Die Cincinnati Bengals sowie die Detroit Lions und ihr Quarterback Matthew Stafford kämpfen bei den NFL Wildcard Games gegen unfassbare Serien. Einige Negativrekorde stehen auf dem Spiel, wenn die Dallas Cowboys auf Detroit (So., 22.40 Uhr im LIVE-TICKER) und die Bengals auf Indianapolis treffen (So., 19.05 Uhr im LIVE-TICKER). Die Colts verlassen sich dabei offenbar einmal mehr auf Andrew Luck.
Indianapolis Colts (11-5) - Cincinnati Bengals (10-5-1) (So., 19.05 Uhr)
Der Weg in die Playoffs:
Indianapolis: Anfang September gab es den großen Schock in Indianapolis. Der noch gesperrte Top-Pass-Rusher Robert Mathis riss sich in einer Trainingseinheit die Achillessehne und seine Saison war beendet. Doch nach zwei Auftaktpleiten in Denver und gegen Philadelphia schienen die Colts schnell wieder in der Spur zu finden: Die Secondary um CB Vontae Davis steigerte sich und Ahmad Bradshaw entwickelte sich zur wichtigsten Red-Zone-Waffe. Doch mit dem spektakulären 34:51-Debakel in Pittsburgh in Week 8 gab es einen Bruch.
Die Colts-Defense schwamm, auch bedingt durch mehrere Verletzungen regelmäßig und drei Wochen später brach sich Bradshaw das Bein - Saisonaus. Auch Reggie Wayne schlug sich konstant mit Verletzungen herum. Zudem waren die Turnover auch in diesem Jahr das große Thema in Indianapolis. Den Division-Sieg machten die Colts trotzdem vorzeitig perfekt - doch am vorletzten Spieltag gab es beim 7:42 in Dallas einen weiteren schweren Schuss vor den Bug.
Cincinnati: Nach drei überzeugenden Siegen zum Auftakt waren die Bengals für nicht wenige Experten das beste und kompletteste Team der NFL. Doch wie sich später herausstellen sollte, hatte Cincinnati mit Atlanta und Tennessee zwei der schwächsten Teams der Saison geschlagen. Nach der Bye Week folgte ein 17:43-Debakel in New England und plötzlich war der Wurm drin.
Die Bengals konnten Carolina zuhause nicht bezwingen (37:37) und gingen in Indianapolis (0:27) komplett unter. Drei Wochen später folgte eine peinliche 3:24-Heimpleite gegen Cleveland und kaum jemand glaubte noch ernsthaft an Cincinnati. Dann aber rissen die Bengals das Ruder herum. Sie gewannen fünf der nächsten sechs Spiele, darunter ein beeindruckender 37:28-Prime-Time-Erfolg gegen Denver, verloren allerdings am letzten Spieltag das Division-Finale gegen die Steelers und so blieb nur die Wild Card.
Die aktuelle Situation:
Indianapolis: Bradshaw wird in dieser Saison nicht mehr spielen und auch von Wayne dürfen die Colts keine Wunder erwarten - dennoch sollte sich die Offense steigern können. T.Y. Hilton ist nach seinen Verletzungsproblemen der letzten Wochen wieder fit und auch Tight End Dwayne Allen soll pünktlich zur Postseason bei 100 Prozent sein.
Die Sorgen im Running Game (100,8 Rushing-Yards pro Spiel und 3,9 Yards pro Versuch) löst das zwar nicht, zumal Guard Hugh Thornton wohl erneut ausfällt, doch Offensive Coordinator Pep Hamilton betonte am Donnerstag, dass wieder einmal Quarterback Andrew Luck und das Passing Game ran müssten: "Wir wollen bei jedem Drive punkten. Idealerweise wollen wir dafür offensiv ausbalanciert spielen. Aber zu diesem Zeitpunkt müssen wir unsere Stärken noch weiter hervorheben." Defensiv muss der Pass-Rush, phasenweise trotz Mathis' Verletzung alles andere als eine Baustelle, wieder besser funktionieren.
