Sensationell! Brown wirft Nadal raus

SPOX
03. Juli 201511:27
Dustin Brown gelang die bisher größte Überraschung des Turniersgetty
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Angelique Kerber lässt Anastasia Pavlyuchenkova in Runde zwei keine Chance, während Sabine Lisicki gegen Christina McHale deutlich mehr ackern muss. Tatjana Maria schießt den Vogel ab und Dustin Brown? Für den gibt's keine Worte! FedEx und Murray geben sich keine Blöße.

Damen - 2. Runde (alle Matches):

Angelique Kerber (GER/10) - Anastasia Pavlyuchenkova (RUS) 7:5, 6:2

Wer nach dem vergleichsweise ausgeglichenen ersten Satz ein spannendes, langes Match erwartet hatte, sah sich schnell auf dem Holzweg: Kerber ließ im zweiten Satz überhaupt nichts anbrennen, die Kielerin leistete sich nur einen einzigen Unforced Error und schlug auf der anderen Seite zwölf Winner. Bei Pavlyuchenkova war so die Luft letztlich doch schnell raus.

Noch im ersten Satz hatte Kerber die Russin immer wieder im Spiel gehalten, weil sie unnötige Fehler machte und sich einige Unkonzentriertheiten erlaubte. Doch die Laufleistung stimmte von Beginn an und Pavlyuchenkova verpasste es, die Kielerin in den kritischen Momenten ernsthaft unter Druck zu setzen.

"Anastasia hat gut angefangen, und ich habe unnötige Breaks kassiert", analysierte Kerber, wollte sich mit dem Match aber nicht lange aufhalten. "Ich bin zufrieden, und vor allem fühle ich mich gut", sagte sie.

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Am Samstag spielt Kerber gegen Garbine Muguruza um den Einzug ins Achtelfinale, gegen die Spanierin hatte sie zuletzt bei den French Open in Paris verloren. "Ich werde versuchen, die Revanche zu nutzen", sagte Kerber: "Sie spielt relativ gutes Rasentennis, schlägt gut auf und macht viel Druck. In Paris war ich im dritten Satz zu kurz, ich muss die Länge finden, damit sie nicht draufgehen kann."

Sabine Lisicki (GER/18) - Christina McHale (USA) 2:6, 7:5, 6:1

Gegen McHale erwartete Lisicki ein deutlich härteres Stück Arbeit, als vorher anzunehmen war - doch letztlich gelang es ihr, das Momentum gerade noch rechtzeitig umzudrehen. Ab Mitte des zweiten Satzes lief es bei Lisicki um Welten besser, auch weil McHale jetzt ebenfalls Fehler unterliefen. Per Break schnappte sie sich den zweiten Satz und die Partie kippte.

Im finalen Durchgang klappte bei Lisicki alles, die Konzentration und die Körpersprache stimmten und sie nutzte ihre Breakchancen jetzt konsequent. McHale hatte den Faden dagegen komplett verloren, im dritten Satz gelangen ihr nur drei Winner. Lisicki verzeichnete derer 13.

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Dabei hatte noch im ersten Satz alles genau umgekehrt ausgesehen. 14 Unforced Errors unterliefen Lisicki alleine im ersten Durchgang, während McHale diejenige war, bei der alles funktionierte. Auch Anfang des zweiten Satzes schien Lisicki kurz vor dem Aus, doch mit viel Herz kämpfte sie sich zurück und wurde am Ende belohnt.

"Ich war ein bisschen nervös zum Start, weil das mein liebster Platz auf der Welt ist", sagte Lisicki im Siegerinterview in den Katakomben des Centre Court: "Das Publikum hat mir geholfen, und ich habe mich auf jeden Punkt einzeln konzentriert. Es ist gut, solch ein enges Match am Anfang des Turniers zu haben, ich glaube, ich kann aber viel besser spielen."

Magdalena Rybarikova (SVK) - Ekaterina Makarova (RUS/8) 6:2, 7:5

Anfang des zweiten Satzes schien die Favoritin das Blatt doch wenden zu können: Makarova hatte die Chance auf das frühe Break, doch wie schon das ganze Spiel über war sie im entscheidenden Moment nicht da. Rybarikova wehrte die Break-Chance, wie insgesamt drei weitere, ab und konnte sich den Satz und damit das Spiel ihrerseits am Ende per Break sichern.

