Third and Long - der Mailbag zum Spieltag: Coach des Jahres - und wer macht den größten Sprung?

Von Adrian Franke
01. Dezember 202010:31
SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zu Woche 12 in der NFL.imago images/Ian Johnson
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Welche Coaches ragen dieses Jahr besonders heraus? Wie könnte der Umbruch in Detroit aussehen? Und wie sieht das Wildcard-Rennen in der NFC nach Woche 12 aus? SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet in seiner Kolumne Eure Fragen zum Spieltag.

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NFL Mailbag - Week 12 im Recap

Müsste man Woche 12 auf eine Storyline herunter destillieren, dann wäre es für mich die Erkenntnis, dass uns eine ganze Menge unvorhersehbarer Playoff-Spiele erwarten könnte. Es gibt schlicht wenige klare Favoriten - Kansas City und mit Abstrichen Pittsburgh in der AFC, New Orleans und mit Abstrichen Green Bay in der NFC am ehesten -, und dahinter untermauerte Woche 12 eindrucksvoll, dass man Konstanz hier vergebens sucht.

Arizona ging gegen New England offensiv jegliche Explosivität ab, die Rams fanden wieder einmal keine Antworten gegen die 49ers, die Raiders gingen in Atlanta baden, die Colts verloren deutlich zuhause gegen Tennessee und Tampa Bay sah gegen Kansas City eine Weile lang wie finsterer Liga-Durchschnitt aus.

Third and long - Die NFL-Kolumnespox

Nächste Woche könnte einiges davon schon wieder komplett anders ausfallen; es ist ja gerade einmal zwei Wochen her, da schlugen die Rams Seattle, Arizona gewann einen Shootout gegen Buffalo, die Bucs demontierten Carolina und Indianapolis walzte über sich selbst sabotierende Titans.

In diesem Bereich der Liga ist viel oberes Mittelmaß, und für diese Teams ist es Woche für Woche ein schmaler, Matchup-bedingter Grat zwischen Sieg und Niederlage.

Doch während die Regular Season trotz aller Hindernisse die Zielgerade erreicht hat, lohnt sich auch ein Blick zu anderen Teams. Nach der Rookie-Watch in der Vorwoche sollen diese Woche die Spieler in ihrem zweiten Jahr im Fokus stehen. Genauer gesagt: Wer hat hier den größten Sprung hingelegt? Wer übertrifft vielleicht Erwartungen - und wer wird ihnen mit etwas Verspätung gerecht?

Wer hat im zweiten Jahr den größten Sprung gemacht?

Daniel Jones, Quarterback, New York Giants

Die Total Stats lassen es nicht wirklich vermuten, und wenn man einige der "Highlights" von Jones dieses Jahr sieht - gemeint sind die nicht selten humoristisch unterhaltsamen Momente -, dann muss man sich manchmal schon an den Kopf fassen.

Aber das sollte nicht davon ablenken, dass der 23-Jährige tatsächlich eine wirklich beachtliche Saison spielt. Er hatte einige Male Pech, sei es mit den negativen Highlights, die dann natürlich auf Social Media die Runde machen, oder auch ganz simpel durch Fehler seiner Mitspieler. 24 Drops seiner Receiver musste Jones dieses Jahr schlucken, kein anderer Quarterback mit unter 370 Passversuchen hat mehr als 20.

Dann wären da die Probleme in der Offensive Line: PFF listet vier Giants-O-Liner (Andrew Thomas, Will Hernandez, Kevin Zeitler, Cam Fleming) in der Top-35 was zugelassene Pressures unter allen Offensive Linemen angeht. Nicht gerade ideal.

Jones spielt besser in der Pocket, er ist immer noch ein guter vertikaler Passer, macht aber weniger gravierende Fehler. Sein ganzes Spiel wirkt kontrollierter, und insbesondere, seitdem die Giants ihn besser ins Run Game einbauen, läuft die Offense auch runder. Jones ist irgendwo im (unteren) Liga-Mittelfeld, aber im Vergleich zu seinem College-Tape und zu den größten Teilen seiner Rookie-Saison muss man ihm zweifellos einen deutlichen Fortschritt bescheinigen.

