Panthers wahren weiße Weste

Von Adrian Franke
26. Oktober 201509:07
Mike Tolbert (l.) kämpfte sich zwei Mal in die Endzonegetty
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Die Carolina Panthers (6-0) haben ihr Heimspiel gegen die Philadelphia Eagles (3-4) mit 27:16 gewonnen und damit ihre perfekte Bilanz ausgebaut. Die Eagles kamen trotz mehrerer Fehler in der zweiten Hälfte zurück ins Spiel und hatten die Chance, die Partie zu drehen. Doch Carolinas starke Defense konnte die Führung am Ende problemlos verteidigen.

Einige Fehler der Panthers-Offense um Quarterback Cam Newton (14/24, 197 YDS, TD, 3 INT) hielten Philadelphia in Schlagdistanz - und das obwohl Sam Bradford (26/46, 205 YDS, INT) und das Passing Game der Eagles einmal mehr keinen guten Eindruck hinterließen. Doch das Duell zweier Running Games ging an die Panthers, was viel Zeit von der Uhr nahm. Darüber hinaus war es, abgesehen von Ryan Mathews' langem TD-Run, eine herausragende Vorstellung von Carolinas Linebackern, die kaum Outside Runs zuließen und überall zu finden waren.

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So reichte es für Cam Newton zum ersten Sieg bei drei eigenen Interceptions überhaupt. Sechs Mal war ihm das bislang zuvor passiert, alle diese sechs Spiele gingen verloren. Die Eagles gehen darüber hinaus auch abgesehen von der Pleite mit Bauchschmerzen in ihre Bye Week: Left Tackle Jason Peters musste früh im Spiel raus und hat wohl eine Rückenverletzung erlitten. Ersten Berichten zufolge soll die Verletzung aber nicht schwerwiegend sein.

Die Stimmen zum Spiel:

Ron Rivera (Head Coach Panthers): "Die Atmosphäre im Stadion war überragend. Ich weiß es wirklich zu schätzen, wie toll unsere Fans uns unterstützen. Sie machen uns besser."

Cam Newton( Panthers-Quarterback): "Das ist das Motto dieser Franchise: Wir kämpfen immer weiter. Davon haben wir vieles heute Abend gezeigt. Ich freue mich wirklich darüber. Aber wir haben noch viele Spiele vor uns."

Chip Kelly (Head Coach Eagles): "Die Drops haben uns natürlich sehr weh getan, darauf müssen wir Antworten finden. Wir standen uns heute selbst im Weg, mit Drops und mit den vielen Strafen. Das kannst du dir nicht leisten und dabei erwarten, ein gutes Team wie die Panthers zu schlagen."

Sam Bradford (Eagles-QB, auf die Frage, ob Philly nach der Bye einen Lauf starten kann): "Wenn wir so spielen, wie wir es eigentlich können, dann ja. Wir können jeden Gegner schlagen."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Die Carolina Panthers haben in der Vorwoche nicht nur ihre weiße Weste verteidigt, der Sieg in Seattle ließ auch die Kritiker verstummen. Quarterback Cam Newton führt das Team weiterhin an, die Defense erhielt bereits gegen die Seahawks Linebacker Luke Kuechly nach Verletzungspause zurück. Auch Pass-Rusher Jared Allen ist jetzt wieder fit, Linebacker Shaq Thompson dagegen fällt aus. Offensiv kommt das Running Game indes scheinbar langsam ins Rollen.

Gegen Philadelphia könnte sich dieser Trend fortsetzen, denn neben Kiko Alonso fehlt den Eagles auch Linebacker-Kollege und Defense-Leader DeMeco Ryans. Dennoch war die Defense bislang das Rückgrat des Teams, nicht die vor der Saison so hochgelobte Offense. Da bleiben die Turnover von Quarterback Sam Bradford das große Thema, während sich zumindest das Running Game auch bei den Eagles langsam aber sicher findet.

