Wer stoppt die New England Patriots? Diese Teams haben die besten Chancen

Jan Dafeld
06. Februar 201909:01
Drew Brees, Patrick Mahomes und Baker Mayfield wollen die Patriots entthronen.getty
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Die New England Patriots sind einmal mehr Super Bowl Champions - zum sechsten Mal in diesem Jahrhundert und zum dritten Mal in den letzten fünf Jahren. Welches Team kann diese Dominanz beenden? SPOX wirft einen Blick auf die aussichtsreichsten Kandidaten und verrät, was für sie spricht - und was gegen sie.

In den letzten zehn, fünfzehn Jahren wurden die Patriots oft abgeschrieben. Weil sie wichtige Spieler verloren, weil Coaches das Team verließen oder einfach nur deshalb, weil auch Tom Brady doch irgendwann einfach mal zu alt sein muss! Auch in dieser Saison kam es einmal mehr - zumindest vereinzelt - zu dieser Entwicklung. Nach einigen wenig glanzvollen Niederlagen zählten die Pats für einige Experten nicht mehr zum Kreis der Top-Favoriten, was das Team im Laufe der Playoffs nur zu gerne wieder aufgriff.

Doch einmal mehr thronen die Patriots an der Spitze der NFL. Und: Ganz so schnell wird man sie aus der Riege der besten Teams der Liga wohl auch nicht wegdenken dürfen. Brady wird auch in der kommenden Saison spielen, wahrscheinlich sogar noch länger, und auch Bill Belichick bleibt der Franchise aus Foxboro weiter erhalten.

Dabei steht es außer Frage, dass New England auch in diesem Sommer vor so mancher Herausforderung stehen wird. Tight End Rob Gronkowski könnte seine Karriere beenden, auch Safety Devin McCourty und Cornerback Jason McCourty denken über einen Abschied vom Football nach. Mit Left Tackle Trent Brown und Defensive End Trey Flowers werden zudem zwei Leistungsträger der vergangenen Saison Free Agents.

So schmerzlich diese Verluste - vor allem natürlich der mögliche Abgang von Gronkowski - für die Patriots zweifellos wären, wären sie doch nichts, was New England noch nicht erlebt hätte. Alleine im vergangenen Sommer verlor die Franchise Left Tackle Nate Solder, Cornerback Malcolm Butler, Running Back Dion Lewis sowie Wide Receiver Danny Amendola in der Free Agency.

Darüber hinaus verletzte sich First Round Pick Isaiah Wynn noch vor Saisonstart so schwer, dass er die gesamte Spielzeit verpasste, Gronkowski wurde das komplette Jahr über nicht richtig fit, Wide Receiver Julian Edelman verpasste die ersten vier Saisonspiele gesperrt und Neuverpflichtung Josh Gordon wurde noch vor dem Saisonendspurt wieder aus dem Verkehr gezogen.

Champion wurde man dennoch.

Konkurrenz für die Patriots: Rams, Chiefs - Browns?!

Wer oder was könnte die Ära der Patriots in den kommenden Jahren also beenden? Sind es die Kansas City Chiefs, die mit Patrick Mahomes den vielleicht spektakulärsten Quarterback aller Zeiten am Anfang seiner Entwicklung in ihren Reihen haben? Sind es die Los Angeles Rams, die mit Sean McVay vielleicht den Head Coach gefunden haben, der imstande ist, die Ausgangslage einer Franchise von heute auf morgen auf links zu drehen?

Sind es womöglich sogar die Cleveland Browns, die nach Jahren am Boden der NFL mit Baker Mayfield und Talenten wie Myles Garrett und Denzel Ward auf Kurs zu ihrer eigenen Erfolgsserie sind? Oder sind es letztendlich doch Brady und Belichick selbst, wenn sie sich in einem oder zwei Jahren nacheinander oder sogar gemeinsam dazu entscheiden sollten, in ihren wohlverdienten Ruhestand zu gehen?

Eines ist klar: Der NFL stehen spannende Jahre bevor. Eine Riege an jungen, hochtalentierten Quarterbacks steht bereit, um von ihren Vorgängern zu übernehmen und ihre eigene Ära zu prägen.

Noch ist dies allerdings eine Frage von übermorgen. Denn noch spielen Brady und Brees. Und noch gehören beide weiter zu den besten Spielern dieses Planeten. Vorerst geht der Blick somit nur in Richtung der nächsten Saison, wo sich einmal mehr die Frage stellt: Wer ist der größte Herausforderer für Brady, Belichick und die schier unbezwingbaren Patriots?