Im Gegensatz zu der Favoritin (2/6) nutzte Rybarikova, symptomatisch für die ganze Partie, fünf ihrer sechs Break-Chancen. Makarova hatte das ganze Match über große Probleme gegen die Nummer 65 der Weltrangliste und schien nie wirklich in die Partie zu finden. Die Slowakin ließ sich nicht zweimal bitten, herausragende elf Asse taten ihr Übriges.

Caroline Wozniacki (DEN/5) - Denisa Allertova (CZE) 6:1, 7:6 (8:6)

Allertova dürfte sich im Nachhinein ärgern, dass sie sich gegen die klare Favoritin nicht schneller zurechtfand - denn wie aus dem Nichts hatte sie plötzlich die Chance, die Partie zu drehen. Im ersten Satz ging für die Tschechin noch alles viel zu schnell, nach 23 Minuten hatte Wozniacki den Satz in der Tasche. Kein Ass, vier Doppelfehler und zehn Unforced Errors standen für Allertova zu Buche und Wozniacki schien ohne größere Mühe in die nächste Runde marschieren zu können.

Doch der zweite Satz sollte deutlich fordernder werden. Allertova leistete sich zwar zunächst weiter viel zu viele Fehler, wurde aber fast wie auf Knopfdruck plötzlich stärker und kämpfte sich nach 1:5-Rückstand auf 5:5 heran. Wozniacki schien schon ein wenig abgeschaltet zu haben und hatte Mühe, wieder hochzufahren. Erst in einem extrem engen Tie-Break konnte sie schließlich den dritten Satz verhindern.

Petra Kvitova (CZE/2) - Kurumi Nara (JPN) 6:2, 6:0

Das ging zügig! Nur 58 Minuten benötigte Petra Kvitova für den Einzug in die dritte Runde. Dass die Partie so schnell ein Ende fand, lag allen voran an der viel zu passiven Kurumi Nara. Der Japanerin gelangen im gesamten Match kein einziges Ass und nur drei Winner.

Kvitova war über beide Sätze die deutlich bessere Spielerin, erzielte 23 Winner und agierte vor allem beim eigenen Aufschlag sicher - die Tschechin ließ keinen einzigen Breakball zu. In einem Match, in dem ein Klassenunterschied deutlich erkennbar war, erzielte Kvitova fast doppelt so viele Punkte wie Nara.

Tatjana Maria (GER) - Ying-Ying Duan (CHN) 1:6, 6:2, 10:8

Kerber und Lisicki haben es vorgemacht. Und auch die vierte Deutsche Tatjana Maria hatte gegen Bouchard-Bezwingerin Ying-Ying Duan eine reale Chance. Doch der erste Durchgang entwickelte sich zum Alptraum. Die Württembergerin gab ihre ersten beiden Aufschlagspiele ab, während die Chinesin durch einen starken zweiten Service und gut platzierte Winner dominierte. Nach 23 Minuten hieß es 6:1 Miss Duan.

Alles roch nach einer Klatsche für die Nummer 78 der Welt, doch ihr Service wurde stabiler. 85 Prozent der Punkte gingen auf das Konto der Deutschen, wenn der Erste kam. Im Gegenzug leistete sich die Chinesin elf Unforced Errors, Maria nur drei. Das Resultat: 6:2, Satzausgleich!

Nachdem die vorherigen Sätze wild in die eine und die andere Richtung schlugen, zeichnete sich auf Court No. 11 ein Duell auf Augenhöhe ab. Maria konterte Duans Break bei 2:2 mit dem sofortigen Re-Break. Das Spiel ging in die Verlängerung. 9:8 Maria, beide brachten ihre Spiele einigermaßen durch. Dritter Matchball für die Deutsche, Duan dominierte den Ballwechsel, Maria weit hinter der Grundlinie, Slice, immer wieder der Slice der Deutschen: Nach gefühlten 15 Schlägen hin und her zappelte der Ball im Netz, Maria reckte die Arme hoch, die Chinesin machte den Fehler mit der Rückhand. Game, Set and Match und Blondie singt "Maria, you've gotta see her". Freude pur. In Runde drei geht es gegen Madison Keys aus den USA.