Brian Burns, Edge, Carolina Panthers

Brian Burns ist ein Top-10-Edge-Rusher in der NFL dieses Jahr, und was als Rookie vereinzelt zu sehen war - die Agilität, die Explosivität, das Gespür für eine Lücke - sieht man dieses Jahr deutlich konstanter. Wenige Pass-Rusher sind Woche für Woche dominanter und konstanter als Burns.

Seine 46 Quarterback-Pressures sind ein Top-5-Wert unter Edge-Rushern, und das obwohl er einiges an Double-Teams sieht. Er ist ein guter Run-Stopper und hat bisher nur zwei Tackles verpasst. Dass die Panthers-Defense generell einen Umbruch durchlaufen muss, war klar - und gerade was die Secondary und Coverage generell angeht, hat Carolina noch sehr viel Arbeit vor sich.

Aber Burns hat sich als Fixpunkt nicht nur in der Front, sondern in der gesamten Defense festgespielt. Er ist im zweiten Jahr einer der Spieler, um die Carolina auf dieser Seite des Balls in Zukunft sein Gerüst aufbauen kann. Gemeinsam mit Derrick Brown, mit Jeremy Chinn, im Idealfall auch mit Yetur Gross-Matos.

Jakobi Meyers, Wide Receiver, New England Patriots

Die Receiver-Auswahl für diese Frage ist gar nicht so lang. A.J. Brown, DK Metcalf und Terry McLaurin hatten ihren Breakout bereits letztes Jahr, genau wie Deebo Samuel, der zudem in dieser Saison bereits länger verletzt ausfiel. Diontae Johnson und Mecole Hardman haben den erhofften Sprung in die Spitzengruppe im zweiten Jahr bisher nicht geschafft - Philadelphias Travis Fulgham wäre hier tatsächlich meine erste Alternative gewesen.

Letztlich ist es die Konstanz bei Meyers in der zweiten Saisonhälfte, und das als Nummer-1-Target, welche ihn leicht nach vorne schiebt. Seit Woche 7 nur ein Spiel mit weniger als sechs Targets und nur ein Spiel mit weniger als 50 Receiving-Yards - beides ausgerechnet gegen die Texans, als die Passing-Offense der Patriots ihren produktivsten Tag seit langer Zeit hatte.

Meyers mit seiner Größe, aber auch seinem Route-Running hatte letztes Jahr sein Potenzial als Undrafted Free Agent bereits einige Male angedeutet. Diese zweite Saisonhälfte kann getrost als sein Breakout angesehen werden. Er ist die einzige ernsthafte Säule bei den Patriots Wide Receivern und Tight Ends, mit der ich über die nächsten drei Jahre ein Waffenarsenal aufbauen würde.

Damien Harris, Running Back, New England Patriots

Eine Bewertung mit zugedrücktem Auge, da Harris 2019 nur fünf Snaps in der Offense und dazu nochmal fünf weitere Snaps im Special Team spielte - letztlich aber konnte Harris sich im Vorjahr in New England nicht durchsetzen und die Pats entschieden sich mehr oder weniger für eine Art Redshirt-Jahr. Es war das Backfield von Sony Michel, den New England immerhin erst 2018 in der ersten Runde gedraftet hatte.

Das sieht dieses Jahr deutlich anders aus. Michel plagt sich einmal mehr mit Verletzungen herum, er gab sein Comeback gegen Arizona, wurde jedoch nur eingeschränkt eingesetzt. In Zukunft könnte sich die Aufteilung in New Englands Backfield also auch wieder etwas verschieben. Doch Harris ist der agilere Back, bringt gleichzeitig aber auch Power durch Kontakt mit. Einer der ligaweit besseren Runner dieses Jahr und im Passspiel könnte er vermutlich noch mehr leisten, als die Pats bisher von ihm verlangen. Der Michel-Pick wirkt dadurch nicht unbedingt cleverer, aber das ändert nichts daran, dass Harris einen Sprung gemacht hat, der groß genug ist, dass er selbst mit Michel zurück den Startplatz behalten sollte.