Los Angeles Rams:

Das spricht für die Rams: Sean McVay und sein Trainerstab zählen zu den Besten der NFL. Innerhalb von nur zwei Jahren hat er es geschafft, aus einer Lachnummer der Liga einen der Top-Titelanwärter zu formen. Sowohl offensiv als auch defensiv mit Wade Philipps strotzt der Coaching Staff vor Kompetenz. Darüber hinaus steht mit Aaron Donald der beste Verteidiger der Liga langfristig unter Vertrag, auch Todd Gurley und Brandin Cooks sind über Jahre hinweg an die Rams gebunden. Macht Jared Goff den nächsten Schritt in seiner Entwicklung, kann diese Offense in der kommenden Saison noch stärker werden.

Das spricht gegen die Rams: Los Angeles und GM Les Snead sind all-in. Die Rams gingen in den vergangenen zwei Jahren große Risiken ein und haben sich den sportlichen Erfolg so "erkaufen" können. Bezahlt hat man diesen allerdings mit seiner Zukunft. Finanziell sind L.A. nun die Hände gebunden, von seinen Free Agents Ndamukong Suh, Lamarcus Joyner, Rodger Saffold und Dante Fowler Jr. wird man wahrscheinlich nur einen, maximal zwei halten können, zudem droht das Karriereende von Left Tackle Andrew Whitworth. Durch einen Mangel an Draft-Picks können die Rams zudem kaum für günstigen Ersatz sorgen.

Kansas City Chiefs:

Das spricht für die Chiefs: Patrick Mahomes. Der wertvollste Spieler der vergangenen Saison trägt weiter das Trikot der Chiefs und steht immer noch am Anfang seiner Entwicklung. Mahomes' Potenzial scheint nahezu unbegrenzt, macht er in der nächsten Saison noch einen Schritt nach vorne, dürften die Rekorde nur so purzeln. Mit Tyreek Hill und Travis Kelce hat er obendrein zwei Premium-Waffen an seiner Seite, von denen ebenfalls kein Rückschritt zu erwarten ist. Andy Reid bleibt derweil als offensives Superhirn der vielleicht beste Play-Caller der gesamten NFL. Und: Mit Eric Berry dürfte der vielleicht wichtigste Defensiv-Spieler auf das Feld zurückkehren.

Das spricht gegen die Chiefs: Gegnerische Teams gehen nun mit einer kompletten Saison an Mahomes-Tape in die Offseason. Garantiert ist eine Wiederholung seiner unglaublichen ersten vollen Saison daher nicht - so riesig Mahomes' Potenzial auch sein mag. Zudem bleiben defensiv Fragezeichen. Mit Dee Ford ist ein Bestandteil des herausragenden Pass-Rushing-Trios Free Agent und könnte KC verlassen. Inwieweit der neue Defensive Coordinator Steve Spagnuolo tatsächlich die Antwort auf die Probleme im Linebacker-Corps und in der Secondary sein kann, darf durchaus bezweifelt werden.

New Orleans Saints:

Das spricht für die Saints: Das Championship-Fenster der Saints geht rapide zu, 2019 könnte ihre letzte Chance auf den Titel in den nächsten Jahren sein. Noch scheint New Orleans allerdings besser aufgestellt zu sein als fast jedes andere Team. Drew Brees wird auch mit 40 Jahren noch einer der fünf besten Quarterbacks der Liga sein, die Offensive Line ist auf allen fünf Positionen top besetzt und mit Michael Thomas und Alvin Kamara verfügt NO über zwei absolut überragende Matchup-Waffen. Defensive Coordinator Dennis Allen bleibt dem Team erhalten und kann mit Cameron Jordan, Marshon Lattimore, Sheldon Rankins und Marcus Davenport weiter auf zahlreiche hochtalentierte Spieler setzen.

Das spricht gegen die Saints: Die über weite Strecken der Saison so herausragende Offense verlor im Saisonendspurt deutlich an Explosivität. Der extreme Fokus - vor allem bei Third Downs - auf Michael Thomas und Alvin Kamara scheint in dieser Form langfristig nicht erfolgversprechend. Extremer Aderlass ist bei New Orleans in diesem Jahr zwar noch nicht zu erwarten, mit Mark Ingram, Tyler Davidson, Alex Okafor und PJ Williams könnten aber gleich mehrere Leistungsträger das Team als Free Agents verlassen.

