Glattbrugg/Schweiz - Die große Tenniskarriere von Martina Hingis hat ein unrühmliches Ende gefunden: Unter Dopingverdacht hat die frühere Weltranglisten-Erste ihren Rücktritt erklärt. Das gab die 27-Jährige auf einer Pressekonferenz in Glattweg bei Zürich bekannt.
Die Schweizerin wurde in Wimbledon offenbar positiv auf Kokain getestet. Hingis bestreitet die Vorwürfe. "Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass ich nichts genommen habe. Ich bin frustriert und verärgert", sagte Hingis mit Tränen in den Augen.
"Drogen zu nehmen würde mir Angst machen", meinte sie. Ein Grund für den Rücktritt sei auch, dass sie an jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen für den Beweis ihrer Unschuld nicht interessiert sei.
Eigene Haaranalyse sei negativ
In Wimbledon war die fünfmalige Grand-Slam-Siegerin in der dritten Runde an der Amerikanerin Laura Granville mit 4:6, 2:6 gescheitert. Danach waren sowohl die A-, als auch die B-Probe positiv. Zwischen A- und B-Probe ließ Hingis eine Haaranalyse vornehmen. Nach eigener Aussage wurden bei der Haaranalyse keine Spuren von Kokain entdeckt. Hingis berichtete außerdem über Unregelmäßigkeiten bei der genommenen Urinprobe.
Der WTA-Tourchef, Larry Scott, erklärte, man habe noch keine offiziellen Informationen über einen positiven Dopingtest und könne daher den Fall auch nicht kommentieren. Bis zum Beweis des Gegenteils gelte aber die Unschuldsvermutung.
Letztes Spiel im September in Peking
Anfang 2006 hatte Hingis ihr Comeback im Tenniszirkus gegeben. In diesem Jahr litt sie unter Rücken- und zuletzt auch Hüftproblemen. Das hatte Spekulationen über einen bevorstehenden Rücktritt angeheizt.
Während ihrer Glanzzeit Ende der 90er Jahre dominierte Hingis die Konkurrenz, legte im Herbst 2002 wegen anhaltender Knöchel- und Fußprobleme dann aber den Schläger zur Seite, ohne von Rücktritt zu sprechen. Nach dreijähriger Pause stieß sie von 2006 an bis auf Platz sechs der Weltrangliste vor. Große Titel blieben ihr jedoch versagt.
Zu Beginn des Jahres gelang ihr der Viertelfinal-Einzug bei den diesjährigen Australian Open, danach folgte der insgesamt 43. Einzel-Turniersieg Anfang Februar in Tokio. Anschließend waren sportliche Erfolge ausgeblieben. Hingis gewann seitdem nie mehr als zwei Spiele in Folge und bestritt ihr letztes Match am 19. September in Peking, wo sie in der zweiten Runde der Chinesin Peng Shuai unterlag.
Bereits mit 14 Jahren Profi
Hingis war im Oktober 1994 im Alter von nur 14 Jahren Profi geworden. Sie gewann fünf Grand-Slam-Titel, den letzten davon 1999 in Australien, wo sie 2002 auch ihr letztes Grand-Slam-Finale erreichte und nach vier vergebenen Matchbällen noch gegen Jennifer Capriati verlor. Tags zuvor hatte sie im Doppel mit Anna Kurnikowa den Doppel-Titel geholt.
1997 verhinderte nur die überraschende Finalniederlage bei den French Open gegen die Kroatin Iva Majoli den Grand Slam, den Gewinn der vier größten Turniere in einem Kalenderjahr. Tennis-Geschichte schrieb auch die legendäre Finalniederlage gegen Steffi Graf zwei Jahre später in Paris, wo Hingis der ersehnte Triumph damit verwehrt blieb.
Chancenlos gegen Henin, Williams und Co.
2005 sorgte ein erster, verlorener Test gegen die Deutsche Marlene Weingärtner für Comeback-Gerüchte, beim Turnier im australischen Gold Coast kehrte Hingis zum Jahresbeginn 2006 endgültig zurück. An die ganz großen Erfolge konnte die Pferdeliebhaberin jedoch nicht mehr anknüpfen. Gegen die Athletik und Schlaghärte der Weltspitze um die Belgierin Justine Henin, die amerikanischen Williams-Schwestern oder Russlands Phalanx um Maria Scharapowa reichten Spielwitz und gewiefte Taktik nicht mehr aus.
Für private Schlagzeilen sorgte zuletzt die Beziehung zum tschechischen Tennis-Profi Radek Stepanek. Anfang des Jahres fiel auf, dass Hingis einen Verlobungsring trug, doch aus der erwarteten Hochzeit wurde nichts. Bereits bei den US Open waren die im slowakischen Kosice geborene Hingis und der frühere Top-Ten-Spieler wieder solo.
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