Der französische Shootingstar Cyprien Sarrazin hat sich mit einem wahren Traumlauf beim Abschiedsrennen von Thomas Dreßen den nächsten Sieg im Abfahrtsklassiker von Kitzbühel gesichert. Einen Tag nach seinem ersten Triumph auf der Streif deklassierte der 29-Jährige seinen Rivalen Marco Odermatt aus der Schweiz um 0,91 Sekunden.
Es war ein Abschied, wie er würdevoller nicht hätte sein können. Als Thomas Dreßen um 12.52 Uhr an der Stätte seines größten Sieges ein letztes Mal abschwang, gab es kein Halten mehr. Nicht zuletzt der Franzose Cyprien Sarrazin, dem mit einem Traumlauf ein zweiter und grandioser Triumph auf der Streif in Kitzbühel gelang, stürmte auf den erfolgreichsten deutschen Abfahrer der Geschichte zu und ließ ihn hemmungslos hochleben.
Während ihm 45.000 Zuschauer zujubelten und sich sogar die VIPs auf der Tribüne um "Terminator" Arnold Schwarzenegger ihm zu Ehren zu Standing Ovations erhoben, wurde Dreßen im Zielraum gefeiert. Sarrazin bespritze den Sieger von 2018 mit Sekt, der zweitplatzierte Marco Odermatt (Schweiz) fiel ihm um den Hals, der drittplatzierte Dominik Paris und Romed Baumann stemmten ihn auf ihre breiten Schultern. Auch Ehefrau Birgit mit Töchterchen Elena vor dem Bauch, Mutter Monika und Bruder Michael steckten mittendrin im Trubel.
Dreßen war sichtlich gerührt - und überrascht ob der spontanen Aktion der bisherigen Kollegen, die damit ausrückten: Da geht ein ganz Großer unseres Sports. "Dass sie mich so empfangen ... es ist voll schön gewesen, ich habe gar nicht damit gerechnet, es war mega", sagte Dreßen mit einem Lächeln und betonte: "Es ist der perfekte Tag für mich." Kurz dachte er auch an "meinen Papa, der leider nicht da sein kann". Dirk Dreßen war 2005 bei einem Seilbahnunglück in Sölden ums Leben gekommen.
Als Dreßen mit der Startnummer 31 unter den Klängen seines Wunschsongs "Thunderstruck" von AC/DC und dem Jubel der Skifans auf die Strecke ging, stand Sarrazin bereits im Ziel und verstand die Welt nicht mehr. Einen Tag nach seinem ersten Sieg auf der Streif fuhr er bei Kaiserwetter "wie von einem anderen Planeten", wie Andreas Sander als bestplatzierter Deutscher (23.) beeindruckt sagte. Den vor ihm gestarteten Odermatt deklassierte der Senkrechtstarter der Saison um 0,91 Sekunden.
Sarrazin: "Der beste Moment meines Lebens"
"Ich kann das alles gar nicht begreifen, es ist verrückt, das ist sicher der beste Moment meines Lebens", sagte der aufgekratzte Sarrazin, der vor Begeisterung über seine Fahrt gleich ausgelassen auf die Werbebande sprang. Auf den Tag genau sechs Jahre nach Dreßens Triumph bestritt der 29-Jährige erst seine 14. Abfahrt im Weltcup: Von den vergangenen fünf Rennen hat er nun drei gewonnen, zweimal wurde er Zweiter - jeweils hinter Odermatt. Der drittplatzierte Paris lag 1,44 Sekunden zurück.
Dreßens bisherige Teamkollegen konnten da erneut nicht mithalten. Sander zeigte sich zwar verbessert im Vergleich zu Platz 48 am Vortag, hatte aber auch schon 2,54 Sekunden Rückstand. Außer ihm kam nur noch Simon Jocher (28.) in die Punkte. Romed Baumann (33.), Josef Ferstl (34.), Luis Vogt (37.) und Dominik Schwaiger (44.) verpassten eine Platzierung unter den ersten 30. Dreßen wurde 46. und Letzter - aber das war ihm herzlich egal.
Platz | Name | Zeit/Rückstand |
1. | Cyprien Sarrazin | 1:52.96 |
2. | Marco Odermatt | +0.91 |
3. | Dominik Paris | +1.44 |
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Sarrazin gewinnt erneut in Kitzbühel: 31 Fahrer sind jetzt im Ziel, 26 stehen noch oben. Trotzdem kann man Sarrazin eigentlich bereits zum Sieg gratulieren. Hier wird aller Voraussicht nach nichts mehr passieren.
Thomas Dressen (GER): Letzte Fahrt für den Deutschen im 79. Weltcup-Rennen. Eine gute Platzierung kommt am Ende nicht bei raus, das Publikum feiert ihn dennoch gebührend und frenetisch. Zum Abschied gibt es zudem eine Dusche von den Teamkollegen inklusive Sekt, ein würdevolles Ende im Weltcup-Zirkus!
Mathieu Bellet (FRA): Eine Fahrt ohne dramatische Fehler, aber eben auch ohne viel Höhen.
Franjo van Allem (SUI): Ist überraschend lange auf Kurs, sich auf die vorderen drei Plätze zu schieben. Doch die Einfahrt in die Traverse missglückt, der Schweizer scheidet aus.
Jared Goldberg (USA): Kein guter Tag für den US-Amerikaner, der 32-Jährige bricht nach weitem Rückstand schon im Gleitstück seine Fahrt ab.
Cristof Innerhofer (ITA): Nimmt dem Zweitplatzierten Odermatt im Gleitstück sogar etwas ab, muss sich am Ende aber auch weit hinten einreihen.
Daniel Danklmaier (AUS): Nach seinem Sturz gestern geht Danklmaier nicht das allerletzte Risiko – Verständlich! Damit landet der Österreicher aber nur auf Platz 19.