Los Angeles Chargers:

Das spricht für die Chargers: Unter Anthony Lynn haben die Chargers 21 von 32 möglichen Regular-Season-Spielen gewonnen, bereits in der vergangenen Saison sah L.A. streckenweise wie das vielleicht kompletteste Team der gesamten NFL aus. Mit Joey Bosa kehrt der wohl beste Verteidiger voll auskuriert zum Team zurück, zudem stößt auch Tight End Hunter Henry als gefährliche Matchup-Waffe wieder zum Team. Keenan Allen ist ein echter Nummer-1-Receiver, Philip Rivers gehört noch immer zur Liga-Elite und die Defense strotzt nur so vor jungem Talent.

Das spricht gegen die Chargers: Die Offensive Line bleibt eine echte Schwachstelle - das scheint sich in Philip Rivers' Karriere nicht mehr zu ändern, denn Cap Space, um diese Problemzone anzugehen ist kaum vorhanden. Inwieweit der Abgang von Deep Threat Tyrell Williams die Offense bremsen könnte, bleibt noch abzuwarten. Außerdem: Sofern so etwas wie eine "Winning Culture" tatsächlich existiert, sollte eins klar sein: Die Chargers haben sie nicht.

Philadelphia Eagles:

Das spricht für die Eagles: Offensive Line, Defensive Line, Coaching Staff - die wichtigsten Stützen ihres Super-Bowl-Teams zeichnen die Eagles auch weiterhin aus. Nick Foles wird Philly zwar verlassen, mit einem fitten Carson Wentz sollte das allerdings kaum ein Problem sein. Das letzte Mal, als Wentz wirklich mit 100 Prozent spielen konnte, spielte er auf MVP-Niveau. Mit Zach Ertz, Alshon Jeffery, Nelson Agholor und Dallas Goedert verfügt man auch ohne Golden Tate noch über einen gutes Receiving Corps.

Das spricht gegen die Eagles: Der aggressive Ansatz der letzten Jahre holt Philadelphia jetzt ein. Vor allem defensiv drohen dem Team zahlreiche Abgänge, mit Brandon Graham, Jordan Hicks und Ronald Darby könnten drei echte Eckpfeiler wegbrechen. Offensiv wird Wide Receiver Tate mutmaßlich nicht zu halten sein. Ob die angeblichen Probleme im Locker Room rund um Quarterback Carson Wentz noch zu einem Störfaktor werden könnten, bleibt zudem abzuwarten.

Pittsburgh Steelers:

Das spricht für die Steelers: Wenig. Und doch genug, um Pittsburgh noch nicht komplett abzuschreiben. Mit Antonio Brown (wenn er denn bleibt) und JuJu Smith-Schuster verfügen die Steelers über das wohl beste Wideout-Duo der gesamten NFL. Auch die Offensive Line zählt weiterhin zu den stärksten ligaweit und Quarterback Ben Roethlisberger kann an guten Tagen immer noch jede Defense schlecht aussehen lassen. Kehrt Kicker Chris Boswell zu seiner All-Pro-Form von vor einem Jahr zurück, könnte das alleine der Steel City schon zwei Siege mehr bescheren.

Das spricht gegen die Steelers: Einiges. Stand jetzt befindet sich das Team im Chaos. Der beste Spieler hat nur wenige Monate nach dem Drama rund um Running Back Le'Veon Bell keine Lust, weiter für Pittsburgh zu spielen - Head Coach Mike Tomlin scheint die Kontrolle über seinen Locker Room entglitten zu sein. Mehrere Coaches - darunter O-Line-Guru Mike Munchak - sind bereits weg. Doch auch abseits der öffentlichen Seifenoper häuften sich zuletzt die bösen Aussetzer von Roethlisberger, defensiv mangelt es vor allem in der Secondary an Klasse. Und: Die Konkurrenz in der Division nimmt deutlich zu.

Green Bay Packers:

Das spricht für die Packers: Aaron Rodgers. Die Teams von Mahomes, Brees und Brady zählen dank ihrer QBs zum Kreis der Top-Favoriten, mit einem Rodgers in Bestform würde Green Bay praktisch automatisch dazustoßen. Das offensive Potenzial ist dank Wide Receiver Davante Adams sowie einer guten Offensive Line da, nun liegt es am neuen Head Coach Matt LaFleur, eine Offense zu entwerfen, in der sich Rodgers wohler fühlt als es zuletzt unter Mike McCarthy der Fall war. Defensiv deuteten die jungen Cornerbacks ihr Talent in der Vorsaison bereits an, nun könnte die Unit von Defensive Coordinator Mike Pettine den nächsten Schritt machen.