Cincinnati: Die Bengals bangen im Gegensatz zu den Colts noch um eine ihrer Top-Offensiv-Waffen. Receiver A.J. Green konnte unter der Woche nur vereinzelt limitiert mittrainieren, weil er am Sonntagabend in Pittsburgh eine Gehirnerschütterung erlitten hatte. Er muss zunächst das Liga-Protokoll erfolgreich durchlaufen, ehe er grünes Licht erhält. "Ich kann mir darum keinen Kopf machen. Erst wenn er die Erlaubnis der Ärzte hat, kann er alles mitmachen und spielen", erklärte Coach Marvin Lewis nüchtern.
Die WR-Kollegen Dane Sanzenbacher und James Wright fallen in jedem Fall aus und auch TE Jermaine Gresham (Rücken) ist angeschlagen. Keine guten Vorzeichen also für die Bengals, die zumindest auf ihr starkes RB-Duo bestehend aus Jeremy Hill und Gio Bernard bauen können.
Dabei sollen sie einige schwarze Serien beenden: Lewis hat bislang seine fünf Playoff-Spiele als Head Coach allesamt verloren, QB Andy Dalton seine ersten drei. Beide würden NFL-Rekorde mit einer weiteren Pleite einstellen. Darüber hinaus würden die Bengals, die auswärts generell noch auf einen PO-Sieg warten (sechs Pleiten) mit einer Niederlage das erste Team, das fünf Mal in Folge One-and-Done in der Postseason ist.
SPOXPlayers to Watch:
Indianapolis: Andrew Luck. Wie kaum ein anderer Quarterback musste Luck sein Team in der zweiten Hälfte der Saison ohne wirkliche Unterstützung tragen, dabei erlebte der 25-Jährige einige Tiefs und warf insgesamt 16 Interceptions. Doch dem gegenüber stehen neben 4.761 Passing-Yards auch 40 TD-Pässe. Ohne ihren Quarterback wären die Colts längst im Urlaub.
Gleichzeitig gilt es für Luck, der nach Peyton Manning der einzige Colts-QB mit Playoff-Siegen in aufeinanderfolgenden Jahren werden könnte, seine eigenen PO-Traumata zu überwinden: In bislang drei Postseason-Spielen warf er acht Picks.
Cincinnati: Andy Dalton. Im Vergleich zu Luck liest sich Daltons Statistik noch verheerender: Sechs Picks steht in ebenfalls drei Spielen nur ein TD-Pass gegenüber, der 27-Jährige lieferte in den Playoffs bislang desaströse Leistungen ab. Auch in dieser Saison hatte Dalton wieder enorme Formschwankungen und konnte nicht den nächsten Schritt machen. Will er die Bengals zu ihrem ersten Playoff-Sieg seit der 1990er Saison führen, muss Dalton zumindest solide spielen.
Darauf kommt es an: Welches Team kann ein Running Game aufziehen? Cincinnati hat in der vergangenen Regular Season sieben von acht Spiele gewonnen, in denen Dalton weniger als 29 Pässe versucht hat. Die Bengals brauchen ein starkes Running Game und Jeremy Hill trat über die letzten Wochen wie ein Franchise-Running-Back auf - gegen die Broncos hielt er etwa sein Team mit 147 Yards und einem Touchdwon) in schwierigen Phasen stets im Spiel.
Die Colts dagegen waren oftmals effizient in ihren Läufen, weshalb Luck selbst immer wieder neue First Downs besorgte. Allerdings fehlt Indianapolis jegliche Konstanz im eigenen Running Game - für Trent Richardson ist das Spiel deshalb eine echte Chance, etwas für sein Image zu tun. Immerhin wäre gegen den desolaten Pass-Rush der Bengals jegliches Running Game eine weitere Hilfe - kein Team hat weniger Sacks auf dem Konto als Cincinnati (20).
Prognose: Hilton und Allen werden den Colts einen enormen Boost verleihen, doch die Auftritte von Indianapolis gegen starke Teams in dieser Saison geben wenig Anlass zur Hoffnung. Cincinnati scheint sich gefangen zu haben und wird das Spiel über sein Running Game dominieren können - und so auch die Chancen von Luck limitieren. Beide QBs tendieren zu Fehlern in den Playoffs, doch patzt Luck, wird niemand sonst das Team tragen. Sollte Dalton auf Green bauen können, dürfte ein solides und möglichst Turnover-freies Spiel zum ersten Playoff-Sieg reichen.
