Tony Martin hat mit seiner Siegesfahrt im Zeitfahren zum Abschluss der Tour de Suisse Hoffnungen auf eine erfolgreiche Frankreich-Rundfahrt geweckt.
Im Zeitfahren erneut die Weltelite düpiert, den Rundfahrtsieg nur knapp verpasst: Tony Martin hat mit seiner Siegesfahrt zum Abschluss der Tour de Suisse Hoffnungen auf eine erfolgreiche Frankreich-Rundfahrt geweckt.
Der 25-Jährige absolvierte den 27 km langen Kampf gegen die Uhr in Liestal in 32:21 Minuten und verwies den Schweizer Olymiasieger Fabian Cancellara mit einem Vorsprung von 17 Sekunden auf Platz zwei.
Die vom Herzstillstand des Luxemburgers Kim Kirchen überschattete Rundfahrt gewann dessen Landsmann Frank Schleck vor Lance Armstrong. Martin lag als Sechster nur 28 Sekunden hinter Schleck.
Gesamtsieg knapp verpasst
"Die letzten drei Tage war ich ein bisschen müde. Ich wollte eine gute Leistung im Zeitfahren abliefern. Dass es zum Sieg reicht, hätte ich nicht gedacht", sagte Martin. "Ich habe mir ein paar Körner für die Abfahrt aufgehoben. Das hat gut geklappt. Es tut ein bisschen weh, dass ich die Rundfahrt am Albula-Pass verloren habe."
Für Columbia-Sportchef Rolf Aldag ist der um nicht einmal eine halbe Minute verpasste Rundfahrt-Sieg des Cottbusers kein Beinbruch.
"Wir wollten die Rundfahrt nicht nutzen, um Vollgas zu fahren. Tony hat das Gelbe Trikot ein paar Tage verteidigt und damit war es gut. Er hatte auch keine Mannschaft für die Gesamtwertung", sagte Aldag. Seit der Kalifornien-Rundfahrt Mitte Mai sei er sehr zufrieden mit den Leistungen Martins.
Armstrong verliert über eine Minute
Bis zur Königsetappe am Donnerstag hatte der Vorjahreszweite das Klassement noch angeführt, ehe der Niederländer Robert Gesink mit seinem ersten Saisonsieg das Kommando übernahm. Im Zeitfahren erwies sich der Rabobank-Profi allerdings als zu schwach und ließ neben Schleck und Armstrong auch den Dänen Jakob Fuglsang und den Schweizer Steve Morabito noch vorbeiziehen.
Trotz seines Podiumplatzes geht Lance Armstrong wohl nicht als einer der Favoriten in die am 3. Juli in Rotterdam beginnende Tour de France. Der siebenmalige Tour-Sieger enttäuschte im Zeitfahren erneut und verlor über eine Minute auf Martin. Seit seinem Comeback waren die Leistungen in seiner einstigen Paradedisziplin nur mäßig.
Aldag warnt vor zu hohen Erwartungen
Martins starke Vorstellung lässt leise Hoffnungen auf den nächsten Deutschen im Gelben Trikot aufkeimen, doch Aldag warnt vor überzogenen Erwartungen.
"Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Das ist nicht unbedingt seine Tour, es gibt wenige Zeitfahrkilometer", sagte der Ex-Profi. Martins Ziel soll es sein, stabil durch die Rundfahrt zu kommen und nicht "35 Minuten an einem Tag zu verlieren".
Martin ist für die Große Schleife gesetzt. Im vergangenen Jahr trug der Cottbuser lange das Weiße Trikot des besten Jungprofis, ehe ihn zwei schwache Tage in den Alpen zurückwarfen.
Auf der vorletzten Etappe hatte er den Sieg auf dem legendären Mont Ventoux nach eigenen Worten nur aufgrund fehlender Streckenkenntnis verpasst und musste sich dem Spanier Juan Manuel Garate geschlagen geben.