Das spricht gegen die Packers: LaFleur als Head Coach ist eine Wundertüte. Unter McVay war er überaus erfolgreich, trug allerdings auch eher wenig Verantwortung. Die positiven Eindrücke aus seiner Zeit in Tennessee bleiben derweil überschaubar. Die offensiven Probleme ausschließlich an McCarty festzumachen, wäre zudem auch zu kurz gedacht. Auch Rodgers muss unter seinem neuen Coach wieder beweisen, dass er tatsächlich noch zu den drei besten Quarterbacks der NFL gehört.

Indianapolis Colts:

Das spricht für die Colts: Mit einem sehr guten Quarterback, einer enorm verbesserten Offensive Line sowie einer sehr disziplinierten Defense zählte Indy bereits in der Vorsaison zu den besseren Teams der Liga. Je nachdem wie aggressiv die Colts mit ihrem riesigen Cap Space umgehen, könnte das Team direkt den nächsten Schritt machen, vor allem in der Defensive Line ist in der Free Agency massig Talent verfügbar. Youngster wie Malik Hooker, Quenton Nelson oder Darius Leonard könnten 2019 den nächsten Schritt zu echten Elite-Spielern machen.

Das spricht gegen die Colts: Dass große Ausgaben in der Free Agency zu direktem Erfolg führen, scheint eher Ausnahme als Regel zu sein (die 49ers, Jets, Buccaneers oder auch die Titans könnten hier allesamt angeführt werden). Darüber hinaus fehlt es den Colts - vor allem defensiv - einfach an echtem Top-Talent. Inwieweit das Konzept von Defensive Coordinator Matt Eberflus dies ein weiteres Jahr kaschieren kann, bleibt abzuwarten.

Atlanta Falcons:

Das spricht für die Falcons: Die Eckpfeiler des Teams, das vor zwei Jahren den Super-Bowl-Sieg nur denkbar knapp verpasste, sind immer noch da. Die Offense rund um das Duo aus Matt Ryan und Julio Jones sollte ohnehin über fast jeden Zweifel erhaben sein und könnte mit einer verbesserten Offensive Line wieder zur Ligaspitze zählen. Doch auch defensiv verfügt Atlanta über einiges an Talent, mit Deion Jones, Keanu Neal und Ricardo Allen kehren gleich drei Leistungsträger nach schweren Verletzungen ins Team zurück.

Das spricht gegen die Falcons: Der Abgang von Kyle Shanahan als Offensive Coordinator wiegt immer noch schwer, dass dieser nun durch die Verpflichtung von Dirk Koetter kompensiert werden konnte, darf durchaus bezweifelt werden. Darüber hinaus ist der Pass-Rush in der Defense ein echtes Fragezeichen - erst Recht, wenn Defensive Tackle Grady Jarrett Atlanta tatsächlich verlassen sollte.

Cleveland Browns:

Das spricht für die Browns: Mit Baker Mayfield verfügt Cleveland über den spektakulärsten jungen Quarterback der Liga - wenn es da nicht noch diesen Patrick Mahomes in Kansas City gäbe. Die Offense unter dem neuen Head Coach Freddie Kitchens zeigte Explosivität, mit Todd Monken aus Tampa Bay hat man sich zusätzlich tolle Hilfe geholt. Schafft man es, einen echten X-Receiver für Mayfield zu finden, könnte der junge Quarterback in seinem zweiten Jahr nochmal einen echten Sprung nach vorne machen.

Das spricht gegen die Browns: Die Arbeit von Sashi Brown und anschließend John Dorsey hat Cleveland in eine tolle Ausgangssituation gebracht, der Großteil des Teams ist allerdings noch sehr jung, der kurzfristige Erfolg könnte 2019 noch zu früh kommen. Noch verfügt der Kader zudem über mehrere klare Schwachstellen, diese in nur einem Sommer auszumerzen wäre eine Mammutaufgabe. Darüber hinaus bleiben die Browns die Browns - und Jimmy Haslam bleibt immer noch Jimmy Haslam.