Tipp: 24:23 Bengals.
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Dallas Cowboys (12-4) - Detroit Lions (11-5) (So., 22.40 Uhr)
Der Weg in die Playoffs:
Dallas: Nicht wenige Experten prophezeiten Dallas vor der Saison eine historisch schlechte Defense sowie einen Top-5-Draft-Pick im Mai - es sollte ganz anders kommen. Die Cowboys schockten nach der Auftaktniederlage gegen San Francisco die Liga und liefen fast jeden in Grund und Boden. DeMarco Murray verzeichnete unfassbare 392 Rushing-Attempts (1.845 YDS, 13 TDs), entlastete so QB Tony Romo und sorgte dafür, dass Dallas die Uhr kontrollieren und die Defense sich so immer wieder ausruhen konnte.
Dennoch warteten viele darauf, dass die Cowboys ihren über die vergangenen Jahre fast zur Tradition gewordenen Einbruch erleben würden - und es sah nach dem Thanksgiving-Heim-Debakel gegen die Eagles (10:33) auch danach aus. Doch Dallas, dessen Defense viele Lügen strafte, fing sich, beendete die Saison mit vier beeindruckenden Siegen sowie einer 8-0-Auswärtsbilanz und nutzte Phillys Schwächephase. Der Division-Sieg war vorzeitig perfekt und die Cowboys gehen brandheiß in die Playoffs.
Detroit: Auf dem Rücken einer der besten Defenses der Liga, deren Line die nach Buffalo dominanteste war und in deren Secondary insbesondere die Safeties James Ihedigbo und Glover Quin überzeugten, konnten die Lions sogar den wochenlangen Ausfall von Star-WR Calvin Johnson verkraften. Der vor der Saison verpflichtete Golden Tate war mehr als nur ein guter Ersatz.
Vor allem zuhause spielte Detroit stark, besiegte unter anderem die Packers, leistete sich mit der 14:17-Pleite gegen Buffalo aber auch einen bitteren Fauxpas. In der zweiten Saisonhälfte profitierten die Lions dann von einem guten Schedule. Nach Pleiten in Arizona und New England kam Detroit mit Siegen über Chicago, Tampa Bay, Minnesota und erneut die Bears zurück in die Spur. So gab es das Division-Finale in Green Bay, welches die Lions aber mit 20:30 verloren.
Die aktuelle Situation:
Dallas: Die Defensiv-Verletzungssorgen in Big D machten auch vor den Playoffs keine Pause: Defensive Tackle Henry Melton wurde am Dienstag wegen einer Knieverletzung auf die IR-Liste gesetzt und wird die komplette Postseason verpassen. Auch hinter den Einsätzen von DT-Kollege Nick Hayden (Schulter), Linebacker Anthony Hitchens (Knöchel) und Tackle Doug Free (Knöchel) stehen große Fragezeichen, darüber hinaus merkte man Murray die vielen Rushing-Versuche gegen Ende der Saison deutlich an.
Doch obwohl die Cowboys außerdem alle vier Heimpleiten dieser Saison zuhause schlucken mussten, gibt es durchaus Grund zur Euphorie: Romo scheint seine Rückenverletzung endgültig überwunden zu haben und beendete die Regular Season mit dem besten QB-Rating aller Quarterbacks, was in einer generellen Offensiv-Explosion mündete: Herausragende 41,3 Punkte pro Spiel gelangen Dallas im Dezember, kein Team scheint derzeit mehr aus den eigenen Möglichkeiten zu machen.
Detroit: Im Gegensatz zu den Cowboys war für die Lions-Defense am Dienstag kollektives Aufatmen angesagt: Dem Einspruch von DT Ndamukong Suh, der Packers-QB Aaron Rodgers im letzten Saisonspiel vermeintlich absichtlich auf den Knöchel getreten und für ein Spiel gesperrt worden war, wurde stattgegeben und der wichtige Run-Stopper darf am Sonntag auflaufen. "Ich bin bereit, mich auf das Spiel gegen Dallas zu konzentrieren", erklärte Suh auf seiner Pressekonferenz schmallippig.
