey oder auch Geno Atkins sind noch zu haben. Alle haben ihre Prime hinter sich, beziehungsweise Short kommt von einer Schulterverletzung zurück - aber als Hilfe in einer Rotation, oder um etwa einen Rookie zu entlasten, der doch noch nicht ganz so weit ist? Da sehe ich diese Spieler allesamt gut aufgehoben. Das gilt dann auf den Edge-Positionen genauso für Olivier Vernon oder auch Everson Griffen.

Und dann gibt es einige Veterans, bei denen Fragen abseits des Platzes mitschwingen - sei es eine Verletzung, oder aber andere Probleme, wie etwa bei Richard Sherman. Ex-Chiefs-Tackle Mitchell Schwartz plagt sich seit einer ganzen Weile mit Rückenproblemen herum; wird er wieder fit, wäre er für viele Teams sofort ein immenses Upgrade.

Allerdings wird es für diese Spieler auch nicht leichter, denn über die nächsten zwei Wochen werden die Teams ihre Kader-Kürzungen vornehmen müssen, was wiederum jede Menge neues Talent auf den Markt spült. Abgesehen von Verletzungen, die sofortiges Handeln und einen direkten Starter-Ersatz verlangen, halte ich es für sehr gut denkbar, dass mehrere dieser großen Namen sogar erst während der Saison verpflichtet werden.