Quinnen Williams, Defensive Tackle, New York Jets

Draft-Picks können Zeit brauchen. Und wenn ein hoch gedrafteter Spieler in ein entsprechend schlechtes Team kommt, kann es umso länger dauern. Das sollte man generell in der Analyse nie vergessen, und bei Quinnen Williams passt diese Lektion einmal mehr.

Das heißt nicht, dass die Pre-Draft-Analysen vielleicht nicht zu hoch gegriffen waren. Für mich selbst war Williams Pre-Draft der dominanteste, der beste Spieler seiner Draft-Klasse. Ein Freak-Athlet, der alle Werkzeuge hat, um in der NFL der nächste Superstar-Pass-Rusher auch von der Tackle-Position aus zu werden. Vielleicht wird er das noch, vielleicht nicht, aber gerade als Pass-Rusher war er als Rookie so enttäuschend, das viele Williams bereits den Bust-Stempel geben wollten.

Auch Trade-Gerüchte rund um die Deadline machten die Runde, hier aber soll GM Joe Douglas letztlich relativ deutlich einen Riegel vorgeschoben haben. Und Williams' Leistungen zuletzt unterstreichen das, denn gerade als Pass-Rusher spielt er eine exzellente zweite Saisonhälfte, gewinnt Eins-gegen-Eins mit seiner Schnelligkeit und Physis und scheint gerade den erhofften deutlichen Schritt im zweiten Jahr zu machen. ESPN listet ihn, basierend auf den Tracking-Daten von Next Gen Stats, unter Defensive Tackles auf Platz 1 in Run-Stop- und Platz 5 in Pass-Rush-Win-Rate.

Die Jets werden viel austauschen müssen und haben einen harten Umbruch vor sich. Aber zwei Säulen dabei dürften Quinnen Williams in der Defensive Line und Mekhi Becton in der Offensive Line sein.

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Coach of the Year - und Quarterback-Fragen

Özgür Boztas: Wer sind für dich die Favoriten auf den "Coach of the Year"-Award?

Sollten die Steelers tatsächlich 16-0 gehen, führt hier denke ich kein Weg an Mike Tomlin vorbei. Dann können wir viel darüber diskutieren, wie gut die Steelers wirklich sind, in wie weit die Bilanz trügt, wie leicht womöglich der Spielplan war, und so weiter. 16-0 ist so historisch und so selten, auch wenn man argumentieren könnte, dass Tomlins Leistung als Head Coach im Vorjahr vermutlich sogar noch eindrucksvoller war als dieses Jahr. Er ist einer der besten Head Coaches der Liga, da besteht für mich kein Zweifel.

Dahinter wäre meine - nicht sortierte - Liste:

  • Kyle Shanahan, der mit den San Francisco 49ers trotz genauso zahlreicher wie gravierender Verletzungen fast jede Woche zumindest kompetitiv ist, wenn nicht mehr. Ich glaube nicht, dass eine Offense in der NFL aktuell besser und kohärenter designed ist als die der 49ers, aber es geht in San Francisco noch weit darüber hinaus. Es ist eben auch das, was auf der defensiven Seite des Balls passiert, man hat bei den 49ers den Eindruck, dass das Team eine klare Philosophie und eine klare Ausrichtung hat, und dass auch gravierende Hindernisse, von denen es für die Niners nicht allzu wenige gibt dieses Jahr, überwunden werden können. Das ist für mich definitiv ein Markenzeichen eines guten Head Coachs.
  • Ron Rivera könnte ein heißer Kandidat werden, je nachdem, wie die Saison weiter verläuft. Konkret: Falls Washington die Division gewinnt. Rivera hatte dieses Jahr natürlich mit seiner Krebserkrankung eine gigantische Hürde fernab des Platzes. Dazu die ganze Quarterback-Situation. Und sollte Washington dann die Division gewinnen, die Mischung aus seiner Arbeit und der Story abseits des Platzes wäre vermutlich ein starkes Argument für viele.
  • Kevin Stefanski in Cleveland würde ich hier auch erwähnen. Die Browns haben unter ihm blitzartig eine offensive Identität gewonnen, und auch wenn ich bei Cleveland nach wie vor mehr Fragen als Antworten habe - dass die Browns gerade ihre erste Saison mit mindestens acht Siegen seit 2007 klargemacht haben, sollte nicht komplett unter den Teppich gekehrt werden.
  • Ansonsten: Jon Gruden verdient dieses Jahr einiges an Lob und Anerkennung für das, was er aus Derek Carr und der Raiders-Offense herausholt, Brian Flores hat in Miami einen beachtlich schnellen Umbruch eingeleitet. Beide sehe ich aber doch eine Stufe dahinter. Matt LaFleur in Green Bay ist für mich eine der großen positiven Coaching-Überraschungen dieser Saison, sollten die Packers am Ende den Nummer-1-Seed in der NFC gewinnen, wäre LaFleur für mich ein heißer Kandidat.

