Kemba vs. Nolan: "Das wäre der Wahnsinn!"

Philipp Dornhegge
17. März 201115:30
Kemba Walker ist einer der besten Scorer der NCAA. Das weiß auch Pittsburghs Brad WanamakerGetty
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Es ist wieder soweit: Das alljährliche Basketball-Turnier der NCAA steht an! 2011 gibt es, anders als im Vorjahr, eigentlich keinen absoluten Topfavoriten, dafür etliche starke Teams, die sich ernsthafte Hoffnungen auf den Titel der besten College-Mannschaft des Jahres machen dürfen. Für SPOX tippt FC-Bayern-Star Jonathan Wallace den Ausgang des Turniers.

In den USA herrscht dieser Tage Ausnahmezustand. Alle Sportfans fiebern dem Start des NCAA-Turniers entgegen. In Deutschland geht es vielen nicht anders - auch Jonathan Wallace nicht. Der Spielmacher hat gerade mit dem FC Bayern den Aufstieg in die BBL sicher gestellt und drückt jetzt seiner ehemaligen Universität die Daumen. Mit den Georgetown Hoyas stand er 2007 selbst im Final Four.

Für SPOX sagt Wallace das komplette Turnier voraus - und beleuchtet dabei in allen vier Regionen die Topteams, die spannendsten Duelle, die besten Spieler und mögliche Überraschungen.

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East Region

Final-Four-Pick: Syracuse schafft es ins Final Four, weil es die beste Zone des Landes spielt. Viele Teams sehen so eine Zone nicht oft, deshalb haben es die Gegner der Orangemen schwer. In der ersten Runde werden sie keine Probleme haben, ganz im Gegensatz zur zweiten Runde, wo sie nach meiner Prognose mit Marquette auf einen Big-East-Rivalen treffen. Danach glaube ich, dass sich vor allem die Erfahrung von Scoop Jardine und Brandon Triche durchsetzt. Sollte Syracuse entgegen meiner Vorhersage doch auf Ohio State treffen, hat es mit Rick Jackson (10,6 Rebounds pro Spiel) den perfekten Gegenspieler für Jared Sullinger. Wer den Youngster in Foulprobleme bringen oder anderweitig aus dem Spiel nehmen kann, hat gegen die Buckeyes sehr gute Aussichten auf Erfolg.

Players to watch: Jared Sullinger (Ohio State), Harrison Barnes (UNC). Zwei Freshmen, die die NCAA derzeit gewaltig rocken. Barnes wurde nach den ersten Wochen der Saison viel kritisiert, spielt aber inzwischen so stark, dass er jederzeit ein Spiel allein gewinnen kann. Go-To-Guy der Tar Heels ist er schon. Sullinger ist ein Biest an den Brettern. Ein phänomenaler Rebounder mit exzellenten Händen, der in Korbnähe von den meist unterlegenen Spielern im Prinzip nur per Foul zu stoppen ist. An der Freiwurflinie hat er jedoch einen sehr ordentlichen Touch. Das macht ein Taktik a la Hack-A-Shaq unmöglich.

Blog vom mySPOX-User cbeh: Upset-Alerts der March Madness

Blowout-Tipp: North Carolina - Washington. In der ersten Runde werden sich alle Favoriten ohne große Mühe durchsetzen - abgesehen von Xavier. Aber auch in der zweiten Runde sehe ich ein klares Ergebnis, das viele andere vielleicht überraschen wird. Washington spielt zwar einen interessanten Basketball, verliert aber gerne mal die Kontrolle und lässt sich zu wilden Aktionen hinreißen. Das könnte sich gegen die Tar Heels rächen.

Top-Matchup: Marquette - Syracuse. Die erste Runde kickt mich noch nicht so besonders, aber in der zweiten geht's rund! Big-East-Klub gegen Big-East-Klub, so liebe ich es. Die Golden Eagles sind der Underdog, haben die Orangemen im einzigen Duell der regulären Saison aber geschlagen. Einerseits weiß Marquette also, wie man vorgehen muss, andererseits wird Syracuse hoch motiviert in dieses Spiel gehen.

Upset-Tipp: Villanova findet immer einen Weg, im Turnier den Schalter umzulegen. Coach Jay Wright ist ein Klassemann. Und sie haben gute Guards: Corey Fisher, Corey Stokes und Maalik Wayns können das Spiel schnell machen und Ohio States Post-Game egalisieren. Guards sind im Turnier der Schlüssel für den Erfolg. Wenn deine Guards das Tempo diktieren und den Ball kontrollieren können, dann hast du immer eine gute Chance.

