Aus vier mach zwei. Die Halbfinals stehen an! Show der Favoritinnen? Von wegen: Zuerst zieht Flavia Pennetta Simona Halep nach nur 61 Minuten den Zahn. Und dann schafft Roberta Vinci das Unfassbare: Sie schlägt Serena Williams und beendet deren Grand-Slam-Hoffnungen. Bei den Herren dagegen setzen sich die Favoriten im Schnelldurchgang durch - das Traumfinale Roger Federer gegen Novak Djokovic ist somit perfekt.
Damen - Halbfinale (alle Matches)
Flavia Pennetta (ITA/26) - Simona Halep (ROU/2) 6:1, 6:3
Der Underdog aus Italien begann stark gegen Simona Halep und erreichte ein frühes Break. In der Folge schlug sie das rumänische Power-Tennis mit seinen eigenen Waffen. Halep und Pennetta machten zwar beide viele unnötige Fehler, die Nummer 26 der Welt blieb aber bei ihren Breakchancen cool (2/5) und ließ im Gegenzug nur eine einzige zu. Nach nur 28 Minuten machte die 33-Jährige vom apulischen Stiefelabsatz den Satz zu.
Auch im zweiten Satz breakte Pennetta umgehend, aber auch sie blieb vor Serviceverlusten nicht verschont. Bis zum 3:3 verloren beide Kontrahentinnen ihren Aufschlag je zweimal. Dann legte Pennetta wie im ersten Satz deutlich zu, brachte jede Vorhand Haleps ins Feld und schlug selbst mit guten Winkeln zurück. Zudem spielte die Altmeisterin in der zweiten Hälfte des Satzes beinahe fehlerfrei.
"Das bedeutet mir alles. Ich weiß gar nicht, wie ich heute mit all dem Druck umgehen konnte", sagte Pennetta, die vor dem Turnier gar kein gutes Gefühl hatte: "Aber ich habe mir dann vorgenommen, jedes Spiel zu gewinnen. Tja, und hier bin ich."
Roberta Vinci (ITA) - Serena Williams (USA/1) 2:6, 6:4, 6:4
Serena Williams ließ nur zu Beginn des ersten Durchgangs Zweifel am Satzgewinn aufgekommen. Anschließend spielte die US-Amerikanerin gnadenloses Power-Tennis, schlug 16 Winner, ihr Gegenüber kam gerade mal auf drei. Eine wahre Demonstration nach nur 33 Minuten Spielzeit.
Im zweiten fand Vinci Lösungen gegen Williams' Härte und stellte die Favoritin vor einige Probleme. Bereits im ersten Spiel musste die Grand Dame drei Breakbälle abwehren, die 32-Jährige, wie Pennetta aus Apulien, machte im zweiten Satz kaum Fehler. Serena hingegen schmetterte leichteste Vorhandschläge ins Netz oder ins Aus. Der Lohn für die kleine Italienerin: der Satzausgleich. Williams schäumte vor Wut.
Wut, die sie in Satz drei anfangs nutzen konnte. Williams schnappte sich das Break, feuerte sich immer wieder an. Vinci schien zu wanken, fiel aber nicht. Sie schaffte das Rebreak, weil die Amerikanerin ihre Fehlerquote nicht abstellen konnte.
Williams wirkte angeknockt, versuchte es aber weiter mit der bewährten Taktik - hart, aber ohne Genauigkeit. Vinci variierte weiter stark und gewann so auch die Herzen im vollbesetzten Arthur Ashe Stadium. Der Matchball war symptomatisch für die letzten beiden Sätze: Williams versucht es mit Schlagkraft, Vinci mit der feinen Klinge und Auge. Nach über zwei Stunden beendete Vinci, die 2012 und 2013 jeweils im Viertelfinale von New York stand, die Partie und zerstörte Serenas Traum vom vierten Major-Titel 2015.
Am Samstag kommt es nun zum italienischen Finale mit Pennetta.
Wie frustriert Williams nach dem K.o. war, bewies die Pressekonferenz, die sie nach nur vier Minuten überstürzt verließ. "Ich habe mehr unerzwungene Fehler als sonst gemacht. Aber Druck habe ich nicht verspürt, hier gewinnen zu müssen", hatte sie vorher noch sichtlich genervt behauptet.
Vinci indes vergoss Tränen der Freude: "Das ist der beste Moment meines Lebens. Sorry, dass ich Serena geschlagen habe, aber heute ist mein Tag", rief sie den 23.771 Zuschauern in der Arena zu.
Damen-Doppel - Halbfinale (alle Matches)
Casey Dellacqua (AUS/4) / Yaroslava Shvedova (KAZ/4) - Anna-Lena Grönefeld (GER) / Coco Vandeweghe (USA) 6:7, 7:5, 7:5
Damit verpasste Anna-Lena Grönefeld ihr erstes Doppel-Finale bei einem Grand Slam. Im Finale treffen Dellacqua/Shvedova auf das Topduo Martina Hingis und Sania Mirza.
Die WTA-Weltrangliste
Herren - Halbfinale (alle Matches)
Novak Djokovic (SRB/1) - Marin Cilic (CRO/9) 6:0, 6:1, 6:2
Hatte dieser Mann nach dem Spiel noch etwas Wichtigeres zu tun? Es sah stark danach aus. Denn Djokovic machte von Anfang an keine Kompromisse und spielte den Titelverteidiger an die Wand - in 85 Minuten.
Allerdings: Cilic war mit einer Knöchelverletzung enorm geschwächt, konnte daher nicht sein bestes Tennis zeigen. Das erkannte auch der Djoker: "Es ist nicht einfach, gegen einen Kontrahenten zu spielen, der nicht zu 100 Prozent fit ist. Aber ich bin zufrieden damit, wie ich meinen Matchplan durchgezogen habe."
Besonders beim Aufschlag war dem Kroaten sein Handicap anzusehen. Er gewann gerade mal 60 Prozent der Spiele, wenn er seinen ersten Aufschlag ins Spiel brachte. Für den Spezialisten ein unterirdischer Wert. Djokovic machte es auf der anderen Seite deutlich besser und leistete sich darüber hinaus kaum Fehler, gerade einmal 13 Unforced Errors standen am Ende auf der Seite der hochkonzentrierten Nummer eins.
Roger Federer (SUI/2) - Stanislas Wawrinka (SUI/5) 6:4, 6:3, 6:1
Auch der Maestro hatte es eilig und steht somit zum ersten Mal seit sechs Jahren im Finale von Flushing Meadows. Gegen seinen Landsmann benötigte Federer nicht wesentlich länger als Djokovic und verwandelte nach 1:32 Stunden seinen Matchball.
"Ich bin sehr glücklich über meine Vorstellung. Es war bislang ein tolles Turnier für mich. Ich habe hart dafür gearbeitet, wieder hier im Finale zu stehen", so der Schweizer. Vor allem, wenn es mal nicht so gut lief bewies der Rekordchampion Nervenstärke: Alle vier Breakbälle von Stan the Man konnte er abwehren.
Er selbst hingegen brachte 5 seiner 11 Versuche erfolgreich unter - ein guter Wert. Nun hat er die Chance, seinen ersten Grand Slam seit Wimbledon 2012 zu gewinnen.
Die ATP-Weltrangliste
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