Paul Schochow: Wie ordnest du die Quarterback-Situationen in Carolina und Cleveland ein? Die Teams sind zu gut für einen Top-5 Pick aber zu schlecht für einen (tiefen) Playoff-Run... machen vielleicht Stafford, Winston oder Ryan dort Sinn?

Bei den Panthers relativ klar: Bridgewater ist für mich eine klare Übergangslösung. Das klingt negativer als es gemeint ist, aber man sollte auf der anderen Seite des Spektrums auch nicht den Fehler machen, ihn zu positiv einzuschätzen. Die Situation ist exzellent für ihn, mit den Play-Designs von Joe Brady, in einer Offense, in der er als "Point Guard" den Ball schnell verteilen kann.

Seine Stärken werden so ideal aufs Feld übertragen, seine Schwächen überspielt. Bridgewater ist gut, aber er hat eben klare Limitierungen, und sollten die Panthers Brady tatsächlich zeitnah verlieren, dürften die auch wieder stärker zum Vorschein kommen. Insofern: Eine ideale Übergangslösung, auch für kommendes Jahr. Aber die Panthers müssen aufpassen, dass sie nicht die Chance verpassen, hier früher oder später ein Upgrade zu finden. Das ist bei jedem Team im "Quarterback-Mittelmaß" ein ähnliches Thema.

Cleveland wird eine sehr spannende Diskussion sein. Baker Mayfield hatte jetzt am Wochenende gegen Jacksonville ein gutes Spiel, aber in der Summe spielt er nur bedingt besser als letztes Jahr - die Umstände sind eben deutlich besser. Und das ist auch Teil des Gesamtbilds: So, wie Cleveland ihn aktuell spielen lässt, ist er ein austauschbarer Quarterback. Die Browns müssen im kommenden Frühjahr die Entscheidung über die Fifth-Year-Option treffen, und die wird über 30 Millionen Dollar für 2022 kosten. Inzwischen ja auch komplett garantiert.

Ich vermute, dass Cleveland am Ende diesen Schritt gehen wird, einfach weil die Browns auf eine Weiterentwicklung im zweiten Jahr unter Stefanski hoffen dürften und man nicht nach einem potenziellen Leistungsanstieg unter Zugzwang am Verhandlungstisch geraten will. Aber das ist wirklich auf Messers Schneide.

Die angesprochenen Alternativen sehe ich dennoch bei beiden Teams nicht. Das kommende Jahr ist für mich noch Teil des Rebuilds und mit Bridgewater auch vorübergehend gut besetzt. In zwei Jahren mag die Situation dann anders aussehen, aber dann reden wir ja auch potenziell schon wieder von ganz anderen potenziellen Namen. Die Browns haben Mayfield noch ein Jahr günstig unter Vertrag und werden auf eine Weiterentwicklung hoffen.

Yannik, Stefan Beier: Was sollten die Dolphins auf der Quarterback-Position deiner Meinung nach jetzt tun?

Brian Flores hat zum Wochenbeginn nochmal untermauert, dass Tua Tagovailoa startet, "wenn er fit ist". Genau wie die Aussage nach dem Broncos-Spiel, als Flores klarstellte, dass er Tua nicht verletzungsbedingt für Fitzpatrick rausgenommen hatte, müssen wir auch das erst einmal so hinnehmen. Tua ist aktuell nicht fit, also spielt Fitzpatrick, und wenn der Rookie wieder spielen kann, will Flores ihn auch wieder starten lassen.