6.: Philadelphia startet mit gutem Running Game, Carolina erzwingt aber den Punt. Im Gegenzug läuft Panthers-RB Jonathan Stewart den Eagles mit einem 36-Yard-Run davon und Mike Tolbert drückt das Ei kurz darauf aus zwei Yards in die Endzone. 7:0 Panthers, und Carolinas Defense legt schnell nach! Jordan Matthews kann den Pass von Bradford nicht fangen und das Ei fällt Colin Jones in die Hände. Direkt im Gegenzug aber bekommt Ted Ginn Newtons Pass nicht unter Kontrolle - und der Ball landet im wahrsten Sinne des Wortes auf Nolan Carroll! Beide Teams tauschen also einmal Turnover. Verrückter Start.

23.: Der Trend setzt sich fort, die Defenses dominieren seit dem Panthers-Touchdown und vor allem die beiden Passing-Offenses finden noch überhaupt nicht ihren Rhythmus. Immerhin: Philadelphia sammelt per 52 Yard-Field-Goal seine ersten Punkte. 7:3 Panthers, doch die wichtigste Nachricht bislang: Bereits vor einigen Minuten musste Eagles-Left-Tackle Jason Peters nach minutenlanger Behandlung auf dem Platz verletzt raus, mutmaßlich aufgrund einer Rückenverletzung. Eine heftige Schwächung für Philadelphias Offensive Line.

26.: Mit einem Trick-Endaround-Play bringt Ginn Carolina per 44-Yard-Run in die Red Zone. Philadelphia hilft dann mit zwei Strafen gegen die Defensive Line direkt in Folge (!) zusätzlich nach und Newton kommt aus zwei Yards schließlich mit einem Read-Option-Spielzug gerade so über die Linie. 14:3 Panthers.

29.: INTERCEPTION! Und wieder einmal ist es die Defense, die Philadelphia im Spiel hält: Carolina will kurz vor der Pause nochmals punkten, doch Safety Malcolm Jenkins liest den Spielzug und schnappt sich spektakulär die Interception. Die Eagles kommen im Gegenzug schnell in die Red Zone, wo aber zunächst Bene Benwikere und dann Josh Norman den Touchdown verhindern. So reicht es wieder nur zum Field Goal, 14:6 Panthers zur Halbzeit.

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33.: Doch das schwache Ende der ersten Hälfte hat Carolina offenbar nicht nachhaltig beeindruckt: Zum Start des dritten Viertels marschiert Newton mit mehreren perfekten Pässen das Feld runter und findet kurz vor der Goal Line schließlich Tolbert. Der ist eigentlich schon gestoppt, kämpft sich aber gegen drei Verteidiger in die Endzone! Touchdown, 21:6 Panthers und Philly braucht langsam Lösungen.

39.: ...und Philly findet eine Lösung! Die Eagles halten am Running Game fest und werden spektakulär belohnt: Ryan Mathews läuft aus 63 Yards fast unberührt in die Endzone. Nur noch 21:13 Panthers und die Defense antwortet wieder: Newtons Pass geht wenig später durch die Hände von Devin Funchess, den Abpraller schnappt sich Byron Maxwell - der nächste Turnover! Carolinas Defense kann den Schaden aber begrenzen: In der Red Zone gelingt Philadelphia nur ein Field Goal. 21:16 Panthers, alles wieder offen.

58.: Während der nächste FG-Versuch der Eagles danebengeht, antwortet Carolina mit drei Punkten. In der Folge dominiert erneut Carolinas Defense, doch 3:12 Minuten vor dem Ende bekommt Philadelphia den Ball zurück. Aber die Passing Offense kann auch damit nichts anfangen: Jared Allen verzeichnet seine ersten beiden Sacks im Panthers-Trikot und Philadelphia kommt nicht einmal ansatzweise aus der eigenen Hälfte raus. Turnover on Downs und Carolina macht per Field Goal den Deckel drauf. Die Panthers stehen zum ersten Mal in ihrer Geschichte bei 6-0!