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Southwest Region

Final-Four-Pick: Kansas ist unheimlich tief besetzt, sie haben eine tolle Balance: schnelle, athletische Guards, gute Werfer auf dem Flügel und natürlich die Morris-Zwillinge Marcus und Markieff unter den Körben. Das ist vielleicht das beste Big-Man-Duo des Landes. Wenn ich mir meine Final-Four-Picks ansehe, fällt mir sofort auf, dass jedes Team eine klare Identität hat: Syracuse spielt die beste Zone, Duke ist erfahrener und Pittsburgh tougher als alle anderen. Kansas setzt auf Balance in der Offense und seine enorme Kadertiefe. Diese vier Teams sind jederzeit in der Lage, dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken und den Gegner zu einer Spielweise zu zwingen, die diesem nicht unbedingt gefällt. Das ist eine Qualität, die nicht viele College-Teams haben.

Players to watch: John Jenkins und Festus Ezeli (beide Vanderbilt). Mal abgesehen davon, dass das Spiel gegen Richmond richtig interessant und spannend werden könnte, lohnt sich das Einschalten wegen dieser beiden Jungs. Eigentlich sind es sogar drei, weil auch Jeffery Taylor ein Klasse-Mann ist und das Triumvirat der Commodores komplettiert. Aber Jenkins und Ezeli sind schon ein echter One-Two-Punch. Der eine, Guard Jenkins, ist ein begnadeter Shooter, der an guten Tagen auch nicht davor zurück schreckt, mit einer gegnerischen Hand im Gesicht hochzusteigen. Mit 19,5 Punkten ist er einer der besten Scorer des Turniers. Der andere, Big Man Ezeli, ist ein Baum von einem Mann, der unlängst zum Most Improved Player des Jahres gewählt wurde. Seine 12,8 Punkte und 6,2 Rebounds sehen nicht überragend aus, aber der Mann aus Nigeria trifft 58 Prozent seiner Würfe und hat mit dem Basketball Spielen erst angefangen, als er 2004 in die USA ausgewandert ist. Tatsächlich hat er da zum ersten Mal überhaupt an einem organisierten Sportprogramm teilgenommen - das allein spricht für sein Talent. Ezeli ist sicher nicht der nächste Olajuwon, aber NBA-Talent hat er allemal.

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Blowout-Tipp: Kansas - Boston University, Notre Dame - Akron. Die Southwest ist relativ ausgeglichen besetzt, weshalb ich eigentlich nur bei den beiden Topteams schon vorab einen klaren Sieg voraussagen möchte. Die Gegner sind alles andere als Furcht einflößend. Kansas haben wir schon abgehandelt, Notre Dame ist als Big-East-Team natürlich auch einiges zuzutrauen. NBA-Fans haben vielleicht Lust, sich Ben Hansbrough, den kleinen Bruder von Indiana-Pacers-Forward Tyler Hansbrough, anzusehen. Der Guard bietet das komplette Paket aus Spielmacher-Qualitäten, Wurfstärke und Zug zum Korb. Als Hauptdarsteller bei Notre Dames starker Regular Season wurde er zum Big East Player of the Year gewählt.

Top-Matchup: Georgetown - Purdue. Was denn sonst?! Meiner Meinung nach haben die Boilermakers das ganze Jahr über ohne Robbie Hummel am Limit gespielt und wurden dafür zurecht gelobt. Forward JaJuan Johnson (20,5 Punkte, 8,2 Rebounds) und Guard E'Twaun Moore (18,2 Punkte) sind stark, aber jetzt hat die Uni Kelsey Barlow für den Rest der Saison suspendiert. Der Sophomore macht im Schnitt zwar nur 5 Punkte, ist aber der beste Flügelverteidiger, den die Boilermakers haben. Ich erwarte, dass in der zweiten Runde Schluss ist. Georgetown geht zwar auch nicht in Topform ins Turnier. Point Guard Chris Wright hat sich vor einigen Wochen die linke Hand gebrochen. Er ist der Schlüsselspieler, ohne ihn gingen die letzten Spiele allesamt verloren, inklusive dem Erstrundenmatch im Big-East-Turnier. Damit sieht man unmittelbar vor der Turnieransetzung natürlich nicht gut aus. Zum Glück wurde Wright aber rechtzeitig wieder fit. Sein Comeback ist Gold wert. Er muss gar nicht viel punkten, aber er verteilt die Bälle perfekt und ordnet das Spiel. Seine Qualitäten als Leader sind unbestritten. Und die Southwest Region ist wie gemacht für die Hoyas. Mit der Erfahrung und Klasse von Wright und Austin Freeman, der dank der längeren Pause vor Turnierstart gut erholt sein sollte, ist da vieles möglich.