Ich hatte letzte Woche schon ausführlicher über die Dolphins-Quarterback-Dynamik geschrieben, und im Kern hat sich da für mich nichts geändert. Miami ist dieses Jahr kein Titelanwärter, und für mich auch kein Team, das in den Playoffs plötzlich heiß läuft und die Chiefs und Steelers schlägt. Die Dolphins sind im Wildcard-Rennen, und selbst mit Fitzpatrick wäre mein Tipp, dass sie die Postseason am Ende knapp verpassen.

Dementsprechend hat es für mich wenig Wert, um jeden Preis jetzt auf die Playoffs zu gehen. Die Entwicklung von Tua einerseits sowie aus Team-Sicht der Versuch, eine möglichst große Sample Size was Starts und Snaps angeht zu erhalten, das sollte im Vordergrund stehen. Insofern wäre mein Ansatz genau das, was Flores am Montag gesagt hat: Ist Tua fit, spielt er. Jede andere Idee wäre für mich ziemlich kurzsichtig, was eigentlich auch nicht zur bisherigen Herangehensweise der Dolphins unter Flores passt.

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Wildcard-Rennen, Cam Newton und der Lions-Umbruch

Fel_Mey 24: Durch die Niederlagen der Bucs, Cardinals und Rams scheint das Rennen um die Wildcard-Plätze in der NFC wieder offener zu sein. Bleiben die drei deine Favoriten auf die drei Plätze?

Sie bleiben meine Favoriten, aber eher im Ausschlussverfahren. Die Bears sind einfach nicht ansatzweise gut genug, um vier der ausstehenden fünf Spiele zu gewinnen. So wie die Offense aussieht, würde es mich nicht wundern, wenn Chicago gleich kommende Woche schon gegen die Lions abermals verlieren würde.

Die Vikings sind das deutlich bessere Team, haben aber mit Tampa Bay und den Saints noch zwei richtig harte Brocken im Restprogramm - und Minnesota müsste mindestens einen der beiden vermutlich schlagen, um noch eine Chance zu haben. Und selbst vermeintliche Pflichtsiege gegen Chicago, Jacksonville und Detroit sind ja keine Selbstläufer, siehe das Cowboys-Spiel in der Vorwoche.

Darüber hinaus gibt es ja keine Konkurrenz. Aus der NFC East sowieso nicht, und im Süden ist es mal zumindest sehr schwer vorstellbar, dass die Falcons oder Panthers ab jetzt alle ausstehenden Spiele gewinnen - was dann womöglich nicht einmal reichen würde.

Also ja, unter dem Strich bleibe ich bei Tampa, Arizona und L.A. - wobei mindestens einer der drei, und aktuell würde ich hier auf Arizona tippen, die Playoffs wahrscheinlich eher als Lerneffekt mitnehmen wird. Was nicht negativ gemeint ist, sondern eher eine realistische Einschätzung sein soll: Die Cardinals sind im oberen Mittelmaß der Liga angekommen, und das ist ein enormer Sprung über die letzten beiden Jahre. Zur Liga-Spitze fehlt aber eben doch noch einiges.

Meko: Was sollen die Lions in der Offseason machen? Die haben einen Kader, der zu gut ist für die Top-Picks und zu schlecht für die Playoffs. Ein Rebuild mit den ganzen Talenten?

Die große Frage wird sein: Wer kommt jetzt nach Detroit? Welcher GM, welcher Head Coach? Wie soll die generelle Richtung aussehen? Oder umgedreht: Kann man auf das personelle Gerüst, das über die letzten drei Jahre für Matt Patricia aufgebaut wurde, aufbauen? Oder muss man es einreißen, weil eine komplett neue Richtung eingeschlagen werden soll?