Der Star des Spiels: Jonathan Stewart. In einem Spiel, in dem beide Teams über das Running Game kamen, stand Stewart ganz oben in der Hackordnung. Der 28-Jährige ließ sich nie vom ersten Tackler stoppen und mit seinen harten Inside Runs machte er die Eagles-Defense vor allem in der zweiten Halbzeit konstant müde. Es war das zwölfte Mal, dass Stewart in seiner NFL-Karriere die 100-Rushing-Yard-Marke knackte. Elf dieser zwölf Spiele hat Carolina jetzt gewonnen. Brauchte Stewart mal eine Pause, wurde er zudem glänzend von Mike Tolbert vertreten.

Der Flop des Spiels: Das Receiving-Corps der Eagles. Ja, Bradford war wieder einmal nicht gut - aber er bekam auch überhaupt keine Unterstützung von seinen Passfängern. Sinnbildlich der Drop von Miles Austin bei Fourth Down spät im Spiel, doch es war nur die Spitze des Eisbergs. Jordan Matthews hat ebenfalls weiter Drop-Probleme, unter anderem zu sehen bei Bradfords früher Interception - auch wenn der Wurf nicht perfekt war. Es blieb allerdings nicht der einzige Ball, den er fallen ließ. Weitere Drops, etwa von Murray, Sproles und vor allem Huff in der Endzone kamen dazu.

Das fiel auf:

  • Auch Carolina stand sich selbst im Weg. Obwohl Philadelphia über weite Strecken der ersten Hälfte gerade offensiv gar nicht im Spiel war, konnten die Panthers nicht großartig davonziehen. Newtons Interception kurz vor der Pause tat besonders weh, nach der Halbzeit hatte Carolinas zuvor dominante Front mit dem Running Game der Eagles größere Probleme. So konnte Philadelphia von den Panthers-Turnovern profitieren und kam zurück ins Spiel.
  • Beide Secondaries lieferten starke Auftritte ab. Cornerback Josh Norman setzte seine herausragende Saison für die Panthers fort, während auf der anderen Seite Byron Maxwell sein wohl bestes Spiel für die Eagles ablieferte. Ebenfalls sehr stark: Eagles-Safety Malcolm Jenkins. Die Receiver beider Teams hatten so konstant große Probleme.
  • Es war erneut ein eher durchwachsenes Spiel von Sam Bradford. Zwar steigerte sich Philadelphias Quarterback in der Pocket, hatte hier aber gerade zu Beginn des Spiels erneut massive Probleme. Trotz vieler kurzer Würfe (4,45 Yards pro Passversuch) war die Completion-Percentage unterdurchschnittlich. Immerhin: Bradford, der bereits vier Picks in der gegnerischen Endzone geworfen hat, schadete seinem Team dieses Mal nicht in der Red Zone - allerdings kamen die Eagles dort auch kaum einmal hin.
  • Philadelphias O-Line war, wie schon zuletzt, im Run Blocking sichtlich verbessert. Gegen die starke Panthers-Front-Seven öffneten sich immer wieder gute Running Lanes für Inside Runs, was die Offense im Spiel hielt. Bemerkenswert hierbei: Nach seinem langen TD-Run erhielt Mathews nur noch einen (!) Rushing-Versuch. Allerdings: Vom sonst so hohen Tempo der Offense war phasenweise sehr wenig zu sehen, vor allem dadurch bedingt, dass das Passspiel seinen Rhythmus nie fand.
  • Sollte Peters doch länger ausfallen, kommen harte Zeiten auf Philadelphias ohnehin eher anfällige Offensive Line zu. Der siebenfache Pro Bowler ist der wichtigste Spieler und Leader der Eagles-O-Line. Immerhin: Die Pass-Protection hielt zumindest heute aber nach Peters' Verletzung weitestgehend gut Stand.

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