Am fünftem Tag von Wimbledon muss Andrea Petkovic gegen Zarina Diyas die Segel streichen und kann die Tränen der Enttäuschung nicht unterdrücken. Stan Wawrinka lässt hingegen nichts anbrennen. Auch Topfavorit Novak Djokovic gibt sich keine Blöße und fertigt Bernard Tomic in drei Sätzen ab.
Damen - 3. Runde (alle Matches):
Lucie Safarova (CZE/6) -Sloane Stephens (USA) 3:6 6:2 6:1
Den Anfang hätte sich Safarova sicherlich anders vorgestellt. Zwar holte sie gewohnt souverän ihre ersten beiden Services. Beim 2:3 kassierte sie allerdings das entscheidende Break zum Satzverlust - zu Null. Stephens blieb bei eigenem Aufschlag gnadenlos, lies anschließend keine Breakchance zu.
Im zweiten Durchgang wendete sich das Blatt zu Gunsten der French-Open-Finalistin. Trotz hoher Fehlerzahl kam der erste Aufschlag in drei von vier Fällen. Safarova variierte besser, während die US-Amerikanerin an der Grundlinie festklebte. Verdienter Satzausgleich.
Ab diesem Moment fristete Stephens ein Schattendasein. Im Entscheidungssatz gab sie zweimal ihren Aufschlag zu Null ab, ganze 25 Minuten dauerte die konzentrierte Vorstellung von Safarova, die sich wohl gedacht hat: "Das hätte heute schneller gehen können". Wie dem auch sei: Im Achtelfinale geht es erneut gegen eine junge US-Lady. Coco Vandeweghe fegte Sam Stosur in 62 Minuten vom Court.
Maria Sharapova (RUS/4) - Irina-Camelia Begu (ROU/29) 6:4, 6:3
Es dauerte einige Zeit, bis Maria Sharapova in die Partie fand. Gleich zu Beginn des Matches verlor sie ihr erstes Aufschlagspiel gegen Irina-Cemelia Begu, konnte sich anschließend aber immerhin das sofortige Re-Break holen. Die Rumänin spielte im ersten Satz lange auf Augenhöhe mit Sharapova, ehe sie beim Stand von 4:5 ihren Aufschlag abgab und den Satz damit verlor.
In Satz zwei lief für die Nummer vier der Setzliste dann lange alles nach Plan. Sharapova fand zu ihrer gewohnten Sicherheit zurück und leistete sich - im Gegensatz zu ihrer Gegnerin - kaum einen unerzwungenen Fehler. Bis zum 5:0 sah es danach aus, dass die Favoritin nun kurzen Prozess machen würde. Doch es kam anders: Begu verkürzte nochmals auf 3:5, ehe Sharapova schließlich doch den Sack zu machte und nach einer Stunde und 23 Minuten ins Achtelfinale einzog. Dort muss die 28-Jährige definitiv eine konstantere Leistung auf den Platz bringen.
Hawk Eye Damen: Kaltstart zum Serena-Slam
Zarina Diyas (KAZ)- Andrea Petkovic (GER/14) 7:5, 6:4
Nachdem Petko die ersten beiden Matches in Windeseile gewonnen hatte, dachten viele an eine Fortsetzung in Runde drei. Doch diesen Gefallen tat ihr Gegnerin Zarina Diyas nicht - ganz im Gegenteil.
Diyas zeigte in Satz eins ihre große Variabilität, wechselte das Tempo, spielte klug gegen eine sich schlecht bewegende Petkovic. Zwar machten beide viele Fehler, aber am Ende entschied die bessere Chancenauswertung. Petko hatte fünf Gelegenheit zum Break, Diyas nutzte eine von zwei zum 7:5-Satzgewinn. Petkovic ließ ihren Frust an ihrem Team auf der Tribüne aus. "Warum guckt ihr in die andere Richtung, wenn ich Eure Unterstützung brauche?", greinte die 27-Jährige.
Gut, auch Lisicki hatte einen schlechten Start am gestrigen Nachmittag, bei der Darmstädterin zog sich die Abwärtsspirale allerdings unentwegt fort. Das gleiche Spiel wie in Durchgang eins: Die Kasachin schnappte bei zwei von drei Breakchancen eiskalt zu, die Darmstädterin lies weitere vier Chancen aus. 1:4 aus der Sicht der deutschen Nummer zwei! Petko konnte sich ein Break wieder holen, dann kochten die Emotionen. Breakball Diyas, wieder eine lange Rallye, Netzroller, der Ball fliegt rein, 5:2 für den Underdog. Petko lamentierte, setzte sich genervt auf die Bank und fing an zu weinen.