Generell kann ich mir vorstellen, dass die Lions einen schnellen Umbruch hinlegen könnten - wenn sie das wollen. Detroit hat klare Kader-Baustellen, angefangen mit den auslaufenden Verträgen von Kenny Golladay und Marvin Jones, auch Slot-Receiver Danny Amendola wird Free Agent. Golladay zu halten sollte ein No-Brainer sein, dann aber beginnen schon die Diskussionen: Will man den schnellen Umbruch? Dann wäre gerade Jones jemand, den man ebenfalls halten sollte. Oder strebt man eben doch den größeren Cut an?

Dann rückt natürlich auch Matt Stafford in den Mittelpunkt. Die Lions könnten ihn 2021 entlassen oder traden, müssten dann aber je 19 Millionen Dollar an Dead Cap schlucken - es wäre der radikale Weg. Man müsste den neuen Head Coach und den neuen GM mit gezielt langfristigen Verträgen ausstatten, da in diesem Szenario mindestens 2021, und potenziell auch 2022 absolute Rebuild-Jahre werden würden. Ich vermute nicht, dass das im Sinne von Teambesitzerin Sheila Ford Hamp ist. Eigentlich sollte nach mehreren Jahren im oberen Mittelmaß unter Jim Caldwell mit Patricia endlich den Sprung in die Liga-Spitze klappen.

Gleichzeitig vermied Ford Hamp aber nach der Entlassung von Matt Patricia und Bob Quinn auch ein klares Bekenntnis zu Stafford. Alle Optionen sind auf dem Tisch, und so sollte es an diesem Punkt auch sein. Das kann auch heißen, dass man "nur" einen jungen Quarterback wie Haskins holt, um ihn dahinter zu testen. Es kann aber eben auch heißen, dass der Kahlschlag kommt.

Sollten die Lions diesen radikalen Weg einschlagen, gäbe es weitere Möglichkeiten, um den Kader zu verjüngen, Cap Space in der Zukunft zu kreieren und einen Neustart zu veranlassen:

Cornerback Desmond Trufant (6 Mio. Dollar Dead Cap bei Entlassung 2021/6 Mio. Dollar Cap-Einsparungen), Tight End Jesse James (4,2 Mio./2,1 Mio.), Defensive Tackle Nicholas Williams (1 Mio./4,7 Mio.) und Defensive Tackle Danny Shelton (1,25 Mio./4 Mio.), unter anderem. Wie gesagt: alle Optionen müssen auf dem Tisch sein.

Ringler, Till Tobi, moritzm, Marco: Kann Cam Newton die Zukunft in New England sein?

Newton hatte jetzt zuletzt einige bessere Spiele, die zumindest mal wieder oberes Liga-Mittelfeld darstellten. Mir fällt bei ihm weiter auf, dass er enorme Probleme damit hat, Blitzer Pre- und Post-Snap zu erkennen, er arbeitet häufig nicht gut durch die Pocket, seine Accuracy ist mal besser, mal schlechter. Als Runner, und inzwischen wird er ja auch wieder mehr in der Hinsicht genutzt, ist er immer noch ein Matchup-Problem, aber nicht mehr mit der Dynamik vergangener Jahre.

Was ist das dann im Gesamtpaket? Newton ist keine langfristige Lösung, da dürften wenige widersprechen. Die generelle Frage bei den Patriots ist natürlich, wie radikal der Umbruch aussehen soll. Versuchen die Pats, im Draft für einen Quarterback hoch zu traden? Ist Belichick an diesem Punkt seiner Karriere gewillt, einen tiefgreifenden Rebuild durchzuführen? Wollen die Pats mit aller Macht versuchen, nächstes Jahr nochmals anzugreifen?

Und interessanterweise sind die Antworten auf die Frage gar nicht so unterschiedlich. Sollte New England den Kader kurzfristig nochmal auf Titelfenster trimmen wollen, gäbe es vermutlich wenige Alternativen, die kurzfristig verfügbar und wesentlich erfolgsversprechender werden. Sollte New England im Draft auf einen Quarterback gehen, könnte Newton als Übergangslösung noch ein Jahr bleiben.

Nur falls der wirklich tiefgreifende Umbruch kommt, wäre es sinnlos, mit Newton weiterzumachen. Insofern, meine Antwort ist vermutlich: Newton ist nicht die Zukunft in New England. Und trotzdem könnte er Teil der Lösung für 2021 sein.