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Die WTA-Weltrangliste

Herren - 2. Runde (alle Matches):

Dustin Brown (GER) - Rafael Nadal (ESP/10) 7:5, 3:6, 6:4, 6:4

Arme in die Höhe und einfach nur genießen! Nach 2:37 Stunden konnte Dustin Brown genau das tun. Dominant und unaufgeregt warf er Mitfavorit Nadal aus dem Turnier! Aber wie lässig ist dieser Kerl bitteschön?

Dass Brown Nadal sicher einige Spiele lang ärgern werden würde, hatten sich vor dem Spiel schon einige gedacht. Spätestens, als der Deutsche sein zweites Aufschlagspiel abgegeben hatte, sah es aber nach alles anderem als einer Überraschung auf. Doch Brown fand überraschend schnell zurück zu seiner Lockerheit, spielte fast schon frech vorne vom Netz und konterte Nadals Angriffe stets mit unaufgeregten Lobs und Stops - der Mallorquiner war sichtlich genervt.

So schnappte sich Brown noch zwei Breaks zum 3:3 und 7:5 und brachte den ersten Satz nach Hause. Im zweiten Durchgang drehte Nadal den Spielverlauf dahin, wo ihn die Meisten sicher schon von Anfang an erwartet hatten: Der Mallorquiner spielte druckvoll und ließ bei seinem Aufschlag (80 Prozent seiner ersten Angaben führten zum Punkt) nichts anbrennen. Brown gab zwei Breaks her - 3:6.

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Von gebrochenem Widerstand konnte aber längst nicht die Rede sein. Brown kam noch entspannter, aber stärker ins Spiel, als er es ohnehin schon war und zwang Nadal mit gutem Serve-and-Volley zu Präzisionsschlägen, die der Spanier überhaupt nicht auf die Reihe bekam. Spannung pur! Letztlich reichte Brown das eine Break zum 3:2, um den denkbar engen Satz (36:33 Punkte) zu gewinnen.

Die Überraschung war längst keine mehr. Der Rastaman ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen und krallte sich direkt im vierten Satz Nadals Aufschlagspiel zum 1:0. Selbst mit der Führung ließ er sich nicht verrückt machen und drückte sein Spiel durch - ehe er beim Stand von 5:3 schon die ersten beiden Break-Bälle zum Sieg bekam. Nadal wehrte stark ab, hatte im letzten Spiel dann aber keine Chance. Bei eigenem Aufschlag nutzte Brown seine nächste Chance zum Sieg - unfassbar!

"Ich habe nie zuvor auf diesem Platz gespielt, ich war noch nicht einmal im Stadion. Ich wusste nicht, was passiert, aber es war einfach für mich, weil ich gegen Rafa nichts zu verlieren hatte", sagte Brown. Nadal dagegen war komplett niedergeschlagen: "Der Gegner und ich selbst - die Kombination hat mich verlieren lassen. Das ist traurig, aber ich muss es akzeptieren", so der unterlegene Spanier.

Andy Murray (GBR/3) - Robin Haase (NED) 6:1, 6:1, 6:4

Keine eineinhalb Stunden brauchte Murray, um seinen zu keinem Zeitpunkt gefährdeten Einzug in die dritte Runde perfekt zu machen. Der Brite war von Beginn an unfassbar souverän, profitierte gleichzeitig aber auch von einer desolaten Vorstellung seines Gegenübers.

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Haase leistete sich trotz der kurzen Spieldauer 27 Unforced Errors und sechs Doppelfehler, schnell passte auch die Körpersprache nicht mehr und der Niederländer gab ein Aufschlagspiel nach dem anderen ab. Murray auf der anderen Seite zog trotz haushoher Überlegenheit sein Spiel konzentriert durch und hatte zunehmend sichtlich Spaß auf dem Court. Nachdem Haase dann im dritten Satz kurzzeitig nochmal ran kam, machte Murray schließlich kurzen Prozess.