Upset-Tipp: Texas A&M - Notre Dame. Die Aggies sind ein interessantes Team, das einen völlig unkonventionellen Stil spielt. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Notre Dame nicht schmecken wird. Die Fighting Irish sind es aus der Big East gewohnt, auf eher langsam, kontrolliert und physisch spielende Gegner zu treffen. Texas A&M hat sehr athletische Spieler, die aufs Tempo drücken. Notre Dame hat natürlich überragende Schützen, damit hat man immer eine Chance. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie von der Athletik der Aggies nicht überwältigt werden.

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West Region

Final-Four-Pick: Duke hat enorme Erfahrung und die Siegermentalität, die man für das Turnier braucht. Nolan Smith und Kyle Singler führen das Team, Stephen Currys junger Bruder Seth ist ein Klasse-Guard, sie haben gute Schützen, die Plumlee-Brüder Mason und Miles sind unterm Korb solide. Und dank Coach und Taktikfuchs Mike Krzyzewski sind sie jederzeit, selbst in engen Spielen, in der Lage, sich gute und freie Würfe zu kreieren. Als Titelverteidiger weiß man einfach, wie der Hase im Turnier läuft. Davon abgesehen sehe ich keinen Grund, warum Duke nicht ins Final Four einziehen sollte. Ich glaube sogar, dass sie ihren Titel verteidigen - und zwar mit einem Finalsieg gegen Kansas. Das angekündigte Comeback von Top-Freshman Kyrie Irving ist für die Moral unheimlich wichtig, auch wenn er nicht unbedingt bei 100 Prozent ist.

Players to watch: Kemba Walker (Connecticut), Nolan Smith (Duke). Die beiden besten Spieler des Landes. Sich wie Walker gegen die knallharte Big-East-Konkurrenz Spiel für Spiel durchzusetzen und sein Team nicht nur zu einer tollen Saison, sondern auch noch zum Turnier-Titel zu führen, ist beeindruckend. Ich habe mir natürlich angeschaut, wie Walker innerhalb von fünf Tagen fünf Spiele fast im Alleingang gewonnen, dabei einen Game-Winner nach dem anderen versenkt und zudem einen neuen Punkterekord für das Big-East-Turnier aufgestellt hat. Smith ist auf den ersten Blick nicht so spektakulär. Aber er hat nach der Verletzung von Kyrie Irving das Ruder bei den Blue Devils übernommen und zeichnet sich zum einen durch enorme Leader-Qualitäten aus, zum anderen durch einen unvergleichlichen Siegeswillen. Dass er ein toller Stratege und exzellenter Scorer ist, steht sowieso außer Frage. Ein Duell zwischen den beiden in der Runde der Elite Eight wäre der Wahnsinn.

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Blowout-Tipp: San Diego State - Northern Colorado. San Diego State hat mit Kawhi Leonard den besten Rebounder des Landes im Team (10,7 Rebounds pro Spiel), mit Nate Wolters den drittbesten Passgeber (6,1 Assists pro Spiel) - und unlängst das Mountain-West-Turnier gewonnen. Zudem haben sie schon im letzten Jahr Turnier-Luft geschnuppert. Northern Colorado hat in Topscorer Devon Beitzel (21,4 Punkte pro Spiel) einen brauchbaren Spieler, aber gegen Topteams wie die Aztecs und vor allem auf dieser Bühne muss er sich erst noch beweisen.

Top-Matchup: Connecticut - Cincinnati. Im Prinzip ist das ganze Feld ab der zweiten Runde erste Sahne. Penn State fällt vielleicht ein bisschen ab, aber davon abgesehen darf man eigentlich kein Spiel verpassen. Für mich als ehemaliger Georgetown Hoya hat natürlich auch hier das Big-East-Duell zwischen Cincinnati und Connecticut besonderen Reiz - auch wenn für mich der Sieger schon feststeht. Nach allem, was ich bisher von ihm gesehen habe, ist Niels Giffey übrigens ein richtig guter Spieler.

Upset-Tipp: Penn State hat es bis ins Finale des Big-Ten-Turniers geschafft. Das spricht für die Stärke der Mannschaft, auch wenn der Finaleinzug eine kleine Überraschung war. Talor Battle ist einer der besten Shooter des Landes. Ansonsten sehe ich die Favoriten vorn. Rein von der Setzliste müsste San Diego State gegen Connecticut gewinnen, aber die Huskies kommen aus einer sehr viel tougheren Conference und haben nach dem Big-East-Sieg eine Menge Momentum.