Eine psychologische Reinigung? Nur kurz. Petko holte das Re-Break, nur um dann zwei Matchbälle bei eigenem Aufschlag abwehren zu müssen. Am Ende nützten die Tränen nichts, Diyas leistete sich ein paar Fehler weniger und zog mit dem dritten Matchball bei eigenem Service verdient ins Achtelfinale ein.
In der anschließenden Pressekonferenz brach Petkovic erneut in Tränen aus und sprach von "familiären Problemen", auf die sie nicht näher eingehen wollte. Petko bleibt eine Wundertüte und kann sich nun auf die Hard-Court-Saison vorbereiten. Ihre Gegnerin trifft auf Maria Sharapova.
Serena Williams (USA/1) - Heather Watson (GBR) 6:2, 4:6, 7:5
Das war eng! Nach einem echten Kraftakt hat Serena Williams den Einzug ins Achtelfinale geschafft. Die sonst so souveräne Nummer eins der Welt stand dabei gegen Heather Watson mehrfach mit dem Rücken zur Wand, ging aber nach zwei Stunden und 15 Minuten doch noch als Siegerin vom Platz.
Dass die Partie einen so engen Spielverlauf nehmen würde, war nach dem ersten Satz nicht zu erwarten. Diesen dominierte Williams fast nach Belieben und zeigte sich besonders über ihren ersten Aufschlag gefährlich. Im zweiten Durchgang wendete sich jedoch das Blatt und der Außenseiterin gelang der Satzausgleich.
An diese Leistung konnte Watson, die von den britischen Fans frenetisch umjubelt wurde, in Satz drei anknüpfen. Nach wenigen Minuten führte sie bereits 3:0, ehe es im vierten Spiel sechs Mal über Einstand ging. Dieses entscheidende Aufschlagspiel ging schließlich an Williams, die dadurch neue Kräfte freisetzen konnte und sich zurück kämpfte. Nach mehreren umkämpften Spielen nutzte die US-Amerikanerin ihren dritten Matchball zum 7:5.
Watson machte es Williams insbesondere durch ihr sicheres Spiel schwer. Im gesamten Match unterliefen der Britin nur elf Unforced Errors - Williams machte drei Mal so viele unerzwungene Fehler. Jedoch war Williams über weite Strecken auch die aktivere und risikofreudigere Spielerin, was die 53 Winner der French-Open-Siegerin zeigen.
Die WTA-Weltrangliste
Herren - 3. Runde (alle Matches):
Stan Wawrinka (SUI/4) - Fernando Verdasco (ESP) 6:4, 6:3, 6:4
Nicht spektakulär, aber dafür umso souveräner fertigte Stan seinen spanischen Kontrahenten ab. Verdasco konnte einem fast leidtun: Der Spanier spielte nicht schlecht - gewiss nicht -, aber Wawrinka packte in den entscheidenden Momenten einfach die richtigen Schläge aus, wodurch der immer wieder aufstrebende Verdasco stets ausgebremst wurde.
Satz eins: Wawrinka ließ nichts zu, holte sich beim Stand von 5:4 das eine entscheidende Break und schnappte sich den Durchgang. Satz zwei: Wawrinka ließ immerhin zwei Breakchancen zu, wehrte diese aber ab und krallte sich mit einer starken Punktequote beim ersten Aufschlag (83 Prozent) wieder das Break zum 5:3. Satz drei: Verdasco war gut im Spiel und brachte viele starke Returns ins Feld, scheiterte aber wieder an Stans gleichgültigen und lässigen Spielweise. In dem einen Moment, in dem sich Verdasco am meisten über sich selbst aufregte, schlug Wawrinka zu: Stop, darauf ein starker Lob - Break zum 5:4 und die Vorentscheidung. Den ersten Matchball verwandelte er per Ass, welches Verdasco vergeblich noch einmal callte - ohne Erfolg.
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Verdascos große Stärke war im gesamten Match der Aufschlag, der Wawrinka ein ums andere Mal überforderte. Auf der anderen Seite war der Außenseiter aber nicht in der Lage, den Schweizer bei dessen Angaben ernsthaft zu gefährden. Im Achtelfinale trifft Wawrinka nun auf David Goffin, der Marcos Bagdatis in drei Sätzen besiegte.