"Ich habe wirklich gut begonnen und Robin hatte Probleme, in das Match zu kommen", erklärte er anschließend: "Er hat Mitte des zweiten Satzes dann etwas besser gespielt und im dritten Satz war es das Spiel, das ich erwartet hatte, mit längeren Ballwechseln. Aber ich bin sehr zufrieden mit meinem Spiel. Ich hatte nach der ersten Runde das Gefühl, dass ich einige Dinge besser machen könnte, aber heute habe ich viel besser gespielt."

Roger Federer (SUI/2) - Sam Querrey (USA) 6:4, 6:2, 6:2

Der Rasenkönig marschiert weiter: Roger Federer gab sich auch gegen Sam Querrey keine Blöße und ist weiter ohne Satzverlust. Dabei war der Schweizer in allen Belangen der bessere Spieler. Besonders in den Sätzen zwei und drei konnte Federer dem Spiel seinen Stempel aufdrücken und ließ Querrey keine Chance.

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Vor allem nach dem zweiten Aufschlag und am Netz schwächelte der US-Amerikaner - nicht einmal 50 Prozent der Punkte konnte Querrey hier für sich gewinnen. Federer nutzte die Fehler seines Gegners meist gnadenlos aus und spielte mit einer unglaublichen Sicherheit. Nur zehn Unforced Errors unterliefen der ehemaligen Nummer eins der Welt im gesamten Match.

Auf diese Leistung kann FedEx, der in der dritten Runde auf den Australier Sam Groth trifft, definitiv aufbauen.

Tomas Berdych (CZE/6) - Nicolas Mahut (FRA) 6:1, 6:4, 6:4

6:4, 3:6, 6:7 (7:9), 7:6 (7:3) und 70:68, elf Stunden und fünf Minuten Spielzeit. 2010 schied Nicolas Mahut gegen John Isner lang und grausam aus. Tomas Berdych ersparte ihm lange Wartezeiten und fertigte ihn deutlich schneller ab.

Eine halbe Stunden gespielt, da ging der erste Satz auch schon an den Favoriten aus Tschechien. Berdych bekam insgesamt sechs Breakchancen, zwei davon nutzte er zum 6:1. Der zweite Durchgang begann ähnlich schlimm für den Franzosen, zweimal den Service versemmelt, 5:1 für Berdych. Doch Berdych verlor den Fokus und ließ Mahut auf ein Break heran, ehe er den Satz standesgemäß mit 6:4 beendete.

Der deutsche Sahnetag 4 im RE-LIVE

Sektion drei zeigte sich ausgeglichener, allerdings kam nur Mahut bei eigener Angabe in Bedrängnis. Dies nutzte die Nummer sechs der Setzliste beim Stand von 2:2 zu seinem Vorteil, der Rest war Formsache.

Ivo Karlovic (CRO) - Alexander Dolgopolov (UKR) 5:7, 6:3, 6:4, 6:7 (4:7), 13:11

Marathon-Match für die Fans! Ivo Karlovic und Alexander Dolgopolov hielten die Zuschauer auf Court No. 18 bis knapp 21 Uhr Ortszeit auf dem Tennisareal.

Satz eins ging an den Ukrainer, der bei 6:5 das entscheidende Break machte, nachdem Karlovic für seine Verhältnisse verhaltene acht Asse servierte. Im zweiten Durchgang machte der kroatische Hüne das frühe Break und zog bis zum Satzgewinn humorlos durch.

Karlovics Erster kam immer besser zur Geltung, auch wenn im dritten Satz nur fünf zu Buche standen, bei 4:4 nutzte er seine fünfte Breakchance zur 2:1-Satzführung. Kein Karlovic-Match ohne Tie Break - so auch in dieser Partie, allerdings zugunsten des Gegners. Karlovic schlug zwar besser auf, aber seine Netzarbeit (54 Prozent) war ausbaufähig.

Das Highlight hoben sich die Kontrahenten für den Schlusssatz auf. Bei 9:10 wehrte Dolgopolov zwei Matchbälle ab, konnte aber seine Serviceprobleme nicht stoppen. Karlovic schnappte sich mit Matchball Nummer drei bei 12:11 das Spiel. Die Nummer 23 der Setzliste hämmerte insgesamt 53 Asse in den heiligen Rasen. In der nächsten Runde trifft er auf den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga.

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Die ATP-Weltrangliste