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Southeast Region

Final-Four-Pick: Pittsburgh ist eine Mannschaft, die hart spielt und kämpft bis zum Umfallen. Außerdem haben sie die leichteste Region aller an 1 gesetzten Teams erwischt. Allein die Tatsache, dass sie auf kein Team treffen, dass ihre Spielweise gewohnt ist, ist ein riesiger Pluspunkt. Das frühe Aus im Big-East-Turnier hat auch durchaus etwas Positives. Ein Sieg ist natürlich gut für das Selbstvertrauen, aber auch die längere Pause und das zusätzliche Training können weiterhelfen. Pittsburgh hatte eine Woche mehr Zeit, um an den Schwächen zu arbeiten. Es ist nicht leicht, so einen Rückschlag positiv zu nutzen. Aber ich denke, die Panthers haben die mentale Stärke dafür.

Player to watch: Jimmer Fredette. Der Southeast Region fehlen die überragenden Spieler vom Kaliber eines Kemba Walker oder Nolan Smith. Fredette ist ein super Spieler, der Topscorer des Landes. Er kann werfen, zum Korb ziehen und seine Mitspieler einsetzen. Aber er hat es nicht jedes Spiel mit einem Topgegner zu tun. Die Mountain West Conference ist nicht die Big East. Und weil die Cougars eher dünn besetzt sind - nach der Suspendierung von Brandon Davies fehlt der beste Low-Post-Player und Rebounder - wird man wahrscheinlich nicht viel von Fredette sehen. Genauso wie von Jacob Pullen übrigens, dem Top-Scoring-Guard der Kansas State Wildcats. Er hat das gleiche Problem wie Fredette.

Blowout-Tipp: Florida - UC Santa Barbara. Mein Ex-Zimmerkollege Vernon Macklin studiert in Florida, seit er vor zwei Jahren gewechselt ist. Er war ein Freshman in Georgetown, als ich Senior war. Deshalb beobachte ich die Gators ein bisschen. Viele sagen, dass sie nicht gut genug für eine Nummer zwei sind, aber sie scheinen mir allemal ausgeglichener besetzt zu sein als zum Beispiel BYU, auf das die Gators in der Runde der Sweet Sixteen treffen könnten - nach meiner Vorhersage aber nicht werden. Florida muss gegen Santa Barbara auf Orlando Johnson aufpassen, einen der besten Scorer des Landes, aber ansonsten sollte es keine Probleme geben.

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Top-Matchup: Ganz ehrlich? Mir fehlen in dieser Regionen die Top-Stars, die ich anderswo sehe, und die Topteams, die Pittsburgh herausfordern können. Echte Spannung sehe ich da eigentlich nicht. Aus deutscher Sicht ist aber natürlich Gonzaga von Interesse. Mein Teamkollege Bastian Doreth erzählt mir ständig von Elias Harris. Ich muss zugeben, dass ich in diesem Jahr nicht so viel von den Bulldogs gesehen habe wie von anderen Teams, aber immerhin haben sie sich mit dem Sieg in der West Coast Conference Selbstvertrauen geholt und wollen sich gegenüber dem Zweitrunden-Aus 2010 sicher verbessern. Die Leistungen zuletzt waren sehr ansprechend. St. John's dagegen hat zwar starke Mannschaften geschlagen, unter anderem Duke, Pittsburgh und UConn. Aber eben fast nur zu Hause. Ich schätze, dass Harris und Co. nach dem Red Storm auch noch BYU aus dem Turnier nehmen.

Upset-Tipps: Michigan State. Die Spartans darf man nie unterschätzen! Tom Izzo ist ein fantastischer Coach, gegen diese erfahrene Truppe werden es UCLA und Florida verdammt schwer haben. Die Runde der Elite Eight ist drin, obwohl sie eine enttäuschende Saison gespielt und im Big-Ten-Turnier eine ernüchternde Pleite gegen Penn State kassiert haben.

Old Dominion - Butler. Die Monarchs werden in der breiten Öffentlichkeit kaum wahr genommen, aber sie sind schwer zu schlagen. Butler dagegen lebt noch ein bisschen vom Hype der letzten Saison. Auch wenn Old Dominion inzwischen eine andere Mannschaft hat: Ich musste in der Saison 2006/2007 am eigenen Leib erfahren, wie es ist, gegen Old Dominion zu verlieren.

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