"Bisher lief alles perfekt. Jetzt habe ich ein bisschen Zeit zur Regeneration. Ich gehe weiterhin zuversichtlich in meine Spiele. Ich fühle mich gut und habe mittlerweile ja auch ein bisschen Erfahrung gesammelt. Ich weiß, was auf mich zukommt", sagte Wawrinka anschließend.
Nick Kyrgios (AUS/26) - Milos Raonic (CAN/7) 5:7, 7:5, 7:6 (7:3), 6:3
Die Top-Ten-Spieler schwinden - dabei begann das Match erwartungsgemäß: Gleichauf, aber doch mit Vorteilen aufseiten Raonics schnappte sich der favorisierte Kanadier Satz eins, nachdem er im zwölften Spiel Kyrgios den Aufschlag abnahm. Vor allem über den ersten Aufschlag lief bei Raonic vieles richtig (81 Prozent gewonnene Bälle) und auch am Netz spielte er stark auf (79 Prozent).
Den kleinen Vorteil, den sich der Kanadier im ersten Satz erspielt hatte, gab er in den folgenden Durchgängen aber kontinuierlich ab. Das hatte auch damit zu tun, dass Kyrgios deutlich über sich hinauswuchs: Starke 68 Prozent der ersten Aufschläge landeten im Feld, von denen er wiederum überragende 22 von 23 im zweiten Satz auch in Punkte ummünzte. Dazu ein verwandelter Breakball zum zwischenzeitlichen 6:5 - Satzgewinn Raonic.
Das Duell auf Augenhöhe setzte sich auch danach fort: Keinem der Kontrahenten gelang im dritten Durchgang das Break, im Tie Break war Kyrgios dann einfach nervenstärker und nutzte das lautstarke Publikum zum entscheidenden Vorteil. Den baute er im letzten Satz aus, als der Australier das gewinnbringende Break zum 5:3 schaffte und bei eigenem Aufschlag anschließend den ersten Matchball verwandelte.
Novak Djokovic (SRB/1) - Bernard Tomic (AUS/27) 6;3 6:3, 6:3
Achtelfinale? Kein Problem für den Djoker. Novak Djokovic wackelte im ersten Satz nur einmal bei 1:1 als er vier Mal über Einstand musste, der Rest war ein lockeres Sparring gegen Bernard Tomic. Ein einziger Breakball genügte, nach 28 Minuten war Satz eins mit 6:3 durch.
Auch im zweiten Satz tat sich Tomic schwer, verlor ab 3:3 zweimal nacheinander den Aufschlag. Da konnte sich Beckers Schützling schon den ein oder anderen unnötigen Fehler leisten. Wieder 28 Minuten, 2:0-Satzführung.
Tomic, 2011 schon mal im Viertelfinale von Wimbledon, wehrte sich noch etwas, aber selbst ein 40:0 bei Aufschlag Djokovic reichte nicht. Danach lief alles wie gewohnt: Tomic verlor die Nerven, der Serbe breakte. Nach 92 Minuten war die Vorstellung vorbei. In der nächsten Runde wartet der Südafrikaner Kevin Anderson - vielleicht mit Gegenwehr.
Beckers Triumph 1985: "Ich haue einfach drauf"
Marin Cilic (CRO/9) - John Isner (USA/17) 7:6, 6:7, 6:4, 6:7, 10:10 - Abbruch wg. Dunkelheit
Vier Stunden und 15 Minuten standen Marin Cilic und John Isner bereits auf dem Platz, als die Partie wegen Dunkelheit abgebrochen werden musste. Bis dahin war es ein Duell auf Augenhöhe mit Vorteilen für Cilic.
Der Kroate hat 21 Punkte mehr als sein Gegenüber erzielt, deutlich mehr Winner und weniger Unforced Errors zu verzeichnen. Auch ist die Nummer neun der Setzliste nach eigenem Service gefährlicher als Aufschlagriese Isner.
Doch der US-Amerikaner war in den Tiebreaks der Sätze zwei und vier hellwach und konnte so wiederholt den Satzausgleich erzielen. Voll konzentriert war Isner auch, als er im fünften Satz einen Matchball von Cilic abwehren musste. Nachdem der 2,08 Meter große Amerikaner zum 10:10 ausglich, packten beide Spieler ihre Taschen und die Partie wurde vorzeitig beendet. Morgen wird das Match fortgesetzt.
Die ATP-Weltrangliste
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