Allerdings wird DT Nick Fairley (Knie) wohl ausfallen, Coach Jim Caldwell betonte, es würde schon "ein Wunder" brauchen, und Guard Larry Warford steht definitiv nicht zur Verfügung. Darüber hinaus bereitet QB Matthew Stafford Kopfzerbrechen: Über die letzten drei Saisonspiele fielen seine Completion Percentage um fast sieben Prozent, seine Yards pro Passversuch um 1,7 Yards und sein Passer Rating von 87,8 auf 75,9. Die Entwicklung kommt zu einem schlechten Zeitpunkt. Die Lions warten seit sieben Spielen auf einen Playoff-Sieg. Den letzten gab es 1991 - mit 38:6 über Dallas.
SPOXPlayers to Watch:
Dallas: DeMarco Murray. Natürlich wird die Tony-Romo-Dez-Bryant-Connection genauso wichtig sein wie auch die in dieser Saison so häufig dominante O-Line. Doch die Cowboys brauchen gegen Detroits Defense einen Murray in Topform: Der Running Back muss es schaffen, ein Stück der Leichtigkeit aus der ersten Saisonhälfte zurück zu gewinnen, da die O-Line gegen Detroits D-Line nicht immer perfekte Lanes blocken kann. Kommt Murray früh ins Rollen, wird die Secondary der Lions früher oder später Lücken für Bryant und Jason Witten offenbaren.
Detroit: Matthew Stafford. Gegen Teams, die die Saison mit einer positiven Bilanz beenden, lautet Staffords unfassbare Auswärts-Bilanz: 0 Siege, 16 Niederlagen. Mit Calvin Johnson, der den NFL-Receiving-Rekord mit 329 Yards gegen die Cowboys im Vorjahr nur knapp verpasste, und Golden Tate hat Stafford gegenüber Dallas' Secondary klare Vorteile, muss diese aber auch nutzen. Immerhin lassen die Cowboys eine Completion Percentage von 66,5 Prozent zu. Nur Tampa Bay, St. Louis und Chicago waren hier noch schlechter.
Darauf kommt es an: Im abschließenden Wild-Card-Spiel prallen die beiden Prunkstücke der jeweiligen Teams aufeinander und die große Frage wird sein: Kann sich Dallas' O-Line gegen die D-Line der Lions behaupten? Oder um es mit Romos Worten zu sagen: "Sie spielen herausragend. Einen schwierigeren Test hatten wir in dieser Saison nicht. Am Ende wird das Spiel in vielerlei Hinsicht an der Line entschieden. Das wird eine schwere Aufgabe für unsere Jungs, aber ich bin mir sicher, dass sie der Herausforderung gewachsen sind."
Das Team, das dieses Duell an der Line für sich entscheidet, hat gute Chancen, auch das Spiel zu gewinnen: Stoppen die Lions Murray und die zweitbeste Rushing-Offense der Liga nicht, dürfte Detroit keine Chance haben. Umgekehrt wird Dallas Probleme bekommen, wenn die Offense eindimensional ist und die Lions ihren Pass-Rush (42 Sacks in der Regular Season) entfesseln können.
Doch auch für die Lions-Offense gibt es ein Schlüsselduell: Calvin Johnson und Golden Tate müssen ihre Vorteile gegen die Secondary der Cowboys nutzen, um Staffords Aufgabe zu erleichtern. Bekommt Dallas die beiden Receiver halbwegs in den Griff, wird Stafford Schwierigkeiten bekommen.
Prognose: Während alle anderen Wild-Card-Spiele extrem schwierig vorherzusagen sind, gibt es hier einen klaren Favoriten: Ein emotionales Cowboys-Team wird das Duell Stärke-vs-Stärke mit der eigenen O-Line gewinnen, hat den klaren QB-Vorteil und kann in den Playoffs wohl auf stärkere Fan-Unterstützung bauen als noch in der Regular Season. Dallas wird das Spiel gewinnen, weil die Cowboys in dieser Saison in schwierigen Momenten an ihrem Running Game festhalten und dabei außerdem auf Romo bauen können.
Tipp: 27:17 Cowboys.
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